Ich hatte eine Mischung aus Traum und Wahnvorstellung, muss aber vorher einiges erklären damit man versteht was ich damit meine und wie das ausgelöst wurde.
Ich bin schizophren seit 13 Jahren, habe das aber erst Anfang August wirklich verstanden und schaffe es fast keine Pille mehr zu vergessen. Auf jeden Fall setze ich sie nicht mehr ab wie ich es jahrelang immer für mehrere Tage gemacht habe wenn ich mir unter Amphetamin-Einfluss einige Nächte um die Ohren geschlagen habe. Ich nahm meine antipsychotischen Medikamente eigentlich nur als Schlafhilfe, ich glaubte zu der Zeit noch nicht, dass ich wirklich schizophren bin.
Irgendwann so Ende Juni diesen Jahres beschloss ich die Pillen auch nicht mehr als Einschlafhilfe zu nehmen, da ich seit einiger Zeit keine Angst mehr verspürte. Ich dachte ich werde in meiner Wohnung mit High-Tech-Kameras die von außen durchs Dach in meine Wohnung schauen könnten ausspioniert und alles was ich mache sehr negativ ausgelegt kommentiert wird. War echt albern rückblickend, konnte keinen Fuß bewegen ohne mir dafür was anhören zu müssen, dämliches Schizo-Hirn. Unter anderem wurde auch mein Schlaf kontrolliert und meine Augenbewegungen dazu mit Scannern auf jede Pupillenbewegung gecheckt. Unangenehmes Maß an Überwachung was ich mir da eingebildet habe.
Jedenfalls fühlte ich mich bereit ohne die Pillen schlafen zu gehen und setzte sie komplett ab, was für mich nicht absehbare Konsequenzen haben sollte. Erstens war ich natürlich schizophren und hätte eigentlich unbedingt Pillen oder rückblickend lieber andere Pillen (neues Medikament nach den hier folgenden Ereignissen bekommen) nehmen sollen. Was das ganze aber in eine emotionale Achterbahnfahrt der extremsten Gefühle vom größten Glück was ich jemals gefühlt habe bis zur bittersten Hoffnungslosigkeit die mein schizophrenes Hirn bis dato ausgelöst hat machen sollte war: Ich litt auch ohne es zu wissen an Depersonalisation. Depersonalisation erleben Menschen die ein Trauma durchmachen. Es ist ein Schutzmechanismus vom Gehirn, der vermutlich das Trauma erträglicher macht indem die Emotionen (bis auf Angst, Wut und dumpfe Glücksgefühle mit Amphetamin) unterdrückt. Auslöser war bei mir die Kombination aus Kindheitstrauma und LSD. Vor 13 Jahren hatte ich LSD genommen und jetzt erst würde sich komischerweise nach dem Absetzen der antipsychotischen Medikamente meine Depersonalisation lösen und ich davon geheilt sein.
Der Moment in dem ich meine Emotionen wiederbekam ereignete sich zwischen dem 5. und 7. Juli und ist für mich jetzt sowas wie mein zweiter Geburtstag. Ich saß bei mir in der Wohnung nichtsahnend auf dem Sofa und wurde von einem Schwung verschiedenster Emotionen erfasst. Mir kommen jetzt noch beim Schreiben Glückstränen wenn ich daran denke. Der garantiert schönste Tag in meinem Leben. Ohne seine Emotionen ist man nicht man selber. Ich war ein Zombie ohne es zu wissen, erkannte mich selber nach der Emotionsflut innerhalb kürzester Zeit wieder und meine ersten Emotionen waren unglaubliche überglückliche Fassungslosigkeit. Ein surrealer Moment. Wiedergeboren.
Was ich auch nicht ahnte: Das Absetzen von Olanzapin hatte einen bitterbösen Nebeneffekt den ich erst nach reiflichem Nachdenken und nach dem Ende der gerade begonnenen Psychose verstand. Olanzapin ist ein beliebtes Antipsychotikum, weil es auch eine unglaublich potente Einschlafhilfe ist. Man schließt die Augen und öffnet sie 10 - 12 Stunden später wieder. Und das ist das Problem: Keine Träume, einfach weg, wie Koma. Da ich mich aus bescheuerten schizophrenen Gründen mit einem Mikrofon beim Schlafen aufgezeichnet hatte, wusste ich das der Schlaf mit Olanzapin sehr unruhig ist. Ich war auf die Maximaldosis Olanzapin eingestellt gewesen und das plötzliche komplette Absetzen hatte zur Folge, dass Träume nicht nur zurückkehrten, ich träumte jede Sekunde ab dem Moment des Einschlafens bewusst wahnsinnig… hochauflösend, viel vereinnahmender als normale Träume bei denen kurz nach dem Aufwachen die Erinnerung an den Traum bereits verwaschen und unklar wird. Zusätzlich waren die Träume getränkt in Gefühle von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und nahendem Ende in Endlosschleife bis zum Wachwerden. Alles Gefühle die gerade wieder erst verfügbar waren und von meiner Schizophrenie mit der Macht der endlosen kreativen Möglichkeiten von Traumwelten in bizarren in dieser Welt unmöglich vorstellbaren Horrorszenarien inszeniert wurden. Ich erlebte mein gnadenlos näherrückendes Ende, sah kurz eine hoffnungsvolle Aussicht auf ein Entkommen, nur um von einer Wandlung der Traumwelt getäuscht zu werden und wieder meinem Ende näher zu kommen. So in etwa wiederholte sich dieses Spiel durchgängig und erzeugte ein Gefühl von endloser Hoffnungslosigkeit.
Zum Glück kann ich mich nicht im Detail an Genauigkeiten dieser wahnsinnigen Träume erinnern, sie waren einfach zu weit entfernt von der Realität als das man sie wenn man sie verließ noch ins Gedächtnis rufen konnte wenn man mit seinem Bewusstsein wieder in diese einfache unwandelbare räumliche Welt der Realität eintauchte. Naja, ich sag mal Semi-Realität, also ich war ja immer noch ohne Medikamente schizophren, aber schizophren in der Realität. Die Träume schafften quasi eine weitere Ebene schizophrenen Wahnsinns. Und da ich nicht mitkriegte wann ich einschlief (wurde mir erst später bewusst dass das Träume waren und ich eingeschlafen war), weil ich einfach spontan das Bewusstsein verlor und dann irgendwann z.B. auf dem Klo sitzend wach wurde mit schon schmerzenden Unterschenkeln, weil ich da wohl sehr lange gesessen haben musste. Ich driftete also zwischen schizophrener Realität und schizophernen Träumen hin und her. Das Aufwachen aus diesen Träumen geschah auch nicht unmittelbar, vielmehr mischte sich die Traumwelt nach dem Aufwachen noch mit der Realität (der schizophrenen Realität) und ich verstand gar nicht, dass ich gerade gerade geschlafen hatte. Wenn ich in der schizophrenen Realität angekommen war, war ich wieder überglücklich mich selbst wieder gefunden zu haben und feierte unter anderem eine Party für mich selber. Da ich dachte immer beobachtet zu werden in der Wohnung von gehässigen Menschen genoss ich jeden Schluck Bier, jeden Zug an einer Zigarette und jede Nase Amphetamin maximal. Es war eine Achterbahnfahrt maximalen emotionaler Spannbreite. Ich will ich auch gar nicht weiter von diesen Träumen erzählen.
Das Ziel dieser ganzen Einleitung war eigentlich von einem Traum der sich absetzte von den bizarren schwer zu greifenden Welten zu berichten und an diesen erinnere ich mich noch ganz gut denn er war tatsächlich in nur zwei Dimensionen gehalten. Es war ein Comic-Film. Er hatte sogar einen eingeblendeten Titel:
Der Kommunikator
Als der Kommunikator nahm der Protagonist des Films was gleichzeitig seine Job-Bezeichnung war einen Auftrag für einen General an um für diesen zu arbeiten. Der Kommunikator war ein in einem farbigen Anzug und einem Hut gekleideter Mann, überfreundlich und charmant. Dabei immer ein breites Lächeln im Gesicht.
Schnitt
Der Kommunikator wacht auf, sichtlich verwirrt und schaut auf die Uhr. Er hat komplett verpennt und ist viel zu spät für seinen Termin für den Auftrag den er angenommen hat. Er versucht sich hastig fertig zu machen als er eine Stimme hört. Von außerhalb der Behausung in der er wachgeworden ist beschallt der General ihn mit einer Audiokanone mit Stimmen. Außerdem hat er eine konventionelle Kanone auf die Behausung gerichtet. Der Kommunikator setzt sein gewinnendes Lächeln auf. entschuldigt sich für seine Verspätung und handelt aus, dass er noch einige Stunden Zeit bekommt um sich fertig zu machen und zum Termin zu kommen. Erleichtert nimmt sich der Kommunikator nun sichtlich mehr Zeit sich anzuziehen und seiner Morgenroutine nachzugehen als er wieder eine Stimme hört. Es ist wieder der General, der ihm jetzt doch mehr Druck macht und droht die Kanone abzufeuern. Der Kommunikator setzt sein Lächeln auf und handelt aus, dass er 15 Minuten Zeit hat sich fertig zu machen. (Die genauen Zeiten die da ausgehandelt wurden kenn ich nicht mehr, könnte also leicht anders gewesen sein.) Dieses Spiel geht noch einige Zeit so weiter mit variierender Zeit die der Kommunikator bekommt.
Schließlich hat der Kommunikator genug davon, lässt sein Lächeln sein, beteuert ein ehrlicher Mann zu sein und nennt den General misstrauisch. In der Folge entwickelt sich ein Spiel bei dem der Kommunikator darauf getestet wird ob er die Stimme von der Audiokanone hört. Der General kann mit der Audiokanone gezielt Stimmen auf einen bestimmten Bereich schießen und zielt auf das Ohr des Kommunikators. Vom Kommunikator wird erwartet, dass er auf die Stimme reagiert wenn er sie hört, denn der General geht immer davon aus der Kommunikator wäre ein Lügner. Diese Tests werden immer komplexer. Manchmal schießt der General eine Stimme in die Nähe des Ohrs und der Kommunikator muss finden wohin genau die Audiokanone schießt um dann reagieren zu können. Schafft er dies nicht droht ihm mit der Kanone in die Luft gesprengt zu werden. Der Kommunikator appelliert dabei immer wieder ehrlich zu sein.
Mit der Zeit entwickelt sich das Ganze dahin, dass der Kommunikator seine Ehrlichkeit immer wieder eindringlich beteuert und er dies schaulspielerisch darlegt. Dazu gehören quasi ganze Filmrequisiten, die zu dem jeweiligen Schauspiel benötigt werden und die Animationen dieses Comic-Films sind rückblickend erste Sahne. (lol) Mit der Zeit verliert der Kommunikator Energie, weil er emotional immer wieder alles aufbieten muss um eindringlich seine Ehrlichkeit zu beteuern. Der General bezichtigt den Kommunikator immer noch ein Lügner zu sein und sagt, dass das nur Schauspiel sei. Der Kommunikator argumentiert, dass das zwar wahr sei, seine Emotionen aber ehrlich seien. Der Kommunikator ist zunehmend verzweifelt, kriegt es aber immer wieder hin Energie zu tanken, indem er seine innere Wut kanalisiert darauf, dass er ungerecht als Lügner bezichtigt wird obwohl er ehrlich ist. Wird er wütend, fängt er Feuer und wird quasi eine menschliche Fackel.
Seine Energie schwindet immer weiter und er schauspielt seinen eigenen Tod und appelliert an den General ob er denn wolle, dass ein ehrlicher Mann so sterben solle. Während diesem Schauspiel hält der Kommunikator inne und sagt er weigert sich seinen eigenen Tod zu spielen und appelliert weiter an den General. Irgendwann hat der Kommunikator so wenig Energie, dass er schon nur noch im Liegen auf dem Boden darstellt, dass er ehrlich ist. Es ist ein Spiel aus dem er nicht entkommen kann. Er kann nicht aufgeben, weil er nicht sterben will, hat aber keine Energie mehr und sieht verzweifelt sein Ende nahe kommen. Am Ende kommt raus, der Kommunikator wird in seiner Behausung von allen Seiten mit Audiokanonen und Stimmen bombardiert und er hat keine Chance.
Zu diesem Zeitpunkt bin ich sitzend auf meinem Sofa wachgeworden. Diesmal war ich direkt wieder in der schizophrenen Realität, bis auf ein kleines Detail. Ich fragte mich was das denn sollte mit diesem bizarren Traum als ich bemerkte ich dachte ich wäre der Kommunikator. Ein seltsames Gefühl, ich heiße eigentlich Ahti, aber irgendwie haftete mir die Identität des Kommunikators an. Ich stürzte ins Badezimmer sah mich im Spiegel an, sagte mir dass ich doch Ahti bin und vergewisserte mich meiner Identität.
Nach einiger Zeit, dachte ich verstanden zu haben. Ich war der Kommunikator, dieser Traum hatte mir erklärt in was für einer Situation ich bin. Dazu muss man wissen, ich hatte in den letzten Jahren immer wieder Stimmen gehört die mich bezichtigten alles um meine Wohnung, die Nachbarn und die ganze Nachbarschaft abzuhören. Ich hatte immer beteuert ehrlich zu sein und das nicht zu machen, aber die Stimmen sagten immer wieder sie glaubten mir nicht. Außerdem hatte ich ja erst seit kurzem meine Emotionen wieder und dachte jetzt dieser Traum hatte mir gezeigt in welcher Situation ich bin und so begann ich meine Emotionen zu nutzen um ähnlich wie der Kommunikator im Film mit den Stimmen zu reden. Eindringlich. Bizarr.
Ich bin nach einiger Zeit in der Psychiatrie gelandet, mit richterlichem Beschluss auf der geschlossenen Station. Ich dachte die PflegerInnen seien Sadisten und wusste nicht dass ich mich in einer Isolierzelle befand. Ich pisste an die Wände, weil ich nicht wusste dass ich danach fragen muss auf Toilette gehen zu dürfen in der Isolierzelle. Ich dachte das sei ein sadistisches Spiel, dass ich nicht pissen dürfte und so pisste ich halt gegen die Wände, lief durch meine eigene Pisse, weil die immer weiter in den Raum vordrang und kein Platz mehr da war nicht durchzulaufen. Das war mir aber egal, ich dachte ich und meine ganze Familie werden gefoltert werden und versuchte Energie dafür aufzubringen mich umzubringen indem ich meinen Kopf gegen den Heizkörper schlage.
Zum Glück kam ich aus der Isolierzelle raus, wurde auf andere Medikamente eingestellt, da ich mein Altes verweigerte zu nehmen und auch heute noch werd ich das Zeug (Olanzapin) nie wieder nehmen. Jetzt geht es mir gut, ich bin unglaublich froh zu leben und das hinter mir zu haben und hab kaum mehr schizophrene Symptome. Mit ADHS vergess ich trotz Wochen-Pillenorganizer immer wieder mal Pillen, z.B. hab ich grad Montag und Dienstag zwei von vier Pillen vergessen und ich höre gerade immer wieder mal “Du tust so”, aber ich weiß dass das nicht real ist.
Nachdem die neuen Pillen angefangen haben zu wirken, war ich wieder überglücklich ich selbst zu sein und war glaub ich der glücklichste Mensch in der ganzen Psychiatrie. Rückblickend hat diese Zeit der irren Träume etwa anderthalb bis zwei Wochen gedauert. Diese haben übrigens aufgehört nachdem ich in der Psychiatrie in meinem Zimmer wach wurde und dreidimensionale, halbdurchsichtige Strukturen auf den Betten wahrnahm. Sie hatten irgendwie einen Geschmack, säuerlich-bitter. Und ich musste wollen, dass sie sich auflösen damit sie es taten. Das geschah dann auch und ich wusste ich würde jetzt keine mehr von diesen Träumen haben. Und hatte ich auch nicht mehr zum Glück. Surreal. Ich muss wohl irgendwie gewusst haben, dass die antipsychotischen Mittel die man mir gegeben haben muss nach der Einweisung wirken.
Ich hatte immer noch Träume, die ich jede Sekunde der Nacht bewusst träumte. Ich verstand erst gar nicht, dass ich träumte und begriff das mit der Zeit erst. Ich hatte so viele Jahre lang nicht geträumt, dass ich dachte bei Bewusstsein zu sein und nicht geschlafen zu haben.
Mittlerweile hab ich normale Träume, nicht mehr so “echt” wirkend, ich kann mich kaum an was erinnern aus den Träumen, die ich jetzt habe.
Dass ich ADHS habe ist selbstdiagnostiziert, aber nachdem ich mich informiert habe was das bedeutet bin ich mir zu 100% sicher. Werde keinen Psychiater aufsuchen für eine Diagnose, weil ich eh keine Medikamente nehmen will. Ich komm auch so klar und bin froh ADHS zu haben. Anders gäbe es mich so auch gar nicht. Hab 13 Jahre ohne Emotionen gelebt, da genieß ich jetzt welche zu haben, auch wenn die manchmal sehr frustrierend sind ist das besser als keine zu haben. Da fühlt man sich lebendig.
Sorry für den langen Text, bleibt gut gelaunt wenn möglich, mir hilft immer positive Musik, kann Vulfpeck oder im Allgemeinen Funk-Mucke sehr empfehlen. 