Wie funktioniert euer Denken?

Weiß nicht ganz, ob die Kategorie passt, aber mich interessiert, wie andere Menschen ihre Gedankenwelt beschreiben würden.
Ich habe bisher keine Diagnose außer kPtbs, aber bin mir relativ sicher mich im neurodivergenten Spektrum zu bewegen.
Ich würde auch gerne mal neurotypische Menschen fragen, wie sie denken, aber erstens kommt das komisch und zweitens ist die Auswahl in meinem Umfeld wahrscheinlich sehr gering und ich weiß nicht, wen ich fragen könnte, ohne sehr komisch zu wirken.

Würde meine Gedankenwelt, gerade in Gesprächen mit anderen, wie eine hyperschnelle riesige Mindmap beschreiben. Gefühlt zu jedem zweiten Wort fallen mir ein bis fünf neue Themen/Begriffe ein.
So richtig sicher bin ich mir nicht, inwiefern ich bewusst eine Auswahl treffe, aber im Vorbeirauschen wird eine Weiche gestellt und der Gedankenzug fährt weiter, natürlich ploppen bei dem gewählten Begriff wieder mehrere Gedanken auf usw., eben wie eine komplexe Mindmap.
Am Ende bin ich, optimalerweise mit meinem Gesprächspartner, ganz woanders, als am Anfang und man hat in 20 Minuten über 10 Themen geredet.
Manchmal kann ich die Fahrt auch noch halbwegs nachvollziehen und amüsiere mich über die ganzen Verknüpfungen.
Das erklärt auch, warum ich schon als Kind überhaupt nicht stringent erzählen konnte, obwohl es mir nicht an den sprachlichen Fähigkeiten gemangelt hat. (Hab in Aufsätzen auch oft Satzteile doppelt geschrieben oder Buchstaben vergessen :sweat_smile:)

Wie ist das bei euch so?

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Hallo,

also bei mir ist es, als hüpften in meinem Kopf jede Menge Eichhörnchen auf Koffein hin und her und purzeln übereinander.

Dazu winken die Fahnen mit den wichtigsten Dingen von weit weit weg, so dass man sie kaum sieht und ich lasse sie winken (Prokrastonation lässt grüßen).

Ich vertippe mich regelmäßig, weil ich schneller denke als tippe. Ich verhasple mich oft und mir fallen tw Worte nicht ein, weil ich schneller denke, als ich reden kann.

Und regelmäßig ertappe ich mich dabei mich gleichzeitig wie der dümmste und schlauste Mensch im Raum zu fühlen.

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Ich wechsel auch viel das Thema, da alles gleichzeitig in meinem Kopf los ist.
Mir wird (gerade in streits) unterstellt ich wechsel absichtlich das Thema, aber das stimmt gar nicht… mir kommt nur so viel in Kopf, da switsche ich dann hin und her und selbst im streit bin ich dann plötzlich ganz woanders und habe schon wieder vergssen, dass wir gerade streiten :sweat_smile:

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Entweder in Bildern oder Tabellen.
Nur leider gleichzeitige viele Gedanken und es ist saumäßig anstrengend.

Kein ADHS Medikament aus Gründen.
Zusätzlich im Spektrum.

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Ich fühle diese Darstellung. Manchmal ist es auch einfach so, dass ich in meinem Kopf viele Wolken habe und sich die Gedanken irgendwie verflüchtigen. Ich kann sie dann schlecht greifen. Es ist nebulös. Und wenn ich dann meine Gedanken ausdrücken möchte, finde ich nicht so ganz die richtigen Worte und ermüde mittendrin auch schonmal. Ich verliere öfter den roten Faden, eröffne Nebenschauplätze und frage dann: ‚Worauf wollte ich jetzt nochmal hinaus?‘

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Danke an alle, die bisher geantwortet haben, finde es spannend :slight_smile:

Klingt es komisch, dass ich versuche rauszufinden, wie anders ich wirklich ticke?
Letztendlich habe ich ja keinen Plan davon, wie jemand anderes denkt usw. habe ja nur meinen Kopf und meine Perspektive.
Es ist eine komische Vorstellung, dass andere nicht ständig Gedankensprünge haben und bei Gesprächen easy bei einem Thema bleiben.
Da ich keine Diagnose habe und leider auch noch weit entfernt von einem Diagnosetermin bin, beschäftigt mich ständig, ob ich „anders“ genug bin.

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Ich hab auch Tage, da fühlt es sich so an, als könnte ich nicht richtig denken und ich bekomme die Gedanken nicht richtig zu fassen.
Alles dauert 10mal so lange, weil ich einen Gedanken mehrmals wiederfinden und „denken“ muss, um damit was anfangen zu können.
Das ist manchmal so frustrierend, weil mir auf der Arbeit eigentlich schnell langweilig wird, wenn es kein Problem zu lösen gibt, aber dann Tage reinkommen, wo die einfachsten Sachen nur schleppend funktionieren. Selbst wenn ich nur ne Liste mit Maßen rausschreiben muss, kann es an schlechten Tagen sein, dass ich fünfmal das gleiche Maß angucke, im Kopf sage und während mein Blick von dem einen auf den anderen Zettel wandert, wieder vergessen habe, was ich gerade geschaut habe.

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Interessantes Bild :sweat_smile:

Manchmal habe ich das Gefühl, dass mich mein Gehirn mit wichtigen Sachen trollt, genau in den Momenten, in denen ich mich wirklich nicht drum kümmern kann, fallen sie mir ein und wenn ich Zeit hätte ist da nix…

Worte fallen mir oft auch nicht ein, aber habe mir noch keine Gedanken gemacht, woher das kommt.

Vertippen passiert seltener, weil ich alles fünfmal lese, aber ich verlese mich so oft… dann frage ich mich, ob dieser Schwachsinn, den ich gelesen habe, da wirklich steht und meistens… nein… Autoren wissen wohl doch was sie machen😁

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Sehr interessante Frage…in meinem Hirn sieht es ohne Medikamente aus,wie ein Flipper-Automat. Manchmal sogar mit Medis aber dann eher in slo-mo.
Die Kugel schnipst hoch, knallt gegen einen Gedanken, irgendwo geht ein Lämpchen an und ne nervige Melodie dudelt lärmend immer dazwischen…

Wenn ich mich unterhalte, ploppen oft Gedanken zu nem ganz anderen Thema auf…oder ich spreche mich mit ner Kollegin ab,weil wir ein Problem lösen müssen und während ich noch rede unterbreche ich mich selbst und rufe begeistert meinem Gegenüber entgegen:"ach nee warte, ich hab ne viel bessere Idee! " :light_bulb:

Ungefähr so :grin:

Was mir noch eingefallen ist;
Ich denke in …Farben , tabellen und bildern …das ist schwer zu erklären.
Also Montag ist hellgrün, sonntag schwarz, donnerstag dunkelbrun, freitag blau, usw also jeder tag hat eine farbe.
Wenn ich an die uhrzeit denke, dann erscheint eine uhr in meinem kopf :one_o_clock:
Meine wochen sind in meinem kopf in einer art „Stundenplan“ eingeteilt, so ein raster, jeder tag in seiner farbe und mit seinen terminen (arbeit/ uni/ termin usw )
Auch einzelne tage sind in raster unterteilt, heute ist Dienstag, dienstag ist dunkelgrün, jede stunde hat eine eigene zeile und da steht drin was ich zu der uhrzeit (wahrscheinlich/ geplant) mache.
Und diese raster / Tabellen arbeite ich jeden tag ab.
Ich brauche diese struktur.
Wenn ich tage habe wo nichts geplant ist (zb letzten sonntg ) sind die raster alle leer und es fühlt sich…unbefriedgend an :rofl:

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Krass, das kann ich mir nicht mal richtig vorstellen :sweat_smile:

Hab meistens ne innere Stimme, außer ich habe Ideen für Bilder etc., da hab ich dann Bilder vor Augen. Außerdem habe ich richtige 3D Modelle vor Augen, die ich wie in nem CAD Programm drehen kann, wenn ich mir räumlich Sachen vorstelle.
Manches ist auch einfach diffus und abstrakt :sweat_smile:

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Nur eine ? :rofl:
Alle ADHSler die ich persönlich kenne haben ein ganzes inneres Radio…mit 10 Lieder gleichzeitig laufen und ein Moderator alles kommentiert.
Vor meinen Medikamenten habe ich auch einen pausenloses inneren Monolog gehalten, also eine Stimme die permanent alles kommentiert hat. Ich dachte das ist normal :joy: aber dann habe ich nach meiner Diagnose mit meiner Mitbewohnerin über das Thema gesprochen und sie war ganz entsetzt darüber, dass ich einen permanenten inneren Monolog halte :joy: sie (neurotypisch) kennt das nicht.
Und ich weiß inzwischen was sie meint… denn seit ich Elvanse nehme, ist meine innere Stimme verstummt. Also, zumindest kommentiert sie nicht mehr pausenlos alles und jeden. Das Radio in meinem Kopf ist größtenteils aus

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Mein Denken funktioniert morgens schwer an und abends schwer aus.

Meine Birne rattert dauerhaft in Gedanken, Verknüpfungen mit inneren Bildern und Gesprächen, Situation, Töne, Klänge und gar manchmal ein Gefühl von Geschmäckern oder Düften.
Innerlich bildet sich eine reelle Welt bzw. mehrere reelle Welten quasi virtuell ab .
Ich bin einerseits in dem Hier und Jetzt wo ich auf mehreres reagiere und agiere zur gleichen Zeit können aber auch innerlich „virtuell“ noch andere Szenarien stattfinden .
Manchmal ist mein Denken extrem schnell und bei den einfachsten Dingen wiederum lahm bis hin zu blockiert .
Im meinem Kopf entstehen aus der Situation heraus immer neue Dinge , Verknüpfungen, Ideen und Fragen, denen ich nachgehen möchte.
Mein Kopf füttert ständige ToDo‘s und mögliche Projektlisten und denkt dann es alles davon erledigt werden und dann blockiert meine Handlungsfähigkeit.
Mein Denken bietet mir immer viel zu viel Optionen,

Ich fand Lachenmeiers „Gedankenbesen“ - sich ungefiltert verzweigende Gedanken - dazu ganz erleuchtend:

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Hab grade die letzte Stunde auf der Arbeit versucht intensiv darüber nachzudenken, wie ich das beschreiben kann. Dazu hab ich sogar meinen Bluetoothgehörschutz ausgemacht um zu beobachten, was passiert, wenn ich nicht nebenbei Podcast etc. höre. (Seit ca. 5 Jahren gibt es abgesehen vom schlafen und Gassi kaum Situatioen, in denen ich nichts nebenbei höre oder gucke :sweat_smile:)
Hab jetzt mehrere Ansätze :joy:

Mein erster Ansatz war, dass die Stimme, wie meine kleine Schwester am Essenstisch, die ganze Zeit redet und mir auch meine Gedanken erzählt, dabei aber sehr häufig im Thema springt. Wobei die Themen die ganze Zeit abstrakt im Raum rumwabern.

Zweiter Ansatz:
Es ist, als würde man in seiner Nachbarschaft (Innenstadt, aber Kleinstadt) umher laufen. Dabei haben alle Nachbarn das Fenster offen und es dudelt irgendwas (aber alles gleiche Stimme). Gleichzeitig hat man ein Supergehör und kann einzelne Sachen lauter stellen, nur halt nicht immer so richtig gezielt und es ist oft Zufall was man jetzt laut hört. Aber das Gedudel im Hintergrund bleibt hörbar, nur kann man nicht definieren, was da genau läuft.

Dritter und vorerst letzer:
Man ist auf seiner YouTube Startseite. Alle Videos die angezeigt werden laufen leise im Vorschaubild vor sich hin, allerdings eher verschwommen. Wenn man mit der Maus drüber geht, wird das Video lauter. Aber die Maus ist bisschen kaputt und funktioniert nicht so zielgerichtet, wie sie sollte. Deswegen ist alles bisschen chaotisch und man hört manchmal was anderes als man will.
Das Beispiel hakt nur daran, dass ich weniger in Bildern denke, außer ich stelle mir bestimmte Dinge vor.

Ganz nebenbei habe ich festgestellt, dass es verdammt schwer war, den Gehörschutz aus zu lassen. Habe das schon öfter probieren wollen, aber nach spätestens 10 Minuten, war der nächste Podcast an.
Ich nehme ohne Hintergrundbeschallung viel mehr um mich rum war und das reißt mich immer wieder aus meinen Gedanken.
Selbst das Sägegeräusch, dass ich selbst verursacht habe, hat mich immer wieder unterbrochen und ich musste oft meinen Fokus wieder finden.
Kann natürlich durch die Beobachtung nochmal verstärkt worden sein.

Wollte bei der nächsten Gelegenheit meine Arbeitskollegen ausquetschen, wie das bei ihm so ist, vielleicht auch irgendwann den Chef, aber daran muss ich auch erst mal denken, wenn die vor mir stehen :sweat_smile::joy: Dann ist natürlich auch fraglich, ob die neurotypisch sind oder nicht xD

Das hörst sich an als hättest Du eine Sequenz-Raum Synästhesie. Meine Mutter hat das auch, aber nicht für Zeit. Für sie sind Zahlen bis etwa 1 Millionen vor ihrem inneren Auge angeordnet. Die Struktur ist immer gleichbleibend aber sie kann rein und rauszoomen. Ich hab quasi nur die Sparversion. Bei mir hat die Fahrenheit-Skala eine feste Struktur. Die Zahlen stapeln sich bis 100 und knicken dann um 90 Grad nach rechts ab. Die Übersetzung in Celsius ist aber nicht mit angegeben, daher wenig hilfreich! :woman_shrugging:t2:

Ich bin zu müde um drüber nachzudenken wie ich mein Denken weiter beschreiben kann. Da ist auf jeden Fall die dauerqatschende innere Stimme, die unter Medis tatsächlich etwas ruhiger ist, begleitet von Bildern die sich aber schnell auflösen sobald ich sie bewusster wahrnehme. Das Thema finde ich aber mega spannend. Mir ist erst vor einem Jahr überhaupt klar geworden, dass wir alle recht unterschiedlich denken.

Vielleicht interessant für Dich:

Könnte sein, dass - neben dem Reizfilterproblem - auch das parallel plappernde Default Mode Netzwerk beschäftigt wird durch die Dauerbeschallung. Wie ein Podcast-Babysitter.

So erlebe ich das jedenfalls bei mir, wenn es gut klappt. Haben hier auch schon einige ähnlich berichtet.

Ich habe nur die Vermutung, dass das auch schnell zu „maladaptivem Coping“ wird und auf Dauer eher Aufmerksamkeit abzieht als zu helfen.

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Nebenbei etwas laufen lassen mache ich grundsätzlich schon ewig, nur habe ich mittlerweile mehr Möglichkeiten dazu, weil Bluetoothgehörschutz und offener Chef etc. War in der Schule usw. halt noch nicht möglich, da habe ich immer nebenher gemalt etc.

Verstehe ich das richtig, dass nach diesem Ansatz, das DMN der Teil ist, der mir z.B. in meinen depressiven Phasen die Hölle heiß macht?
War bei mir so, dass ich solange ich aktiv war z.B. gearbeitet habe, halbwegs klar gekommen bin (aber halt auch mit Musik etc. nebenbei) , aber sobald ich Pause gemacht habe mein Kopf extremst laut war und alles negative gekreiselt ist. Das depressive daran würde ich daran fest machen, dass das auch bei vollkommer Erschöpfung nicht ausgeblieben ist und selbst nach ner ausführlichen Runde Sport, es mit dem betreten der Wohnung wieder losgelegt hat.
Am Ende habe ich das durch vollkommene Akzeptanz wieder hinbekommen. Also jedes Gefühl usw. erst mal annehmen, egal wie kacke es ist. Das waren Gefühlsschwankungen auf einem anderen Level… vor allem überall und immer :sweat_smile:
Habe die Monate davor meine Gefühle extrem oft unterdrückt und mich auch da schon mit Musik etc. am laufen gehalten. (Arbeitsklima war richtig sch**** und Beziehung naja).
Die Depression ist tatsächlich auch erst in dem Moment los gebrochen, als ich zwischen altem und neuen Job und nach Beziehungsende (von meiner Seite) eine Woche frei hatte. Also eigentlich eine Zeit der Erleichterung… :sweat_smile:

Ich habe halt auf der Arbeit viele Aufgaben, die nach richtiger Vorbereitung grundsätzlich nicht mehr wirklich Denkarbeit erfordern. Zumal ich mir extra Abläufe und Regeln schaffe, damit ich auch bei weniger Konzentration keine Fehler mache. Meine Konzentration driftet bei Wiederholung schnell ab, und da ist eine Routine, die mir zumindest ein Gefühl von „da passt was nicht“ gibt, hilfreich.
Da hilft es mir etwas anzuhören, um nicht vollkommen abzudriften… aber bei zu viel Wiederholung schaltet mein ganzer Körper trotzdem in den Ruhemodus, ich werde richtig müde, mit tränenden Augen usw. und alles fühlt sich fürchterlich zäh an. Sobald es da dann nur eine kleine Abwechslung gibt, spüre ich, wie im Hirn was funkt.
Habe noch nicht ausprobiert, was da passiert, wenn ich gar nichts mehr anhöre, weil es sowieso schon anstrengend ist, die Aufgabe durchzuziehen und ein halbwegs normales Arbeitstempo beizubehalten.

Sonst versuche ich im Moment, immer wieder mal für paar Minuten und wenn ich dran denke, mich hinzusetzen und die Augen zu schließen um dem, was ich durch Musik etc. den Tag über verdränge Raum zu geben.

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Da wäre dann das nächste Foren-Suchwort evtl. „Dysphorie bei Inaktivität“, aus meiner Sicht.

Aber ich fahre auch laienhaft meinen Slalom durch solche ADHS-Klassikerthemen, um den Mittelweg zu finden.

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Die kann ganz schön belastend sein wenn man immer wieder vergisst, dass eine ADHS sowas auch noch mit sich bringen kann und man fragt sich dann, was ist nun schon wieder kaputt mit einem. Täglich grüßt das inaktive Murmeltier. Ich würde sogar behaupten das gerade beim Medi Rebound sich das ganze massiv verschärfen kann bei manchen.

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