Wie ringt ihr euch dazu durch?

Wie ringt ihr euch dazu durch mit dem Gedanken, dass morgen wieder die Sch**** von Arbeit losgeht?
also jetzt nicht von wegen „Sieh halt das Geld!“ das hat bei mir nie geklappt.

Ich bin nämlich langsam am verzweifeln, weil einfach ausnahmslos jeder Job nach sehr kurzer Zeit für mich zu Qual wird.
Darf bei meinem Praktikum derzeit nur Zahlen aus einem Programm in eine Tabelle kopieren - das wars. Echt ich spiele schon mit dem Gedanken, dass ich einfach mein Elvanse unabgesprochen in doppelter Dosis nehme um die Motivation aufrecht zu halten! :mrgreen: Und es ist nur 2x die Woche 5h lang!

Danke schonmal für eure Tipps! :slight_smile:
Bernd

Hast Du schon mal von Cal Newport und seinem „Deep Work“-Konzept gelesen? Die deutsche Fassung heißt etwas langweiliger „Konzentriert Arbeiten in einer Welt voller Ablenkung“.

Ist ein Informatik Professor an der Georgetown University. Er definiert Deep Work als „berufliche Tätigkeiten, die in einem Zustand ablenkungsfreier Konzentration ausgeübt werden und die geistigen Fähigkeiten an die Grenzen bringen. Dies schafft neuen Wert, verbessert Ihre Fähigkeiten und ist schwer zu kopieren“.

Seine These ist, dass wir „in einer Welt voller Ablenkung“ leben und die Fähigkeit zu Deep Work fast allen Menschen abhanden gekommen ist. Gleichzeitig wird sie dadurch aber zu einer wertvollen und extrem gefragten „Superkraft“, besonders für Informatiker und Programmierer und andere Kopfarbeiter. Allerdings einer Superkraft, die ziemlich unbarmherzig trainiert werden muss im Sinne von „Konzentrationsmuskeln“.

Hier mal eine Zusammenfassung zum Einstieg: <LINK_TEXT text=„Cal Newport - Konzentriert arbeiten (Zusammenfassung) … -arbeiten/“>Cal Newport - Konzentriert arbeiten (Zusammenfassung)</LINK_TEXT>

Hier etwas ausführlicher ein „Trainingsplan“ zum Aufbau einer Deep Work-Routine, liest sich nicht zufällig wie ein Training für einen Marathonlauf: <LINK_TEXT text=„Deep Work: The Complete Guide (Including a Step-by-Step Checklist) … rk_Routine“>Deep Work: The Complete Guide (Including a Step-by-Step Checklist)</LINK_TEXT>

5 h „aus dem Stand“ schafft sicher niemand, auch kein Neurotypischer. Vielleicht sogar noch am ehesten ein ADxSler, der zum Cal Newport-Jünger geworden ist und sich im Hyperfokus und mit Gamification (wie viele fehlerfreie Tabellenzeilen schaffe ich heute, etc.) über das Limit pusht?

Aber kannst Du vielleicht nach 15 Min. eine „versteckte Pause“ machen, in der Du mal Luft holst und die Voreintragungen checkst, etc.? Und Dich so „hochleveln“ nach Deinem eigenen Plan?

Ich schleiche um das das Konzept, offen gesagt, schon ewig rum, weil es mir immer etwas Angst macht. Dopamin Detox, Folter… Aber wenn es mal klappt über längere Zeit, räumt es den Kopf auf und macht ruhiger. Und trainiert den Konzentrationsmuskel wie nichts anderes. Als Superkraft in einer Welt voller Ablenkung.

Ist das nichts für ADxSler? Sind wir dazu neurobiologisch zu eingeschränkt? Oder ist es „gerade was“ für ADxSler, mit der richtigen Motivation und dem Werte- und Sinn-Unterbau der Deep Work-Philosophie? Kann man nur für sich ausprobieren, denke ich.

Es ist dann eben kein „Daten in eine langweilige Tabelle eintragen“. Es ist ein Trainingscamp für den „Mentalen Marathon“ oder die „Mentale Mount Everest-Besteigung“. Irgendwann erzählst Du Deinen Programmierer-Buddies, wie Du Dich fit gemacht hast für die langen Coding-Session-Nächte. Wie Du den kalten und harten Entzug geschafft hast in der „Welt voller Ablenkung“, voll von diesen Banausen, die noch nicht eingeweiht sind und die edle und schlichte Schönheit von 5-stündigen Tabellen-Sessions noch nicht feiern können.

Cal Newport würde so eine Gelegenheit von 5 h Deep Work-Out vermutlich feiern und dafür noch selbst zahlen wie für Trainerstunden. Oder Fitness-Studios eröffnen mit teuren Jahresmitgliedschaften: Cals Mentale Muckie-Bude. Da geht man hin, zweimal die Woche und macht extrem anstrengende Sachen wie monoton Daten von A nach B übertragen. Die ganz harten Kerle suchen alle Bs in einer Seite voll Ds, usw. Aber das ist Next Level-Shit.

So eine positive Trainingslager-Sinnaufladung scheint jedenfalls effektiver als über Alternativen wie Trotz, usw., also sich vorzustellen, wie Du jede Tabellenzeile Deinem Bekannten ins Maul stopfst, der sonst wieder irgendwas von Sozialschmarotzer erzählt. Oder sich vorzustellen, dass die Putzfrau, die die Büroküche putzt, das auch nicht immer gern macht.

Und am allerwenigsten funktioniert m.E. die doppelte Dosis Elvanse. Wenn die Ausgangsdosis leidlich stimmt, macht Dich die doppelte Ration sackmüde oder komplett drüber. Beides ist kontraproduktiv für das Training. Da wirst Du weit unter Deinen Möglichkeiten bleiben. Cal Newport, der Guru, würde das auch nicht tun.

Das ist sogar richtig gnadenloser Next-Level-Shit, der schon zur Hölle wird, wenn ich nur daran denke! Haha!
Der Grund, weswegen ich mein ADHS abgrundtief HASSE um ehrlich zu sein! Es hat mir im Leben einfach alles genommen!

Aber mehr als 5h wäre von der Belastbarkeit wirklich nicht drin!
Ich weiß nämlich noch, wie ich 2019 jeden Tag Zettel von A nach B drehen dufte hehe Nach 3 Wochen jeden Tag diese eine Sache machen ging gar nichts mehr. Waren 6h am Tag. Danach bin ich völlig am Stock gegangen! :smiley:

Ja, man muss sich da rantrainieren, nach eigenen, nach und nach optimierten Regeln.

Cal Newport scheint auch selbst nicht betroffen. Deshalb liest sich das Buch auch so langweilig.

Aber einer meiner engsten Berater, Hearty Heart, macht trotz seines Extrem-ADxS inzwischen sehr gute Erfahrungen mit dem Konzept.

Vor nicht langer Zeit war er noch so unterwegs (… man beachte die noch unausgereiftere Illustration): https://i.imgur.com/RGuuweZ.png

Und heute ist er so drauf (… es ist ihm noch peinlich, aber das wird auch noch): <LINK_TEXT text=„https://i.pinimg.com/originals/04/02/c8 … c6ef61.jpg“>https://i.pinimg.com/originals/04/02/c8/0402c8a0508cb01a76e39d5009c6ef61.jpg</LINK_TEXT>

Sat1 hat schon angefragt. Die wollen jetzt „Biggest Loser“ ablösen durch „Deepest Worker“. Da wird es dann Tabellen-Contests geben und so Zeug eben. Hearty Heart ist da natürlich Favorit, aber kompetitiv können wir ja…

Wenn wir uns dann demnächst sehen, im Treppenhaus von Cal Newports mentaler Mucki-Bude, vor den Umkleidekabinen… Noch bisschen fertig und frisch verfönt. Dann werde ich Dir respektvoll zunicken, weil ich weiß, dass es für uns extrahart ist.

Heart (Sat 1 Künstlername: Harty Hart) sagt, ich soll auch diesen Link der Video-Einführung noch mitliefern: PNTV: Deep Work by Cal Newport (#263) - YouTube

Ich weiß nicht. Es ist schon harter Stoff. Bisschen wie „Der Dopamin-Glückskeks-Exorzist“, FSK 18. Aber wir haben hier ja einige Fans solcher Horror-Strategien auf die harte Tour. Muss jeder für sich selbst entscheiden und die Alternativen abwägen.

Gegenfrage: was würdest Du mir raten, wenn ich Dich fragte?


Könnte sein, dass das eine nachzuholende Entwicklungsaufgabe für Dich ist und Du da jetzt einfach mal durchmusst…
Man kommt ja häufig im Leben in solche Situationen, und wenn sie Dir derart schwer fallen - warum sich dem nicht ein für alle Mal stellen?
Glaubst Du denn, dass Deine Berufswünsche in der Realität solche Tätigkeiten gar nicht beinhalten?
Ich fürchte da täuscht Du Dich!

Was mir so auffällt:
Du machst Dir schon am Abend vorher einen Kopf. Das heißt: Du dehnst die Unerträglichkeit dieser Tätigkeit ohne Not aus. DAS kannst du steuern. Wenn nicht, dann ist das das erste, was Du üben solltest: Dich selbst aus diesem negativen Hyperfokus zu holen.

Auch das fällt unter ADHS-Selbstcoaching.
Mal abgesehen davon, dass man mit der Haltung auch kein angenehmer Zeitgenosse ist - weder für sich selbst noch für andere.
Sprich: Du machst Dir selbst die Situation unangenehm, in jeder Hinsicht und ohne Not. Denn dann fallen die vielleicht doch netten und gutwilligen Kollegen als Ablenkung und Aufheiterung auch noch weg.

Du schriebst ja mal, Du hättest schon einiges an Therapieerfahrung: gab es da keine Rezepte für die jeweilige Situation?
Hast Du das trainiert oder zumindest versucht?
Wie ist das mit den vielen Ideen aus dem Forum - ist da was bei Dir angekommen?
Vielleicht schaust Du nochmal danach und machst Dir selbst eine Liste.

Schau zu, dass Du Dir das so gestaltest, dass Du das aushältst und Dir nicht noch unnötig schwer machst.
Leider gibts die Gute Fee, die Dich erlöst, nicht.
Oder - sagen wir so: Du musst Deine eigene gute Fee sein und Dich selbst erlösen.

Also - nochmal die Frage an Dich: Wie könnte die Arbeit angenehm werden?
Wie kannst Du Dich selbst zum freundlichen Gegenüber machen, das zu einem angenehmen Arbeitstag beiträgt?

manchmal hilft leise Musik - die Dich nicht ablenkt - um die Hirnhälfte, die weglaufen will, zu besänftigen.

Kannst Du Dir das gliedern: eine Viertelstunde arbeiten - mind. 5 Minuten „Pause“. Ähnlich wie beim Lauftraining?
Aufstehen, recken und strecken, hinsetzen, weitermachen.

Oder Abwechslung schaffen: die Zahlen wasweißich - von hinten nach vorne eintragen… oder durch Buchstaben ersetzen und am Schluss mit Suchen / Ersetzen ersetzen…
Denk dir was aus, letztlich ist es DEIN Leben.

@Hibbelanna
Was ich halt durch meine Therapie weiß: Vollzeit geht nicht, da hab ich einen Haken drangemacht.
Was ich auch weiß: Ich werde es so gut ich es kann versuchen durchzustehen! Auch wenn ich schneckenlahm und abgelenkt dabei sein werde!

Und das „Rezept“ war halt „Sei nicht so streng zu dir!“.

Ich hoffe ich schaff das!
Drückt mir die Daumen! :smiley:

Ich glaub ich werde verdaaamt viel Schoki in der Zeit futtern! :-DS

Wenn dein Job ist, Sachen in eine Excel-Tabelle zu kopieren, könntest du Python lernen und deinen Job automatisieren.

Und dann: Hallo Internetbrowser :grin:

@Worgl Haha! Stimmt! Und dann kommt noch hinzu, dass du der mit den guten Ideen bist!

Euch beiden würde „Deep Work“ echt gefallen. Da geht es schon in der Einleitung um eine real existierende Person - Jason Benn - , der als Ökonom erkannt hatte, dass seine aktuelle Tätigkeit von einem Excel-Makro übernommen werden konnte. Er konnte die Arbeit von 6 h danach mit einem Mausklick erledigen.

Ihm war aber wohl nach und nach bewusst, was das für seine Arbeitsplatzsicherheit bedeutete, wenn seine Arbeitskraft so leicht durch IT ersetzbar war. Deshalb hat er sich entschlossen, zu kündigen und programmieren zu lernen, am besten schnell. Inklusive aller Opfer, wieder bei seinen Eltern einzuziehen währenddessen, etc.

Problem: In der Phase vor der Kündigung hatte er seine ohnehin schon angeschlagene Konzentration komplett runtergewirtschaftet, war „98 % der Zeit“ surfen und checkte zwanghaft seine Mails. Gar nichts mit Deep Work und Coding, erstmal. Er wusste, er musste programmieren und fokussieren in einem lernen, ist zwei Monate offline gegangen, hat sich im Zimmer eingeschlossen und sich mit Programmierlehrbüchern auf ein Hardcore-Dev-Bootcamp vorbereitet. (Die werden übrigens aktuell häufig auf Bildungsgutschein-Basis angeboten, teils mit Job-Garantie.)

Hier erzählt er selbst davon: <LINK_TEXT text=„https://medium.com/@jasoncbenn/everythi … 9bbcdfa631“>Everything you need to become a self-taught Machine Learning Engineer | by Jason Benn | Medium</LINK_TEXT>

Bedingungsloses Grundeinkommen wäre vielleicht eine Pointe Richtung Happy End dieser wahren Geschichte. Andernfalls… wird die Fähigkeit, sich konzentrieren zu können, wohl eher immer wichtiger.


Ja, und: mach das Beste draus! In der Situation - und davor und danach.

Dann hast Du nämlich wirklich was davon und dann ist das auch nicht dämlich oder trivial, sondern ein Kampf mit dem Drachen oder dem Endgegner.

Und wenn Du dann fertig bist, dann hast Du ein „gmähts Wiesle“.
Wir basteln Dir schonmal die Heldenurkunde!![

einerseits - andererseits aber auch sowas wie „artgerechte Haltung“ - dass man zeitig lernt, gut und ANGEMESSEN mit sich umzugehen (was sicher nicht immer Samthandschuhe bedeutet). Dazu muss man wissen wie man tickt - und was man kann oder nicht.
Grundeinkommen würde halt die Panik rausnehmen.

Apropos Coding: in Makerspaces oder Fablabs… wo man wunderbar Programmieren und Kreativität miteinander verbinden kann… wird Zeit, dass das alles wieder aufmacht…

Ich muss mir Deine Link heute abend mal durchsehen, das klingt spannend!

Also wäre es eurer Meinung nach okay, wenn ich mal zwischendurch 10 Minuten oder so was komplett anderes mache?
Denn was keiner weiß, macht ja bekanntlich keinen heiß!

Und das mit der Strenge zu mir: ich hab halt bisher nur bedingt das Werkzeug für das Überstehen von Durststrecken gehabt. Damals bei meinem anderen Job bei dem ich nur die Zettel von A nach B drehen durfte (6h am Tag) bin ich völlig am Stock gegangen xD Hab ich 3 Wochen lang mitgemacht - danach konnte ich nicht mehr.
Deswegen meine riesige Angst und das gucken wie lange ich das aushalten werde, wenn ich mir heimliche eigene Pausen setze (und viel Schoki mampfe :smiley:)


Definitiv, solange Du nicht daddelst…würde Mutti sagen.


Vielleicht ist es ein Ansatz, Dir dafür ein Bild zu verwenden, wie Du es hier tust: es ist eine Expedition - und dafür kann man sich nicht vorbereiten.
So, wie wenn Du mit dem Rad nach China fährst. Du kannst viel planen, aber den wunden Hintern holst Du Dir auf der Fahrt.


Das klingt mir eher nach natürlichem Selbsterhaltungstrieb… :ai

Vielleicht (das ist grade so mein Thema): schaffst Du es, dass die Angst nicht dafür sorgt, dass sich das, was Dir an der Arbeit stinkt, ausdehnt in Deine Freizeit.
Wenns Dir auf Arbeit stinkt ist das schon unangenehm genug.
Vielleicht kannst Du zwischen Arbeit und Freizeit ein Ritual einbauen, in dem Du Dein Unwohlsein und die negativen Gedanken abschütteln kannst?
Sport - oder zu Fuß heimlaufen oder was schönes für Dich kochen?

Was machst Du denn sonst so - hast Du Dinge, die Dir Spaß machen und Dich erfüllen?

… warum musst Du denn diesen Job machen?
Ist es momentan das Beste um über die Runden zu kommen?

Ich mach in meiner Freizeit Sachen, die mich ablenken und mir gut tun und alles ausgleichen.
Das Gute an monotonen Jobs finde ich manchmal, dass man an schlechten Tagen automatisch funktioniert und es läuft.

Ist hoffentlich eine rhetorische Frage, oder? Warum solltest Du von irgendwem von uns, die alle auch ihr Päckchen mit Selbstvorwürfen und Ängsten tragen und andererseits noch nie Deines tragen mussten, ein OK brauchen?

Wie an anderer Stelle beschrieben lese ich im Zuge meines MPH-Wiedereinstiegs gerade meine eigenen früheren Beiträge quer.

Vielleicht liest Du auch nochmal Deine?

Ich meine das wirklich, wirklich nicht - auch nicht durch die Blume - im Sinne von „Es wiederholt sich langsam.“ Das läge sicher ohnehin nur in der Natur unserer Schwierigkeiten. Und ohnehin bist Du ja erst seit ein paar Monaten an Bord und hast noch nicht alle Weisheiten aller User eingesammelt. Wir haben hier zwar m.E. schon mit ziemlich vereinten Kräften aus allen Erfahrungsrichtungen Ursachenforschung und Lösungsansätze und Mutmachbilder, usw. zusammengekehrt, aber darum geht es mir auch nicht.

Ich meine es eher in die Richtung, dass Dein Leidensdruck so wahnsinnig spürbar wird… Von der Trennung und der Einweisung in der Kindheit und dann dem Stress mit dem Vater und dann allein Deiner Wortwahl mit der Lücke im Lebenslauf „wie der Grand Canyon“ und die ganze Panik ob 8 h oder doch nur 6 h und „eigentlich kann man doch nur 5“, und die Pöbeleien von Bekannten und Dein Selbsthass bez. ADHS usw.

Ich hatte zwei-, vielleicht dreimal in meinem Leben eine Situation, in der ich einen ganzen Rucksack voll von Ängsten und Glaubenssätzen über mich und meine Situation und meine Leistungsfähigkeit, usw. abkippen konnte wie eine volle Reihe bei Tetris.

Das war keine Leistung oder bewusste Entscheidung. Es war nur irgendwie endlich bis zur untersten Schicht durchgesickert: Absolut gar nichts, das da in der Realität wartet und das ich mit aller, aller Macht vermeiden will, kann soooo schlimm sein, wie das, was ich mir da in meiner Vorstellung zusammengerührt habe.

3 Wochen unbezahlt Tackernadeln rauszusortieren und Zettel umdrehen können Folter und die Hölle sein; das steht außer Frage. Insbesondere für jemandem, den man vielleicht eher mal zur Hochbegabungsdiagnostik hätte schicken sollen als ins betreute Wohnen. Und 5 h Langeweile können auch schlimm sein, richtig körperlich schlimm, so dass Angst vor der Angst vor dem Gefühl aufkommt irgendwann.

Aber was ist das denn bitte gegen 4 Monate Tagesklinik irgendwo, gegen die Unfreiheit einer Zwangseinweisung, gegen eine Nacht in der Sparkasse schlafen oder gegen den Schmerz in dem Satz „Ich bin 29 und habe nichts außer meinem Abitur“?

War nicht alles schon mal viel schlimmer? Ist es nicht jetzt mal gut mit dieser Selbstkasteiung?

Ich habe echt sehr lange nur für meine Arbeit gelebt, aber selbst ich würde sagen… Dann lass es eben sein. Wenn Dir 10 h pro Woche die anderen 158 h so zur Hölle machen und es keiner dieser ganzen Therapeuten schafft, Deine Panik wieder aus dem Körper zu kriegen und es bleibt nur die Floskel „Sei nicht so streng mit Dir!“? Das steht doch nicht im Verhältnis zu der Qual.

Aber vielleicht lässt Du auch nicht es sein, sondern lässt Dich einfach mal gut genug sein. Mit Milka 300 gr.-Tafel oder sonstwas. Scheißegal. Finde ich gar nicht mehr witzig, ehrlich gesagt…

Weiß nicht. Da sind ja immer noch Schokolade und Smileys ab und an. Vielleicht schätze ich es falsch ein. Aber manchmal denke ich, so hat nicht mal Knipperdolling auf dem Prinzipalmarkt gelitten wie Du allein bei der Vorstellung an einen 8 h-Tag, den -zig Prozent aller neurotypischen Arbeitnehmer zwischen SpiegelOnline, Kaffeemaschine, Internetforen und dann noch 2 h Pseudoarbeit abreißen.

Dieser schreckliche Aufkleber aus Büroteeküchen und Finanzamtswänden „Wir sind auf der Arbeit und nicht auf der Flucht“… Der kriegt da irgendwie eine völlig neue Bedeutung. Du könntest ja fliehen. Die Tür ist offen. Ist nicht mehr wie früher, als es kein Entkommen gab. Aber vielleicht kann es ja sogar mal besser sein als Flucht?

Mach Dir doch ne Focus-Keeper-App aufs Smartphone, Pomodoro oder Forest. Bei Forest kannst Du Dich mit anderen battlen…
Auch was, was Du im Anschluss weiter nutzen und betreiben kannst.
Übrigens sollte man bei jeder konzentrierten Tätigkeit 5-10 Minuten Pause pro Stunde machen. Das gehört sozusagen zu einem gesunden Arbeitsrhythmus. Und im Zweifelsfall „zur Therapie“. Da kannst du auch zu stehen.

Tolles Bild, wieder einmal!!
Aber auch da zeigt sich: man muss sich selbst erlösen oder wachküssen, das tut kein anderer für einen…

Eine Tätigkeit, die an und für sich total dödelig ist, kann in der Gesamtsicht spannend sein. Aber nur, wenn sie nützlich ist für dieses Gesamtziel.

Für mich ist alles mit Sitzen und Konzentrieren Folter.
Auch Tätigkeiten, die für das Erreichen meiner Ziele wichtig sind: für die Uni arbeiten etc.
Sobald ich weiß, worum es geht, wird alles langweilig - und da muss ich trotzdem mit dem Kopf bei der Sache sein.
Das ist nicht leichter oder besser als Zahlenreihen zu kopieren.
Daher meine ich: das könnte das Training vor dem Start sein - Arbeit am Selbst, die man sich später dann sparen kann.
Und wenn man dann an der Uni ist, muss man sich nicht mehr mit dieser Eigenheit das geliebte Fach versauen - sondern steht gut trainiert mit den richtigen Strategien da, weil dieses Wieschen gemäht ist bzw. die Tetrisreihe abgekippt.

Sobald ich merke, dass diese innere Angstspannung steigt, muss ich meine Achtsamkeits- oder Panikübungen machen.
Nach 10-12 Mal wurde es dann deutlich besser.
Das wäre vielleicht auch eine Strategie: in den Arbeitspausen zumindet mal den Raum verlassen, sich durchschütteln, recken, strecken, mit jemandem Reden - um dann wieder 45 Minuten oder so durchzuhalten.

@Elementary
Also ich habe nie gesagt,dass ich es nicht versuchen werde! :slight_smile:
Und das mit der Schokolade war nicht so zu verstehen, dass ich mich darüber lustig machen will - sondern das genaue Gegenteil.

Ich wusste selber, dass das hier nur eine „Wiederholungstat“ von mir war - weswegen ich auch sofort den Thread selber gemeldet habe damit dieser gelöscht wird. (Was ganz offenbar nicht geschehen ist.)
Also wenn meine Panik diesbezüglich so spürbar ist, kann ich mich nur entschuldigen wenn ich dich so damit heruntergezogen hab. (Ernsthaft! :slight_smile: )

@MelaMela
Ich muss den Job machen, weil´s ein Praktikum ist.

@Hibbelanna
Das mit dem Selbsterhaltungstrieb kann wohl schon stimmen.
Und das mit dem Ritual: das hatte ich sowieso schon vor.
denn mein zweites Zuhause ist immer noch McFit. Aber bei dem letzten Job wo ich 3 Wochen nur noch dieses Eintönige hatte konnte ich gar nichts mehr machen. Keine Energie mehr für gar nichts anderes.
Und das mit der Focus-App: Ich habe kein Handy! :smiley: Denn ich habe den größten nur denkbaren Handyverschleiß :oops:
Aber Musik hören geht bestimmt. :slight_smile:

Deswegen werde ich es halt so machen (wie ich es mir jetzt überlegt habe): Wenn mir nach einer gewissen Zeit (paar Stunden oder ein Tag) der A*sch zu sehr auf Grundeis geht, lenke ich mich mit was anderem ab - ganz egal was. Auch wenn es länger ist als es sein sollte.
Irgendwie versuchen das so 2 Monate lang durchzuhalten. (Dieser Zeitraum kommt jetzt von mir als eigenes Zeitfenster in welchem ich es versuchen möchte durchzuhalten - als Selbsttraining.)
Wenn es irgendwann nicht mehr geht, dann sei dem so. Dann weiß was geht und was nicht.
Einfach wieder versuchen.

Tut mir Leid, wenn es trotz aller Klarstellungsversuche immer noch so ankommt wie ein Hinweis auf eine Wiederholung. War nicht meine Absicht. Dann gebe ich die Bitte um Entschuldigung zurück.

Und runtergezogen hast Du mich nicht. Ich Dich offensichtlich aber auch nicht rauf. Versuchen wollte ich es trotzdem.

Gutes Gelingen :herz

Ich hatte das von @Elementary auch nicht als „Rüge“ verstanden - sondern als nützlichen Hinweis.
Ich schau tatsächlich auch immer in meinen Einstandsthread rein, den ich in unregelmäßigen Abständen auch „update“.

Wir sind hier ja füreinander da - und wenn es jemandem nicht gutgeht, dann soll er oder sie das auch bitte äußern, das ist wichtig! Abgesehen davon, dass ich jetzt die Links von @Elementary habe :mrgreen:

Kleines Aber:
Sieh es als Teil Deiner Therapie - und als Chance.
Sprich: wenn Du merks, dass es Dir nicht gut tut - vielleicht findest Du bei der Gelegenheit eine Möglichkeit, mit diesen Situationen umzugehen. Und zwar so umzugehen, dass was Positives dabei rauskommt.
Eine erste Übung könnte sein, nur dann an die Arbeit zu denken, wenn Du tatsächlich dort bist.
Und wenn Du dort bist überlegen, wie Du Dir helfen kannst, das angenehm zu gestalten.
Statt Fokus-App geht auch eine Stoppuhr und eine Liste…

Von der Uni-Arbeit her mache ich es zum Reinkommen ersteinmal mit 25/5 Minuten, später dann 50/10 Minuten. Nach 2 oder 2,5 Stunden immer eine längere Pause, in der ich dann auch aufstehe und rausgehe.
Trainingsplan halt :mrgreen:

@Bernd_Knipperdolling
wie geht es dir im Praktikum mittlerweile?

hier wurden ja einige Vorschläge gemacht.

Spontan hätte ich auch zu Pomodoro, nebenbei was anderes machen, Musik hören, … geraten.

Wie du die Arbeit beschreibst, bist du unterfordert.
Hast du einen Ansprechpartner mit dem du den Arbeitsinhalt besprechen könntest? Also vielleicht zunächst nicht direkt an der Praktikumsstelle, sondern bei der „entsendenden“ Stelle. Ein Praktikum ist ja dazu da, um sich auszuprobieren. Wenn dabei herauskommt: ja, du kannst hingehen, ja, du kannst die Arbeit fehlerfrei machen aber du langweilst dich in einem Ausmaß, dass es das Praktikum evt. insgesamt gefährdet, dann ist genau das der Ansatzpunkt. Kann es eine andere Aufgabe geben, eine andere Arbeitsorganisation. Eventuell nicht 2 x 5 Stunden sondern 5 x 2?

Perspektivisch geht es bei dir ja darum, dass du herausfindest, was und wie du arbeiten möchtest, sodass es für dich irgendwann passt, dass es eben keine „Qual“ ist, zu der du dich durchringen musst.
Ich gehe davon aus, dass die meisten hier keine Arbeit haben, zu der sie sich so arg durchringen müssen. Daher wird dir diese Frage so niemand beantworten können. Ich glaube, dass die meisten hier etwas gefunden haben, was für sie eben ganz gut passt.

Besprich in deiner Therapie was es genau ist, das es so schlimm macht. Und versucht rauszufinden, was es weniger schlimm machen könnte. Das gibt dir dann den Wegweiser, wo es beruflich und arbeitstechnisch vorangehen kann.

Abi hast du, ein Studium wäre vielleicht doch noch mal ein Versuch wert? Eventuell ein Teilzeitstudium?

Und schreibe natürlich so oft du möchtest zum gleichen Thema.