Verzweiflung durch Mangel an Motivation/Antrieb trotz Elvanse - Dysphorie?

Und das war erst der Fall nachdem du das Venlafaxin wieder abgesetzt hast? Eventuell ist dann ja genau das Venlafaxin, was mich so blockiert, dass ich eben nicht aus dieser Dysphorie/Anhedonie raus komme.

Tatsächlich habe ich in den ersten Jahren nach der Einnahme das Gefühl gehabt, dass mich das Venlafaxin emotional abgestumpft hat. Ich habe damals sogar mit meiner Freundin Schluss gemacht, weil ich dachte, dass ich sie nicht mehr Liebe. Nur um dann ein wenig später festzustellen, dass da noch Gefühle waren. Ich habe aber auch lange Zeit versucht das zu relativieren um die Einnahme zu rechtfertigen. „Ja, ich hab nur Schluss gemacht, weil ich frisch umgezogen bin und das neue Leben mich so reingezogen hat. Das Venlafaxin kann gar nicht Schuld sein, ich war einfach nur dumm“ „Ach, es hat mich gar nicht emotional abgestumpft. Das waren die Depressionen!“ Vor allem weil ich ja dann die Jahre auch langsam immer mehr das Gefühl hatte, dass ich meine Gefühle wahrnehme und die Emotionen nicht mehr abgestumpft sind.

Allerdings kann ich auch nicht ausschließen, dass ich mich einfach nur dran gewöhnt habe. Vielleicht unterdrückt es ja auch gerade die positiven Emotionen, die mir gerade fehlen.

Oder, vielleicht ist mit dem Venlafaxin zwar das Norepinephrine so wie ich es fürs ADHS brauche und deshalb ein minimaler Nutzen da. Aber es könnte auch sein, dass zu viel Serotonin da ist.

However, ADHD is believed to be the result of too little norepinephrine and dopamine, while OCD is believed to result from having too much serotonin.
ADHD vs OCD

Und da ich ein paar Symptome habe, die zu OCD (Zwangsstörung) passen… gerade der Grübelzwang, extremes Bedürfnis nach Routine und starke emotionale Reaktion, wenn die Routine abweicht (z.B. wenn ich einen Termin geplant habe und der kurzfristig ausfällt und ich dann ohne was am Abend dastehe) oder intrusive Gedanken. Es könnte natürlich auch einfach nur ein aus der Angst angeeignetes Verhalten sein… aber wer weiß.

Mit dem so wenig Medikamente wie möglich meinte ich jetzt nicht, dass ich in irgendeiner Form Medikation abgeneigt bin. Wenn es mir wirklich hilft, dann gerne. Aber hilft mir das Venlafaxin? Und falls nein, vielleicht ist es Schuld dass ich Omeprazol nehmen muss. Dann bräuchte ich das auch nicht. Und die Blutdruck-Medikamente könnten auch wegfallen. Dann würde ich eventuell nur noch Elvanse nehmen müssen. Meine Leber würde sich sicher freuen. Und vielleicht fällt dann das Gewicht auch wieder.

Ich denke , es ist in jedem Fall einen Versuch wert.

Ich will Venlafaxin und Ähnliches nicht grundsätzlich verteufeln, bei originären schweren Depressionen ist das vielleicht ein gutes Mittel
Aber ich hab in meiner Therapie „Karriere“, also in fast 30 Jahren inzwischen eine Menge ADeingenommen.
Und Venlafaxin war das, was mir am meisten Probleme bereitet hat.

Und das einzige, bei dem ich tatsächlich echte Entzugserscheinungen hatte, beim absetzen. Das war gruselig.

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@Minzli wie ist es jetzt bei dir mit den Medis? Du nimmst elvanse 50, ne? Wie lange hält die Wirkung an? Splittest du oder nimmst die tablette auf einmal?
Zum thema des Threads: bist du dauerhaft motiviert durch das Medikament oder nur kurz nach der Einnahme?

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Ja, ich nehme Elvanse 50 mg

Ich habe es jetzt so gelöst, dass ich es morgens erst ein bisschen später nehme, so gegen 8:30 Uhr oder neun.
Habe dann so etwa 5-6 Stunden eine spürbare Wirkung
Morgens ist das Hirn ja noch einigermaßen frei und sofern ich nichts super anspruchsvolles zu tun habe, komme ich da so klar
Dann komme ich damit einigermaßen über den Arbeitstag.
Zum Glück kann ich mir meine Aufgaben meistens relativ gut einteilen und dann schaue ich, dass ich mir für nachmittags Nichts ADHS feindliches einplane.
Notfalls nehme ich aber noch mal eine halbe aufgelöste Kapsel nach
So richtig gut, funktioniert das aber nicht, habe da noch nicht den richtigen Zeitpunkt gefunden

Ich kann gar nicht sagen, ob es sich überhaupt auf meine grundsätzliche Motivation auswirkt.
Ich fühle mich wacher, klarer, fokussierter. Aber motivierter eigentlich nicht unbedingt.

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Danke, das hat mir auf jeden Fall schonmal sehr weitergeholfen!

Danke @Minzli
Ich war so neugierig, denn ich nehme jetzt auch seid 1,5 j. Elvanse 50mg und handle das ähnlich wie du, bin aber auch nicht vollumfänglich zufrieden mit der Dauer der Wirkung und gehe bei mir von einer Gewöhnung (Toleranz) aus.
Bin ziemlich ratlos. Das Splitting brachte zu beginn was, jetzt nichts mehr. Hm…

Freu mich dass ich nicht allein bin mit dem Thema, hab schon sehr an mir gezweifelt :blush:

Liebe Grüße & schönes Wochenende für dich und alle :star2:

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Hallo @herbstkind89 vielen Dank für Deine Offenheit, ich verstehe vieles von dem was Du schreibst, dennoch erkenne ich, dass Du Dich immer noch im Kreise drehst, dass Du gefangen bist in endlosen Selbstgesprächen, Dich nach wie vor in einer Abwärtsspirale befindest.
Ich kenne das alles auch, weiss wie schmerzhaft das ist, und es war ein langer Weg bis ich endlich soweit war um meine negativen Gedanken zu durchbrechen.
Ich weiss das es für Dich im Moment wahrscheinlich unmöglich erscheint, aber man kann solche negativen Gedankenspiralen durchbrechen.
Ich habe es geschafft, und sogar ganz alleine, indem ich an meinem tiefsten Punkt endlich damit begonnen habe meinen Blick nicht mehr in die Vergangenheit zu richten, sondern darauf wo ich heute stehe, und darauf was ich mit der Zeit die mir noch bleibt, in meinem restlichen Leben noch anfangen will.
Dafür musste ich mich erst ganz nackig machen, habe mich jedem Schmerz in meinem Leben gestellt, habe nichts beschönigt, weder davon was mir andere angetan haben, noch davon was ich anderen angetan habe, denn auch ich bin kein fehlbarer Mensch, habe andere Menschen verletzt, selbst dann wenn ich das eigentlich nicht wollte.
Meine Erkenntnis im Leben ist die das NIEMAND „vollkommen“ ist, weder heute, noch gestern, noch morgen.
Aber was ich nicht mehr machen darf, das ist in meinem Fall, dass ich ständig in der Vergangenheit verharre.
Das Leben geht immer vorwärts, es gibt kein zurück, und deshalb sollten wir auch immer vorwärts denken.
Das heisst nicht das wir nicht über vergangenes nachdenken sollten, und schon garnicht das wir nicht versuchen sollten aus alten Fehlern zu lernen.
Aber es heisst das wir unseren Blick, trotz allem was war, immer nach vorne richten sollten.
Und deshalb heisst es auch, dass wir niemals aufgeben sollten.
Aber auch das wir immer versuchen sollten, aus dem was wir haben das beste für uns daraus zu machen.
Und solange wir das nie vergessen, und dabei darauf achten das wir bescheiden und zufrieden sind, mit dem was wir haben, dann haben wir auch etwas für das es sich zu leben lohnt.
Wir leben in einer Welt des Überflusses, jetzt an Weihnachten zeigt sich das wieder besonders gut.
Was will man eigentlich Menschen die materiell schon alles haben noch zu Weihnachten schenken?, Sachen die nachher in der Mülltonne enden?, oder vielleicht doch lieber „persönliche Zeit“, oder vielleicht auch „persönliches Mitgefühl“, oder vielleicht auch nur so etwas simples wie ein freundliches Lächeln?.
Was ist wertvoller für Menschen?, fette Geschenke?, oder das man für andere Menschen da ist?.
Aber ich will jetzt hier nicht den Moralapostel spielen, sowas wäre irgendwie lächerlich.
Ich weiss nur eins, je mehr ich mich persönlich darum bemüht habe um zu meinem Minimum im Leben zu finden, desto besser geht es mir in meinem Leben.
Vieles im Leben ist schlichtweg zuviel, zuviel Möbel, zuviel Krimskrams, zuviel Input durch Medien, was weiss ich was von was sonst noch alles, jedenfalls fühlt man sich ständig irgendwie „überflutet“, und genau deshalb bin ich Minimalistin geworden, und seit ich minimalistisch lebe geht es mir viel besser.
Deinen Weg kannst Du nur selbst heraus finden, aber dazu wünsche ich Dir auf jeden Fall alles Gute, alles Liebe, und alles Glück dieser Welt. :muscle::heart::four_leaf_clover:

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Vielen Dank!

Ich habe eigentlich schon viel von meinem Leben im Minimalismus gelebt. Ich fühle mich jetzt deutlicher wohler, wenn es nicht ganz so Minimalistisch ist. Ich hatte auch schon mal darüber nachgedacht, für eine Zeit in ein buddhistisches Kloster zu gehen. Jetzt nachdem ich weiß, wie mein Hirn tickt, bin ich froh es nicht gemacht zu haben. Ich brauche Stimulation und damit meine ich nicht konstanten Konsum wie durch TV oder Social Media. Ich konsumiere keine Nachrichten mehr und hab einen deutlicheren Abstand zu Social Media genommen, weil diese ständigen negativen Nachrichten und negativen Kommentaren an meinem Wohlbefinden gezerrt haben. Und sowas wie Instagram dann mit dem ganzen Schein und der toxischen Positivity. Mittlerweile bin ich nur wieder auf TikTok, also Lückenfüller und nur mit Content den ich auch wirklich sehen will.

Nein, Minimalismus ist nicht die Lösung. Wenn es für dich funktioniert, dann ist das großartig und ich hoffe, dass es auch so bleibt!

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Lieber @herbstkind89 Danke ja bei mir wird das mit dem Minimalismus so bleiben, auf jeden Fall und mit 100% Sicherheit, denn mein minimalistisches Leben gibt mir Struktur, Ordnung und Sicherheit.
Ich persönlich brauche das unbedingt in meinem Leben, ich brauche ein Gefühl von Überschaubarkeit, dieses Gefühl wenigstens innerhalb meiner Wohnung mein Leben im Griff zu haben, meine Lebenszeit nicht mit unützen Dingen zu verschwenden.
Denn ich habe in meinem Leben schon einiges hinter mir und seit meinem Burnout läuft mein Motor nur noch mit der halben Stärke die er mal noch in jungen Jahren hatte, deshalb muss ich darauf achten das ich meine heute verbleibende Energie nicht mehr unnötig verschwende, und deshalb gibt es für mich persönlich nichts sinnvolleres mehr in meinem Leben als pinibel darauf zu achten für was, wen, wie und wo ich meine Energie noch einsetze.
Wie auch immer, jeder muss seinen eigenen Weg finden, ich habe meinen gefunden.
Und Dir wünsche ich alles Gute und viel Glück. :heart::four_leaf_clover:

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Weder noch.

An was Du leidest, ist eine komorbide Hochbegabung.

Für solche Fälle habe ich einen nahezu unbestechlichen Blick; weil ich die komplexen Satzstrukturen dechiffrieren kann, die durchschnittlich Begabte mit ADHS nicht verwenden.

Das Hauptproblem in Deinem Leben ist also, wie setze ich mein intellektuelles Potential (beruflich) um?

Alle anderen Probleme sind demgegenüber sekundär. In so genannten Idiotenjobs (Bundeswehr) wirst Du nie zurechtkommen.

Zuerst einmal müssen wir also herausfinden, auf welchem Gebiet Deine Hochbegabung eigentlich liegt, sprachlich, technisch, mathematisch, Musik usw.

Danach müssen wir das mangelhafte Selbstwertgefühl, aus der Erkenntnis auf diesem Gebiet noch nichts erreicht zu haben, reduzieren.

Dann sehen wir weiter, bzw. wenden wir uns Fragen der Medikation zu.

PS. Mit einiger Sicherheit ist auch davon auszugehen, dass Du zu wenig vögelst, weil Dich die Frauen für einen Deppen halten - trotz oder gerade wegen Deiner Hochintelligenz. Auch auf diesem Gebiet müsste man einiges tun, parallel zum Nachdenken über Medikationsfragen.

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An was Du leidest, ist eine komorbide Hochbegabung.
Mein Ego fühlt sich ein wenig gestreichelt, mein Selbstwertgefühl sagt „Als ob“ und meine Angst ist eher so „Na toll, noch was, was alles verkompliziert!“

Ich habe es ja in meinem ersten Beitrag schonmal geschrieben. In der Klinik hatten meine Mitpatientinnen ADHS oder Hochbegabung vermutet. Nachdem ich mich auch darüber informiert hatte, war das aber auch nicht so wirklich passend. Zumindest nicht als Erklärung für meine Symptome. Ich hab angenommen, dass ich wahrscheinlich schon über Durchschnitt Intelligent bin und gerade beim ADHS deshalb auch so schwer zu erkennen war und in die Kategorie Twice Exceptional falle.

Alle anderen Probleme sind demgegenüber sekundär. In so genannten Idiotenjobs (Bundeswehr) wirst Du nie zurechtkommen.

Ich glaube die Tätigkeit selbst ist gar nicht so das Problem, solange es Abwechslungsreich ist. Mein Traumjob war aber tatsächlich Polizist, allerdings nicht in der Kripo oder so, sondern auf Streife. Das wäre intellektuell ja auch nicht wirklich fordernd. Ich kann mir auch immer noch vorstellen irgendwann Rettungssanitäter zu machen.

Was mir beruflich bisher eigentlich immer am meisten Spaß gemacht hat, wenn die Aufgaben herausfordernd waren. Wenn ich Rätsel lösen konnte. Als Student habe ich im Games Support gearbeitet und ziemlich schnell Account- und Itemdiebstähle bearbeitet. Da muss ich mich durch zig Accounts wühlen und IP Logs durchforsten, um Verbindungen zwischen verschiedenen Accounts zu beweisen. Da bin ich richtig drin aufgegangen. Dann hab ich auch Spaß am Programmieren oder Auswertungen in Excel zu schreiben. Oder eher dort auch Probleme zu lösen, z.B. Wie schreibe ich meine Abfragen, damit sie mir die richtigen Ergebnisse anzeigen.

Deswegen hab ich ja bei meinem aktuellen Arbeitgeber innerhalb der IT vom Projektmanagement zum Consultant/Developer/Admin gewechselt. In der Hoffnung, dass der Anteil an Programmierung demnächst mehr wird.

Zuerst einmal müssen wir also herausfinden, auf welchem Gebiet Deine Hochbegabung eigentlich liegt, sprachlich, technisch, mathematisch, Musik usw.

Und wie kann ich das Herausfinden?

PS. Mit einiger Sicherheit ist auch davon auszugehen, dass Du zu wenig vögelst, weil Dich die Frauen für einen Deppen halten - trotz oder gerade wegen Deiner Hochintelligenz. Auch auf diesem Gebiet müsste man einiges tun, parallel zum Nachdenken über Medikationsfragen.

Da ist das Ego direkt wieder dahin. Das trifft leider auch ins Schwarze. Eine feste Beziehung hatte ich seit 14 Jahren nicht mehr. Alles danach war eher nicht nennenswert.

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Kannst du das mal näher erläutern woran du das fest machst bzw. wie du dies dechiffrierst?

Ich zum Beispiel, habe eine Hochbegabung im Dummschwätzen, erkennt man das?

Diese Aussage bestätigt mich zusätzlich, ich kam dort sehr gut zurecht, dass einzige mal in meinem Leben. Dies lag wohl an den klaren Strukturen und dem unmissverständlichen, recht einfachen, Umgangston, ohne Rätselraten was man einem Mitteilen will. Zusätzlich half mir, dass man dort niemanden in die Augen Blicken musste und der Abend einem mit Alkohol versüßt wurde, was die Soziale Interaktion mit den Kameraden vereinfachte.
Zu guter Letzt war es ebenfalls recht einfach, in die Rolle eines Soldaten zu schlüpfen, was Spaß gemacht hat und nicht wirklich anstrengend.
Hingehen würde ich aber nie wieder, denn es entspricht nicht mehr meinem Weltbild.

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Als ich Jünger war, war mein Traumberuf sogar bei der Bundeswehr. Fand es einfach „cool“ und hatte solche Träume wie Kampfpilot. Gegen Ende der Realschule kam dann immer mehr die Polizei in mein Interesse.

Ich war extrem Zwiegespalten, als es dann wirklich Thema wurde mit der Wehrpflicht. Schon beim Kreiswehrersatzamt hab ich schon gehofft, dass ich ausgemustert werde. Auf der anderen Seite hatte ich gehofft, dass ich zu den Feldjägern kann (immerhin Ähnlichkeit zum Polizeidienst) und hatte mich dann sogar auf 12 Monate Wehrdienst verpflichtet.

Dann hab ich den Einstellungstest bei der Polizei verkackt. Hätte ich bestanden, hätte ich keinen Wehrdienst leisten müssen. Und dann hab ich zu dem Zeitpunkt noch meine Freundin kennen gelernt. Da war es dann endgültig vorbei mit dem Willen zum Bund zu gehen.

Als ich dann meinen ersten Tag dort war, waren meine Gefühle schon extrem gemischt. Einerseits fand ich es schon cool, jetzt dann Uniform tragen zu können und Waffen zu lernen. Andererseits war da immer stärker der Fluchtreflex in mir.

Und ein paar Sachen war auch ganz interessant. Sowas wie das Exerzieren oder die Kameradschaft waren Dinge, die mir gefallen haben. Aber es war auch so extrem viel nichts tun. Einfach nur in Haltung stehen und warten. Vorm Arzt. Vorm Unterricht. Vor der Kleiderkammer. Vor der Kantine. Das war die Hölle. Der Unterricht selbst war alles andere als angenehm, es war im Hochsommer und mit dem Schlafentzug, blieb so gar nichts hängen. Und auf der Stube warten? Wir sollten die Zeit nutzen um zu Lernen. Die Dienstgrade und die Definition vom Befehl. Okay! Nach gefühlten 10 Minuten hatte ich das drin, was mache ich die restlichen 2 Stunden?

Ich war mental nicht ausgelastet. Und noch zu jung und naiv. Dieser drastische Umbruch im Leben war zu viel für mich. Kein Wunder, dass ich nach ein paar Tagen eine Panikattacke und Anpassungsstörung entwickelt hab. Mittwochs war der erste Tag, Freitags hatte ich den ersten Zusammenbruch, Samstag dann noch einen. Da durften wir aber auch schon nach Hause ins Dienstwochenende. Daheim war ich so fertig, ich hab mich nicht mehr zusammenreißen können. Als ich dann im Internet danach gesucht hatte, was mit mir los ist, war ich ganz schnell auf Depression gelandet. Montags war dann die Einstellungsuntersuchung, dort hab ich alles geschildert und wurde krank zu Hause geschrieben, bis ich einen Termin beim Psychologen hatte. Ich musste fast einen Monat warten. Das war mental auch extrem belastend, weil ich nicht wusste, ob ich dann aus dem Dienst raus komme. Gleichzeitig habe ich auch nachträglich verweigert, aber auch da hat die Antwort auf sich warten lassen. Als ich dann endlich den Termin hatte, sind die Vollpfosten mit mir und einem anderen Kameraden über eine Stunde in den falschen Ort gefahren. Am nächsten Tag konnten wir zum Glück trotzdem noch ins Krankenhaus und der Psychologe hat mich relativ schnell dann nachträglich ausgemustert. Als ich dann ein paar Tage später zum Ausmustern wieder in der Kaserne war, wurde mir auch mitgeteilt, dass meine Verweigerung genehmigt wurde. Ich bin jetzt also T5 und gleichzeitig Wehrdienstverweigerer. Immerhin ein Achievement.

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Ich find es interessant wie unterschiedlich, Menschen die Bundeswehr wahrnehmen. Ich selber hätte dort niemals hin dürfen, wäre eigentlich ausgemustert worden, wenn denn, damals schon, bekannt gewesen wäre, dass bei mir ein ADHS und vermutlich, zusätzlich, eine ASS vorliegt. Dies wusste ja keiner und ich selbst erst recht nicht, ich selber wollte ja nur so sein wie alle anderen.

Am ersten Tag bekam ich schon direkt Ärger, weil ich mich beschwert hatte, genau wegen dieser Warterei, die du angesprochen hast, beim Arzt. Es war mir unverständlich warum man Stunden, in einem engen Raum, mit dutzenden anderen Soldaten warten musste, ohne das etwas passiert. Aber man lernt ja schnell, dann noch ein wenig gut stellen mit den Vorgesetzten, was mir auch recht einfach fiel nach der Grundausbildung und schon hat man dort ein recht lockeres Leben.

Ich selber hatte mich für 4 Jahre Verpflichtet, bin dann aber nach 1 1/2 Jahren ausgetreten, aus Langeweile und ein Bisschen Heimweh.

Einmal bei dem Wachdienst, am Tor, habe ich einen Kompaniechef samt seiner betrunkenen Kameraden aussteigen lassen und belehrt, da diese der Meinung waren irgendwelche Sonderrechte zu haben aufgrund ihres Dienstgrades. Sowas fand ich richtig gut.

Auch hat mir das begleiten von, in Haft sitzenden Kameraden gut gefallen, die wegen irgendwelcher vergehen, in der Haftzelle waren. Mit ihnen bin ich sehr Rücksichtsvoll und Nachsichtig umgegangen, weil mir da wiederum Unverständlich war, warum man jemand wegen kleiner Vergehen direkt weggesperrt hat und dies auch noch so abseits, in einem so kleinen Raum. Dafür hätte ein Hausartest in der Stube, meiner Meinung nach, völlig ausgereicht.

Hach ja, Bundeswehr, eine Interessante Zeit. Würde ich aber keinem Empfehlen :grin:

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Ich hab sogar versucht mich dümmer zu stellen und ein bisschen bei den gesundheitlichen Checks (zum Beispiel Hörtest) zu schwindeln indem ich erst später gesagt habe, dass ich was höre. Damals waren bei mir aber noch gar keine Erkrankungen bekannt und zusätzlich dazu hatten die Wahrscheinlich auch schon Akten über mich, die mein Interesse bekundeten. Ich war in der Realschule im Praktikum schonmal für eine Woche bei der Bundeswehr und hatte auch schon Beratungsgespräche. Als ich dann gegen Ende der Realschule ein Gespräch bei der Polizei hatte, wurde mir dort geraten auch noch Abitur zu machen, damit ich im gehobenen Dienstgrad einsteigen kann. Hatte ich vorher nie vor, weil ich mich nicht für schlau genug gehalten habe. Erst im Gymnasium hat sich dann gezeigt, dass ich doch geistig wesentlich mehr drauf habe und im Ethik Unterricht haben sich bei mir dann so einige moralische Grundsätze geformt. Da war die Bundeswehr dann immer unattraktiver.

Dies wusste ja keiner und ich selbst erst recht nicht, ich selber wollte ja nur so sein wie alle anderen.

Das ist wohl das große Problem bei allen, die erst so spät diagnostiziert wurden. Ich hab so sehr gelernt mich anderen anzupassen, ich weiß gar nicht mehr, wer ich selbst bin.

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Bist du immer der gleiche oder passt du dich bei deinen Routinierten, unzähligen, Freizeitaktivitäten, deinen Bekannten dort an?
Das du bei der Feuerwehr und dem DLRG bist, finde ich, im übrigen, am beeindruckendsten. Hut ab.

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Ich tendiere dazu mich anzupassen. Deswegen gerate ich auch sehr selten in Konflikt mit anderen und werde generell eigentlich gemocht. Es muss schon sehr gegen meine Prinzipen gehen, dass ich Widerstand gebe. Ein gutes Beispiel sind Aussagen aus dem rechten Gedankengut. Solang es nur bei Stammtischparolen bleibt, schwanke ich zwischen still hinnehmen oder diplomatischer Antwort. Und kommt da auch immer drauf an, wie Ernst es gemeint ist. Wenn es dann aber wirklich so Ernst gemeint ist und schon in die Richtung Menschenverachtung geht, dann halte ich nicht mehr zurück oder breche einfach den Kontakt.

Das du bei der Feuerwehr und dem DLRG bist, finde ich, im übrigen, am beeindruckendsten. Hut ab.

Vielen Dank! Ich mache das tatsächlich weniger aus Menschenliebe als aus persönlichem Interesse. Ich war als Kind in der DLRG zum Schwimmen lernen und auf Zeltlagern. Dann als ich vor 3 Jahren in der Psychotherapie gelernt habe wieder mehr Tätigkeiten aufzunehmen und zuvor schon einen Tauchkurs gemacht hatte, dachte ich, dass ich das vielleicht irgendwie kombinieren könnte. Eine zusätzliche Freizeitaktivität, am Besten in einem Verein für den sozialen Anschluss, am Besten noch wenn ich dort auch Tauchen kann? Da war es dann klar, dass es die DLRG wird. Da habe ich dann immer mehr gemerkt, wie gut es mir tut sowas zu machen. Einmal die Interaktion mit den Kameraden, aber auch die spezifischen Teile die zum Rettungs- bzw. Einsatzdienst gehören. Dann kam Feuer und Flamme und mein Interesse an der Feuerwehr ist immer mehr gestiegen. Als dann dieses Jahr nach der schweren depressiven Episode raus kam, dass ich immer noch zu wenig in der Freizeit mache und die DLRG einfach zu selten tatsächlich was macht, abgesehen vom Schwimmtraining, war die Feuerwehr naheliegend. Und siehe da, der gleiche Effekt wie bei der DLRG. Die Kameradschaft und die Einsatztätigkeit (bzw. die Übungen) tun mir gut. Und da ist immerhin alle 2 Wochen Übung. Ich darf noch nicht auf Einsätze, aber wenn ich mitbekomme, dass ein Einsatz ist, spüre ich schon den Drang, dass ich auch helfen will. Das ist schon ein gutes Gefühl.

Aber Nächstenliebe spielt da eher eine weit untergeordnete Rolle… mir wäre zuzutrauen, dass ich ins brennende Haus renne und mit dem Hund statt mit der Person raus komme :eyes:

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Kann ich mir vorstellen.

Ein Glück hattest du Ethik Unterricht :adxs_zwinker:

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Hi Herbstkind

Wie geht es Dir heute?

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Hallo GraceDash,

Danke der Nachfrage!

Insgesamt ging es mir das vergangene Jahr über ziemlich gut, der Jahreswechsel und Anfang dieses Jahres waren eher durchwachsen.

Aber ich hatte keine einzige Panikattacke, die Depressionen sind fast komplett weg, nur ab und zu habe ich noch eher milde „Down“-Phasen.

Das Venlafaxin ist mittlerweile komplett abgesetzt und in Folge dessen konnte ich auch die Blutdruckmedikamente vollständig absetzen.

Mein Gewicht hat sich auch stabilisiert und ich verliere langsam, aber konstant immer mehr davon. Mein Körper ist kein Vergleich mehr zu 2023.

Auch habe ich jetzt einen neuen Psychologen, der sich mit ADHS im Erwachsenenalter auskennt und mit mir die Medikation optimieren wird. Ich nehme aktuell 70mg Elvanse, davon 50mg am Morgen und am Mittag als Booster noch einmal 20mg. Jetzt werden wir Mittags zusätzlich noch 10mg Medikinet, unretardiert hinzunehmen und beobachten, welchen Effekt das dann hat.

Zusätzlich wird noch eine Diagnose auf Autismus durchgeführt, weil ich schon deutliche Anzeichen dafür habe. Das kann auch erklären, warum die Medikation keine so deutlichen Effekt hat. Zusätzlich zum potentiellen AuDHD kommt noch hinzu, dass bei mir ein deutlich höherer IQ festgestellt wurde. In diesem Punkt hatte anon52525231 also wahrscheinlich Recht. Für eine Diagnose der Hochbegabung hat es nicht ganz gereicht, wobei hier wahrscheinlich das schlechte Arbeitsgedächtnis durch das ADHS das Ergebnis beeinflusst hat. Diese Kombination aus ADHS, Autismus und Hochbegabung bringt natürlich ihre eigenen Herausforderungen.

Ich habe viel über mich gelernt und lerne noch immer von Tag zu Tag mehr, versuche mich aber auch nicht zu sehr unter Druck zu setzen. Ich bin einfach müde, mein ganzes Leben nur von meiner Psyche beeinflussen zu lassen und mich nur damit zu beschäftigen.

Eine der wichtigsten Erkenntnisse sind dabei, dass Sport und Gruppenaktivitäten sehr viel helfen. Sport sorgt dafür, dass der Körper seine Ressourcen in die körperliche Leistung stecken muss und weniger ins Gehirn. Und da wir, als Menschen, soziale Wesen sind, sind soziale Kontakte einfach unabdingbar.

Und es ist in Ordnung, sich mal Pausen zu erlauben. Ab und zu geht es einfach mal nicht mehr, aber auch das fängt sich wieder. Nur Stillstand ist, zumindest für mich, ein Stimmungskiller. Wenn ich im Stillstand verharre, lande ich wieder in einer Spirale der Depression.

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