Was haltet ihr von dieser Studie?

Das frage ich mich, wie das funktioniert.

Also das ist mir wirklich ein Rätsel.

Für mich ist Schauspielern etwas ganz anderes als lügen.
Lügen heißt für mich, einen Sachverhalt bewusst anders darzustellen, als ich ihn wahrnehme
Damit habe ich große Probleme

Schauspielern dagegen heißt, sich in einen anderen Charakter reinfühlen, dessen Wesen erfassen und dann diesem Wesen oder Charakter entsprechend zu handeln.

Und das mach ich zb schon mein Leben lang

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Meine Gedanken und meine Meinung mit Abschweifungen. Kein gesichertes Wissen folgend:

Ich glaube neurologische/psychologische Erkrankungen/Andersartigkeiten sind bisher genauso gut und schlecht erforscht wie der Meeresboden: 20 %

Viele Sachen lassen sich besser differenzieren wenn Wissen dazu kommt. Dazu ist das Gehirn extrem komplex, während man bei anderen Organen (Herz, Lunge, Gefäße, Haut, Muskeln) allein schon visuell sieht was Sache ist. Beim Gehirn gibt es Botenstoffe, Unterschiede zwischen Personen, dazu Prägung durch die individuelle Vergangenheit, es gibt Einflussfaktoren wie Nahrung, Umweltbedingungen und andere Arten der Stimulation. Das sieht man schon an AD weil nicht jedes bei jedem erfolgreich wirkt, sondern nur paar einzelne.

In der Zukunft kommen neue Sichtweisen. Es wird mit Sicherheit noch viel mehr differenziert. Wobei mir als Betroffenen irgendwelche Bezeichnungen egal sind.

Ein Problem der Gesellschaft ist, dass Andersartigkeit nicht so richtig akzeptiert und nach wie vor stigmatisiert wird. Jeder soll (zumindest in seinem Kulturkreis) die entsprechende gesellschaftliche Uniform tragen. Wenn sich die Gesellschaft da ändern würde, wäre schon viel geholfen und einige Leiden würde es in dem Umfang nicht mehr geben.

Dazu haben wir einige Kulturen auf dieser Welt verloren was mich auf seine Art traurig macht: Ur-Einwohner des gesamten Amerikanischen Kontinents hatten ihre Mittel, Denk- und Herangehensweisen die der Welt heute fehlen. Stellen wir uns vor die „USA“ wären zusammengeschlossene Stämme von Ur-Einwohnern ohne die Mehrheit europäischer Kolonisten. Vielleicht kämen die zu anderen Lösungen und Therapien für heutige Probleme die besser wirken würden, sie würden auch psychische Krankheiten evtl.anders einordnen.

Auch in Afrika ging durch Kolonisation und Versklavung sehr viel verloren. In Europa haben wir kaum noch Judentum, obwohl es vor 1933 eine sehr prägende Kultur war. Gerade da fand ich Gespräche mit Leuten aus dem Judentum im Ausland häufig inspirierend. Oft zeigen sich schon bei Hispanics und People of Color Unterschiede bei der Wirkung von Medikamenten oder Krankheitsbilder im Vergleich zu „Weißen“.

Alles ein „was wäre wenn“…

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Seh ich ähnlich, dass schauspielern nicht gleich lügen ist.

Kann dennoch beides nicht oder gleich schlecht.

Und maske dennoch.

Ich denke, masken ist der Versuch, etwas zu verbergen, mit enormer Anstrengung; heißt aber nicht, dass es tatsächlich gelingt, Schwierigkeiten zu verbergen.

Ja, vielleicht ist maskieren eher ein Überbegriff?
Wie könnte man das bezeichnen, sich etwas nicht anmerken zu lassen?
Für mich fühlt sich das tatsächlich immer wie Schauspielern an. Ich habe immer versucht, ein anderer Mensch zu sein und mich eben so zu verhalten, wie das dieser Mensch in meinen Augen tun würde.
Zum Beispiel, den Redefluss und die Unterbrechungen zu unterdrücken, mir nicht anmerken zu lassen, wenn ich mich verletzt fühle und Ähnliches

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Maske und Schauspiel hängen stark zusammen. Im antiken Griechenland trugen die Darsteller zur Typisierung ihrer Gefühle entsprechende Masken. Daher auch heute noch das weit verbreitete Maskenduo aus Komödie und Tragödie als Symbol für Schauspielhäuser. Schauspiel war etwas ehrenhaftes, lügen nicht.

Rein auf die ursprüngliche Bedeutung heißt Schauspielern nicht „Lügen“. Schauspiel ist keine Manipulationstechnik, lügen aber durchaus um sich einen unfairen Vorteil zu schaffen. Bei ADHS geht es nicht um die Manipulation für einen eigenen Vorteil, sondern um den eigenen Ausgleich von Nachteilen als Überlebensstrategie, sozusagen zur Wiederherstellung der Fairness. Es ist also kein Lügen. Es ist auch kein Schauspiel, was sehr leicht von der Hand gehen sollte („-spiel“). Ein Schauspieler hat Freude dabei. Das sieht man im privaten Umfeld bei Schauspielern wenn sie gezielt eine Szene machen. Es kostet sie kaum Energie. Zudem Schauspieler auch nur paar Stunden tätig sind und nicht wie „wir“ einen ganzen Arbeitstag der locker 10 Stunden andauern kann.

Im Idealfall kommen wir bei sachlichen Diskussionen um ADHS von den Worten „Masken“ und „Schauspiel“ weg und nennen es „Tarnen“ oder „Tarnung“. Wie ein Soldat der gezielt bestimmt gemusterte Kleidung trägt damit er in seiner Umgebung nicht auffällt. Er baut sich auch einen Vorteil auf damit der Feind ihn nicht sieht, also irgendwie auch eine Manipulation des Gegenübers. Hier kommt es auf die Situation an ob sich jemand Vorteile erschaffen oder Nachteile ausgleichen will. Oder wie ein Tier dass an seine Umgebung angepasst ist um nicht von Fressfeinden vernascht zu werden. „Letztlich ist vor allem bei ADHS-Betroffenen bereits früh ein vor allem kurzfristig meist gut funktionierendes, oftmals stimulusgebundenes, Chamäleon-artiges Anpassungsverhalten zu beobachten (…)“ Bei Tieren ist dieses Anpassungsverhalten an die Umgebung ein Teil der Evolution. Also unbewusst. Wir tarnen uns auch eher unbewusst an, bis es uns irgendwann auffällt und unangenehm ist? Damit sind wir teilweise auch gute People Pleaser um von uns abzulenken.

Wegen der Tarnung müssen wir viel Energie aufbringen und es fällt uns nicht leicht, weil wir gerne auf die Tarnung verzichten würden.

Durch die schon vorhandenen Selbstzweifel bringen unsere Gedanken uns selbst zum Entschluss eine schwache Glaubwürdigkeit zu haben weil wir uns einreden zu „lügen“, weil wir anderen etwas vormachen was wir wiederum als „Schauspiel“ deuten.

Es ist ein Tarnen. Es ist auch eine Manipulationstechnik. Aber moralisch geht es um einen Nachteilsausgleich statt um den Gewinn von Vorteilen wie beim Lügen.

Da wird es sehr viele Sichtweisen geben. Das Thema der Lüge wird in der Philosophie sehr stark auseinandergenommen.

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Dachte dasselbe gerade umgekehrt: vielleicht ist Maskieren so anstrengend (für mich), eben weil ich so schlecht im schauspielern bin?!

Super Zusammenhänge hergestellt! Muss ich drüber nachdenken… holt mich aber in meinen Gedankengängen ab!

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@Minzli und @Isalie
Also bei mir ist Masking nur dazu da um möglichst so zu wirken was andere von mir erwarten.
Mir persönlich geht es beim Masking nicht darum mein „ich“ zu verbergen, sondern eigentlich nur darum, dass ich im richtigen Moment Lächle, dass ich im richtigen Moment die Hände schüttle, dass ich im richtigen Moment einen lockeren Scherz mache, dass ich im richtigen Moment höflich und zuvorkommend bin, solche Sachen halt.

Heisst ich scanne die Leute ab, beobachte sie, und versuche dann entsprechend so zu reagieren wie es meistens erwartet wird.
Das Problem dabei ist, wenn mir wichtig ist wie ich am Tag X auf Person soundso wirke, dann kann ich einen glänzenden Auftritt hinlegen, begegnet mir aber die selbe Person per Zufall im Supermarkt wieder, dann bin ich überrascht, erkenne die selbe Person wahrscheinlich zuerst nicht mal wieder.
Und dann erlebt mich die Person in diesem Moment ohne mein Masking, heisst so zerstreut und chaotisch wie ich eben eigentlich meistens bin.
Zumindest solange bis ich mein Masking wieder anwenden kann, was mir dann aber deutlich schwerer fällt, denn ist die Maske erst mal gefallen, wird es danach schwierig.

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