Vorstellungskraft

Mit extrem meine ich das mein Arbeitsgedächtnis und mein Handlungsplanung stark beeinträchtigt sind. Sodass ich in der Schule beispielsweise, Dinge die vor ein paar Sekunden gesagt worden sind direkt vergesse. Das mag aber auch gerade an der gestörten Aufmerksamkeitsspanne liegen.

Anfangs hatte ich über alles den Überblick und jetzt so überhaupt nicht mehr…

Merkst du vielleicht auch an meinem wirren Schreiben. Bekomme meine Gedanken gerade einfach nicht sortiert bzw. formuliert.

Routinen/Rituale hatte ich auch, aber die sind mir irgendwie abhanden gekommen. Gerade muss ich morgens stark überlegen, was genau ich sonst immer mache und in welcher Reihenfolge.

Hier z.B.:

<LINK_TEXT text=„https://books.google.de/books?id=p_Z3Dw … ey&f=false“>Handbuch ADHS: Grundlagen, Klinik, Therapie und Verlauf der ... - Google Books</LINK_TEXT>

Man muss sich das mMn bei Neurotypischen auch so vorstellen, dass der Prozesse des Monitoring, also des ständigen verbalen Rückkoppelns von Handlungen, mehr oder weniger automatisch abläuft, so dass die Hirnleistung damit nicht über Gebühr strapaziert wird.

Ich habe übrigens diverse Leute dazu befragt, dir mir das bestätigt haben. Während ich z.B. einfach immer losplapper und erst beim Plappern merke, was ich da eigentlich sage, soll es doch tatsächlich usus zu sein, das immer kurz vorher sprachlich durchzuspielen… :o

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Ernsthaft: Das Problem habe ich auch und habe mir deshalb einen Ablaufplan an die Wand gehängt: 1. Kaffee mahlen, 2. Wasser aufsetzen usw…

Klingt dämlich, aber anders bekomme ich es nicht hin.

@Upsidedown :
Hier mal ein Text plus Video zum Thema, wo ich mich ganz gut wiederfinde, wenn auch nicht in ganz so extremen Ausmaß:

<LINK_TEXT text=„https://neuroqueer.wordpress.com/2015/1 … ichts-hin/“>Exekutive Dysfunktion oder: Warum kriege ich nichts hin? | neuroqueer</LINK_TEXT>

Mit Lösungsvorschlägen, die recht praktikabel sind… und dem Hinweis, trotz allem gut zu sich zu sein. :stuck_out_tongue:

Hey Addy, let’s play:

Da hast Du mich jetzt in eine schöne Zwickmühle gebracht, denn

  • einerseits ist die Quelle, die Du nennst für mich eine im Sinne von „Hans hat gehört, dass Petra…“, nämlich: Steinhausen et al schreiben, dass Barkley meint, dass …" (ganz unten dazu eine Erklärung)

  • und andererseits bestätigt eben dieser Text eher meine Sicht (geht nämlich gar nicht auf Deine Annahme, der ich widersprochen habe, ein).

(Falls das Absicht war, Kudos vor Deinen strategischen und Planungskünsten, die Du nur bescheiden hier vor uns herungerspielst. Kaffeekochen??? Halte Dich nicht mit solchem Kleinkram auf :wink: !!)

In diesem Dilemma entscheide ich adHs-mäßig-gschwind, mich auf den Text zu beziehen.

Da steht nämlich gerade NICHT, dass Normalos IMMER ALLE Handlungen durch bewusstes (im Sinne von innerlich wahrnehmbares) inneres Sprechen begleiten, sondern lediglich, dass

  • Barkley mit dem verbalen Arbeitsgedächtnis unter anderem die Fähigkeit, sich selbst Anweisungen zu geben und Regeln aufstellen und einhalten zu können, verbindet (hier gleichgesetzt mit innerem Sprechen).
  • das Barkley das verbale Arbeitsgedächtnis/ innere Sprechen als einen Teilbereich der Exekutivfunktionen ansieht.
  • dass diese (Ex.Funkt.) bei ADxS beeinträchtigt sind

Na, das ist doch klar. Zumindest 2020.

Wo ich widerspreche ist bei der Behauptung, ohne ADHS würde jemand PERMANENT alles durch inneres Sprechen begleiten.

Bezüglich der Leute, die Du befragt hast:

  • eventuell generalisierst Du oder sie haben beim drüber reden generalisiert („ich kann und mache oft XY“ wurde zu „ich mache immer XY“)
  • oder sie bereiten wirklich jeden Redebetrag so vor - das würde sehr viel Sinn machen, wenn es eher kontrollbedürftige, ängstliche oder sehr gewissenhaft/genaue Personen sind oder gerade in einer solchen Phase stecken
  • oder sie neigen zur Selbstidealisierung
  • oder haben eine geringe Introspektionsfähigkeit (und können all die Situationen, in denen sie nicht so geplant agieren, nicht wahrnehmen).
    (und all dies wäre seeeehr neurotypisch, weil menschlich)

Überleg doch mal, sonst würde man doch NIE von einem neurotypischen Menschen im Gespräch sofort eine Antwort bekommen, NIE! Es gäbe immer eine Antwortlatenz von der Dauer des vorbereitenden Selbstgesprächs.
(und ein solcher Erdalien könnte NIEMALS irgendetwas zufriedenstellend erledigen, während er ein Lied singt oder telefoniert, weil dann das innere Sprechen blockiert wäre)

Warum ist mir das überhaupt so wichtig? :?:

Weil ich schon in dem Thread über das Selbstinstruktionstraining/inneres Sprechen die Verallgemeinerung und Überhöhung der Fähigkeit zum inneren Sprechen beunruhigt beobachtet habe. Denn damit unterstellt man eine Fähigkeit der Neurotypischen, die diese zu allem Überfluss auch noch angeblich IMMER in Performanz, umsetzen - und vergrößert damit die Kluft, die seitens des ADxSLers zu überwinden ist. Ich finde, wir können schon genug nicht oder schlechter. Und müssen nicht noch Dinge dazuerfinden, die die anderen angeblich können. :roll:
Und last but not least wäre das ständige (!) innere Sprechen ein Vorhaben mit Misserfolgsgarantie :shock:

Und bitte lass uns jetzt nicht darüber diskutieren, ob das Planen/Überwachen/innere Sprechen für ADxSler schwieriger ist (Ich habe nämlich ein Problem mit Langeweile. Sehr :oops: ). Diesbezüglich stimme ich Dir sowas von zu. Aber sowas von!
Und auch nicht darüber, ob inneres Sprechen nicht doch hilfreich sein könnte zur Handlungsplanung/-überwachung. Geschenkt. :slight_smile:

Nun noch zur Quelle: Mit einer Quelle i.S. von „schau, hier dropselt das Wasser“ meinte ich eine
a) die belegt, dass Neurotypische IMMER ihre Handlungen durch inneres Sprechen begleiten (keine Quellen dazu, dass dies für exekutivfunktionell Gehandicapte schwieriger ist)
b) und Studien benennt, die dies zum Ergebnis hatten (nicht Meinungen oder konzeptionelle Überlegungen).

Weil, könnte ja sein, dass ich mich irre und es das wirklich gibt, und dann würde mich das interessieren.

Keep on thinking.

Angeregte Grüße,

Cassopeia

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Also ich sage mir, wenn ich morgens schnell aus dem Haus muss, in einer Endlosschleife alles auf, was ich vorher noch tun muss, so ein bisschen rhythmisiert wie eine Art Gedicht… und was erledigt ist, wird natürlich dann nicht mehr weiter aufgesagt und wenn nix mehr übrig ist, hopp, raus aus der Tür! Ich bin Meister im herumbummeln morgens… wenn die Kids beide endlich morgens zur Tür raus sind, bin ich mit den Nerven und den Kräften am Ende… und dann geht ja der Arbeitstag erst los… damit ich überhaupt noch hin komme zur Arbeit, muss ich mich dann mit diesen Reimen anspornen.

Ich habe mir diese Art des Begleitens meiner Tätigkeiten von meinem Vater abgeschaut. Ich weiß nicht genau, warum und wann er es tut. Für mich ist es, wenn der Kopf sehr voll ist, die einzige Möglichkeit, irgendwie weiter machen zu können.

Dabei bin ich irgendwie nicht ich selber, nicht mit allen Sinnen dabei, also irgendwie müde oder reizüberflutet und ich sage es mir so, dass ich es über das Ohr hören kann.

Meine Vermutung ist, dass mein Vater das ähnlich handhabt…

Von meiner Mutter habe ich mir abgeschaut, immer alles, was mich zu tun ist, in den Weg zu legen…

Das sind alles für mich so kleine Zeichen, die mir sagen, dass meine Eltern ähnliche Probleme haben, und im Laufe des Lebens so ihre Tricks gefunden haben…

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@Cassiopeia
Tja, Punkt für dich: Studien zu dem Thema habe ich schon seit längerem vergeblich gesucht, aber es gibt lediglich Theorien, soweit ich das überblicken kann. Barkleys Theorie der exekutiven Funktionen, die übrigens ins seinem ADHS-Handbuch genauer erklärt ist und natürlich auch das innere Sprechen/verbale Arbeitsgedächtnis umfasst, wird ja auch hier und da infrage gestellt.

Aber hier trotzdem nochmal eine kurze Zusammenfassung dessen, was ich meinte, auch wenn es deine Ansprüche an eine Quelle natürlich nicht erfüllt. Sorry! :wink:

Sprechen – Wikipedia

Ich habe mal ne Nacht drüber geschlafen. Danke fürs Infragestellen, mache mir nochmal ein paar Gedanken dazu… :slight_smile:

Mal angenommen, ADxS bedeutet garnicht, dass der Zustand immer gleich ist, sondern dass wir uns auf Dinge fokussieren können und auf andere nicht. Wie beobachtet ihr euch, wenn ihr voll bei einer Sache seid?
Handelt ihr da spontan/impulsiv oder plant ihr Dinge ( die ihr dann vielleicht wieder über den Haufen werft oder vergesst)?
Ich würde behaupten dass ich inneres Sprechen kenne, aber nicht immer anwende wenn ich sollte, sondern nur wenn es meinem Interesse entspricht.
Gleichzeitig bedarf es einiger Anstrengung, Pläne, und auch was ich mir innerlich vorgesagt habe, im richtigen Moment abzurufen.

P.S.: Puh, nach deinem Beitrag gelobe ich, mich immer kurz zu fassen. :wink:

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Also, bei mir findet kein Inneres Sprechen während des Handels statt, ganz egal, ob fokussiert oder nicht.

Der Unterschied bei den verschiedenen Tärigkeiten besteht bei mir darin, ob ich genug Motivation habe, entsprechend ist alles mühsamer oder weniger mühsam. Es scheint aber auch umgekehrt zu sein: Was mühsam ist, ist demotivierend.

Konzentration heißt bei mir eher dranbleiben und fertig machen als tatsächlich umfassende Kontrolle über meine einzelnen Handlungen zu haben. Daher bevorzuge ich Handlungen, bei denen ich den Kopf ausschalten kann, besonders bei weniger geliebten Tätigkeiten. Etwas ohne Mühe erledigen zu können, kann motivierend sein, denn man bekommt einen Glückkeks, ohne viel dafür tun zu müssen.

Alle Tätigkeiten dagegen, die aktives Planen voraussetzen, empfinde ich als sehr mühsam und entsprechend aversiv .

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Ich kann mir schon Menschen und Dinge vorstellen.

Also wie sie aussehen und sich bewegen?

Und wie ist es wenn dir jemand was erzählt, laufen da auch Bilder vor deinem inneren Auge ab?

Verdammt, das Netz ist voll von Schilderungen, dass die meisten Menschen beim Lesen und Denken eine innere Stimme hören, z.B. hier:

Die innere Stimme: Hörst du sie auch?- Psychoffensive

Oder hier auch mal konkret zum Thema neurotypisch/ADHS:

<LINK_TEXT text=„https://adhs-zentrum.de/w10/ADHS/Selbst … i-ADHS.php“>https://adhs-zentrum.de/w10/ADHS/Selbstinstruktionstraining-bei-ADHS.php</LINK_TEXT>

Aber warum gibts dazu nirgends irgendwelche wissenschaftlichen Untersuchungen?

Ja da laufen dann Bilder vor meinem inneren Auge ab.

Immer nur intuitiv. Auch wenn mich ein Thema z. B. sehr interessiert, finde ich nie die innere Ruhe meine Gedanken zu planen. Einerseits gelingt mir das Intuitive bis zu einer gewissen Grenze problemfrei, da schneide ich unterbewusst oft extrem gut ab - allerdings führt das impulsive handeln immer zu vermeidbaren Folgefehlern, die man mit aktiven nachdenken mal hätte vermeiden können. Meist fällt mir so ein Fehler halt auch direkt nach Ausführung der speziellen Sache auf - meist sogar fast zeitgleich - aber so gut wie nie vorher … Dabei ist es eigentlich egal in welchem Bereich mir das passiert.

Wenn ich z. B. koche - was ich gerne mache - halte ich mich so gut wie nie 1:1 an ein Rezept, ich _muss _immer irgendwie abweichen. Wenn ich programmiere, programmiere ich intuitiv. Wenn ich z. B. Schach spielte - was ich nicht sehr gut kann, was mir aber Spaß machte - sah ich den Wald vor lauter Bäumen nicht und habe nie die Gedankliche ruhe zu analysieren - das hat dazu geführt, dass ich nicht die nötigen ressourcen aufbringen konnte am spielen zu bleiben, zu groß die Frustgrenze und zu anstrengend der Energieaufwand nach einem Arbeitstag … Grundsätzlich fühle ich mich bei jedwegen strategischen Denken aufgeschmissen. Ich habe die große Hoffnung, dass mir das Medikament in der Richtung etwas helfen wird …

Ich versuche ab und an wirklich intensiv das innere Sprechen anzuwenden, es gelingt mir einfach nicht sehr lang … die Chance ist höher, dass daraus ein irrsinniger, innerer Monolog wird der in Klamauk abdrifftet, als dass ich konsistenz handlungsbegleitend bei mir bleiben kann.

Hallo adscake,

lustig, bei mir ist fast alles ganz genauso, z.B. auch beim Schach. Das geht für mich gar nicht, weil es einfach zu frustrierend ist. Skat oder Doppelkopf spiele ich zwar gern, aber nur leidlich gut: Es fehlt einfach oft das Strategische und die Impulsivität bestimmt stattdessen das Spiel.

Aber einen Unterschied gibt es: ich kann nur nach Rezept kochen, aber das ist sehr mühsam, weil ich da wie Kaugummi am Rezept klebe und jeden Schritt mehrfach lesen und überprüfen muss.

Mit Medis wurde das alles bei mir leider nicht besser, vielleicht aber ist das bei dir ja anders. Ich wünsche es Dir!

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Hey, danke für das Feedback. Eigentlich sollt ich auch nicht so viel Hoffnung in das Medikament legen. Wenn’s irgendwann mal los geht (noch 2 Monate fast) … dann berichte ich!

Geht mir auch so

@adscake
@Bieber

Es geht also darum, es anders als sonst zu machen, wenn ich das richtig verstanden habe?

Hm, sehr dekonstruiert gesehen, ja. Wieso @Upsidedown :)?