Wie würdet ihre eure Symptome und die Wirkung eures Medikaments darauf bildlich beschreiben?

Da ich gerade noch eingewöhne und heute endlich mit 40mg Medikinet Adult retard das erst mal eine Wirkung gefühlt habe, würde mich mal interessieren wie sich das so individuell bei euch anfühlt und ob es da so große Unterschiede gibt.
Der Psychiater hat mir gesagt, es fühle sich an als würde man „bei sich ankommen“. Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, was ich mir darunter vorstellen soll, klang aber ganz gut.

Also bei mir hat sich das alles so angefühlt, wie wenn man einen dringenden Vortrag halten muss hat, zu dem man schon zu spät ist und sich nicht vorbereitet hat, nun auf einer sechsspurigen Autobahn mit einem übermotorisierten Auto fährt und sich durch den starken Verkehr drängeln muss.
Gleichzeitig muss man dabei noch den Weg auf einer Karte heraus finden, eine SMS schreiben, das überlaute Radio und die Spiegel verstellen sich permanent und müssen neu eingestellt werden, die Scheibe beschlägt und muss gewischt werden, das Handy klingelt.
Dazu trinkt man Kaffee, isst einen Burrito und auf dem Rücksitz sitzen drei Personen, die einem jeweils lautstark Fragen über verschiedene Fachthemen stellen, während man versucht, sich den Inhalt des Vortrags zu überlegen.

Die Wirkung von MPH hat daraus ein Gefühl gemacht, als würde ich an einem ruhigen See im Halbschatten liegen und Boote in weiter Ferne beobachten, völlig entspannt und sorglos. Ist vielleicht, weil es das erste mal war und ich wohl seit Jahren nicht mehr entspannt gewesen bin.

Bin auf eure Bilder gespannt :grin:

6 „Gefällt mir“

Super Thread :blush:

Bei mir ist Elvanse so ein Gefühl wie nach einem Gewitter.

Die Luft ist klar und gereinigt, der Himmel blau und strahlend. Der Nebel, diese drückende Schwüle vor einem Gewitter…einfach weg :blush:
:sunny:

6 „Gefällt mir“

Hallo :blush: Eure Schilderungen klingen sehr interessant. Bei mir wirkt Medikinet wie das Lösen einer Handbremse, sodass ich kurz nach Wirkeintritt einen Satz nach vorne mache (Motivationsschub) und insgesamt dann wacher und aufnahmefähiger für die Umgebung bin, da ich mich nicht völlig aufs mühsame Anschieben fokussieren muss. (Mein bildhafter Vergleich ist nicht ganz ausgereift.:sweat_smile:)

6 „Gefällt mir“

Also bei euren Schilderungen denk ich, ist es bei mir noch nicht optimal.
Ich nehm zur Zeit Medikinet 40mg morgens.
Es stabilisiert mich emotional. Also so 10 - 20% positiver. (das spüre ich aber definitiv und möchte es nicht missen)
Ich komme etwas besser mit den ganzen Einflüssen und Wahrnehmungen von außen klar.
Ich denke ich kann mich etwas besser fokussieren.

6 „Gefällt mir“

Wie sehr ich mich freue, dass Du endlich eine Wirkung hast :slight_smile: und dann auch noch eine so positive! Herzlichen Glückwunsch :slight_smile:

Ohne Ritalin:
Das mit dem Vortrag kann ich irgendwie nachempfinden. Der läuft dann parallel fünf mal oder öfter (wer zählt schon) in verschiedenen Ausführungen im Kopf ab. Dabei ist er gar nicht wichtig und nur eingebildet. Dazu laufen noch drei verschiedene Lieder im Hintergrund in unterschiedlicher Lautstärke und verschiedene Genres (übrigens sehr vorteilhaft, wenn man mal keine Kopfhörer dabei hat. Dann kann man trotzdem Musik hören :sweat_smile:). Der Fokus lässt sich absolut nicht lenken. Dazu kommen dann noch die äußeren Einflüsse. Ich nehme alles im Raum wahr. Das was ich eigentlich lernen sollte obendrauf. Einfach mega anstrengend und an manchen Tagen kaum zu bewältigen. Wenn es mal zwei Tage lang klappt sind die nächsten drei für die Tonne. Ich finde einfach keine Ruhe. Das geht auch schon nach dem aufstehen los. Ich habe manchmal das Gefühl als würde mein Betriebssystem nicht herunterfahren, sondern nur abgemeldet. Ein Druck auf die Leertaste und alles ist sofort wieder online. Ich muss auch immer extrem laut Musik hören damit das was so in Kopf los ist übertönt wird.

Mit Ritalin:
Physisch fühlt es sich an als würde so ein Visier (wie man es aus Sci-Fi Filmen kennt) vor die Stirn fahren. So eine Art leichter Druck der von außen zu kommen schein. Die Musik hört auf. Der Vortrag verliert an Bedeutung. Alles wird ein wenig ruhiger inklusive mir selbst. Ich nehme zwar dennoch alles aus meiner Umgebung wahr kann es aber einfach ausblenden. Es fühlt sich irgendwie an als würde ich tiefer rein „zoomen“ und dabei Distanz zu vielem gewinnen. Vielleicht ist dieser „Zoom“ auch eher ein Motivationsschub. Laute Musik nervt plötzlich und das muss alles ganz leise gedreht werden. Ich kann meinen Fokus endlich lenken und finde selbst an Dingen gegen die ich mich eher sträube einen gewissen Spaß bzw. funktioniert dieses „na jetzt mach halt mal“ endlich.
Für so einen See/Insel Vergleich passt für mich vielleicht das am besten: Ich steh vor einem riesigen Berg (Zugspitze als Größenvergleich) der dann plötzlich vor mir zusammenschrumpft, dass ich einfach einen Schritt drüber machen kann aber ohne die Befriedigung und die Entspannung die ich sonst beim Wandern oder Bergsteigen empfinde zu verlieren (wenn ich das im realen Leben mache ruhe ich komplett in mir selbst und kann abschalten).

4 „Gefällt mir“

Ganz ehrlich @BJ8 , deine Beschreibung der Symptome ist ON POINT. Ich musste so lachen und gleichzeitig ist es so wahr! Ich bin so froh, hier gelandet zu sein und endlich zu wissen, was mit mir ist :heart:

Die Wirkung vom Ritalin empfinde ich bei mir wie ein Platz schaffen. Endlich ist da Raum für meine Gedanken und ich bin jetzt der Boss, wenn etwas störendes in diesen Raum eindringen will. Mein „Stop“ hat plötzlich Gültigkeit!

Das ermöglicht mir auch, endlich mehr der Mensch zu sein, der ich immer sein wollte! Weil ich jetzt die Entscheidungen treffe und nicht nur daneben stehe und zuschaue, wie alles passiert.

4 „Gefällt mir“

@Cicero :sunglasses:

3 „Gefällt mir“

Ohne Medikamente habe ich eine Kamera mit Blende 16. Alles ist rappelscharf und hat die gleiche Wichtigkeit wie jedes andere Objekt. Ganz schnell wird es zu viel und ich kann mich nur schwer entscheiden, wo ich hinfokussieren will. Mit MPH verkleinere ich die Blende, so dass ich auf das fokussieren kann, was ich brauche. Alles andere blendet in den Hintergrund. Mit Ritalin ist’s vielleicht Blende 1.8 oder etwas mehr. Mit Medikinet ist’s 1.2 und absoluter Tunnelblick. Alles, was von draußen kommt, stört mich etwas und soll da nicht sein. Aber ich kann es tolerieren. Mit Ritalin sind Störungen nicht so wild und ich kann besser damit umgehen. Dadurch ist alles viel ruhiger und angenehmer.

Anderes Bild ist eine TV Abteilung a la Mediamarkt… zig Geräte funken gleichzeitig um die Wette … mit MPH reduziert sich das Ganze und ich kann mich auf einen konzentrieren und habe sogar Freude dran.

3 „Gefällt mir“

@Zoi

:joy:

Das ist Cyclops von den X-Men. Wäre irgendwie krass, wenn ich von Ritalin plötzlich Laseraugen bekäme :sweat_smile:

Ich glaube das Nervegear aus SAO trifft es etwas besser. :joy:

2 „Gefällt mir“

Fand nur, dass Cyclops spektakulärer aussieht und er guckt so: „Ich hab ADHS, na und?“ :sunglasses:

Und wenn ich jetzt weiter drüber nachdenke, dann hat er ja eine kleine Laser-Problematik, sobald die coole Brille weg ist. Super Metapher, ich weiß… War natürlich absolut meine Überlegung, bevor ich das gepostet hab :crazy_face:

3 „Gefällt mir“

Ich finde der sieht da ehrlich gesagt eher aus wie einer dieser F….Boys auf Instagram die einem irgend ein Pick-Up-Coaching verkaufen wollen. :sweat_smile:

Die Überlegung passt eigentlich ganz gut wie ich finde. Ohne Brille lasert er überall hin und mit Brille kann er fokussieren.

Definitv :smiley: Vielleicht sollte man das nicht zu weit treiben mit X-Men Analogien. :sweat_smile: Nicht, dass die Leute noch anfangen uns als Mutanten zu bezeichnen.

1 „Gefällt mir“

Ich glaube ich gehöre zu Team @anon57001248.

Die ganzen Beschreibungen finde ich sehr interessant und auch unterhaltsam - aber sie machen mich auch ganz schön neidisch. Ich bin schon lange diagnostiziert und habe alles an Stimulanzien probiert - aber so große Veränderungen hab ich nicht.

Oder vielleicht ist auch das eigentliche Problem, dass ich es nicht benennen kann. Oder beides.

Ich nehme concerta und Ritalin.

Bin bezüglich Elvanse kein Non-Responder - weil es ja gut wirkte. Aber leider nur kurz. Aber auch da - ich konnte das immer so schlecht in Worte fassen.
Manchmal helfen mir aber auch tatsächlich die Worte von anderen!

Deshalb, danke für diesen Thread und die schönen Beschreibungen!

8 „Gefällt mir“

„Hier zeige ich euch heute, wie ihr schnell und simpel mit diesen 5 Tricks :exploding_head: euer ADHS heilen UND Millionär :sunglasses: werden könnt! Alles was ihr dazu braucht, ist eine Mitgliedschaft für mein Pyramid-Scheme und schon morgen kannst auch DU dein Leben komplett verändern!“

Zwar kein Pick-Up-Artist, aber sind wir mal ehrlich: Sind das nicht alle die selben Dudes? :woman_shrugging:t3:

Wir tun Cyclops hier echt Unrecht gerade…

1 „Gefällt mir“

Ich glaube, dass echt das generelle Problem ist, dass die Medikamente so individuell wirken! So wie auch Symptome und Ausprägung so unterschiedlich sind.

Schwierig, was man da überhaupt erwarten kann oder sollte? Und es hat sicher auch was damit zu tun, wie man für sich passende Beschreibungen findet…

Ich merke zB nach wie vor Wirkeintritt und -ende nicht. Keine Brille, kein gelüfteter Nebel. Also halt auch anders?

2 „Gefällt mir“

Traurig ist, dass es tatsächlich solche Leute gibt. Zwar nicht unbedingt im Bezug auf Heilung aber mit so „ich zeige euch wie ihr euren Hyperfokus gezielt lenken könnt“ Gerede. Allein, wenn das funktionieren würde wäre es eine immense Erleichterung.

Ich glaube auch. :smiley: Anekdote: Ich kenne einen Arzt der der festen Überzeugung ist er könne Homosexualität heilen. Den könnte man schon als christlichen Fanatiker bezeichnen. Aber immerhin sind die Diskussionen immer recht amüsant. Zumindest für mich. :sunglasses:

Stimmt. Er ist einer von den Guten!

1 „Gefällt mir“

Die realistische Erwartung und die Erwartungshaltung fallen leider doch sehr oft auseinander. Ich bin der Meinung, dass social Media einen gewissen Anteil an dieser Erwartungshaltung hat. Es wird vieles stilgerecht aufgebauscht à la „kuckt euch an wie krass Medikament xy mein Leben verändert hat“ *hier generische Beschreibung der Wirkung einfügen. Es gibt wirklich wenige Ausnahmen die das eher nüchtern beleuchten. Damit will ich in keiner Weise irgendjemandem irgendetwas absprechen.

Ich finde er beschreibt das ganz gut: ADHSo! - YouTube

Wie Du sagst: Individuell. Den Wirkeintritt merke ich eigentlich immer. Das Ende nicht immer. Bin ich im „flow“, dann merke ich das Ende eher weniger. Ich habe aber auch den Eindruck, dass ich zuhause am Schreibtisch mit ANC Kopfhörern und Brown Noise mit 10 mg Ritalin unret. leicht überdosiert bin. Dass ich das alles merke und den Effekt so wahrnehme kann also durchaus an dieser leichten Überdosierung liegen. Und natürlich noch an 100 anderen Gründen.

Was vielleicht noch wichtig als Ergänzung wäre und hätte früher erwähnt werden sollen, weil das andere doch recht abstrakt war:

Den Unterschied merke ich eigentlich überwiegend dann, wenn ich Dinge machen muss auf die ich keine Lust habe. So gewisse Dinge für die Uni beispielsweise die ich jetzt einfach anstandslos erledigen kann und bei denen ich früher alle 2 min zum Handy gegriffen habe, weil ich keine Lust hatte das zu machen. (Repetitive Tätigkeiten und ADHS vertragen sich ja so gut… :sweat_smile:). Der Kopf wird klarer und geordneter. Ich glaube auch meine Frustrationstoleranz ist höher. Mein Hirn akzeptiert es endlich, wenn ich „Nein“ sage und dann die Kontrolle übernehme. Es fühlt sich an als wäre ich Herr meiner Selbst und nicht den Impulsen und Verlangen meines Gehirns schutzlos ausgeliefert.
Edit: Ah ja und meine Handschrift ist viel sauberer bei hoher Schreibgeschwindigkeit.
In der Stadt merke ich beispielsweise kaum einen Unterschied. (Das muss ich vielleicht mal näher beobachten). Ich unterbreche noch immer Leute aber kann es besser zurückhalten. Ich zappel noch immer ab und zu rum aber auch das kann ich einfacher abstellen. Zuhören funktioniert besser. Viele Menschen um mich herum zu haben stresst mich trotzdem noch. Aber vielleicht ein bisschen weniger. Die RSD ist glaube ich auch etwas besser.

Vielleicht hängt das also ein wenig mit der Situation zusammen in der man sich befindet?

Ich wäre manchmal ganz froh, wenn ich das alles nicht bewusst merken würde, da es sich noch immer nicht „normal“ anfühlt. Es fühlt sich immer an als hätte ich etwas genommen (was ich ja auch habe) aber eben sehr präsent und nicht unterschwellig. Das kann auch nervig sein.

1 „Gefällt mir“

Ich bin seit heute auch im Team Elvanse :sweat_smile:

Hab das nur mal kurz erwähnt, dass ich bei den Medikamenten noch Potenzial sehe, weil andere (also ihr hier im Thread) noch deitlich positiver berichten. Und ich bekam ganz überraschend Gestern ein neues Rezept für Elvanse :hugs:

2 „Gefällt mir“

Wenn man nicht alle Möglichkeiten ausprobiert hat, weiß man ja nicht, was am besten funktioniert.

Also - wenn man die Möglichkeit hat würde ich das glaube ich immer machen. :blush:

2 „Gefällt mir“

Übrigens war meine im ersten Post beschriebene Erfahrung von der Wirkung wohl wirklich eine einmalige Sache, das war eher wie ein Drogentrip und dauerhaft würde das auch echt Probleme machen, weis nicht was da genau los war, aber es war schön :laughing:

Mittlerweile ist es bei mir auch ganz subtil, ich fühle mich „normal“, weniger gestresst, weniger grübeln und nachdenken, Arbeitsgedächtnis funktioniert plötzlich, weniger Impulsivität und so weiter.
Aber eher so, wie ich es manchmal eben an einem sehr guten Tag auch kannte, das hab ich halt jetzt fast immer. Was ich auch perfekt finde, ich hab nichts „verloren“, Kreativität und Spontanität sind noch da, aber nicht mehr die unkontrollierbare Seite davon. Ich bin jetzt die meiste Zeit so, wie ich davor war, wenn ich mal einen sehr guten Tag hatte und es fällt mir alles irgendwie leichter.
Das mit dem Arbeitsgedächtnis kannte ich davor aber gar nicht, das ist komplett neu. Als könnte ich auf einmal Informationen nach Priorität ordnen, davor war irgendwie alles gleich.

1 „Gefällt mir“

Also ich verstehe jetzt auch, was dieses „bei sich ankommen“, von dem mein Psychiater gesprochen hat bedeutet.

Das ganze störende, das ich üblicherweise unterdrücken muss geht mehr oder weniger weg, übrig bleibt tatsächlich ein Teil von mir, der quasi normaler ist, als ich jemals war.

Kein angespanntes Grübeln, wie das jetzt wirkt, wie ich mich bewegen soll, ob ich jemanden zu lang oder zu kurz in die Augen schaue, ob ich zu laut rede. Einfach ganz normal, als wär das immer so gewesen.

Man fühlt sich wirklich, als würde man mehr zu sich selbst werden und eben nicht jemand, der permanent Symptome bekämpft. Aber es fühlt sich eben normal an, vertraut und als wäre es nichts besonderes, dabei ist es das, es ist so dermaßen besonders und wunderbar :blush:.

Wenn dann die Wirkung nachlässt, merke ich erst, wie anders ich ohne MPH bin und was das ADHS aus mir macht. Das ist auch nicht mehr so schlimm, immerhin hat man jetzt diese Pause und ist das dann ja auch gewöhnt.

Das lässt mich jedenfalls wirklich nicht mehr an der Diagnose zweifeln.

Bin wirklich sehr froh, dass es langsam fruchtet und gespannt, wie das weiter geht :blush:

Vielen Dank euch allen für die Beiträge und überhaupt für dieses Forum, alleine hätte ich das nie durchgehalten .

6 „Gefällt mir“