Warte-Modus - Was schafft Abhilfe?

Hallo Leute,

ich bin ja noch auf dem Weg zur Diagnose und bin noch innerlich am sortieren, welche Verhaltensweisen wohl auf ADHS hinweisen und welche vielleicht auch nicht.

Eine Sache, die, wie ich nun gelesen habe, wohl nicht selten bei ADHS vorkommt, ist der „Warte-Modus“. Mir fällt keine bessere Bezeichnung ein. Den hätte ich früher niemals mit ADHS zusammen gebracht.

Wenn ich einen Termin um 18 Uhr habe, aber die Arbeit schon um 12 Uhr vorbei ist (heute so geschehen), ist der Tag für mich im Eimer. Eigentlich wollte ich in der Zwischenzeit putzen, da ich übers Wochenende Besuch bekomme. Nichts zu machen. Das einzige was ich machen konnte, war auf dem Sofa sitzen zu bleiben und mir irgendwas auf YouTube anschauen. An normalen Arbeitstagen, an denen ich auch zum Sport gehe, ist das Problem nicht so deutlich ausgeprägt. Aber wehe, die Routine ändert sich. Ich bin dann wie gelähmt.

Dann werde ich aber auch unruhig, weil ich irgendwie doch was als Beschäftigung brauche… und das äußert sich dann so, dass ich anfange hibbelig zu werden und mir ständig was zu Essen suche, obwohl ich gar keinen Hunger habe. Kaugummi ist dann oft die Notlösung. Das ist auch problematisch, weil ich eine Vergangenheit mit Essstörung habe und das Gefühl, diesen Drang nicht kontrollieren zu können auch immer wieder triggert.

Heute hat mich das Ganze sehr belastet, ich stand irgendwann weinend in der Wohnung weil ich so überfordert war von meinem Anspruch an das, was ich tun sollte und der absoluten Unfähigkeit, dies zu tun - und stattdessen Dinge zu tun, die ich eigentlich nicht will.

Mich würde total interessieren, ob ihr das auch erlebt und was hilft… denn ich muss irgendwas dagegen tun, eine Diagnose liegt noch in weiter Zukunft und ich merke wirklich, wie ich darunter regelmäßig leide…

Liebe Grüße

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Hallo @Maiko90 , schau mal in folgenden Threads, ob Du dein Problem wiederfindest!?

Zum Beispiel hier:

Sarah Kuttner spricht in ihrem Video von Adhs-Paralyse:

Und zugrundeliegend, ist mMn folgendes:

Die Lösung, habe ich für das Problem leider selbst noch nicht gefunden… aber eine gute medikamentöse Einstellung, hat es bei mir immerhin verbessert. Nicht immer, aber immer öfter… und wenn es dann hier und da doch wieder passiert (also nix pardon) hilft es mir schon auch zu Wissen, woher es kommt. Und das ich damit nicht, alleine bin…

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Super Thema und Thread, vielen Dank. Mir geht es auch so. Ich vermute, viele haben da ein Aha-Erlebnis, aber eben (bis jetzt) auch keine Bezeichnung.

Ich habe gerade in Prüfungsphasen irgendwann aufgegeben, mich z.B. für Samstagabend zu verabreden. Es hat mich zu oft fast den ganzen Samstag in der Konzentration eingeschränkt. Hat nie jemand verstanden, wie rigoros ich dabei war… Für mich war es eben nicht nur die Dauer des Termins selbst, sondern das warf alles einen Schatten voraus.

Mein absolutes Fiasko war mal, als ich am Donnerstag eine unspektakuläre Einladung für Sonntagabend zugesagt habe - und mich spontan aufgedrängt hatte, den Nachtisch mitzubringen, weil ich ein neues Rezept ausprobieren wollte. Von Donnerstag bis Samstag habe ich dreimal eingekauft, probegekocht, „probegegessen“ und war komplett auf den Termin fixiert… Ich war dann zwar pünktlich am Sonntag, aber mir war schlecht und ich hielt mich für partiell besessen.

Ergänzend zu den Vermutungen von @Anders, die ich teile: Ich gehe davon aus, das Gehirn meint es da grds. gut mit uns. Es befürchtet eben, wenn es uns nicht ab 12 Uhr durchgehend an den Termin um 18 Uhr erinnert, tauchen wir innerlich ab und verbaseln es.

„Aus den Augen, aus dem Sinn“ ist ja auch ein ADHS-Phänomen. Also holt es den 18 Uhr - Termin vorsorglich immer wieder in den Fokus…

Auch bei mir hat Medikation die Situation etwas verbessert. Zudem versuche ich eben inzwischen, den guten Willen der entsprechenden daueraktiven Hirnregion zu würdigen und sie mit Erinnerungsstützen (Handywecker, Akku dabei sicher geladen, sichtbare Zettel, etc.) zu entlasten.

Auch Umziehen, Vorbereiten, Wegstrecke, etc. veranschlage ich möglichst konkret, damit es nicht alles diffus bleibt.

Vielleicht kann man es auch zusätzlich trainieren: Erstmal nur Verabredungen mit sich selbst machen für den Abend, die man notfalls vergessen oder canceln kann. Und die bewusst ins gedankliche Mitbewusstsein und den Hintergrund drücken bis zum Aufbruchssignal/Wecker. Dann Stufe 2: mit einer vertrauten Person, die eine Stunde vorher anruft und abholt o.ä.

Der Rest ist: Selbstakzeptanz und sich weniger allein fühlen…

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Ich habe darüber nie nachgedacht, aber habe es tatsächlich auch so :hushed:

Danke! Ich muss es dringend beobachten!

Es ist noch ein Grund mehr die Therapie durchzuhalten und mit der Schaffung der Tagesstruktur fortzufahren… (es ist das schwerste was ich je „durcharbeiten“ musste) :pensive:

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Jetzt wo dieses Thema hier auftaucht, fällt mir auf dass ich früher definitiv auch so war.
Mit der Zeit hat es sich etwas gewandelt.
In die Richtung: „ach komm, 20min hab ich noch, dann muss ich für Handlung x Zeit y einplanen dann passt alles…“

Klappt garantiert.
NICHT!

Denn spätestens da kommt die Realität dazwischen.
Oder eine Ampel, oder ich brauche doch länger in der Vorbereitung, oder oder oder…

Leider war pünktlichkeit bisher nicht unbedingt meine Kernkompetenz :frowning:
Egal wie ich plane.
Dann klappt es zwei / drei Mal und dann war es das auch schon wieder damit :confused:

Komischerweise funktioniert es einigermaßen wenn es etwas ist, wo ich auf gar keinen Fall zu spät sein darf :thinking:

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Oh. Das kenne ich auch. Aufstehen, mittags einen Arzttermin und bis zum losfahren nichts gebacken zu bekommen.
Und hinterher ärgern, dass der Tag wieder dahin ist.

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