Ich schildere jetzt mal an meinem Beispiel wie es ablaufen kann, wenn man nicht von einer spezifischen sondern von einer je individuellen Wirkweise eines Mediakaments ausgeht.
Bei MPH bin ich zu Beginn echt noch verrückter geworden weil ich, auch aufgrund der Einnahme morgens und mittags die Wirkung nicht enschätzen konnte, fehlinterpretiert habe, zu schnell aufdosiert hatte…
So habe ich für mich die Erfahrung gemacht, dass es ratsam und sinnvoll ist, zunächst einmal mit einer einmalig morgendlichen Einnahme die geeignete Dosis zu finden - auch wenn sie noch nicht über den Tag reicht.
Nur so lernt man zu spüren, wie man selbst unter dem Medikament tickt. Bei mehreren Dosen täglich ist es deutlich schwieriger einzuschätzen, was nun ein normales Mittagstief ist, ob die Wirkung evtl. danach wieder einsetzt (so war es bei mir) etc.
Ich habe mir beim Zweitversuch auch für den Anfang eine ruhigere Zeit ausgesucht, um die Überlappung mit Stresssymptomen zu vermeiden (bei mir als Phobikerin gerne mal heftig …) und um die Wirkung überhaupt wahrnehmen zu können.
Nach einer Weile gewöhnt sich der Körper an die Substanz, Nebenwirkungen lassen nach - man lernt die Wirkung des Medikaments kennen, die ja von Person zu Person aber auch in je unterschiedlichen Situationen sehr unterschiedlich ausfallen kann. Man lernt, was das Medikament leisten kann und was nicht. Ich hatte immer erwartet, mich beim Lesen besser konzentrieren zu können - so weit bin ich noch nicht, da muss ich selbst noch dran arbeiten. Ich gehe davon aus, dass die Konzentration mit dem Rückgang von Stress durch Verbessung in anderen Bereich auch besser wird, so schlafe ich wie ein Bärchen, was nach rd. 15 Jahren Schlafstörungen wie Wolke 7 ist.
Ich habe zB. gelernt zu unterscheiden, ob ich jetzt überdosiert bin oder ob es an zu vielen Kohlehydraten liegt, die ich überhaupt nicht mehr vertrage seit ich Elvanse nehme. Das ist mir aufgefallen, weil ich mich gerade eher low-carb ernähre, sonst wäre ich davon ausgegangen, dass die Medikamentenwirkung nachlässt und ich einen jenseits Rebound habe… Symptome einer Überdosierung habe ich auch unter Stress, da muss ich leicht runterdosieren. Was durch diese daggeligen Kapseln ein Akt ist …
Aufdosiert wird, wenn ich nach einer Weile die Wirkung nicht mehr spüre und sich diejenigen Symptome, die verbessert waren (zB. innere Unruhe, Getriebenheit) wieder verstärk. Wobei ich dazu sagen muss, dass es für mich sehr unangenehm ist, wenn ich minimal zu viel einnehme.
Zunächst hatte ich auch das Gefühl, mit Elvanse nicht über den Tag zu kommen. Aber bei gleichbleibender Dosis hat sie die Wirkung verändert, ich bin entspannter geworden - und die Wirkung hat sich verlängert von vorher 5-6 auf jetzt 9-10 Stunden. Abends ab 20 Uhr habe ich einen leichten Rebound.
Richtig. Und die Behebung von Problem X, P, S und T kann sich mittelfristig positiv auswirken auf Problem K (wie Konzentration). Man muss das nur auch zulassen. Eine schnelle Lösung gibt es m.E. nicht. Zumindest wenn man die Störung schon jahrzehntelang mit sich rumträgt und sich schon Sedimente an Komorbiditäten, Komischkeiten, Empfindlichkeiten darauf abgelagert haben. Ich vergleiche das gerne mit einem Einbeinigen, der nach 20 Jahren gehen mit schlechten Krücken eine passende Protese bekommt. Der Körper muss sich anpassen - da braucht es Zeit, bis man weiß was unter den neuen Bedingungen möglich ist - und tut richtig weh, bis man sich daran gewöhnt hat.