Wenn Prominente sich als ADHSler outen

Shoppingqueen73

Hallo an alle,
ich habe gestern Abend die NDR Talkshow gesehen, und dort war Lola Weippert, eine erfolgreiche Influencerin, die erzählt hat, dass sie ADHS hat. Sie wirkte total motiviert und glücklich und wurde von den anderen Teilnehmenden für ihre Erfolge mit viel Beifall bedacht. Ich dachte mir nach ihrem Interview, dass nun alle Leute, die die Sendung gesehen haben, der Meinung sein müssen, dass ADHS eine sehr positive psychische Störung ist. Die Frau hat in ihrem jungen Leben ja schon unheimlich viel erreicht.
Ich fühlte mich danach mal wieder sehr minderwertig, weil ich fast nichts auf die Reihe bringe. In mir stieg wieder das altbekannte Gefühl auf, dass ich faul und träge bin. Ich habe bisher nur ganz wenigen Menschen von meiner Diagnose erzählt, weil ich glaube, dass sie damit überfordert sind und auch nicht bereit sind, sich näher mit ADHS und den Symptomen zu beschäftigen.
Nach dieser Fernsehsendung werde ich meine ADHS Diagnose erst recht verschweigen. Es würde ja niemand glauben, dass die meisten von uns in erster Linie sehr unter dieser Störung leiden.

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Absolut verständlich!
mich macht sowas auc total wütend, dass auf Instagram und TikTo die ganzen ewig lachenden Leute Highperformance betreiben und jeder der zu Hause nicht einmal die Kraft hat seine Kaffeetasse in die Spüle zu stellen muss sich zwangsläufig schlecht dabei fühlen.
Das ganze Spektrum an Symptomen wird überhaupt nicht erfasst :confounded:

ich finde das auch unfassbar schlimm dass das irgendwie eine Mode geworden ist ewig lächelnd durch Social Media zu laufen und zu verkünden wie cool es doch ist Adhs zu haben, als wärs ne Superkraft

Ich fühle mich dadurch auch abgewertet :frowning:

ein leben voller Leid und Ablehnung wird hierbei gar nicht betrachtet .

vor allen Dingen muss man überlegen es gibt viele Menschen die spät diagnostiziert werden, was die für ein leid erfahren haben kann ein Influencer mit 20 Jahre überhaupt nicht nachvollziehen.

ich bin auch ehrlicherweise geschockt über solche Beiträge

Fühl dich mal ganz lieb umarmt , du bist auf jeden Fall mit deinem Gefühl nicht allein :adxs_trost:

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:adxs_winy: @Shoppingqueen73 und Herzlich Willkommen in unserer Mitte.

Ich bin auch kurz bei dieser Sendung hängengeblieben. Und ja, es hat mich verstört, so ganz in dem Sinne, wie @Lea es bereits beschrieben hat.

Es mag sicher Menschen geben, die so smart damit umgehen können, nur ist das doch mit vielen Dingen so.

Außerdem, es ist eine Unterhaltungssendung, vielleicht waren die gar nicht interessiert, an wirklichen Problemen, im real life.

Ist natürlich ein Bärendienst für alle Frauen insbesondere, da wir ja gerade erst vermehrt Beachtung suchen & finden, was die Diagnostik angeht.

Also nicht verzweifeln :four_leaf_clover:

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Hallo @Shoppingqueen73,

mein Beitrag ist vielleicht mit etwas Vorsicht zu lesen, da die eine oder andere Mutmaßung aufgrund der Zahl 73 in meinem Hirn (gerade ohne Medis) Verbindungen herstellt.

Ich musste erst mal googeln, wer Lola Weippert ist. Liegt vielleicht an meinem Alter (53) oder an Sendeformaten? Okay.

Ich hatte die Talkshow gestern teils gesehen, aber dieses Interview jetzt gerade angeschaut. Gern hätte ich in die Köpfe der Anwesenden schauen wollen, die im Laufe der nächsten Sekunden in Nahaufnahme gezeigt wurden, als Lola Weippert sich auf die Medienbranche und Vorkommen von ADHS bezieht…

Ist ja immer die Frage, was für den/die je Einzelne/n Erfolg bedeutet. Es stellt sich auch die Frage, was dazu vermittelt wurde, was Erfolg zu sein hat. Kann wahrscheinlich sehr unterschiedlich beantwortet werden.
Manchmal ist die Antwort dazu sicher auch in der Generation zu finden, in der wir aufgewachsen sind, besonders als Frau? Wenn die 73 Dein Jahrgang sein sollte ist Lola Weippert u.U. ein etwas ungünstiger Vergleich? Wenn die 73 nicht Dein Jahrgang ist, habe ich jetzt Pech :wink:

Außerdem ist Lola Weippert relativ früh diagnostiziert, ebenso wie die Autorin des Buches, auf das sie sich sicher bezieht wenn sie von „Kirmes im Kopf“ spricht.

Es wäre doch schade, wenn ein Interview das zunichte machen sollte, was Du vielleicht an Ecken und Enden Deines Lebens geschafft/geleistet/überstanden hast. Aber ich schreibe hier, ohne etwas aus Deinem Leben zu wissen. Daher ist mein Beitrag mit Vorsicht zu lesen, siehe oben.

Vielleicht ist ein Problem, dass es für viele „von uns“ so schwer ist, überhaupt einordnen zu können, was eine angemessene Leistung ist, da „wir“ einen inneren Kompass haben, dessen Nadel oft von Beginn unseres Lebens an von anderen bzgl. Leistung/Erfolg immer wieder neu eingestellt wurde.

Ich mag übrigens einige der jungen Influencer*innen manchmal ganz gern anschauen, Tom Böttcher oder Vanessa Ebert. Sie reflektiert auch. „ADHS ist nicht witzig.“

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Ich muss ehrlich sagen, dass ich gerade hier im Forum diesen Fokus darauf, dass ADHS eine Krankheit ist, vor allem Leiden verursacht und nur negative Folgen hat sehr schade finde. Das geht ja zum Teil soweit, dass alle negativen Eigenschaften als krankhaft und ADHS eingeordnet werden und die positiven Seiten die ADHS ja auch hat als Persönlichkeitseigenschaften die nichts mit der Diagnose zu tun haben.
Ich finde da die Bewegung die es gerade bei Autismus gibt viel besser und passender. Der Gedanke, dass es eine alternative Form, die Welt zu betrachten und mit ihr zu interagieren ist. Daraus entstehen natürlich auch Folgen und Probleme, aber grundsätzlich ist es eine viel neutralere Sicht.

Ich glaube nicht, dass der sehr starke Fokus auf Leiden, Medikation und die Nachteile hier im Forum repräsentativ ist.

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Ich finde Deine Sichtweise in Ordnung.
Nur ergibt sich für mich dadurch der Eindruck, dass Du, und sei es nur mir, einordnen willst wie ich Teile meiner Lebensgeschichte erlebt habe.
Schwierig und auch ein wenig anmaßend.

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Ich bin schon 73 und wurde erst vor kurzem diagnostiziert . Jahrzehntelang war ich in Therapie wegen Depressionen und Angsterkrankung. Alle Behandlungen haben so gut wie nichts bewirkt, aber durch Medikinet adult (30-10-0) sind nun endlich meine Depris so gut wie verschwunden. Aber meine Unordnung ist damit nicht verschwunden, doch habe ich mir inzwischen einige Male eine Aufräumcoachin geleistet und durch sie mehr Strukturen gelernt. Ich muss noch erwähnen, dass ich vor 10 Jahren verwitwet bin und bis dahin sehr gut durch meinen Mann unterstützt wurde. Er hat auch darauf geachtet, dass ich nicht so impulsiv geshoppt habe. Nach seinem Tod habe ich begonnen, unüberlegt viele Dinge, vor allem Kleidung und hübsche Accessoires für die Wohnung, zu kaufen. Ich konnte irgendwann nichts mehr unterbringen und habe viel gespendet. Jetzt halte ich mich inzwischen zurück, auch weil mein Sparkonto immer kleiner wurde.
Danke, dass du mir geantwortet hast und genauso denkst wie ich!

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Repräsentativ, für die Menschen, die Probleme damit haben, die andere Seite eben.

In einem Hilfeforum bin ich eher selten bis gar nicht, wenn ich keine Probleme habe und alles wie geschmiert läuft.

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Das tut mir leid, dass wollte ich natürlich nicht. Finde es nur genau so wichtig, dass gerade medial auch positiv berichtet werden darf.

Ja, genau das. Wenn hier aber um mediale Repräsentation gesprochen wird finde ich es gut und richtig, dass nicht nur diese Seite gezeigt wird.

Ich habe selbst Probleme mit und durch ADHS, möchte aber langfristig damit ein gutes Leben ohne mich selbst als chronisch krank einzuordnen. Anders aber genau so ok.

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Und das darf uns auch gerne für einen Moment blenden, aber nur für einen Moment.

Die Möglichkeiten heute sind ganz andere, als zu „unseren“ junge Frauen Zeiten. Zu deinen jungen Zeiten sicherlich noch schwieriger.

Dann gucken wir, was uns bis hierhin gebracht hat, auch nicht schlecht, oder? Du hast dich immerhin auch noch auf den Weg gemacht, herauszufinden, wo da der Wurm drin ist.

Mit meiner Diagnose halte ich mich auch eher bedeckt, einfach weil ich genug damit beschäftigt bin, mir selbst alles aufzudröseln. Da bin ich genug mit beschäftigt.

Ich hatte genau einen Versuch, aber das endete mit „aber das geht doch allen so“ und damit bin ich dann verstummt.

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Das wollen wir doch letztendlich alle und es sei jedem Menschen selbst überlassen, wie er/sie sich einordnet.

Vielleicht ist es speziell in diesem Fall auch eine Frage des Alters und der Wahrnehmung.

Ich mag ja auch gerne bei jungen Leuten schauen, denn die waren es, die mich haben genauer hingucken lassen, aber durch den Struggle im Alltag, nicht durch ihre vermeintlichen Superkräfte, Adxs bedingt.

Für mich ist da schon diese Unterschied, auch was den Leidensdruck angeht. Als junger Mensch mit dem Wissen um die Besonderheit, kannst du, auch mit den heutigen Möglichkeiten, dein Leben anders/besser gestalten.

Aber die älteren, späten Mädels salopp gesagt, sitzen erstmal vor ihrer Vergangenheit und müssen verarbeiten. Da ist dann so eine fröhliche L.W. wie ein zusätzlicher Schlag in die Magengrube…

Langfristig ein gutes Leben, egal wie lange das für den/die ein oder andere bedeutet, genau deswegen sind wir hier, nicht mehr - aber auch nicht weniger.

Alles Gute für dich :four_leaf_clover:

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Genau das habe ich auch immer wieder gehört! Jetzt will ich das nicht mehr hören und schweige :shushing_face:

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Das hast Du sehr tröstlich geschrieben über die „älteren, späten Mädels“ :wink:
Vielen Dank @Silberlocke

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oh Gott die spiegelt voll mein ADHS , da drehe ich gleich mit auf :crazy_face:

Es ist aber eine schöne Lebendigkeit in ihr und hört sich alles toll an. Freue mich voll für sie.

Nur dass sie sich die Diagnose zu Weihnachten geschenkt hat und sie die Diagnose sehr erfreut finde ich schwierig.

Natürlich bin ich im Nachgang auch erleichtert die Diagnose zu haben , weil es so viel erklärt.
Aber es ist nunmal eine Diagnose wo viel Menschen drunter leiden und über keinen andere Diagnose freut sich sonst jemand.

Also diese Freude verschiebt das Bild für die, die unter ADHS leiden und Hilfe benötigen.

Stimmiger fände ich irgendwie so sinngemäß: „Oh Gott ich habe ADHS, aber Gottseidank, leide ich nicht drunter“ oder " Gottseidank hat es bei mir keine gesundheitliche Auswirkung"

Das was hier im Forum repräsentiert wird sind ja eher die Problematik, die aus ADHS resultieren. Sicherlich kommt dazu dass einige unter ungünstigen Bedingungen groß geworden sind oder eben auch noch Komorbitäten dazukommen und oft eben die späte Diagnose.
Support aus dem Elternhaus spielt sicherlich auch noch eine Rolle zu einer "gesunderen " Entwicklung.

Vielleicht spielt es auch ein Rolle das Promis nicht so einem 9to5 Job sind und ihr „Anderssein“ ja dass ist womit sie ihr Geld verdienen.

In meiner eigene Definition sind die positiven Aspekte nicht wegen ADHS, sondern das bin ich mit meinen Fähigkeiten und meiner Persönlichkeit und ich habe halt ADHS was mir das Leben erschwert.

Weil würde man ADHS bei mir heilen , dann müsste ja automatisch auch all das positive „kreative“ weg sein.

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Ja, dass ist genau der Punkt. Ich möchte nicht ohne ADHS leben.

Bei Autismus ist das in der Community ja schon sehr angekommen, dass es nichts ist was geheilt werden sollte oder schlechter ist als neurotypisch zu sein.

Verdienen sie nicht im Kern sogar ihr Geld mit dem Defizit von anderen, sich auf deren 9to5 Job oder ihr eigenes Leben zu fokussieren - und vor allem mit der mangelnden Impulskontrolle, der Werbung im Umfeld zu widerstehen.

Gute Investition in die Weihnachtsdiagnose, da noch passgenauer zur Projektionsfläche zu werden.

Ich sehe es düster und wahrscheinlich deshalb unfair. War schon bei Kuttner so. Wenn aber z.B. Podcaster erzählen, dass sie selbst keine Zeit haben, Podcasts zu hören, denke ich immer an schlaue Drogendealer, die nie ihren Stoff anrühren würden.

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Was dass „heilen“ betrifft geht es mir ja da auch eher um die Symptome, die mir das Leben erschweren.

Und ich nehme täglich Medikamente, was ich auch nicht so toll finde.

Ich mag mich so wie ich bin aber das steht unabhängig zu meinen ADHS

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Wir hatten uns schon häufiger hier darüber ausgetauscht wie wir unser Adhs persönlich wahrnehmen. Einige fühlen sich stark eingeschränkt, andere finden es toll, kreativ, lebendig zu sein.

zB hier „ADHSler können manche Dinge besser“

Es ist sicher auch immer ein Punkt, wie stark man eingeschränkt ist. Viele Menschen die lange undiagnostiziert herum gelaufen sind, denen Ärzte nicht glaubten, haben bis zur Selbstaufgabe maskiert und sind schwer krank geworden durch die entstandenen Komorbiditäten.

Hier gibt es Menschen, die hier im Forum berichten, dass sie schwerst süchtig, kriminell und immer am Rande der Gesellschaft sind und waren.

Als „Prominente“ (bei Influencern tue ich mich immer schwer es so zu formulieren :wink:) finde ich schon, hat die Person Verantwortung ihre Reichweite dafür zu nutzen, dass auch die Kehrseite der Medaille gesehen wird.
Dass es zB unfassbar schwer ist überhaupt einen Arzt oder Therapieplatz zu finden, dass viele Menschen an Adhs verzweifeln. Also schonungslos alles zu offenbaren, auch wenn man selbst klar kommt. Nur so ändert sich etwas in der Gesellschaft bzgl der Meinungen zu Adhs.

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