Guten Morgen zusammen,
erst einmal vielen lieben Dank für die vielen ausführlichen Antworten! Das hätte ich so garnicht erwartet und hat mir schon unglaublich viel geholfen oder Denkanstösse gegeben! Natürlich steht eine Diagnose noch aus, aber um so mehr ich lese um so mehr erkenne ich meinen Mann mit all seinen Eigenheiten darin wieder! Da bin ich etwas überrascht - denn bisher dachte ich mein Mann wäre ein Unikat 
Ich glaube nicht, dass er sich selbst in dem Forum richtig melden wird aber ich werde ihn ermutigen! Er tauscht sich irgendwie nicht gerne im Internet aus, maximal in Facebook-Gruppen aber da auch nur zu Fachthemen. (Falls jemand einen Youtube Kanal empfehlen kann, dann wäre das 100% seins)
Naja, versuchen werde ich es natürlich trotzdem!
Was mich dennoch überrascht ist, dass er seit ich ihm davon erzähle und auch Beispiele etc. gebe er sich nicht dagegen weigert, dass es das wahrscheinlich ist. Er ist zum Beispiel immer der Meinung gewesen er braucht nicht unbedingt so viel Schlaf wie ich. Teilweise ist er erst nachts um 2 ins Bett und um 6.30 sind wir wach! Früher war er auch immer so eine Nachteule, aber da konnten wir auch ausschlafen! Mit Kindern ist die Nacht nunmal begrenzt. Die letzten Wochen habe ich ihm gesagt, dass mir aufgefallen ist, dass die Tage danach für mich sehr schlimm sind, weil er irgendwie anders ist… noch weniger ansprechbar, schnell aufbrausend und chaotischer. Das war nach seiner Einschätzung nicht so und somit hat sich nichts geändert.
Gestern Abend wollte er dann um halb 10 noch mit etwas für die Arbeit anfangen und ich habe gesagt, dass er das lassen soll und wir gehen beide früh schlafen und das Handy bleibt weg. Das hat er zum ersten Mal ohne Murren einfach gemacht.
Bevor ich noch einmal oben durch die Themen gehe: Mir geht es als Partner auf einmal viel besser, weil ich seit so vielen Jahren gegen Windmühlen kämpfe und in den letzten Wochen wirklich kurz vor dem Aufgeben stand! Jetzt aber verstehe ich, dass das war als würde ich versuchen ohne Reifen los zu fahren und probier es einfach immer und immer wieder ohne das Problem der fehlenden Reifen zu erkennen! Momentan steh ich zwar immer noch ohne fehlende Reifen da, aber weiss zumindest, woran die Fahrversuche davor gescheitert sind, wodurch es mich irgendwie nicht mehr so pessimistisch auf die Zukunft blicken lässt.
Mir ist dennoch vollkommen bewusst, dass a) das ein langer und schwerer Weg ist, b) ich als Perfektionist und Ordnungs-Strukturmensch mich auch stark verändert muss, um ihn ein besseres Umfeld zu schaffen und c) das auch - sofern es sich alles bestätigt - nicht unbedeutend ist für unsere Kinder! Meine Tochter ist erst 2 Jahre alt, aber ich wurde schon öfters darauf hingewiesen, dass sie in bestimmten Dingen „anders“ ist … sich zum Beispiel 60-90 min extremst mit kleinen Bastelsachen beschäftigen kann - in anderen Momenten aber wie weggetreten zu sein. Was daran einfach normal zum Altern gehört und „normales“ ausblenden von Mama und Papa ist, wird sich sicher noch zeigen.
Generell möchte ich aber auch sagen, dass mein Mann auch viele sehr liebenswerte Eigenschaften mitbringt für den ich ihn ja auch sehr schätze und geheiratet habe! Er ist für seine Freunde und Familie immer und sofort da und scheint dann auch keine Müdigkeit zu kennen. Er ist unglaublich fleissig und Ideenreich. Unser Haus - 180m2 - hat er komplett selbst renoviert. Auch Themen, die er nicht konnte, hat er sich angeeignet. Da ich selbst manchmal einfach ein sehr festgefahrener Typ bin, liebe ich diesen lebensfrohen Aktionismus.
So jetzt aber zu Euren Texten 
Wenn du das Chaos zumindest kurzfristig aushalten kannst, lass es liegen, vor allem, wenn es seine Sachen sind. Irgendwann wird es ihn stören und er räumt es allein aus diesem Grund schon weg. Also nicht immer alles hinterher tragen, da hat er keinen Grund, was zu ändern.
Entspricht nicht ganz meinem Naturell, aber ich gebe mein bestes! Wir hatten zeitweise im Wohnzimmer/Esszimmer eine Box stehen, wo ich alle seine Sachen reingelegt habe, damit er sie dann wegräumt. Wenn die Box dann übergelaufen ist, habe ich sie in seine Werkstatt gebracht (Chaos Pur!!!), aber inzwischen stehen da unten 10 unausgeräumte Boxen. 
Eine späte Diagnose kann einen übrigens auch erstmal ganz schön aufwühlen. Viele Leute überdenken nochmal ihr ganzes Leben, um überhaupt klarzukriegen wie man denn eigentlich funktioniert und was ändern kann, weil man ja sein ganzes Leben immer nur gegen Windmühlen gekämpft hat und quasi als Huhn versucht hat zu fliegen, weil, man ist doch ein Vogel, das muß doch gehen! Da kommt oft auch einiges an Trauer hoch,
Ja das ist auch in guter Hinweis! Es ändert glaube ich sehr viel - auch rückblickend auf verschiedenen Probleme, die er mit seiner Mama und Schwester hatte…
Ich versuche daher aktuell ihn mit dem Thema auch nicht zu überlaufen… normal bin ich eher der Typ, der dann tausend Infos raussucht und überspitzt gesagt daraus einen Vortrag macht und ihm morgens am Frühstückstisch überrenne! Ich verstehe aber jetzt, dass das zu viel ist also brems ich mich gerade selbst aus und versuche es mit ganz kleinen Häppchen.
Wenn es ADHS ist, kann viel Sport und wenig Koffein/Alkohol helfen.
Welche Rolle genau spielt Koffein? Wir sind wirklich ziemliche Kaffee-Junkies, aber auch das lässt sich natürlich reduzieren.
Sport versuchen wir schon seit längerem mehr durchzuhalten, weil er auch immer mehr zugenommen hat, aber wie du schon schreibst ist das mit Kindern schwer durchzuhalten. Wenn ich aber weiß, dass es hilft, dann übernehme ich halt jeden Abend eine Stunde die Kinder und den Haushalt! Dafür haben sie am Rest des Tages einen „anwesenderen Papa“.
ohne Humor kann man das ganze eh grad vergessen, also bei mir persönlich läuft dann grad garnichts mehr, dann mache ich einfach dicht oder schalte auf durchfahrende Züge. 

Wahrscheinliuch haben wir genau deswegen auch viele Jahre problemlos harmoniert
Während meine Freundinnen sich teilweise aufgeregt haben, weil der Freund an Valentinstag kein Geschenk hat, kann ich über so etwas nur schmunzeln und nehme mich glaube ich da selbst nicht zu wichtig! Als er an meinem Geburtstag anrief und mir irgendwas komisches erzählte statt zu gratulieren habe ich nur gelacht! Einmal hat er mich zu einem Event angemeldet und als er mir die Karten gegeben hat stand da mein falscher Name drauf, weil er einfach vergessen hatte, dass wir seit 3 Jahren verheiratet sind und ich seinen Nachnamen hab. Ich habe so herzlich drüber gemacht!
(Allein schon die erhöhte Unfallwahrscheinlichkeit bei ADHS (die durch Medikation stark gemildert werden kann) stellen jede mögliche Nebenwirkung der Medikamente um ein Mehrfaches in den Schatten. Anders gesagt, dass ein ADHS-ler ohne Medis wegen Unachtsamkeit durch einen Unfall stirbt oder schwer verletzt wird, ist unendlich wahrscheinlicher als schlimme Nebenwirkungen der Medikamente.)
Dieser Teil hat mich sehr zum Nachdenken gebracht und darüber werde ich auch noch einmal mit ihm sprechen. Als er unser Haus renoviert hat, hat er sich mit der Flex in den Oberschenkel geschnitten. Er hatte sie ausgemacht und wollte absetzen, aber hat einfach nicht mitbekommen, dass sich das Blatt (oder wie man es nennt) noch dreht. Er hatte damals sehr viel Glück, dass nicht mehr passiert ist!
Aber was aus meiner Sicht total falsch ist, ist ALLE Fehler immer sofort auf sich zu nehmen, sich selbst abzustempeln, zu denken „es muss ja ALLES an MIR liegen weil ich Adhs habe“.
Aus der „Gegenseite“: Ja, ich muss definitiv aufpassen ihm jetzt nicht immer die Schuld zu zu schieben. Das wäre sehr einfach, aber egal in welcher Beziehung: Beide Seiten beeinflussen immer die Kommunikation!
Der Stress und die wachsende Verantwortung können die Adxs Symptome extrem verschlimmern. Daher ist die Frage, war es bei ihm immer so schlimm oder erst in letzter Zeit?
- sorry, allmighty irgendwie haben wir parallel geschrieben, aber deinen Kommentar hab ich jetzt noch gelesen.
Die letzte Zeit haben es extrem verschlimmert, weil auch der Stresspegel bei uns enorm zugenommen hat. Aus zwei Gründen: 1. der Geburt unseres zweiten Kindes (schlaflose Nächte etc. + dass man bei zwei Kindern gefühlt immer jemanden da hat) und 2. seiner Entscheidung sich selbstständig zu machen.
Darauf bin ich noch nicht weiter eingegangen, weil mir das Thema mega Bauchschmerzen macht. Er hat gerade erst seine eigene Firma gegründet, welche aber erst zu Beginn des nächsten Jahres wirklich seine Vollzeit-Stelle werden soll! Er sagt, dass viele Dinge da gut laufen werden, weil das sein Bereich ist… sein Interessensbereich… weil er das nach seinen Vorstellungen gestalten kann und sich auch fachlich entwickeln kann. Momentan hängen wir aber in der administrativen Schleife von Steuerberater, AGBs, Versicherungen etc. - dies meistens abends um 21 Uhr, wenn die Kinder schlafen und nachdem wir uns noch schnell einen Espresso reingehauen haben. Er arbeitet ja auch noch Vollzeit! Das ist für jeden anstrengend, ich dachte ich tue ihm einen Gefallen, wenn ich ihm bei dem Wunsch unterstütze, aber merke gerade, dass das alles nur noch verschlimmert hat.
Noch eine abschließende Frage: Wie steht ihr zum Thema Handynutzung? Ich habe das Gefühl, dass er andauernd am Handy hängt. Er liest einfach nur: Nachrichten, Blogbeiträge zu seinen Fachthemen, aber auch zu jedem noch so uninteressantem Thema. Ich glaub er würde sich selbst den letzten Beitrag über eine umgefallen Palme in Costa Rica durchlesen und konsumieren! (Längere Sachen wie ein Buch liest er nicht, aber diese „häppchen“-Nachrichten Beiträge in Massen) Nach meinem Empfinden ist das aber zu viel und der Kopf braucht - wie bei jedem von uns - mal Pause und ich überlege wie wir das Handy (auch meins) aus dem Alltag raushalten können.
Ich dank euch schon einmal vom ganzen Herzen! Bin etwas überfordert und gleichzeitig erleichtert!