Erst mal sorry für die lange Tirade. Ich brauche einfach Rat und ich denke ich muss meine Geschichte etwas ausführlicher darstellen in der Hoffnung dass es für Andere verständlich ist.
Bei mir wurde ADHS erst im Studium festgestellt. Ich war in der Schule immer gut und merkte erst an der Uni dass ich mich einfach nicht konzentrieren kann. Nach einigen Versuchen mit Antidepressiva vom Hausarzt und seltsamen Erlebnissen mit der Beratungsstelle der Uni geriet ich durch Zufall an einen Psychiater der ADHS kannte. Ich bekam sofort Stimulanzien die mir auch geholfen haben. Nach und nach bemerkte ich aber dass mir die Krankheit noch viel mehr Probleme bereitete als nur beim Lernen: Ich verstand auf einmal dass ich auch keinen Film zu ende schauen, kein Buch zu ende lesen und nicht aufräumen kann. Ich wollte daher mehr Medikamente um den ganzen Tag ab zu decken was mir der Psychiater verweigerte.
Also ging ich an eine Spezialambulanz, sprach dort mehrmals mit einem guten Psychologen der die Diagnose bestätigte. Nur behandeln wollte man mich nicht weil der Chefarzt nein sagte.
Also ging ich zur „Spezialistin“ meines Bundeslandes. Dort probierten wir Amphetamin. Das half auch gut, aber nur kurz (6h). Ich wollte dann zwei Dosen am Tag. Dadurch verkürzte sich die Wirkdauer und es reichte wieder nicht. Also drei Dosen. Wieder etwas mehr Wirkung aber trotzdem zu kurz. Als ich vier Dosen wollte nannte sie mich einen Junkie und warf mich raus.
Also ging ich zur nächsten Expertin. Dort machten wir ein Experiment mit Concerta das gar nichts bewirkte (ich habe generell nie gute Erfahrungen mit retardiertem MPH gemacht. Diese Präparate sind bei mir alle unberechenbar). Dann gab sie mir zusätzlich Bupropion was mir nur Unruhe und Schlafstörungen bescherte und als ich das ansprach fühlte sie sich plötzlich persönlich angegriffen. Eine weitere Zusammenarbeit war jedenfalls nicht mehr möglich.
Inzwischen war ich auf dem Pfad in die Arbeitslosigkeit: Meine einzige Stelle nach dem Studium konnte ich nicht halten weil ich nichts auf die Reihe kriegte. Ich habe mich dann an einer der Schön-Kliniken angemeldet weil diese in Internetforen immer in den höchsten Tönen gepriesen wurden. Meine Erfahrung mit denen war ernüchternd: Man erklärte ADHS zu einer Psychischen Störung die Psychotherapeutisch zu behandeln sei. Medikamente hätte ich zwar mitbringen dürfen doch man war überzeugt dass diese nicht helfen. Es ging statt dessen darum die Krankheit „an zu nehmen“ und „Wege zu finden damit um zu gehen“. Als ich sagte dass mir das nicht hilft weil ich gegen meine Konzentrationsstörungen nichts tun kann gab man mir zu verstehen dass ich selbst Schuld sei und warf mich raus.
Das war 2011. Seither ist nicht mehr viel geschehen. Ich habe vielfach versucht noch irgend einen Arzt zu finden, habe bei allen möglichen Stellen um Hilfe gefragt (Krankenkasse, ADHS-Deutschland-eV, Zentrales Kompetentnetzwerk ADHS, „Unabhängige“ Patientenberatung, Ärztekammer u.s.w. aber nie einen vernünftigen Rat bekommen. Die Grundhaltung ist wohl dass ein Querulant wie ich selbst an seiner Krankheit schuld ist und es nicht anders verdient hat als von Ärzten wie der letzte Dreck behandelt zu werden.
Ich war immer mal wieder bei neuen Ärzten – alles Leute die sich angeblich mit ADHS auskennen – doch bekam keine Hilfe.
Der Grundtenor war inzwischen „weil ihnen so lange Niemand geholfen hat haben sie offensichtlich kein ADHS. Wir müssen jetzt die wahre Krankheit finden“. Man hat mich in der Folge als Narzisst, als Autist, als Schizophrenen, als Drogensüchtigen und als Depressiven diagnostiziert. Immer war der Arzt restlos von seiner Diagnose überzeugt. Nie konnte man mir erklären wie die jeweilige Krankheit für meine Probleme verantwortlich sei. Jedes mal sah man meine Kritik als Bestätigung an dass der Arzt recht habe und stellt mich vor die Wahl entweder eine Therapie gegen eine Krankheit zu machen die ich nicht habe oder mich zum Teufel zu scheren.
Man wollte mich in ein Behindertenheim stecken. Man wollte mich mehrfach in die Psychiatrie einweisen um mir Antipsychotika zu geben. Man verlangte von mir einen stationären Drogenentzug zu machen. Mehrfach speiste man mich mit Antidepressiva ab (welche ich inzwischen kategorisch ablehne weil absolut wirkungslos) und wenn man mich überhaupt mal gegen ADHS behandeln wolle dann nur mit Psychotherapie. Leider wirkt die bei mir nicht.
Nur ein mal hatte ich in den letzten zehn Jahren Glück als ich an einen jungen Arzt an einer Institutsambulanz geriet: Es ließ mich einen Qb-Test machen und glaubte mir sofort dass ich ADHS habe. Wie man es behandelt wusste er aber auch nicht. Er probierte nur nach Schema-F alle Medikamente durch (Medikinet Adult, Attentin, Elvanse). Mein Ergebnis im Qb-Test verbesserte sich stark, konzentrieren konnte ich mich trotzdem nicht. Nach zwei Jahren verließ er dann die Klinik und ich durfte zum Chefarzt: Wieder Jemand der null Ahnung hatte und der mir als Therapie allen ernstes empfahl mir eine Stelle beim Rewe als Regaleinräumer zu suchen. Ich ging dann nicht mehr hin.
Auch 14 Jahre nach meiner Diagnose ist nichts geschehen. Ich bin EU-Rentner, hohle mir Medikamente vom Hausarzt die mir nicht helfen während mir von allen Spezialisten in meiner Umgebung eine Behandlung verweigert wird. Die Selbsthilfegruppe die ich ein halbes Jahr lang besucht habe sagte ich sei selbst schuld weil ich mir nicht helfen lasse und verglich mich mit einem Alkoholiker der nicht mit dem Saufen aufhören will. Ich bin der Meinung dass mir Psychotherapie nicht hilft weil ich mich nun mal nicht zusammenreißen kann. Nie habe ich irgend einen Beleg dafür gesehen dass Labertherapien gegen Konzentrationsstörungen auch nur die geringste Wirkung haben. Ich kann mich nicht zusammenreißen und damit aufhören. Die ganzen guten Ratschläge (Listen machen, sich eine Uhr stellen u.s.w.) helfen mir überhaupt nicht weil ich einfach nichts tun kann, weil ich nicht anfangen kann, weil ich nichts lesen kann weil die Dinge einfach durch mein Gedächtnis hindurchfallen. Ich kriege einfach nichts mit aber mir glaubt Niemand.
Ärzte sehen in ADHS entweder eine Kinderkrankheit die man nicht behandeln muss oder eine Persönlichkeitsstörung die man dem Patienten aberziehen muss. Ich warte auch Heute noch auf irgend Jemanden der mir glaubt dass ich eine enorme Konzentrationsstörung habe gegen die ich nichts tun kann aber weil ich nicht der typische ADSler bin wird mir zur Strafe jegliche Hilfe verweigert.
Irgend welche Ideen was ich noch tun kann?