Wie wirken die Medikamente bei euch?

Hey,

Ich nehme seit bald 2 Monaten MPH und kann die Wirkung immernoch nicht so recht einordnen.
Es ist jedenfalls anscheinend kein Wundermittel, mit dem sich die Steuererklärung von alleine erledigt.
Ich hab alle möglichen Dosierungen durchprobiert und auch die Eine oder Andere Erkenntnis daraus gewonnen, dennoch kann ich gerade gar nicht sagen, was konkret anders ist.

Ich würde schon sagen, das ich mich insgesamt körperlich besser fühle, vielleicht manchmal etwas gelassener. Aber das kann auch Einbildung sein.
Insbesondere kognitiv stelle ich nichts eindeutiges fest. Vielleicht bin auch schon wieder zu stark an den neuen „Zustand“ gewöhnt.
Ich hatte mir vor allem erhofft, stärkere Impulskontrolle zu gewinnen und auch mal einen Drang/Impuls zu spüren, langweilige Dinge zu erledigen/zuende zu bringen.
Jedenfalls hat sich in meiner Alltagsgestaltung leider faktisch nichts verändert.

Mich würde brennend interessieren, wie es bei euch ist/war:

Hat sich direkt euer Alltag mit MPH, Strattera oder LDX verändert? Gab es sehr eindeutige und für euch unwiderlegbare, im Verhalten „messbare“ Veränderungen? Wenn ja, wann?
Ist Leuten die euch nahe stehen etwas aufgefallen?
Hat vielleicht MPH keinen Effekt bei euch gehabt aber Elvanse zb schon deutlich oder andersherum?

Danke!
:fischglas

Sowohl MPH als auch LDX machen mich ruhiger und weniger impulsiv. Ich habe aber trotzdem meine Schwierigkeiten langweilige Dinge anzugehen. Wenn ich etwas oder mehr überdosiert bin, erscheinen mir alle Dinge langweilig und ich will nur die Löcher an der Wand anstarren.

Ritalin ist für mich im Bezug auf Motivation, Konzentration und Antrieb am besten, gefolgt von Elvanse/Attentin. Auch meine Zwänge sind unter Ritalin deutlich weniger und die Ängste milder.

Die Wirkung von Medikinet ist an sich ok, nur der Rebound ist für mich ekelhaft.

Im Forum gibt es zwei oder mehrere Threads mit Erfahrungen zu den Unterschieden. Es lohnt sich diese zu finden und zu lesen.

Ah ok, ich hatte schonmal quer gesucht, aber nichts gefunden.
Dann werd ich da nochmal genauer nachschauen

Das ist im Moment schwer einzuschätzen, da sich kaum Möglichkeiten ergeben.

Also ich nehme seit einem Jahr Elvanse 50mg und bei mir ist es so:

Zunächst kommt immer der totale Motivationskick.
Alles ist dann richtig toll und ich bin wirklich für alles zu haben.

Dann pendelt es sich nach der Zeit (immer so nach knapp 4 Stunden) ein und ich bin nicht mehr ganz so motiviert aber immer noch bei den Sachen konzentriert die mich wirklich interessieren.
(Aber ich habe z.B. gestern schon gemerkt, als ich bei uns in der Konfektionierung aushelfen und Pappkartons zukleben durfte, wie ich nach einer Stunde knapp wieder auf’s chronischste die Minuten gezählt habe, weswegen ich mich frage, ob es wirklich das richtige Medikament ist.)

Aber so wirkt es bei mir! :slight_smile:

<URL url="https://adhs-forum.adxs.org/t/unterschiede-mph-ldx/348/1 text=„viewtopic.php?t=402“>https://adhs-forum.adxs.org/t/unterschiede-mph-ldx/348/1
Vielleicht reichen paar Seiten Erfahrungen?

@Bernd_Knipperdolling
Das chronische Minuten zählen war schon vor der Medikation für mich nicht mehr das Problem. Ich denke das hängt aber eher damit zusammen, dass der Job an sich mir liegt und so weit mein Leben in der Waage.

Ich würde mit Papkartons zukleben sicherlich erstmal klarkommen , aber frage mich nicht wie lange ???
Elvanse oder MPH könnten mir dann bestimmt helfen , das ich es in der Tätigkeit an sich besser hinbekommen würde.
Doch könnte kein Medikament mir so eine Tätigkeit auf Dauer so beeinflussen dass mir davon nicht Langweilig wird und ich sogar wieder die Minuten zählen würde.

Eine Medikation kann aus dir keinen anderen Menschen machen oder einen Menschen machen der dann nie wieder ein Problem mit irgendeiner Tätigkeit hat.

Das würde ja „sinngemäß“ bedeuten wenn man den MEnschen mit bestimmten Medikamenten einstellt, dass sie dann stumpf für jeden Job geeignet sind.

Du bist Bernd und vielleicht einfach nur ein Mensch der zu Pappkartonskleben mental nicht in der Lage ist , weil die stupide Langweilige Tätigkeit dein Gehirn unterfordert und zugleich damit eine Psyche überfordert. Ist es dann nicht eher eine Gesunde Reaktion aus dem Bernd heraus.

Ich finde es nicht krank so etwas schon nach einer Stunde nicht mehr zu können. Ich kenne ganz viele Menschen, wo ich vermute dass die sowas auch nicht lange aushalten würden.

Ich bin den Menschen dankbar, die in der Lage sind bestimmte gleiche Tätigkeiten in gleichen Abläufen Tag aus Tag ein zutun. Diese Menschen helfen dass Produkte immer ausreichend vorhanden sind.

Ich glaube auch , so wie du von deinem Vater schreibst auch er das verstehen würde.

Ich wage mal pauschal zu sagen .
Wenn du nach 60 Minuten mit so einer Tätigkeit am Ende die Minuten zählst, wäre es möglich das du bei einer Tätigkeit, die du magst und kannst erst nach 6 Stunden am Ende die Minuten zählst.

Was ich glaube , dass Elvanse dir helfen kann die schwierigeren Übergangsphasen besser auszuhalten um deinen Weg in ein Arbeitsleben zu finden welches zu dir besser passt.

Also meine Steuererklärung hat sich mit keines der Medikamenten bisher erledigt. Das liegt daran weil ich nicht wirklich dafür gesorgt habe daran weiterzumachen, aber ach noch andere Sorgen hatte und der Berg nun um so größer. Ich weiß aber, dass wenn ich endlich mal starte es mir unter Medikation besser von der Hand gehen würde. Da hilft bei mir auch kein Elvanse oder MPH ein einer anderen Dosis um dafür zu sorgen endlich zu starten, ich selbst muss das tun.

Wie war denn dein Eindosierungsplan und die Ausgangsdosis vom Arzt vorgesehen?
Ich war nach 2 Monaten noch gar nicht so weit , dass ich alles mögliche ausprobieren konnte , dass kam erst später.

So eine positivere Grundstimmung ist eigentlich ein gutes Zeichen und es ist so, dass man sich in gewisser Weise an den „Zustand“ gewöhnt.
Am Anfang nimmt man die Medikation und die Wirkung stärker wahr, weil es so neu und anders ist.

Wenn man kognitiv nichts Eindeutiges feststellt hilft manchmal die Rückemldung von außenstehenden oder ein Gesamtrückblickr
Also es sind auch so Dinge bei mir , die ich langsam unter der Medikation bzw. dem Wissen von ADHS ändern konnte.
Ehr so Dinge wie in der Wohnung was zu verändern um es ADHS „freundlicher“ zu machen.
Zwei Monate sind natürlich auch noch nicht so lange.
Vieles wo mir die Medikation hilft, merke ich auch oft erst wieder in Auslassversuchen.
Am deutlichsten merke ich es eigentlich im Reizfilter z.B. beim Einkaufen oder Konferenzen, Sitzungen.

Was hast du denn unabhängig zur Medikation versucht zu verändern ? Weil Medikation alleine reicht nicht .
Also so Sachen wie Timer stellen, Kalender etc… . Manchmal hilft nicht die Medikation von selbst aber sie hilft dabei kleine Strukturen zu schaffen, die dann helfen.
Medikation hilft auch besser damit klarzukommen , dass gewisse Dinge einfach einem immer wieder passieren oder sich nie ganz verändern. Also ehr so beim Selbswert.
Wie wirst du denn therapeutisch darin begleitet?
Impulskontrolle kann sich vielleicht im Rahmen der Medikation noch was tun.?

Bei mir weiß es so gut wie keiner dass ich Medikamente nehme , kann daher nur wenig Rückmeldung bekommen.
In Auslassversuchen sagte man schon mal dass ich mehr die „Alte“ sei.

Reizfilter da helfen bei mir Elvanse und MPH gleichgut.

ICh bin von Elvanse wieder runter , weil ich dass Gefühl hatte MPH ist im Homeoffice besser. Bald werde ich wieder täglich zur Arbeit können und dann wieder einen Elvanseversuch machen.

Für mich der spürbarste Unterschied von Elvanse zu MPH ist zum einem der Rebound und ich fühle mich unter Elvanse irgendwie etwas weicher, „gelassener“.

Wirklich richtig gut was kann ich noch nicht sagen, da ich Elvanse noch nicht lange genug durchgenommen habe.

Bei Elvanse nehme ich meist auch noch am Abend etwas MPH das es für mich nicht reicht.

Mir hilft Elvanse im Sozialen - bin weniger kritisch, „sonniger“, gelassener.
Habe deutlich mehr Energie.
Ich schlafe deutlich!!! besser und tiefer.
Meine zuletzt leicht entgleisten Leber- und sonstige Blutwerte sind tippitoppi!
Meine stressbedingt ausgefallenen Haare sind nachgewachsen.

Aber: Konzentration und Prokrastination haben sich - wenn überhaupt - nur geringfügig verbessert.
Da sollte sich noch was tun - kann aber sein, dass ich dafür noch was zusätzlich brauche.
Da grätschen mir auch meine Ängste und mein jahrzehntelanger chronischer Stress rein. Und die Wechseljahre.

Alles in allem: es wirkt vor allem deutlich anders als erwartet und ich bin sehr froh, mir die Zeit und Offenheit genommen zu haben um einfach mal zu sehen was kommt und möglich ist.
DAS Vorgehen kann ich in jedem Fall wirklich jedem und jeder ans Herz legen!

Im Vergleich zu MPH: das hatte mich verrückt gemacht, ich konnte die Wirkung nicht einschätzen. Es hat „irgendwie“ gewirkt, aber nicht so, dass ich damit habe leben können.
Ich hatte aber auch unter Vollstress eindosiert, vermutlich zu schnell. Außerdem hatte ich ab und an Depressions-Anfälle, die sich recht gefährlich anfühlten.

Was ich bisher nicht hatte: diesen „Vorhang“ der sich irgendwie hebt - die Klarheit und Konzentration - was manche so erzählen… seufz. Das wird für mich wohl doch nur mit massiver Eigenarbeit zu machen sein. Wie @Nelumba_Nucifera schrieb: Das Medikament öffnet die Türe, durchgehen muss man selbst.

Manchmal denke ich, das wirkt ja kaum - und dann sage ich zu meinem Mann, dass ich das eigentlich ja auch absetzen könnte.
Er dann so: :sauer :beten :beten :beten

ich dann so:
:nothere :nothere :rotwerd :knuddel

Manchmal habe ich sogar die Befürchtung, dass hier eine Wechselwirkung besteht und beides gleichzeitig nicht geht: Meine wirklich produktiven, konzentrierten Phasen waren nie die sonnigen, gelassenen. Meistens waren die geprägt von hohem Arousal, unbeholfenem Einigeln und nüchterner Hingabe an einen hinreichenden Leidensdruck, der andererseits noch nicht in Paralyse gekippt war. „Flirting with Panikmonster“ sozusagen.

Und „Phasen“ meint da leider auch keinen Stunden- oder Tagestakt, sondern eher Richtung Wochen, Monate, etc… So ein gesittetes „intensive, arbeitsreiche Stunden wechseln sich ab mit Auftanken in sonniger Geselligkeit“: Ich weiß nicht, ob es sowas - für mich - gibt.

Mit Medikation ist mir jedenfalls schon passiert, dass das Panikmonster nach Prokrastination gar nicht vorbeikam - und damit auch nicht die Last-Minute-Rettungsaktion. Aufgeschoben war aufgehoben, und auch das ließ sich dann in vergleichsweise sonniger Gelassenheit ertragen. Vielleicht war es aber auch einfach nicht so wichtig. Vielleicht ist es ohnehin „das Alter“. Vielleicht wäre ich „ohne alles“ zu platt gewesen und mit MPH nicht gelassen genug. Es lassen sich da ja keine seriösen Versuchsanordnungen bilden, weil sich immer so viele Stellschrauben gleichzeitig ändern in der Realität.

Kann auch sein, dass da noch irgendein blöder Glaubenssatz querhängt von „no pain, no gain“ oder dass ich weiterhin „Produktivität“ mit Hyperfokus-Ausnahmezustand am Limit verwechsle. Mir scheint es zunehmend den Versuch wert, nochmal zu wechseln zum weniger sonnig-subtilen MPH. Ist sicher auch eine Typfrage, aber in 30 Jahren zurückzublicken und zu denken, dass ich zwar sonnig und gesellig war, aber nicht das geschissen gekriegt habe, was ich im Gepäck oder im Kopf hatte… Das stelle ich mir derzeit schlimmer vor als die Alternative.

Dito.
Da hat sich mit Medikation nichts geändert.
Mit MPH war das nicht anders, ich war halt ZUDEM noch schlecht gelaunt - und ganz und gar ungesittet :neiiin

nüchterne Hingabe… ein Träumchen! hatte ich selten im Leben.
Aber wenn - dann wars RICHTIG gut.
bei mir kommt die Paralyse halt in den letzten Jahren sehr schnell und komplett ohne Übergang. Was aber auch mit meinem neuen Wirkungsfeld zu tun hat - da mag noch die erlernte Hilflosigkeit aus der Schulzeit mir reinspielen.

Mal sehen. Ich muss mir da einfach auch noch Zeit geben und aktiv alte Denkgewohheiten umleiten.
Sport, Entspannung und Kreativität aktiv pflegen.
Und evtl. ein weiteres Medikament dazunehmen.

Ich gehe davon aus, dass hier einige „Damen“ eine ähnliche Problematik haben und an exakt demselben Punkt festhängen… Wäre doch gelacht, wenn wir da keine Lösung fänden!

Ja. Und/oder gerade diese Damen merken besonders, dass es einerseits eine Gnade ist, seit einer weltgeschichtlichen Nanosekunde sonnige Geselligkeit, Fürsorge und - endlich - Lohnarbeits-Peak Performance (prokrastinationsfrei, versteht sich) miteinander vereinen zu können und andererseits … keine Gebrauchsanweisung beilag, wie mit diesem Optionenreichtum umzugehen ist. Zumal sich eben nicht alles nacheinander auf die Straße bringen lässt (bislang, oder es fühlt sich jedenfalls so an).

Vermutlich verschärft das ADxS-Schicksal dann allenfalls ein gesamtgesellschaftliches Thema. Und/oder macht vielleicht gerade die Kombination aus Novelty Seeking und Zeitblindheit besonders anfällig dafür, viele Optionen zu sehen und unter den einen Hut viel zu viele davon packen zu wollen … und dann auf die eigenen (drei bis) vier Buchstaben zu schieben, dass es nicht immer geht.

Ich will natürlich nichts davon zurückdrehen. Ich halte den Befund nur Kritiker @Koo entgegen, wenn er wieder mal nicht fassen kann, dass Menschen mit Riesenprivilegien wieder über ihre eigenen Füße stolpern. Jedenfalls, bis sie ihre Riesenklassenclownsschuhe ausziehen. Muss man ihm erklären. Emojis haben ja keine Füße.


Also hier (Medikinet Adult = MPH) hat sich so einiges im Alltag geändert:

Was ich für mich festgestellt habe:
[list]

  • [*]Ich kann mich deutlich besser (zum Beispiel beim Tippen dieses Textes) konzentrieren
  • [*]Ich bin wesentlich organisierter und kann Aufgaben jetzt auch "am Stück" durchziehen
  • [*]Ich bin nicht mehr so "dünnhäutig" und kann viele Dinge (Krach, irgendein Alltagsproblem, aber auch gewisse "Unwägbarkeiten" im Alltag) besser "wegstecken"
  • [*]Ich bin innerlich lange nicht mehr so angespannt (Ich hab das vormals immer als "Bogen der ständig gespannt ist" beschrieben)
  • [*]Dadurch bin ich insgesamt in meiner Stimmungslage etwas positiver geworden
  • [/list]

    Was andere festgestellt haben:
    [list]

  • [*]Ich kann wohl besser "zuhören" und unterbreche lange nicht mehr so oft
  • [*]Ich bin wohl auch etwas "zugänglicher" dadurch das ich ruhiger bin
  • [*]Ich mache wohl nicht mehr so viele "Gedankensprünge" und kann wohl inzwischen auch mal "bei der Sache bleiben" (Ist aber momentan schwer zu sagen, da natürlich viele Aktivitäten "im persönlichen" Kontakt nicht gehen)
  • [/list]

    Also insgesamt bemerke ich (nach jetzt bald drei Monaten Medikation) schon spürbar einen Unterschied zu vorher.
    Ein bisschen muss es sich zwar noch „einpendeln“ (Abends hab ich immer mal wieder Tage, an denen der Rebound ziemlich ungemütlich ist), aber insgesamt spüre ich eine deutliche „Verbesserung“. So sehr, dass ich inzwischen auch „Raum“ habe, mir andere Strategien „anzulernen“ und Dinge wie z.B. mein Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen anzugehen. :+1:

    Is schon etwas besorgniserregend, dass die Medikation bei vielen hier kaum bis gar nicht bzw im Bestfall hochgradig subtil/subjektiv wirkt :?

    Letzlich isses ne ganz schöne Keule, die man da ins Hirn drückt.
    Ich denke, wenn sich das bei mir ähnlich entwickelt setze ich das glaube ich lieber ab.

    Aber vielleicht tut sich da noch was.
    @@Elementary

    Wenn ich denn wenigstens n Panikmonster hätte. Das würde dann ja wenigstens manchmal gewisse Dinge vor der Prokrastination bewahren.
    Bei mir gibt es nur ein Ignoranzmonster. Das kann alles ignorieren von Körperlichem Schmerz, über Behördliche Verpflichtungen, bishin zu seelischem Leid.
    Wenn das mit LDX noch fieser wird,wäre es nix für mich. Ausprobieren muss ich es wohl trotzdem.

    Kein Einspruch in Sachen „schöne Keule“, @Pinkiesbrain.

    Es geht eben um ein waches Abwägen von Vor- und Nachteilen. M.E. führt der Weg nur über die eigene Erfahrung.

    Das betrifft die Variante „ohne alles“ ebenso wie mind. 1 oder besser 2 leidlich funktionierende Medis.

    Im Idealfall kennt man sich selbst im Modus „Schattenseite ohne jede Medikation“ und weiß um die individuellen „Vor- und Nachteile leidlich funktionierender Medis“. Dann kann man in das Spektrum des real Erreichbaren noch ein paar unbekannte Variablen einpreisen wie sie hier manchmal als „unbekannte mögliche Spät- und Langzeitfolgen“ rumspuken und dann für sich entscheiden. Viel mündiger wird es nicht, m.E.

    Ist schwer, hier den richtigen Ton zu finden. Zum einen, weil man manchmal primär die Adressaten im Kopf hat, die einen schon länger hier lesen und Licht und Schatten vor dem Hintergrund einordnen können. Zum anderen, weil manches vielleicht auch als - gefühlt nötige - Klarstellung zu anderen Beiträgen oder Posts hiergelassen wird.

    Schwieriger als ein gut im Alltag abgehangenes „Es ist noch lange nicht alles gut (…, aber bisschen was Gutes in allem - und daher lohnt sich aktuell die „Keule“ für mich.)“ finde ich persönlich z.B. solche Honeymoon-Berichte mitten aus Kurzzeit-Hochs wie "Ich nehme seit 3 Tage 3 mg und plötzlich geht mir alles so perfekt von der Hand, das Leben ist supi-fallera und so bleibt das jetzt auch immer (und ich weiß gar nicht, was Ihr alle habt")-Berichte.

    Oder m.E. noch belastender: Honeymoon trifft auf Vergangenheitsverklärung wie „Jetzt ist zwar auch bei mir alles im Arsch, aber vor 5 Jahren, da lief bei mir alles mal super mit XYZ. Und mach Du es doch auch so mit XYZ, der/die Du da gerade (aus vielleicht ganz anderen Gründen) auf dem letzten Loch pfeifst…“

    Tut mir Leid. Ich weiß, jeder, der hier schreibt, bemüht sich. Und manches trifft vielleicht nur meine wunden Punkte. Ich versuche es jedenfalls immer mal wieder ernstlich „ohne Keule“. Und auch über den ersten Tag hinweg, an dem oft Restmüdigkeit dominiert. Aber ich weiß auch noch, wie die „Schattenseite ohne alles“ war.

    Inzwischen weiß ich auch, wie die „Schattenseite mit allem (und ohne Panikmonster)“ ist. Zu beiden Unterwelten halte ich Abstand.

    @Elementary

    Ja, ich für meinen Teil muss sagen, mein Zwischenresumé ist: Das Einzige, was ich deutlich und zweifelsfrei, und evident vom Placebo differenzieren kann, ist ein gelegentlicher Rebound.
    Alles Andere was ich so wahrnehme, ist idR nicht reproduzierbar und mehr Interpretation als klare Wahrnehmung.
    Ich kann nicht sagen, dass „etwas gutes in allem“ Einzug gehalten hat.

    Auch rührt mein Leidensdruck respektive Krankheitswert schlussendlich einzig von der Unfähigkeit zur Stetigkeit her. Sobald eine Tätigkeit an Reiz verliert, verliert Sie derart an Bedeutung für mich, dass es für mich nicht mehr wirklich existiert. Sei es Bildung, Arbeit oder Behördliches. Dadurch operiere ich ständig weit unterhalb meiner Möglichkeiten und „Zahle drauf“.

    Nahezu alle anderen „Symptome“ sind für mich entweder Vorteile: Begeisterungsfähigkeit, Kreativität, Einfühlsamkeit, Resilienz, Spontanität und flexibilität, unmenschliche geistige und körperliche Ausdauer in crunchtimes, Hyperfokus.
    Oder Ärgernisse ohne schwerwiegende Folgen wie: Redseligkeit, Impulsivität, übersteigerter Gerechtigkeitssinn, starke Konzentrationsprobleme, Zerstreutheit, Vergesslichkeit, Unordnung, Angespanntheit. Mit alldem kann ich leben, bzw drumherum arbeiten.

    Wirken also die Medikamente nicht gegen o.g.Prokrastination und pathologische Unfähigkeit über längere Zeiträume Dinge stetig zu tun, empfinde ich die regelmäßige Einnahme von „harten“ Psychopharmaka als nicht angemessen oder zielführend :cry:

    Da ist ja schon viel Selbsterkenntnis drin.

    Wichtig sind mE noch Alter, Stress und Zeitachse. Vielleicht räumt sich in 5 Jahren müder und resignierter um die Unordnung rum. Oder andere berufliche Umstände machen die Schwächen stärker zum Vorwurf. Und dann trägt die Extra-Portion Wachheit doch den Abwägungssieg davon.

    Jetzt ist nicht immer.

    Das ist ja schonmal eine Erkenntnis - und eigentlich auch keine schlechte.
    Ich überlege gerade, wie ich mit langweiligen Dingen umgehe…
    Das Problem ist, für mich ist nichts langweilig - zumindest nicht mehr.
    Doch, jetzt, wenn ich nachdenke: am schlimmsten - also das ging so in Richtung „langsam am Spieß gegrillt werden“ - war die Schule. Das war schon maximal hart und nicht erträglich.
    Oder Lesestoff fürs Studium, der mich nicht interessiert. Besonders schlimm: WENN es mich interessiert, aber unangemessen präsentiert wird (Gelaber, nicht auf den Punkt kommen…)

    Routinetätigkeiten waren für mich nicht langweilig, weil ich mir das dann instinktiv sportlich gestaltet hatte.

    Was genau ist Dir denn langweilig - also woran konkret scheiterst Du?

    Lese eben erst diesen Nachsatz.
    Ich empfinde das gar nicht als Keule.
    Die Keule war, es nicht zu haben. Da hat man halt substitutiv anderweitig gekeult - und Depressionen und Dauerstress ziehen das Hirn derart glatt, so viel kann ich gar nicht keulen…

    Aber das ist abhängig von der Lebenssituation, vom Typ und vom Alter. Ich finde das gar nicht doof, dass man das in jungen Jahren mal ausprobiert, abwägt - die Diagnose auch hat, um dann, wenn der Dauerstress zuschlägt oder weitere Probleme auftauchen, neu zu entscheiden.

    @Pinkiesbrain

    Ich kann nur von mir sprechen und dir sagen, dass die Wirkung bei mir keineswegs subtil und nicht, nicht spürbar ist. (Elvanse 70x0x0)

    1. Mit Medikation werde ich schneller wach/aktiv morgens und schaffe es mich in vollem Umfang und (meist) pünktlich zur Arbeit zu begeben.
    2. Ich werde tatsächlich ernster bzw. Ich habe klare Gedanken und stimmige Gedankenmuster und kann diese viiiiiel besser ausdrücken.
    3. Ich bin in sozialen/zwischenmenschlichen/stresssituationen wesentlich entspannter/aufnahmefähiger.
    4. Ich habe das Gefühl, endlich die ganzen Verbesserungsoptionen/potentiale bezüglich meines Lebens/aussenrum zu sehen und auch anzupacken! (Nicht nur davon zu träumen)
    5. Ich sehe meine Vergangenheit um einiges klarer und bin dazu in der Lage, logische und Schlüsse bzw. Auch zukunftsorientiertere Entscheidungen zu treffen.
    6. Ich kann mich mit meinen Gefühlen und Zuständen deutlich besser wahrnehmen und auch im Notfall abgrenzen(das übe ich noch).
    7. Ich habe das Gefühl mit Elvanse endlich mein Leben LEBEN zu können und nicht nur im Überlebensmodus zu funktionieren!
    8. Ich mache manche Arbeiten, die mir früher keinen Spaß bereitet haben, mittlerweile zum Teil echt gerne! :lol: (Steuererklärung ausgeschlossen) :smiley:
      USW!

    Viele dieser Änderungen haben sich bei mir erst mit steigender Medikation eingestellt!
    Die erste wahrnehmbare Veränderung beim Einstellen auf meine Medikation war der körperliche Aspekt. Ich konnte ruhig sitzen bleiben, das unangenehme Gefühl im Körper war weg. Diverse Ticks wie Zähneknirschen, Nägel/Nagelhaut-Kauen wurde weniger/verschwand. Ich war entspannter.
    Der nächste Aspekt war die Konzentration… Danach kam der Reizfilter und die Motivation und Klarheit! Ich habe das Gefühl, dass mir das Medikament enorm dabei hilft, mich selbst mehr wahrzunehmen (durch das Filtern/Sortieren der anderen Reize)
    Einkaufen war früher eine Qual. Mittlerweile bin ich so gut organisiert und aufmerksam und entspannt, dass ich mit anderen beim Einkaufen interagiere/Späße mache. (PS: manche Menschen sind damit überfordert, wenn man sie spontan in Gespräche verwickelt) :smiley:

    Ich war nie ein Freund von der Pharma-Branche und diversen Medikamenten. Ich würde diese Krücke, oder wie in einem anderen Beitrag beschriebene Brille (nutze diese Analogie auch gerne), nicht mehr hergeben!