Hallo zusammen,
Das ist mein erster Post & Magnum Opus, und somit will ich mich auch der Community vorstellen. Ich bin männlich, 26, und seit ca. einem Jahr mit ADHS diagnostiziert.
Mein ADHS äußert sich hauptsächlich wie folgt:
- Probleme Fokus zu halten
- Niedrige Aufmerksamkeitsspanne
- Unkonzentriertheit
- Unaufmerksamkeit
- Vergesslichkeit
- Erschöpfung bei Unterstimulierung
- Gedankenkreisen bzw. dauerhafter Gedankenmonolog
- Wenig Kontrolle über Gedanken & Emotionen
- Niedrige Impulskontrolle
- Exekutive Dysfunktion
Es folgt ein längerer Post, der zwecks Kontext eine Aufzeichnung aller meiner Erfahrungen beinhaltet, weil ich mit meiner Situation aktuell am Ende bin, und hoffe, dass ich irgendeine Lösung finde.
Vielen Dank im Voraus an diejenigen, die sich die Zeit nehmen, meinen Post zu lesen & versuchen, hilfreiche Impulse beizusteuern.
LG!
Hintergrund zu meiner ärztlichen Betreuung:
Mein behandelnder Arzt gehört leider zu der „Hier, Ihre Diagnose & Betäubungsmittelrezept. Kommen Sie wieder wenn sie ein Rezept brauchen. Bitte keine weiteren Fragen. Viel Glück!“-Art. Informationen zur Eindosierung, Faktoren die die Wirkung beeinflussen, mögliche Nebenwirkungen, Risiken und sonstiges musste ich selbstständig recherchieren. Ist bescheiden, ja. Aber freie Plätze (selbst Plätze auf Wartelisten) bei Psychiatern finde seit einigen Jahren keine.
Anlass dieses Posts & mein Hauptziel:
Ich richte meine Story hier an euch, in der Hoffnung, dass jemand eventuell Erfahrungswerte oder hilfreichen Input hat, weil ich langsam völlig am Ende meiner Weisheit & Nerven bin, kurz davor bin sämtliche Stimulanzien aufzugeben und einfach mit den immensen sozialen & alltäglichen Problemen zu leben, die diese Diagnose mit sich bringt und zu hoffen dass ich nicht an Depressionen umkomme. Meine stark überwiegende Nebenwirkung, welche sich nicht mit Eingewöhnung auf das Medikament oder der aktuellen Dosis verändert hat ist eine extrem penetrante, dauerhafte Müdigkeit. Diese zu los zu werden ist aktuell mein absolutes Hauptziel.
Die besagte „Müdigkeit“ setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen:
- Stark vermehrtes Gähnen
- Brainfog
- Schwere Augenlider oder „müde“ Augen
- Empfundene, geistige Müdigkeit
- Keine körperliche Erschöpfung
- Eindämmung der therapeutischen Wirkung als Resultat
- (Basierend auf vorherigem Punkt) Trotz Müdigkeit unfähig einzuschlafen.
Verlauf meiner Medikamente:
Meine medikamentöse Reise begann mit Medikinet Adult. Ich reagierte selbst auf niedrige Dosen eher stark, 10-15 Milligramm waren mein Limit, danach wurden die Nebenwirkungen zu extrem. Primär löste Medikinet im Rebound extreme psychische Probleme aus bzw. verstärkte bestehende bis zum Punkt, an dem es riskant wurde.
Nach eindringlicher Bitte an meinen Arzt wurde ich auf Elvanse Adult umgestellt, das war vor drei Monaten. Die Eindosierung war relativ chaotisch, insbesondere Anfangs wo ich das Medikament eher wie MPH behandelt habe, und nicht konsistent in der Einnahme & Routine war.
Meine aktuelle Situation mit Elvanse:
Elvanse gefällt mir. An den Tagen, an denen es wie gewollt funktioniert, ohne Euphorie, ist es mein Idealzustand. Zusammengefasst habe ich 20mg bis 50mg durch, jeweils 1-2 Wochen pro Dosis in 10mg Schritten aufdosiert & versucht Wirkung/Nebenwirkungen im Blick zu behalten.
Zu meinen Erfahrungen der einzelnen Dosen:
20mg:
Nach Honeymoonphase deutliche, minimale therapeutische Wirkung. Wirkungszeitraum & Rebound gehen mit starken psychischen Nebenwirkungen einher. Angst & negative Gedanken/Emotionen werden verstärkt zunehmend bis zum Wirkungsnachlass nach durschnittlich 10 Stunden. Keine bzw. kaum Müdigkeit.
25mg:
Ich dachte, wenn 20mg psychisch nicht funktioniert, aber keine Müdigkeit besteht, und 30mg psychisch funktioniert aber mich müde macht, könnten 25mg ein Mittelweg sein. Resultat war, dass ja, psychische Nebenwirkungen sind vermieden und die therapeutische Wirkung mittelmäßig vorhanden und die Müdigkeit war deutlich reduziert, aber immer noch präsent, somit nicht effektiv.
30mg:
Anfangs emotional stabilisiert, reflektierter & deutliche Linderung der o.g. Hauptprobleme. Nach wenigen Tagen stellt sich besagte penetrante geistige Müdigkeit ein, die bei Eintritt der Wirkung anfängt und nur nach dem mittäglichen „Dip“ nachlässt. Parallel beobachte ich, dass die therapeutischen Effekte sich obendrein halbiert haben, verstärkt durch die Müdigkeit.
35mg:
Ähnlich wie bei den 25mg. Therapeutische Wirkung verbessert, Müdigkeit reduziert, jedoch nach 3-4 Tagen baute sich das Gefühl auf, dass die Dosis nicht stimmt. Vergleichbar jedoch weniger als mit 40mg. Hier kamen während der ersten 3-4 Tagen dauerhafte Kopfschmerzen & Kieferschmerzen hinzu, und gelegentliche Angst-/Panikschübe.
40mg
Mittelmäßige therapeutische Wirkung, jedoch bereits ab dem ersten Tag unangenehmer, aufgeriebener Zustand. Nachmittags stellte sich Lethargie und Motivationslosigkeit ein. Nach 2 Tagen innerlich extrem unruhig, starke motorische Unruhe, kaum fähig Fokus aufzubauen & zu halten. Nebenwirkungen ließen langsam nach ca. 16 Stunden nach. Langwieriger, ekeliger Rebound. Schnell wieder abgesetzt, da es der reinste Horror war.
50mg
Gute therapeutische Wirkung. Anfangs ideal, etwas Brainfog. Keine Müdigkeit, jedoch etwas unruhig. Ich tat dies als vorübergehende Nebenwirkungen nach Dosiserhöhung ab. Ab dem 2. Tag ähnlich wie bei 40mg nachmittags lethargisch & motivationslos. Nach ca. 4 Tagen kehrt die Müdigkeit zurück & die Therapeutische Wirkung lässt nach.
An einem Tag hatte ich versehentlich 60mg anstatt 50mg genommen, hier ließen die Nebenwirkungen gänzlich bis auf das nach Dosissteigern Erwartete (Herzfrequenz, kalte Hände, etc) nach. Der Rebound war unangenehm, aber in Ordnung. Ich vertraue der Erfahrung jedoch nicht ganz, wegen der möglichen vorübergehenden Euphorie bei Dosissteigerung.
Verlauf bis dato: 20mg - 30mg - 40mg- 50mg - 35mg- 25mg (heute)
Wie ich bisher versuchte mir zu helfen:
- Umstellung auf proteinreiche Diät zu jeder Mahlzeit & Snacks
- Regelmäßiges Essen, insbesondere Frühstück & Mittagessen
- Flüssigkeitsaufnahme auf 3 bis 4 Liter pro Tag erhöht
- Supplementierung von Elektrolyten (Magnesiumzitrat, Kalium, Chlorid, Natrium & Glucose)
- Supplementierung von Aminosäure DL-Phenalanin zur Einnahme
- Supplementierung von N-Acetyl L-Tyrosin zum Mittagscrash & Rebound am Abend
- Erhöhung der Schlafmenge von 5-6 auf 8-9 Stunden mit Routine
- Bei Einsetzender Müdigkeit Spaziergänge machen bzw. an die frische Luft
Heute nachdem ich feststellen musste dass selbst die 25mg mich wieder todmüde machen, habe ich mit 5mg MPH geboostert. Nach anfänglicher Unangenehmheit habe ich die Müdigkeit etwas reduzieren können.
Insgesamt wirkt Elvanse extrem unregelmäßig. Jeder neue Tag der Einnahme kann bedeuten, dass das Medikament völlig anders wirkt bzw. seine Wirkung verliert oder ich Symptome eines Dosisproblems bekomme.
Wenn diese penetrante Erschöpfung nicht wäre, würde ich mich wohl bei 30mg am wohlsten fühlen ohne nennenswerte anderen Nebenwirkungen und ohne wesentlichen Rebound, auch wenn ich keine perfekte Wirkung habe. Dort wirkt es sehr subtil, so wie es soll.
- Ich bin aktuell meine ADHS-Diagnose am Hinterfragen.
- Ob die Müdigkeit Über- oder Unterdosierung bedeutet.
- Oder ob die Unruhe ab Dosen ab 35mg auf eine zu hohe Dosis hindeutet.
- Oder ob grundsätzlich etwas mit meinem Schlaf einfach gewaltig nicht stimmt
- Oder ob Elvanse nicht das Richtige Medikemant für mich ist und ich mir bald irgendein neues Betäubungsmittel reinpfeifen darf.
- Oder ob 60mg doch die richtige Dosis waren.
Ich will doch nur irgendwie halbwegs so gut als Mensch funktionieren wie alle anderen auch… Wieso muss das immer so ein riesiger Zirkus bei mir sein. Zum verzweifeln.