Was seid ihr (sozial) für ein Typ?

Also erst mal wieder schön, dass das Forum (in der doch recht gelungen Aufmachung wie ich finde :slight_smile: ) wieder erreichbar ist!

Jedenfalls wollte ich euch mal fragen, wie es denn so bei euch in Sachen soziale Kontakte steht.

  • Bin ein Gruppenmensch (hab sehr viele Freunde)
  • Bin eher ein Gruppenmensch (hab recht viele Freunde)
  • Mal so mal so. Brauche auch mal meine Zeit für mich
  • Ich bin gerne für mich aber habe einige sehr gute Freunde
  • Ich bin recht isolierter Einzelgänger

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Denn ich habe immer wieder mal gelesen, dass neurodiverse oft in Einzelgängerpositionen geraten.

Aber ich hoffe euch geht es soweit gut! :slight_smile:

Bernd

Als junger Bursche war ich überall dabei, hatte eine sehr großen Bekanntenkreis.
Jetzt (54) bin ich froh, wenn ich mit meinem Hund, meine ruhe habe……ich vermisse nichts……mit Abstand, sind mir die meisten Menschen zuwider, vor allem seit den letzten 1,5 Jahren…… die wahren Gesichter kommen zutage.

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Da ich mich in sozialen Situationen meist verstellen muss und mich das anstrengt, vermeide ich sie so oft wie möglich.
So kommt es eben auch kaum zu Kontakten.
Ich habe ein paar enge Freundschaften, die mir sehr sehr wichtig sind, aber selbst da fällt es mir schwer, den Kontakt zu halten und die Beziehung zu pflegen.
Das sind eben Menschen, wo ich so sein kann wie ich bin. Zudem sind sie mir oft auch ähnlich in Ansichten und teilweise auch im Verhalten.
Da wird es zum Selbstläufer, wenn man sich trifft und ich fühle mich wohl.
Bloß, dass es zum Treffen kommt ist eben schwer.

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Früher habe ich die Gruppenzugehörigkeit gesucht, bin dann zu exklusiven Kleingruppen übergegangen und würde mich heutzutage über einen echten Freund freuen. Aber ich finde Menschen außerhalb von informellen Gruppen inzwischen ziemlich enttäuschend.
Zuviel Schein, wenig sein und fehlende Verbindlichkeit.

Gelegentlich mag ich es aber trotzdem mit Anderen zusammenzukommen. Wenn ich es organisiert bekomme teilzunehmen. Dann aber zumindest grob vorsortiert. Kollegen, Familie, Gleichinteressierte.
Menschenmassen wie bei Sportveranstaltungen sind mir ein Graus. Und dann vielleicht noch zusammen klatschen oder sich über Belanglosigkeiten unterhalten. Nöööö!

Ich weiß nicht ob es ein ADxS-Thema ist, aber ich bin nachtragend, verzeihe keinen Verrat, biete und erwarte Treue. Vielleicht lebe ich ja auch nur in der falschen Zeit.

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Die Frage ist, ob sie da hineingeraten oder sich bewusst dafür entscheiden bzw. Ob es ihrem tatsächlichen Bedürfnis entspricht.

Von mir kann ich sagen, dass es einfach mein Bedürfnis ist, viel Zeit allein zu verbringen. Ich habe Jahrzehnte dagegen angekämpft, weil diese „Diversität“ gesellschaftlich verpönt ist.

In der Klinik hatte man bei mir deshalb schon eine schizoide Persönlichkeitsstörung auf dem Schirm. Aber für mich ist es völlig normal, dass ich nicht ständig Menschen um mich haben will, aber dennoch zu wenigen Personen beständige Beziehungen haben kann.

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Nachtragend bin ich nicht unbedingt, aber Verrat verzeihe ich nie. Die Menschen sind mir danach einfach egal.

Zum Thema: Es ist eindeutig tagesabhängig. Manchmal brauche ich Menschen um mich, allerdings nur für eine kleine begrenzte Zeit, danach will ich Ruhe.

Tatsächlich ist es so, dass ich seitdem ich Adhs Medikamente nehme mich sehr isoliere oder mehr Zeit für mich alleine brauche. Plötzlich sind mir die Gespräche mit Anderen nach kurzer Zeit langweilig und ich suche schnell das Weite. Es belastet mich nicht, es belastet mich nur wenn ich mich zwinge dabei zu sein, um den Kontakt und das Verhältnis nicht zu gefährden. Bald werden mir die Ausreden knapp.

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Diesen Konflikt hatte ich auch. Bis ich mir gesagt habe, dass ich eben so bin. Und auch meine Therapeutin.
Ich kenne diesen „gesellschaftlichen Druck“. Es kommt dann immer darauf an wie wichtig mir die Leute sind. Wenn ich sie eh nicht leiden kann, dann pfeif ich drauf und sag eiskalt: nö, kann nicht.
Wenn sie mir wichtiger sind oder ich weiß, dass es lustig wird, dann mache ich es teilweise sogar gerne.
Habe ich allerdings 2 soziale Aktionen an einem Wochenende, also Samstag und Sonntag, dann steh ich kurz vorm Burnout.

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„I love mankind… It’s people I can’t stand.“
(Linus Van Pelt)

Früher war ich mehr mit vielen Leuten unterwegs, obwohl ich damals schon kleinere Runden oder direkt Eins-zu-Eins-Gespräche vorgezogen habe. Auf Parties war ich immer einer von denen, die in der Küche saßen und sich mit weniger Leuten besser unterhalten haben. Aber auch einer der letzten, die gegangen sind.

Heute überlege ich sogar, den Stammtisch, den ich mal mitgegründet habe, sausen zu lassen, weil das ganze Durcheinandergerede und An-der-Oberfläche-Bleiben mich eher stresst als entspannt. Ist leider die einzige Möglichkeit, einige meiner Bekannten regelmäßig zu sehen.

Interessant. Ich habe an mir beobachtet, dass meine Bullshit-Toleranz stark gesunken ist - toxische Sprüche, die ich früher weggelächelt hätte, gehen mir jetzt umso mehr auf den Keks. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob das seit der Medikation so ist oder erst seit den Lockdowns, die jedem einzelnen Small-Talk mehr Gewicht geben, weil es einfach weniger davon gibt.

Äh, was? Haben die noch nie was von Introversion gehört? Und von Ockhams Rasiermesser? Gleich das maximale Gestörtheitsszenario aufzufahren statt erstmal die naheliegenden Deutungen abzuklopfen, finde ich nicht mal in einer Klinik akzeptabel, auch wenn das Diagnostizieren da wahrscheinlich zur Kultur und zum Job gehört.

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Bei mir ist es irgendwie immer so, dass ich am Anfang (außer bei mir sehr sympathischen Personen und Frauen generell) recht schüchtern bin.
Zudem bin ich immer der neue Quereinsteiger in einer Gruppe, weswegen ich auch nie lange Kontakte halten kann, weil die anderen eigentlich schon ihre Leute haben.
Ich scheine auch recht komisch als solches zu sein von meiner Art her (wegen ADHS), weswegen es noch weniger überhaupt versuchen wollen, sich mit mir einzulassen.

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Ich habe das Gefühl ein introvertierter Mensch zu sein, der in Gesellschaft extrovertiert wird. Merkwürdig zu beschreiben. Ich hatte nie Probleme damit mit anderen Menschen zu connecten und bin auch häufig in mehreren Gruppierungen, die sich gegenseitig nicht leiden können, sehr gerne gesehen. Allerdings fällt es mir enorm schwer mehr als zwei Menschen gleichzeitig kennenzulernen. Nach meinem Empfinden sind Menschen in Gruppen bereits ab einer sehr geringen Anzahl wenig authentisch und man lernt lediglich die Maske kennen, die die Gruppe braucht. Nicht aber die einzelnen Gesichter, die sich darunter verstecken. Sehr extrem habe ich diese Wahrnehmung, wenn es ritualisierte Situationen sind, bei dem ein Geschlecht dominiert. Etwa die Gespräche von Arbeitskollegen, die in einem Männer- oder Frauendominierten Beruf arbeiten. Da ich ein sehr offener Mensch bin, nutze ich häufig Thematiken über mich, die in der Wahrnehmung meines Gegenübers ein Vertrauen suggerieren. Dieses „in Vorkasse gehen“ bezüglich Vertrauen bricht häufig eine gewisse Barriere. Was ich daran absurd finde ist, dass das empfundene Vertrauen meines Gegenübers sich nicht an meinen Werten richtet, sondern an seinen eigenen.

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Ich komme mit Gruppendynamiken nicht gut zurecht, denn ich habe einen sehr empfindlichen Sensor für fehlende Authentizität. Da ich das nicht „ausblenden“ kann, bin ich in den meisten Gruppen sehr irritiert. Und das wiederum kann ich nicht verbergen. Das führt dazu, dass ich unbewusst Salz in so fast ziemlich jede Wunde streue. Nur Menschen, die tatsächlich in ihrer Mitte ruhen oder aber die, die sich gerne selbst besser kennen lernen wollen, kommen gut mit mir klar.

Ich weiß nicht, inwieweit das ad(x)s-spezifisch ist, aber ich habe vor einer Weile mal ein Buch gelesen, in dem von gefühlsstarken Menschen die Rede war. Ich habe mich da sehr wiedererkannt, ebenso wie meine Tochter (deren Diagnostik auch gerade läuft).
Zudem wurde bei mir in meiner Jugend Borderline diagnostiziert. (Mittlerweile erfülle ich die Kriterien nicht mehr - geblieben ist die ad(x)s und rezidivierende Depressionen.)
Wenn ich gerade eine depressive Episode habe, lebe ich sehr zurück gezogen und habe nur zu ein-zwei Leuten halbwegs regelmäßigen Kontakt. Aber auch außerhalb der Episoden bin ich keiner von den Partypeople… Also klar - tanzen bis zum Umfallen oder Gespräche bis zum Morgengrauen, aber dann brauche ich im Anschluss meine Höhle, in der ich mich erholen kann. Mein Freundeskreis ist immer sehr klein und ausgesucht gewesen. Ein-zwei enge Freunde, noch 3-5 Leute, die gute Freunde sind, dann kommt erstmal nix und der Rest sind Bekannte und alte Bekannte…

Summa summarum: Ich bin definitiv ein introvertierter Mensch (ganz ohne schüchtern zu sein oder verschlossen) - ich brauche regelmäßig „niemanden sehen/hören/riechen müssen“, sonst gehe ich kaputt. Deshalb war der lockdown für mich die absolute Hölle. 4 Menschen auf 3 kleine Räume…ich und die beiden Ableger rund um die Uhr auf Gedeih und Verderb einanderausgeliefert… Ich bin völlig eingegangen… Mein Reizfilter hat nicht mehr funktioniert. Erst in dieser Situation kamen die Erinnerungen an früher hoch, als es mir in meiner Kindheit ebenso ging. Kein Entkommen vor der Familie… Immerhin hat das dazu geführt, dass ich nun Ende letzten Jahres endlich diagnostiziert wurde.

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Ich finde mich hier in fast allen Antworten wieder, aber besonders mit der Antwort von @Sniper fühle ich mich sehr identisch.

Obwohl ich eigentlich schon immer ehr introvertiert war, konnte ich in meiner Jugend, in Gesellschaft meiner besten Freunde*, total aufdrehen.
Habe mir die Nächte um die Ohren geschlagen, getanzt bis zum Umfallen, war für jeden Spass zu haben, was allerdings leider auch allzu oft zu peinlichen Situationen führen konnte, besonders wenn zuviel Alkohol im Spiel war.
Tatsächlich hatten viele Respekt vor mir, oder fanden mich sogar cool, weil ich eben anders war als sie.

Aber das ist zum Glück alles lange her, heute frage ich mich oft, wieso ich in diesen Zeiten ein komplett anderer Mensch war, wie aus einem anderen Leben. Ich weiss nur eins, ich geniesse heute je länger je mehr das älter werden, wenn mich jemand fragen würde ob ich nochmals jung sein möchte, dann kann ich das mit einem klaren Nein beantworten. Nicht weil ich die heutige Jugend ablehne, einfach weil ich froh bin da angekommen zu sein, wo ich heute bin.

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Ich habe einige wenige Freunde in dreren Gesellschaft ich mich sehr wohl fühle weil ich sein kann wie ich bin.
Eine ehrliche Haut die aber auch Kritik wegsteckt.
IIn Gruppen von mehr als 5 Leuten fühle ich mich nicht mehr richtig wohl das überfordert mich .
Weil ich dann den Gesprächen nicht mehr richtig folgen kann.
Ich brauche aber viel Zeit für mich um eine Krativität auszuleben

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Hi

Ich brauche viel Zeit für mich, bin aber nicht gern allein, weil ich mich schnell einsam fühle. In Gruppen, bzw. mit Gruppendynamiken komme ich nicht klar. Ich habe einzelne Freunde. Doch in fast allen Aktivitäten mit mehr als drei Leuten, denen ich wiederholt und über einen längeren Zeitraum ausgesetzt bin, verliere ich die Kontrolle über mein Verhalten. Mit einem Freund auf ein Konzert gehen, ist kein Problem. Aber sobald mit mehreren Personen gleichzeitig ein engerer Umgang entsteht, kriege ich leicht Unsicherheit und Angstgefühle. Ich zeige meine Angst nicht offen, sondern steigere mich in Wut und Aggressionen hinein. Ich gebe mich dann eher „stark“ und gelassen. Wenn ich mich nicht zurückziehe kann es gut sein, dass ich aus irgendwelchen -eher nebensächlichen- Anlässen einen Wutanfall kriege und auch auf leichte Provokationen total überreagiere. Naja… und ich kann mich oft nicht zurückziehen, weil dann wieder die Angst vor dem Verlassenwerden, Alleinsein kommt. Ich weiß das klingt schräg, aber ich habe ein sehr komplex Persönlichkeitsbild mit mehreren (diagnostizierten) Störungen. Dazu gehören k-PTBS, BPS, NPS und natürlich ADHS. Die Symptome springen oft zwischen den Störungen umher und beeinflussen sich gegenseitig.

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Hmm, wenn man nicht mal das vorweisen kann, was ist man dann, nur noch der punkt auf dem i des introvetriertseins? …

Sehr interessant. Ich finde mich da sehr wieder.
Ich hätte gern trotz enormen bedürfnis nach alleinzeit öfter mal mehr menschen um mich, kann aber nicht vertrauen oder mich öffnen und stosse sie sehr schnell ab und weg aus selbstschutz. Ein trauriges dasein, das ich kaum durchbrechen kann trotz der funktionierenden selbstreflexion.

Früher in der schule hatte ich ein grüppchen, wo ich mitgezogen wurde, aber bereits da glaubte ich nicht dsran, dass man mich um meiner selbst willen gemocht hätte. Danach verlief sich das und ich hatte nie wieder nähere Freundschaften, ausser zu einer (vermutlichen) Borderlinerin, die mich sehr plötzlich aus ihrem Leben ausgestossen hat und ich das bis heute nicht überwunden habe.

Menschen sind in ihren Bedürfnissen oft sehr anstregend und weder treffen ihre die meinigen noch treffe ich die ihren.

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Ach Equinox, in deinem Satz liegt so viel Einsamkeit hinter den Wörtern verborgen. Ich sehe bildlich diesen kleinen I- Punkt vor mir, verloren in der Weite.
Aber wenn du dich auf Zehenspitzen stellst und zum Horizont blickst siehst du noch andere kleine Punkte, der der grade auf und ab springt und winkt, das bin ich.

Auch in der Beschreibung erkenne ich mich wieder. Bei mir kommt noch die Angst vor Abwertung hinzu, weil ich in meinem Leben noch nicht viel erreicht habe.

Ich empfinde die Selbstreflexion bei mir „nur“ als erkennen des Problems, die Lösung ist sie sicher nicht. Aber wo die zu finden ist, weiß ich leider auch nicht.

Liebe Grüße
Nymphaea

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Das gefühl kenne ich leider auch zu gut, es verfolgt mich seit meiner kindheit. Nie gut genug, nie etwas wert, nie angenommen.

Dein beitrag hat mir gerade tatsächlich einen heulanfall beschert, das soll jetzt auf keinen fall eine anklage sein, ist nur peinlich, weil ich grad am pool sitze und doch glücklich sein müsste…

Ja selbstreflexion ist leider noch keine lösung, das ist mir labgsam auch klar geworden. Es bereitet eher öfter mehr schmerz als erlösung.

Jedenfalls, danke für deine worte.

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Ich habe genau eine liebste Freundin und eine zweite, mit der ich mich regelmäßig austausche.
Allerdings hat die zweite auch stark ausgeprägte Rückzugstendenzen (so wie ich). Das irritiert mich oft, weil WENN ich mich mit anderen treffe, genieße ich es sehr und mag es intensiv. Und sie bleibt eben mehr introvertiert.

Mein Cousin und ich nennen das „Akkus aufladen“, weil der intensive und tiefschürfende Austausch für uns wichtig ist, 2 Stunden intensiv und dann 1 Monat Ruhe.

Das ganze Smalltalk blabla nervt und von oberflächlichen Begegnungen behalte ich nichts im Sinn. Das führt zu den Situationen, wo andere freudestrahlend auf mich zustürzen, mich mit Namen kennen und sich soo freuen mich zu sehen. Und ich keinen blassen Schimmer habe, wer das ist, wo wir uns kennengelernt haben und dementsprechend auch den Namen nicht weiß.

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In jungen Jahren war ich immer da wo viele Menschen waren, am liebsten im Mittelpunkt.
Große Klappe überall dabei, jedes Fettnäpfchen war meins. Ich gab mir unendliche Mühe beliebt zu sein, wollte gefallen und beliebt sein.

Je älter ich werde , desto mehr isoliere ich mich, will meine Ruhe. Der Wunsch allen zu gefallen ist nicht mehr so gewichtig wie in jungen Jahren.
Die Abstimmung war schwierig - eigentlich hätte ich inzwischen 3 ankreuzen können

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