Was sind eure ADHS Symptome mit denen ihr zu kämpfen habt?

Danke für deine ausführliche Antwort :innocent:
Ich habe in 2 Wochen noch eine mündliche Abschlussprüfung vor mir- dann hab ich wieder mehr Zeit mich damit auseinanderzusetzen :+1:

  • Am schlimmsten ist bei mir das ständige Gedankenkreisen und die Unfähigkeit, von Dingen abzuschalten, die mich interessieren. Das mag jetzt eher unproblematisch klingen, aber die Dosis macht das Gift - wenn einem regelmäßig um 2 Uhr Nachts Arbeitszeugs durch den Kopf geht und man dann plötzlich anfängt, patentrechtliche Fragestellungen im Bett auf den Smartphone zu recherchieren, was einen um den Schlaf bringt, ist das nicht so der hit.

  • Auch bin ich kompetitiver als mir gut tut. Jetzt nicht in feindseliger Weise oder so - ich putze keinen Runter, wäre absolut nicht meine Art damit umzugehen. Aber ich muss halt immer vorne sein. Und dann möchte ich natürlich eine Sicherheitsreserve, das mich idealerweise keiner Einhohlt. Und dann eine Sicherheitsreserve auf die Sicherheitsreserve, weil ich ja nervös werde wenn die Sicherheitsreserve weg ist…

  • insgesamt würde ich sagen dass ich ein Suchtproblem mit Arbeit & Leistung habe. Wenn man sich so die Fragen zur Beurteilung von Work addiction anschaut, würde ich mich wundern, wenn das bei mir nicht eigendlich behandlungsbedürftig ist. Aber grade werde ich erst auf ADHS-Meds eingestellt. Mit meiner Therapeutin abgesprochen ist, dass ich nach dem Einstellen erstmal gucke ob es besser wird, und wir dann gucken, was behandlungsbedürftig ist (dann aber nicht bei ihr - sie hatte nur nen Platz für Diagnostik und ist eigendlich total voll)

  • Wie aus den vorangehenden Punkt schon ersichtlich: Ich neige zu ziemlich irrationaler Angst, nicht gut genug zu sein, auch wenn mir rein kognitiv klar ist, das ich im Arbeitsumfeld ein Top-performer bin (In den meisten anderen Bereichen bin ich allerdings nen ziemlicher Totalausfall)

  • Verlustängste wären da auch ein eher nicht so angenehmer Punkt.

  • Aus den eingangs genannten Problemen folgt dann, das es mit dem Schlaft eher nicht so läuft…

  • Auch bin ich folglich ständig erschöpft. Das führt dann dazu, dass ich eigendlich an nix anderes mehr richtig Spaß habe. An Hobbies ist Wein-Sammeln geblieben, und das nimmt ja jetzt nicht so viel Zeit in Anspruch…

  • Die Menge an Sozialkontakten die Verbleibt extrem überschaubar ist. Kontakte sind ganz überwiegend beschränkt auf Frau + Kind. Ansonsten halt Kontakte zu Arbeitskollegen wenn es konkrete Problemstellungen gibt, die ich bearbeiten soll. Wirklich private Kontakte sind sehr sehr selten.

  • Allgemein recht üble Zerstreutheit: Portmonais, die man in Sockenschubladen wieder findet, und TK-Pizzerverpackungen die man 3 mal zum Nachschauen aus dem Müll hohlt um 1 mal ne Pizza aufzubacken… Halt Verplant bis zum Gehtnichtmehr. Und Flüchtigkeitsfehler mache ich auch en-mass, jedoch zumeist bei dingen, die mir egal sind (wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten…).

  • Völlige Unfähigkeit Ordnung zu halten, es sei den es geht um meinen Sammeltrieb (meine Weinsammlung ist akribisch geordnet, und die exakten Lagerplätze sind auf Cellar-Tracker Dokumentiert…). Die Unordnung geht so weit, dass mir mal mein Chef „his housekeeping leaves room for improvement“ in die Dienstbewertung geschrieben hat. Naja irgendwas kritisches musste er ja finden und ich hab selten mehr gelagt. Er meinte dazu, kollegen hätten die Sorge geäußert, es könnten Ratten aus meinem Büro kommen (war glaube/hoffe nicht so ganz ernst gemeint).

  • Impulskäufe (die Weinsammlung ist bei >650 Flaschen…)

  • übermäßige Suche nach Dopaminkicks. Zum Glück habe ich die auf ne recht nette Art - es gibt mir total den Dopaminkick leuten ne Freude zu machen, was zwar manchmal weird rüberkommt, aber nicht negativ.

  • Regelmäßiges mentales Aussteigen mitten im Gespräch.

  • Labere wie ein Wasserfall

  • Unterbreche leute Ständig

  • Propofol funktioniert bei mir nicht so richtig (hab letztens nen Anesthäsisten unter Sedieren so dermaßen vollgetextet, das war echt weird, und die arme Anesthesie Assistenz Azubi wirkte danach ziemilch verstört (sorry!)). War zum Glück ne OP wo es nicht zwingend eine Sedierung braucht (Vasektomie) und zum Glück hat mich das Gespräch mit dem Anesthesisten so gut fokussiert, dass ich von der OP nix mitbekommen habe.

  • Zu gutes vorstellungsvermögen, grade was schreckliche Situationen anbetrifft, die stattgefunden haben oder auch nur stattfinden könnten (fast immer: zweiteres). In meinem Tagträumen war ich schon so circa von jeder mir nahestehenden PErson auf der Beerdigung. Das Vorstellungsvermögen ist dann auch der Grund, warum ich bei der OP sedierung wollte, damit ich nix hab, wo ich drann anküpfen könnte mit irgend welchen Tagträumen.

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Joa, also grad das Sammeln und sortieren bei „Special Interest“ Themen und die mangelnden Sozialkontakte klingen schon sehr nach Autismus.
Und die anderen Sachen eben sehr nach ADHS.

Im Prinzip heisst es da dann oft bei Diagnostikern/Therapeuten etc.: „Triage“, im Sinne von „Woran leidest du am meisten?“.

Was das endlose nicht abschalten angeht…
Das war ein Punkt bei meiner Neurologin, der mich total gelernt hat.
Weil ich obwohl ich Elvanse insgesamt ja ganz gut fand, eben nicht den Eindruck hatte, dass es beim „weniger STARK fokussieren“ half, sondern eben nur beim „weniger sich ablenken müssen, wenn der Fokus nicht da ist“.

Und laut ihrer Aussage sei das eben so, also das die ADHS Medikamente bei der REGULATION der Aufmerksamkeit helfen sollten, was eben sowohl das ZU WENIG als auch das ZUVIEL betreffen müsste.

Ich kann da auch nur mal wieder das TED Talk Video empfehlen, dass mir da ganz früh „die Augen geöffnent“ hat über die Komplexität der Dopaminreceptoren im Hirn.
TL;DR:

Das „Fazit“ war quasi, dass die Vorstellung, dass im Gehirn eine Riesensuppe ist, wo eben bisschen Dopamin fehlt, so dass man da einfach nur was reinkippen muss, ist eben quatsch.
Ist ungefähr so hilfreich wie beim angehen der Motorlampe am Auto, einfach mal ein Fass ÖL in den Motorraum zu kippen:
Hilft sicher an paar Stellen, an paar Stellen machts gar nichts und an paar Stellen schadets vielleicht sogar eher.

Ich wurde auf Medikinet zum Beispiel eher noch unsozialer und auch Elvanse hat mich da eher nicht so viel weiter gebracht:
Weil ich eben oft erst dann wirklich soziale Kontakte suche, wenn ich mich zu Tode langweile, weil mein Dopamin so alle ist, dass sich einfach NICHTS mehr lohnend anfühlt.
Wenn ich jetzt Abends eben nicht mehr so ausgelaugt bin, dann reichts mir stattdessen eben oft auch mich wieder mit meinen Hobbies zu befassen (und eben, psychologie+Neurologie gehören auch dazu, weshalb ich dann oft in Foren viel zu lange Nachrichten verfasse)…

Das zuviel Reden ist bei mir durch Elvanse auch eher schlimmer geworden, aber liegt vielleicht auch nur daran, dass ich eben generell weniger versuche zu maskieren und mich früher einfach ständig so doll zusammengerissen habe, dass ich lieber gar nichts sagte, weil mich selber total nervt, wenn andere überhaupt keine Lücke lassen können…

Und Schlafprobleme hab ich auch immer noch, egal ob mit oder ohne Elvanse oder zu welcher Zeit.
Da hab ich aber auch hier grade mal wieder ein ausführliches Update geschrieben:

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Vielen Dank.

Das mit den Sozialkontakten hat sich bei mir erst aus dem übertriebenen Fokus auf Arbeit und der daraus resultierenden Überlastung ergeben. Sprich eher so ADHS → Angst vor unzureichender Leistung und übertriebener Fokus auf Arbeit → Erschöpfung → Typisch Depressive Symptomatik inclusive Verlust von Hobbies & Sozialkontakten. Autismus würde mich daher eher wundern weil dann hätte das mit der Schwierigkeit/Ablehnung gegenüber Sozialkontakten ja schon immer da sein müssen (bin kein Therapeut aber Sammeltick ist unter ADHSlern ja auch nicht unüblich, und wie gesagt wenn ich fitt bin liebe ich es sozialkontakte zu haben und ich organisiere gerne große Feste/Weinumtrunke und so, für die meisten Autisten wäre das vermutlich die Hölle)

Bezüglich Elvanse: Ich habe mich am Anfang sehr für Elvanse interessiert, da es in meiner Family gut geholfen hat. Meine Psychotherapeutin fängt jedoch scheinbar standardmäßig erstmal auf MPH an und war bisle irritiert, dass ich bezüglich der Meds mit ihr zu verhandeln beginne. Als dann klarer wurde, dass ich gerne ne vernünftige Begründung hätte warum bei mir MPH zuerst, meinte sie: Lisdexamfetamin würde oft eher antriebsstiegernd wirken, und wenn ich eins nicht bräuchte wäre das mehr Antrieb (war völlig überdreht; habe grade massif Probleme in der Family (nicht MIT sondern IN der Family, sprich anderen Familienmitgliedern geht es zur Zeit gar nicht gut), und je größer dei Probleme je dauerüberdrehter und Lösungsorientierter werde ich.

Dann möchte ich auch mal loslegen. Ich differenziere allerdings nicht explizit, was ich dem ADHS und was dem ASS zuordne, dafür splitte ich aber auf, was ich negativ, neutral und was positiv betrachte:

Positive Aspekte:

  • extrem loyal
  • Gamechanger für fremde Probleme
  • Top-Stratege für fremde Probleme und Anliegen (mir wird immer wieder gesagt, dass ich sämtliche Kämpfe anführen könnte, weil ich fremde Strategien sofort erkenne und auflöse)
  • zuverlässig in und für Lösungsfindung und Problemlösung, sowie Anliegen anderer, in denen Hilfe benötigt wird
  • wenn Hyperfokus auf on, 350% Leistung und einhergehende Erfolgsaussichten
  • begeisterungsfähig, wenn mein Interesse geweckt ist

Negative Aspekte:

  • das ständige Auf und Ab im Stimmungsbild, tlw null vorhersehbar selbst nach Jahrzehnten
  • der Gehirnzirkus in dem Dompteure, Clowns, Jongleure alle auf dem Drahtseil tanzen und mir mit ihren allgegenwärtigen Wimmelbildern den allerletzten Nerv rauben
  • Vergesslichkeit und Verzettelung
  • Aufschieberitis²
  • Selbstzweifel und Selbstabwertung
  • Extreme Licht- und Geräuschempfindlichkeit
  • Berührungssensibilität
  • Schlafprobleme

Das sind denke ich so die Punkte, die ohne weitere Ausführungen nachvollziehbar sind.

  • Impulsivität, Gereiztheit, Genervtsein
  • Binge Drinking (daher → Finger weg vom Alkohol)

Die beiden Punkte in Kombi machen mich wirklich teilweise selbst echt fertig. Ich möchte da tlw nicht in der Haut meines jeweiligen Gegenübers stecken, weil eben totale Kleinigkeiten ausreichen, dass ich an die Decke gehen kann. Aufgrund der autistischen Züge spielt sich mein Zorn und Wut häufig nicht ab wie die Axt im Walde und dann ist gut, sondern sehr subtil und argumentativ vollkommen kalt und fokussiert ausformuliert bis in Details, die unendlich lang zurückliegen. In zwischenmenschlichen Beziehungen vergesse ich zum Alltäglichen nämlich gar nichts. Das macht soziale Kontakte bisweilen echt schwer.
Inzwischen möchte ich behaupten, habe ich das ganz gut im Griff, da ich Alkohol rigoros ablehne, wenn ich bemerke, dass ich mich in einer sensiblen Phase befinde oder ein Gegenüber habe, was aus unerfindlichem Grund irgendwas von mir zu befürchten hätte. Allein trinke ich zudem auch keinerlei Alkohol mehr, weil ich mich dann wunderbar im Selbstwertmangel verlieren kann, was dann in ziemlichen Depressionsschüben enden kann. Aus dem Nichts.

  • Impulskäufe bei ständig neuen Hobbies oder anderen Punkten

Das ist schön für alle anderen, schlecht für mich. Erstens gelingt es mir null, mich dahingehend zu regulieren und ich habe einen immensen Qualitätsanspruch. Ich möchte manchmal gar nicht wissen, was mein Umfeld von mir denkt. Vermutlich, dass ich total spinne. Ein jeweils im Gehirn auserkorenes Interesse wird so penibel vorbereitet, dass es meist mit weltbester High-End-Ausstattung noch vor der ersten Ausführung einhergeht. Natürlich vergeht das Interesse häufig genauso schnell wieder, wenn ich feststelle, dass ich zB Boot fahren gar nicht leiden kann. Ja, dann hab ich halt nen Boot und alles was dazugehört. Mich regt an mir selbst auf, dass ich vieles eigentlich wissen müsste. Ich hasse alles, was mit Wasser zu tun hat und kann mir dann überhaupt nicht erklären, wie ich zB drauf komme, dass mein neues Hobby nun Boot fahren sein wird.

Das Kaufverhalten geht aber eben auch anders, ohne Hobbies und führt dazu, dass ich im Umfeld schon als extrem arrogant wahrgenommen werde.
Im September brauchte ich dann halt einen Porsche. Im Dezember aber lieber nen PickUp.
Lange Rede kurzer Sinn: Singlehaushalt, zwei Autos, immer das neueste Cube E-Bike, ein Hänger, alles mögliche an Schnickschnack, heillose Überforderung mit allem, ein Riesenhaus, was ich auch nicht brauche, einen Garten den ich absolut hasse und nicht in der Lage bin, mich darum zu kümmern.
Was ich an Schuhen hab… normal ist das nicht und ich bin überhaupt keine „Tussi“. Gleichermaßen Klamotten. Brauche ich überhaupt nicht, weil ich eh den ganzen Tag in Arbeitsklamotte rumlaufe. Grund hierfür:

  • tägliche Routine einhalten, tägliche Aufgaben erledigen wie Wäsche, Geschirr, Haushalt eben.

Wenn ich also in Arbeitsklamotte rumlaufe, merkt es niemand, dass ich das nicht im Griff habe und da kommt eben der nächste negative Aspekt:

  • das ewige Zusammenreißen und Fassade aufrechterhalten, aber innerlich die ultimative Zerrissenheit und 1000 wandelnde Fragmente

  • das Nichtabschaltenkönnen, ähnlich wie Kaaarl das oben beschreibt und auch hier wieder das ultimative Wimmelbild, was vor dem geistigen Auge plakativ wie eine Leuchtreklame in exorbitanter Lautstärke blinkert und mich wahnsinnig macht.

Die Liste könnte noch ewig fortgeführt werden… was mir momentan tatsächlich hilft, ist täglich bewusst Selbstreflektion zu betreiben und diese Muster zu erkennen.
Die Alkoholabstinenz tut mir wahnsinnig gut, auch wenn das Leben dadurch manchmal langweiliger ist und ich meine sozialen Kontakte auf ein absolutes Minimum reduziere. Liegt daran, dass ich nüchtern Menschen und gesellschaftlichen Gebaren schlichtweg nicht ertragen kann. Da würde ich mir auch manchmal wünschen, dass das etwas anders wäre…

Viele Grüße
Skynd

Und way ist unter optimaler Stimulanziendosis davon noch übrig?

Ich versuche mal, das hier aufzulisten, ein Stück weit auch wegen meines bevorstehenden Termins beim Psychiater, vor dem ich ziemlich Bammel habe (Angst, dass er mir nicht glaubt oder sagt, es sei kein ADHS)

  • Anscheinend „starke innere Unruhe“, also ständig 1.000 Tabs im Kopf offen, zwischen denen mein Hirn hin und her springt (ich dachte immer, es sei normal, dass da oben nie Ruhe herrscht)

  • Hyperfokus positiv wie auch negativ, zB extreme Begeisterung bei neuen Hobbies/Interessen (die dann auch schnell wieder verfliegt oder stark abflacht), aber auch extremes Grübeln und Hyperfokus auf Personen und deren Verhalten und unsere Beziehung zueinander usw.

  • Vermutlich recht starke Rejection Sensitivity (in allen Bereichen, besonders ausgeprägt jedoch im Sozialen)

  • Probleme mit exekutiven Funktionen: Ich will eigentlich, aber komme sehr oft nicht ins Machen (duschen, Zähne putzen, aber auch Projekte oder generelle Vorhaben/Unternehmungen)

  • Unruhe (?) : Kaue stark an meinen Fingern, fummele an Wunden oder Pickelchen rum etc., wippe immer mit dem Fuß/Bein, stehe oft auf, um Dinge zu checken oder zu holen.

  • Stimmungsschwankungen: manchmal nicht wirklich erklärbar, zB nach dem Aufwachen schon niedergeschlagen (oder top drauf), was aber dann im Laufe des Tages ins komplette Gegenteil umschwanken oder auch eine totale Achterbahnfahrt sein kann. Teils aber auch phasenweiser Wechsel von einer Grundstimmung in eine andere (das hängt aber rückblickend doch immer erklärbar mit einer Situation/Umständen zusammen, auch wenn mir das oft erst später bewusst wird, wenn ich mal reflektiere - zB kürzlich 2 Wochen primär niedergeschlagene Stimmung, aber da hatte ich mich auch gerade von meinem Partner getrennt, und trotz Niedergeschlagenheit konnte ich noch hier und da Lachen/Freude empfinden und mich an manchen Tagen auch mit Leuten treffen; die restliche Zeit dann exzessive Chats mit ChatGPT über meine Beziehung und meinen Partner, was ich eher als negativen Hyperfokus und ggf teils Erschöpfung und daher weniger als depressive Episode einstufen würde :face_with_spiral_eyes:)

  • Komische Sitzpositionen: ich weiß nicht, ob das eine Art Masking sein kann oder evtl rein gar nichts mit ADHS zu tun hat, aber ich sitze oft auf meinen Beinen, also mit den Füßen unter meinem Hintern eingeklemmt, und habe dadurch auch mittlerweile nicht mehr immer so viel Gefühl im linken Bein, weil es meist das linke Bein ist, das ich „einklemme“

  • Hoher Kaffee- und Nikotinkonsum (weiß nicht, ob es damit zusammenhängt)

  • bei manchen Menschen rede ich wie ein Wasserfall, unterbreche sie auch oft - und bei manchen Menschen bzw in manchen Situationen bin ich komplett überfordert, fühle mich unwohl, weiß nicht, wie ich sein und was ich sagen soll (das kommt auch bei Menschen vor, die ich gerne als Freunde hätte, daher gehört es evtl teils zum fehlenden Reizfilter und teils zur Rejection Sensitivity?)

  • Fehlender Reizfilter: oft ist alles zu laut und zu viel, und ich bin auch auf Arbeit extrem überfordert bzw war es schon immer, es sei denn, es war Arbeit im Homeoffice, das ging dann weitgehend. Ich kann auch weder arbeiten noch „ich selbst“ sein, wenn noch eine andere Person mit im Haus ist, ganz egal ob das drei Zimmer entfernt oder direkt neben mir ist. Oft bin ich auch sehr empfindlich und werde bei bestimmten Dingen innerlich sehr aggressiv, zB Kaugeräusche, Gähnen, Kindergeschrei bzw Kinder generell, Motorengeräusche, Fingerschnippen, und Pfeiffen kann ich quasi gar nicht ertragen.

  • Sehr vergesslich, verlege auch oft Dinge

  • Ich kann nicht mehr lesen (das ging phasenweise und in meiner Kindheit/Jugend mal besser), also möchte ich was lesen, muss ich den gleichen Satz oder Abschnitt immer wieder lesen und gebe dann meistens auf

  • Ständig wechselnde Hobbys/Interessen inkl Impulskäufe (da einzige Hobby, was nun seit 6 Jahren geblieben ist, ist das Surfen, aber auch da gibt es extrem leidenschaftliche Phasen und teils Phasen, wo ich nicht genauso brenne wie sonst). Ich liebe es aber trotz meine Angst vor Wasser, weil ich nur beim Surfen Ruhe im Kopf habe und entspanne - es sei denn, es sind zu viele andere Surfer im Wasser, dann bin ich sehr gestresst und werde auch ängstlich.

  • Überfüllte Supermärkte und Menschenmassen sind für mich meistens extrem überfordernd und ich muss dann oftmals sofort raus aus der Situation (komischerweise nicht immer so extrem, aber es ist nie so, dass ich es als angenehm empfinde)

  • Identitätsproblem: Abi, aber weder Ausbildung noch Studium, weil ich es nicht durchziehen konnte (4 Versuche an der Uni) und nicht mal genau weiß, woran es lag, vermutlich Überforderung, aber nicht fachlich, sondern eher Organisation, Fristen einhalten usw. Durch meine schwankenden Interessen weiß ich auch nicht sicher, was ich möchte und wer ich eigentlich bin (am ehesten hat es noch in den 5 Jahren geklappt, in dem ich als Texterin/Redakteurin im Homeoffice angestellt war, und ich mag es total, Content für Social Media und Youtube zu erstellen, bin da aber leider extrem unzuverlässig und schaffe es nicht, kontinuierlich auf meinen Kanälen zu posten trotz positiver Reaktionen)

  • Impulsiv (emotional): ich bin sowohl als Kind und Teenager als auch im Erwachsenenalter schon oft „ausgerastet“, werfe dann mit Gegenständen (nicht gezielt auf Personen, aber eben gegen Wände usw.)

  • Ich empfinde meist alles viel intensiver als mein Umfeld, also ganz auffällig ist es emotional, aber auch Geräusche, Gerüche usw.

  • Prokrastination und Bedtime Procrastination

  • Seltsames Essverhalten (ich esse manchmal den ganzen Tag nichts und ansonsten häufig nur seltsame oder ungesunde Dinge, wenn ich alleine bin, weil ich mich irgendwie nicht zum Kochen bringen kann, obwohl ich recht gut kochen kann. Glaube, es erscheint mir oft wie „zu viele Schritte notwendig“, selbst wenn ich mir nur eine Scheibe Brot schmieren könnte, ist das oft „zu viel“ wegen der einzelnen Schritte)

  • Antriebslosigkeit (?) - also ich möchte zB gern Sport machen, aber bekomme den Anfang nie hin und schaffe es dann evtl 3 Tage oder mit Glück auch mal einen Monat sehr überdiszipliniert und übertreibe, und dann lasse ich es plötzlich wieder sein

  • Probleme mit Unvorhersehbarem (spontaner Besuch geht gar nicht, Telefonate gehen nur sehr schwer oder teils gar nicht, selbst geplante Besuche sind für mich schwer, weil ich mich nie auf ein Datum festlegen kann, denn es könnte ja in dem Zeitraum dann noch was anderes sein usw.)

  • Ordnung halten: unmöglich, wenn ich alleine wohne. Das ging schon mehrfach so weit, dass ich nicht mehr alleine aufräumen konnte und mein Vater extra zu mir kam, um am Ende zig Müllsäcke in Container zu verfrachten, die zum Glück hinter meiner damaligen Wohnung standen und nicht extra bezahlt werden mussten, und meine Küche, Bad usw zu entmüllen und zu putzen :frowning: Oh das ist mir so peinlich …

  • oftmals Starren, zB aus dem Fenster, ich bin dann einfach „weg“ gedanklich, was mir auch manchmal passiert, wenn ich in einer Gruppe von Menschen bin und dann gar nicht richtig mitbekomme, worüber geredet wird. Manchmal sehe ich dann auch nicht mehr richtig, also wenn ich zB aus dem Fenster starre, verschwimmt alles vor mir oder ich rolle die Augen gefühlt komisch zusammen (?). Auch: „Floating“, also dass ich komische Muster vor mir sehe, die aber verschwinden, wenn ich versuche, ihnen mit den Augen zu folgen

  • Früher: sehr „risikofreudig“, was aber irgendwie im Erwachsenenalter eher zu „Angst bzw Sorge vor nahezu allem“ geworden ist

  • Perfektionismus/Imposter (sowohl bei Hobbys und neuen Interessen als auch im Beruf)

  • Oft Kribbeln, primär an/in den Beinen (abends im Bett, aber ich weiß nicht, ob man das schon als Restless Legs bezeichnen kann)

  • Sehr tollpatschig (bleibe mit Kleidung hängen, renne gegen Türen, oft unerklärliche blaue Flecken)

  • Motorik: Teils Gleichgewichtsprobleme (auf einem Bein stehen geht zB nicht so gut), kann keine gerade Linie malen oder was gerade ausschneiden usw.

  • Gedankensprünge, und ich kann infolgedesseb oft nicht stringent erzählen, schweife sehr von Themen ab, komme nie richtig auf den Punkt, vergesse dann, was ich eigentlich sagen wollte und worum es überhaupt ging (das fiel einer Freundin letztes Jahr auf, die mich dann darauf aufmerksam gemacht hat, dass ich mal checken soll, ob ich ADHS haben könnte)

  • Time blindness

  • Vielleicht auch Dysphorie bei Inaktivität ..? Ich bin nun ja zB leider seit Ende März krankgeschrieben und darf weder arbeiten noch surfen noch Skateboard fahren. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was ich seit Ende März gemacht habe, aber wahrscheinlich einfach nur Zeit verschwendet und versumpft, darin bin ich nämlich sehr gut :frowning: Evtl liegt das daran, dass mir die Struktur von der Arbeit fehlt, auch wenn ich nicht glücklich mit dem Job bin.

Bestimmt habe ich trotz dieser langen Liste nun noch Dinge vergessen, die vielleicht irgendwie dazugehören könnten, aber das ist so das, was mir gerade einfällt. :see_no_evil_monkey:

Edit: Ich hab leider ein paar Tippfehler hier reingehauen, die ich normalerweise korrigieren würde, aber ich muss langsam versuchen, mich irgendwie ins Bett zu bekommen, weil ich morgen ein Gespräch mit meiner Chefin habe wegen meiner langen Krankschreibung. Ich hoffe, dass trotz Fehler dennoch alles verständlich ist, also falls das überhaupt jemand komplett liest :sweat_smile: :see_no_evil_monkey:

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Full house, würde ich sagen…

Das denke ich auch (daher bin ich so froh, dieses Forum gefunden zu haben; das Screening auf ADxS hat auch heftig ausgeschlagen bzw war eindeutig). Ich hoffe nun, dass der Psychiater bei meinem Termin nicht auf die Idee kommt, mich als bipolar abzustempeln. Alles schon durch, nur wusste ich damals noch nichts von oder über ADHS. Habe so Angst vor einer Fehldiagnose und dass man mir nicht glaubt. Ich wusste ja bis vor Kurzem selbst nicht, dass sehr viele dieser genannten Dinge was mit ADHS zu tun haben bzw. zu tun haben können.

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Ich kann sehr gut prokrastinieren.
Fahre teilweise schnell hoch, außer bei meinen Kids.
Fühle mich schnell schlecht behandelt, zurück gestellt etc.
Beziehe vieles auf mich.
Wobei ich aktuell dran bin ab mir zu arbeiten.
Habe am Wochenende große Teile meiner Wohnung nochmals aufgeräumt, gesaugt, geputzt, 3 Maschinen Wäsche gewaschen etc..

Huhu, genau deine Ängste hatte ich auch, dass ich nicht ernst genommen werde oder mir nicht zugehört wird, dass ich gar kein ADHS habe, einfach nur spinne oder so. Gerade auch weil ich schon mehrfach wirklich unterirdische „Fachleute“ vor mir sitzen hatte…

In vielen deiner aufgelisteten Punkte finde ich mich wieder, daher wollte ich dir unbedingt schreiben, denn nachdem ich solche Angst hatte, bevor ich dann bei der aktuellen Psychiaterin war, war dort, bei einer Person, die TATSÄCHLICH Ahnung hat, ganz schnell klar, dass ich ADHSlerin bin.

Viele der Dinge, die du beschreibst, sind Hinweise wie sie im Buche stehen (sollten :wink: )

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Huhu, ich nochmal, sorry für die Doppelpost, da du wegen der Bipolarität Angst hast, wollte ich dir noch sagen, dass ich genau davor Angst hatte, weil so viel gepasst hat. Zum Glück hat meine Therapeutin nicht locker gelassen und sie hat recht behalten. Bei mir unterscheiden sich nur zwei Dinge von deiner Aufzählung; die Koffeinsucht und die häufig wechselnden Hobbies.

Dafür habe ich eine Süßkramsucht, die ich nicht in den Griff kriege und das hat wohl ähnlich gelagerte Effekte.

Viele Grüße und ganz viel Glück!

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Hei Evimon, vielen Dank für deine Beiträge - es tut gut, damit nicht allein zu sein, auch wenn ich wünschte, dass dir diese Ängste und Gedanken erspart geblieben wären, denn das ist einfach nicht schön, wie es da im Kopf so „abgehen“ kann.

Was mich momentan ein wenig beruhigt, ist, dass es auch in meiner Kindheit schon Dinge gab, die man als "auffällig bezeichnen könnte, wodurch es sich ja von der Bipolarität abgrenzen lässt. Was mich jedoch seit gestern sehr beunruhigt, ist, dass ich nicht weiß, ob man bei diesen Dingen wirklich von Auffälligkeiten sprechen kann, oder ob es „typisch Kind“ ist (oder eben eine Reaktion auf Erziehung usw.). Diese Angst ist nun neu hinzugekommen, vermutlich auch mit dadurch bedingt, dass sowohl mein Vater als auch eine ehemalige Schulkameradin sagen, dass man als Kind eben auf solche Ideen kommt oder mal ein bisschen wilder oder rebellisch ist. Was ja auch stimmt.

Es freut mich sehr, dass deine Therapeutin nicht locker gelassen hat und du dann die korrekte Diagnose bekommen hast. Darf ich fragen, ob du Medizin bekommst und ob du dadurch eine Verbesserung bei einer Reihe der Symptome gemerkt hast? Natürlich ist das individuell und nicht bei jedem gleich, aber die Neugier/Hoffnung …

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Du meinst „typisch Mädchen“ oder? Genau da steckt der Teufel im Detail…weshalb glaubst du, gibt es so viele weibliche Spätis hier?

Dein Full house, wie @UlBre oben so schön sagt, ist doch bereits eine prima Zusammenfassung, für deinen ersten Termin, ausdrucken,
gut sichtbar - am besten an die Wohnungstür kleben - und erweitern,
wann immer dir noch etwas einfällt.

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Genau das, was @Silberlocke schreibt, wollte ich auch direkt schreiben. Viele typisch Mädchen-Angewohnheiten, sind eben die, in die wir mit der Erziehung und dem, was von der Gesellschaft als mädchenhaft angesehen wird, reingepresst werden. Und oh Wunder, wir passen nicht richtig rein und sind als Folge unser Leben lang deswegen verunsichert. :melting_face:

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Tatsächlich meine ich schon auch “typisch Kind”, denn fast alle Kinder spielen ja mal laut usw. Aber ich weiß, was du meinst - und ja, gerade bei Frauen wird es ja oft erst spät diagnostiziert, wenn man in der Kindheit nicht sooo auffällig war oder es sich eher in Details gezeigt hat bzw. irgendwie so an der Grenze lag.

Ich werde auf jeden Fall deinen Tipp beherzigen und die Liste wohl ausdrucken und auch um das mit dem “Maskieren”(?) ergänzen, was ich in einem anderen Thread geschrieben hatte, denn das macht mir immer noch ganz schön zu schaffen, insbesondere weil mein Bruder mir dazu auch noch ein paar Dinge erzählt hat.

Bzgl. ADHS-Symptomen in der Kindheit habe ich zum Glück mittlerweile viel mehr Klarheit, weil ich heute lange mit meinem Bruder telefoniert habe und er den Kindheitsteil im DIVA 2.0 mit mir zusammen ausgefüllt hat. :folded_hands:

Tatsächlich war ich schon als Kind auffälliger als ich dachte, insbesondere im Kindergarten, aber auch danach noch - sowohl Aufmerksamkeit als auch Impulsivität (und wohl stark im Sozialverhalten🙈).

Die Symptome haben sich aber bis ins Erwachsenenalter schon verändert/verlagert und sind auch in der Schule nicht immer - aber schon oft - so stark vorhanden gewesen, weil manches eben durch externe Maßnahmen verhindert wurde (mir wurde zum Beispiel immer beim Ranzen packen geholfen, daher habe ich in der Grundschule keine Hefte oder so vergessen, wohl aber immer mal den Turnbeutel in der Schule - und unser Vater sagte wohl oft zu mir, dass ich meinen Kopf auch noch vergessen würde, wäre er nicht angewachsen).

Aber auch Dinge wie Skin Picking kamen zB schon viel früher auf als ich dachte, nämlich bereits in der Kindheit. Und vieles mehr. Ich war über manches echt erschrocken, aber irgendwie natürlich auch erleichtert, weil das den Verdacht bestätigt und ich nicht mehr so im Dunkeln tappe.

Daher bin ich nun etwas beruhigter und hoffe, dass mein Kopf nicht morgen wieder durchdreht, sondern nun mal Ruhe gibt bis zum Termin am Donnerstag. :sweat_smile:

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Also bei mir war das alles etwas durcheinander, ich hatte einmal, bevor ich diagnostiziert war, Medikinet bekommen. Das hat der vollkommen bescheuerte Psychiater gemacht, weil er beweisen wollte, dass ich keine ADHS habe. Das war für mich fantastisch! Ich konnte mich konzentrieren, hatte Selbstbewusstsein, ich hab mich richtig gefühlt, das hatte ich noch nie so wirklich. Davon hab ich aber heftigste Migräne bekommen, daher wurde das wieder abgesetzt und der Psychiater meinte, damit sei ich austherapiert. Dann hatte ich das unfassbare Glück, einen Tipp für meine jetztige Psychiaterin zu bekommen und sie hat mich tatsächlich auch aufgenommen! Da hatte ich jetzt alle Diagnose-Termine und in anderthalb Wochen kommt alles unter Dach und Fach. Dann bekomme ich die Diagnose noch schwarz auf weiß bestätigt und es wird mit medikamentöser Therapie begonnen. :smiling_face_with_three_hearts:

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Emotionale Dysfunktion, Selbstwert(arbeite ich gerade mit Hilfe meiner neuen politischen Ehrenamtlichen Tätigkeit dran), Stimmungsschwankungen, denke viel zu viel über die Vergangenheit nach, werde immer noch ausgeschlossen und ausgegrenzt.

Hallo Pini21

Tipps wo ich dir vlt helfen könnte…

wütend- schnappe dir einen Staubsauger oder suche dir ein Ventil zu Hause,es ist halt verdammt wichtig,dass du deine Wut nicht unterdrückst!

Folger einfach deinen Dopamin,mache alles was dir spaß macht z.b Malen oder Musik hören…mir hilft es z.b auch sehr wenn ich mir bei YouTube Sarah, Kuttner anschaue (vielen Dank)oder schaue dir einfach lustige Sachen an :slight_smile:

Ich verstehe dich schon, es ist manchmal echt eine Herausforderung nur vergesse nicht du bist genau Richtig so wie du bist du brauchst halt eben mehr Energy als Neurotypische

Du berichtest von Erfahrungen mit einem Arzt / Therapeuten, die wir allen Betroffenen gerne ersparen würden.

Wenn du sicher bist, dass das nicht auf einem Missverständnis beruht, hilf bitte anderen Betroffenen, indem du unter dem folgenden Link deine Erfahrungen mit diesem Arzt / Therapeuten einträgst. Das kann anderen Schaden ersparen.
Herzlichen Dank!

Und natürlich freuen wir uns immer über jede Information zu ADHS-kompetenten Ärzten und Therapeuten.

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