Hallo @Julia1986 ,
ich bin fast in der gleichen Situation: 13 Jahre verheiratet, drei Kinder (11, 11, 13), Haus, beide fast Vollzeit berufstätig. Dass mein Mann mit höchster Wahrscheinlichkeit ADHS hat, fiel uns auf, als bei unserem Sohn und jetzt auch unserer großen Tochter ADHS bzw. ADS diagnostiziert wurde. Laut der Neurologin haben 70% der Kinder mit AD(H)S ein Elternteil, das ihnen das vererbt hat. Mein Mann erkannte sich schon immer sehr im schwierigen Verhalten unseres Sohnes wieder. (Ich glaube, AD(H)S weiterzuvererben liegt bei 20-30%.)
Ich mag Hausarbeit, Ordnung und Organisation. Damit fange ich viel automatisch ab, was mein Mann einfach nicht hinkriegt. Es ist nicht ganz so schlimm wie du es beschreibst, aber nah dran. Er dreht sich nur nicht im Reden um, sondern redet in großem Schleifen und kommt nur manchmal wieder zum roten Faden zurück. Fast alle Abmachungen und Termine werden vergessen oder nur zu 20% behalten. Ich muss mehrfach daran erinnern, Terminkalender hin oder her. Er wird alle 2-4 Wochen sehr aufbrausend. Er fängt sich aber nach sehr kurzer Zeit wieder.
Seitdem wir uns ziemlich sicher sind, dass er ADHS hat, kann ich das lockerer sehen. Er kann einfach nichts dafür und fertig. Eine Diagnostik oder Medikamente sind nicht in Planung. Beruflich ist es (bis auf eine aufreibende Schul- und Ausbildungszeit) jetzt OK.
Er hat seit einigen Jahren sein eigenes Zimmer inkl. Büro. Da herrscht Chaos und er geht viel zu spät ins Bett. Ich habe mein aufgeräumtes Büro mit Bett und gehe früher schlafen. Darum ist da kein Streitpotenzial mehr und das tut gut.
Im Haushalt hat er genau eine Aufgabe nämlich „Küche sauber halten“. Da stapelt sich dann zwei Tage das Geschirr, aber am dritten Tag macht er das dann ohne Aufforderung oder Streit. Dass er mal automatisch „was sieht, was gemacht werden muss“ und es erledigt ist utopisch.
Nervig ist leider, dass ich immer mit den Kinderm die Hausaufgaben machen muss bzw. daneben sitze oder für Klassenarbeiten lerne. Auch wegen ihrem AD(H)S ist das nicht so ohne, aber da sind wir mit Medikamenten auf einem guten Weg. Ich habe ein halbes Jahr versucht, dass er mit unserer zweiten Tochter (kein AD(H)S) Hausaufgaben macht, aber das hat er trotz aller Erinnerung, Planung usw. nicht mal zwei Tage nacheinander hinbekommen. Ich hab’s aufgegeben.
Ich kümmere mich jetzt darum, dass ich meine Aufgaben noch besser hinkriege und ihn ganz konkret einspanne bei Terminen (heute Schwimmkurs mit den Kindern), aber bereite alles dafür selbst vor. Er kriegt dann nur kurze Anweisungen, die Schwimmtasche und die Kinder und geht los (natürlich mit Ankündigung gestern und heute früh). Ich habe aber dann ne Stunde Zeit gewonnen. Vielleicht ist das was passendes: Mann mit den Kindern rausschicken mit bereits gepackter Snack-und-Windeltasche und eingecremten Kindern. Dann hast du etwas Zeit gewonnen.
Viele Grüße
Katha
PS: Das klang jetzt voll negativ, aber mein Mann ist trotzdem super. 