Welches Medikament nun nehmen? Eindosierung in einer Tagesklinik?

Liebes Forum, mir schwirrt langsam der Kopf von all den Infos und ich versuche es nochmal hier.

Wie in einem anderem Thread beschrieben, haben wir mit Medikinet retard 10mg bei unserem 10jährigen gestartet. Das ging leider völlig nach hinten los. Die Wutanfälle sind schlimmer geworden statt besser, so dass wir nach Absprache mit dem KJP aufgehört haben und nun einen neuen Versuch starten wollen.

Er schlug per Mail Elvanse vor (Termin in der Praxis ist erst Ende der Woche). Inzwischen habe ich in alle Richtungen gelesen (Diverse Gruppen im Internet) und gehört (Austausch mit anderen Betroffenen), dass viele mit Medikinet Probleme haben, die unseren nicht unähnlich ist. Angeblich soll man auch in der Eindosierung gar nicht mit Retard-Präparaten starten weil die Leitlinie eigentlich was anderes sagt!?

Elvanse ist wohl auch nicht anders, da gleicher Wirkstoff. Empfohlen wird oft Concerta oder Kinecteen mit meist guten Erfahrungen, aber auch hier ist wohl eine Eindosierung mit unretartierten Medikamenten ratsam. Außerdem wurde mir empfohlen, zur Eindosierung in eine Tagesklinik zu gehen. Das wäre insofern interessant, da wir es hier gerade auch zusätzlich noch mit kompletter Schulverweigerung zu tun haben :frowning:

Ich weiß inzwischen gar nicht mehr, wo und wie wir am besten ansetzen sollen.

Meine Frage daher:
Wo finde ich Infos zur Eindosierung bei Kindern, am liebsten konkrete Vorgaben zu konkreten Medikamenten?
Hat jemand Erfahrung mit Eindosierung in einer Tagesklinik?

Elvanse hat einen anderen Wirkstoff, das ist Lisdexamfetamin , ein Amphetamin Medikament.

Die anderen Präparate sind Präparate mit Methylphenidat.

Ich fand vor allem mit Kindern die Eindosierung mit einem Retardpräparat am besten, unretardiert liesse sich auch gar nicht umsetzen. Dann muss das Kind ja alle 2-3 Stunden eine Tablette nachnehmen. Das wird dann schnell instabil!

In der Klinik hat es schlechter funktioniert als in der gewohnten Umgebung.

Bei meinem Sohn in der Reha hatte es aufgrund der Strukturen dort so gut geklappt das es auch ohne medis ging - aber die Strukturen gab es nie im normalen Alltag!

Fand Concerta am besten! Wirkt lange, sanfter Rebound.

Aber da jedes Kind auf die Medikamente individuell reagiert muss man es ausprobieren.

Meine Tochter war allerdings in einem Internat für Schulverweigerer und dort hatte die Einstellung auch funktioniert.

1 „Gefällt mir“

Das gibt es leider so nicht direkt.

Hier habe ich mal die Unterschiede der MPH Medikamente erklärt.

Und hier:

1 „Gefällt mir“

Ah, danke dir! Wenn ich das richtig lese wird dort auch eine langsame Einstellung mit unretartierten Medikamenten empfohlen und dann der Umstieg auf retardiert. Das hatte ich auch schon als Empfehlung gelesen. Darf ich nochmal fragen, wie du das meinst, dass die Eindosierung mit retard Medikament bei deinem Kind besser geklappt hat? Seid ihr dann mit kleinen Dosen Concerta gestartet und wie da beschrieben Schritt für Schritt hochgegangen?

Ja, genau! Wochenweise glaube ich.

Das Problem mit dem unretardiertem lässt sich in der Schule kaum umsetzen. Du musst genau wissen wie lange eine Tablette beim Kind wirkt und das ist ein bisschen individuell - und dann muss jemand genau in der richtigen Zeit die nächste Tablette geben.

Wenn das möglich ist dann hat das unretardierte den Vorteil das man die Tabletten vierteln kann und so in 2,5 mg Schritten steigern könnte.

Aber es lässt sich dann später auch nicht 1:1 auf ein Retardpräparat umrechnen und man muss doch wieder probieren.

Medikinet retard wirkt oft etwas aggressiver als die Alternativen und hat das Problem, dass es mit dem Essen synchronisiert werden muss da sonst der Retardeffekt leidet.

Die Kinderpsychiater bei denen ich war hielten davon auch nichts.

Es steht nicht in den Leitlinien das unretardiert besser zum eindosieren ist oder? Ich muss nochmal nachlesen.

In den Leitlinien steht nämlich gar nicht genau wie das gemacht werden soll.

Es ist halt bei jedem unterschiedlich. Wir (bzw. Sohn, 10) haben schon einiges durch, von Medikinet über Elvanse bis Atomoxetin.

Kinecteen ging hier gar nicht. Manchmal muss man auch kombinieren.

Es ist ein langer Weg und man weiß erst, wenn man ausprobiert hat. Bei Wutausbrüchen haben auch manche gute Erfahrungen mit Intuniv gemacht. Es ist aber aktuell nicht lieferbar und wird erst verschrieben, wenn man andere Medikamente durch hat.

1 „Gefällt mir“

In den Leitlinien steht dazu nur:

Abhängig von den Anforderungen im Tagesverlauf sollten die unterschiedlichen pharmakokinetischen Profile der langwirksamen Präparate berücksichtigt werden.
Alternativ können z. B. aus folgenden Gründen unretardierte Verabreichungsformen erwogen werden:
• genauere Dosisanpassung während der initialen Titrierungsphase der Medikation
• erforderliche höhere Flexibilität in den Dosierungsschemata
Hinweise zur Evidenz im Abschnitt II.2.4.3 und in der Evidenztabelle im Methodenr

Auf der Seite 75.

Die Leitlinien verweisen auch auf die Fachinformationen.

Danke! Das hilft mir schon mal sehr. Ich neige dazu auch Concerta umzusteigen, auch wegen deiner (aber nicht nur deiner) Berichte. Und dann langsam damit einzudosieren.