Hallo ihr Lieben,
Ich wollte euch fragen, wie ihr euch nach der Einnahme der Medikamente fühlt, was an Symptomen sich merklich verbessert hat und was aber geblieben ist.
Ich (37) habe meine Diagnose vor 3 Jahren erhalten, dann hatten wir versucht mich einzudosieren, erst mit Medikinet Adult und dann mit Elvanse. Zuletzt war ich damals bei (testhalber) 70 mg Elvanse. Bevor ich mich mit irgendeinem Medikament gut eindosiert fand und zufrieden war, bin ich (glücklicherweise) wieder schwanger geworden und habe alles abgesetzt. Nachdem ich abgestillt habe und nun wieder Teilzeit arbeite, wollte ich es wieder mit den Medis probieren. Klar, ich weiß, mal sollte es unter ärztlicher Aufsicht machen… aber da ich noch so viel von damals in unterschiedlicher Dosierung da hatte und das Vorgehen ja auch noch kannte und es einfach so unglaublich bequemer war, habe ich eigenständig wieder damit angefangen. Ich bin nun aber (wie auch damals) verunsichert, ob Medikamente bei mir richtig wirken, ob die Dosis einfach noch nicht gefunden wurde oder ob ich zu viel erwarte.
Meine ADHS Hauptprobleme sind:
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leichte Ablenkbarkeit/Vergesslichkeit: zB. Komme ich nach einkaufen mit vollen Taschen heim, stelle sie ab, hole gefrorenes raus und bringe es zur gefriere neben der Waschmaschine. Diese piepst weil fertig, also räume ich sie aus. Danach finde ich im Wohnzimmer etwas zum aufräumen… und vergesse die vollen Taschen in der Küche mit Sachen für den Kühlschrank und denke erst wieder daran, wenn ich zufällig dran hin laufe. Ansonsten, wenn ich mir Sachen nicht aufschreibe, vergesse ist sie (aber natürlich muss ich dann auch noch dran denken, regelmäßig auf meine Notizen zu schauen!). Und ich mache viele Sachen unbewusst, suche nach dem Einkaufen den Fahrradachlüssel, dabei habe ich ihn schon ins Schloss gesteckt. Und Dinge suchen tu ich natürlich auch regelmäßig.
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Prokrastination /Hyperfokus: wie viele schiebe ich (unangenehme) Dinge gerne auf. Dazu gehören einfache Dinge wie Überweisungen machen (ich sammle immer lieber etwas, bis es sich „lohnt“, vergessen zwischendurch dann aber auch wieder es zu machen) aber eben auch leider in der Arbeit. Es ist dann teilweise so, dass ich nicht gescheit arbeiten kann, weil mich zB. Die ganze Zeit beschäftigt, wie ich sinnvoll das große Kinderzimmer in zwei einzelne Zimmer/Bereiche Abteilen kann und dann ständig am recherchieren/überlegen bin, als am liebsten direkt in Angriff nehmen möchte und mich dann eben NULL auf die Arbeit konzentrieren kann.
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Hochsensibilität: meine empfsamkeit/ Empathie nervt mich etwas. Ich nehme mir Sachen schnell zu Herzen,
Ich bin natürlich mit all dem irgendwie durchs Leben gekommen. Als ich nur nach mir selbst schauen musste, war das alles kein „Problem“, ich war gewohnt nur Mittelmaß zu sein, Prokrastination ja, aber unter Druck auf den letzten Drücker trotzdem immer alles irgendwie geschafft und Sachen verlegt ja gut, bin halt schusslig, muss man suchen. An meine Belastungsgrenze kam ich erst mit Familie: familienorganisation inkl. Termine aber auch sonstiges wie immer passende Kleider, Schuhe etc. und passende Ausrüstung wenn wieder für Ausflüge etc. Sachen mitzugeben waren. Überhaupt, nicht nur an meine Termine zu denken, sondern an alle, regelmäßiger Kindertermine wie auch unregelmäßige wie U-Untersuchungen und Impftermine. Dazu der ganze Haushalt und dann noch Teilzeitarbeit.
Ich habe manchmal das Gefühl, das die Produktivität in der Arbeit mit meiner Grundlaune steht und fällt. Heißt, wenn ich mich auf eine Kollegin gefreut habe, die dann doch nicht da ist, bin ich irgendwie schon etwas betrübt. Auch bin ich produktiver, wenn ich mit jemand anderem im Zimmer sitze (was oft nicht der Fall ist, da Pool-Büros), als wenn ich alleine bin, da hänge ich oft sehr meinen Gedanken hinterher (zu viel Privates im Kopf: siehe Kinder Zimmer Abteilen oder: Termin für Tennis muss noch ausgemacht werden oder: recherchieren, wie man einen 4-Jährigen Zappelphilipp abends schneller ins Bett bekommt oder oder oder, irgendwas findet sich schon immer).
Ich habe nun das Gefühl, das geht mit den Medikamenten nicht richtig weg oder ich habe eben noch nicht die passende Dosierung.
Ich war jetzt eine Zeit echt gut in der Arbeit, dachte super, die Medikamente wirken (da war ich bei 10-10 bzw. 20-20 Medikinet adult). Auch war ich erstaunt, was für gute Formulierungen mir teilweise bei Schreiben kamen. Und dann diese Woche -trotz Medikamente- voll der Durchhänger. Extrem unproduktiv. Prokrastination vom freiesten. Und der „negative“ Hyperfokus (mit den Sachen mit denen ich mich Beschäftige leider STATT die Dinge zu erledigen, die ich sollte) lässt sich nicht richtig stoppen. Finde irgendwie nicht den Anfangsimpuls mal anzufangen.
Auch mit Medikamenten muss ich mir Sachen am besten aufschreiben, damit ich sie nicht vergesse.
Was das Gedankenkarussel angeht, bin ich mir nicht sicher, mal ist es besser (Zufall?) mal mal auch irgendwie nicht (vielleicht müsste ich hier genauer notieren wann ich mich wie fühle).
Ob ich generell ruhiger kann ich nicht sagen. Sicher ist jedoch, dass wenn die Kinder laufend streiten, dabei laut sind und raufen, mich das jedes Mal wahnsinnig stresst. Sie hören natürlich nicht auf, nur weil ich das sage und wenn es dann immer und immer weiter geht, fängt es dann an in mir zu brodeln, bis es einfach raus muss, und ich wütend auf den Tisch oder Türrahmen klopfe und Rufe : JETZT REICHT‘S!! (dann ist wenigstens mal kurz Ruhe
)
Ups, das ist jetzt doch deutlich länger geworden. Falls überhaupt jemand Lust hatte das alles zu lesen , also ich wollte mich daher bei euch erkundigen, wie ihr findet, dass das Medikament bei euch wirkt, was sich konkret verbessert hat (oder was auch gleich geblieben ist). Ich habe natürlich gelesen, dass es oft sehr „subtil“ ist, aber ich kann mir da teilweise nur wenig darunter vorstellen. Nur damit ich ein bisschen besser einschätzen kann, was ich eigentlich genau erwarten sollte.
(Mein Vorrat neigt sich auch bald dem Ende und ich muss nun endlich einen Termin beim DOC ausmachen -eines der Aufgeschobenen Dinge-. Bis dahin dahin will ich auch weiterhin meinen Puls im Auge gehalten, weil ich je nach Dosis mich dann auch immer erstmal wie auf zu viel Kaffee fühle mit höherem Puls…)
Habt noch einen schönen Tag!