Wirkt Medikinet bei mir?

Guten Morgen,

ich bin nicht nur neu in diesem Forum, sondern auch neu bei den diagnostizierten ADHSlern. Um mich kurz vorzustellen: ich bin (körperlich) männlich, 24 Jahre alt und meine Symptome sind größtenteils nach innen gerichtet. Bis ich 21/22 war hab ich auch viel maskiert, bis das Kartenhaus in sich zusammen gebrochen ist. Von da an hab ich lange gebraucht, bis ich endlich mal Hilfe bekommen habe. Nun hab ich am letzten Dienstag das Ergebnis meiner Testungen (ADS) erhalten. Ich bin noch in der Phase, das ganze zu verarbeiten.
Nichts desto trotz hat mir mein Psychiater an diesem Termin auch gleich mein erstes Medikament (Medikinet Adult 10mg) verschrieben. Diese soll ich bis zum nächsten Termin in 2 Wochen einmal täglich Morgens nehmen.
Heute (Sa, 16.12.23) hab ich meine erste Dosis genommen. Bin dazu früh aufgestanden und hab zwei Scheiben Toast mit Butter und Pflaumenmus gegessen. Das war schon ziemlich anstrengend, weil ich sonst nie so richtig frühstücke, aber für die optimale Wirkung sollte man halt was im Magen haben.
Nach ca 20 Minuten dachte ich, ich würde es so langsam spüren. Ich hab eine Veränderung meines Sichtfeldes wahrgenommen (tatsächlich seh ich meine Welt auch viel klarer, als wäre ein Schleier gelüftet worden, aber das wars dann schon)
Von der Konzentration merk ich nicht all zu viel (weswegen dieser Text vermutlich sehr verwirrend formuliert ist) und auch meine Stimmung ist weiterhin eher meh (Wenn ich nicht gerade Gefühlsachterbahn fahre ist meine Gemütslage im „Normalzustand“ gelangweilt/neutral).
Während ich diesen Text weiter ausgearbeitet habe, ist mir doch aufgefallen, dass es mit meiner Impulskontrolle ein wenig besser wurde, aber ich kann das gerade irgendwie nicht in Relation bringen. Darum weiß ich gerade nicht, ob das nur Einbildung oder tatsächlich so ist.

Ich hab auch eine Vergangenheit mit Suchtmitteln verschiedenster Art. Ich trinke jetzt schon seit etwa 6 Jahren täglich Energy Drinks (wegen des Koffeins), rauche Zigaretten (zum Stressabbau in der Arbeit) und seit ca 2/3 Jahren hab ich auch mit Marihuana angefangen (um die rasenden Gedanken in meinem Kopf zu verlangsamen).
Kann das alles Einfluss nehmen, wie Medikinet wirkt (Ich habe heute bisher auch nur Medikinet genommen. Kein Koffein oder sonst etwas Anderes)? Von Synthetischem Zeug hab ich eher die Finger gelassen, soll aber nicht heißen, dass ich damit keine Erfahrungen habe und daher auch weiß, wie Amphetamine wirken können.

Die Hauptfrage, die sich mir jetzt stellt: ist die Wirkung für Medikinet normal so oder sollte ich einfach erstmal weiter machen und schauen wie es sich entwickelt? Hab ich über die Jahre irgendwie ne Resistenz aufgebaut? Ich hab auch gelesen, dass es so genannte „non-responder“ gibt… könnte ich so Einer sein? Und wirkt sich das dann nur auf das eine Medikament aus oder gleich auf Alle? Und anhand dessen wie viele wirre Gedanken ich mir schon wieder mache, merke ich, dass es nicht ganz so den erhofften Effekt hat…

gerne beantworte ich noch weitere wichtige Fragen zur Aufklärung meiner Situation. Zugegeben puste ich mittlerweile aus dem letzten Loch und wenn nicht bald Besserung zu verzeichnen ist, weiß ich nicht wie lange ich noch durchhalten kann.

Mit freundlichen Grüßen
euer SpaceWizard

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Du bist mitten ein der Eindosierung und hast heute deine Erste Kapsel genommen. Schraube deine Erwartungen herunter und habe (leider) Geduld :slight_smile: Es dauert seine Zeit bis man die passende Dosis gefunden hat.

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Ich mag vielleicht ein wenig überdramatisch klingen, aber ich empfinde mein Leben jeden Tag zunehmend unerträglicher.
Vielleicht muss da meine lange antrainierte Geduld ran (nur blöd, dass die nur von außen geduldig erscheint xD)
Danke jedenfalls für die Antwort. Zu hören, dass ich mal wieder einfach nur extrem überreagiert habe beruhigt mich etwas.

Ich war an meinem ersten Tag mit Medikinet so aufgeregt, dass es mich nicht wundert, dass ich da keine verbesserte Konzentration für irgendwas anderes als meine Selbstbeobachtung aufbringen konnte :melting_face:
Nach ein paar Tagen war der erste Effekt den ich festgestellt habe, dass meine Tagesmüdigkeit stark nachgelassen hat, war sonst ab Mittag komplett durch und habe den Tag nur mit viel Kaffee überstanden. Oder trotz Kaffee nen Mittagsschlaf gemacht und dann abends wieder richtig aufgedreht.
Mein Schlaf wurde auch langsam besser weil ich regelmäßiger und eben nur noch nachts geschlafen habe.
Veränderungen die sich mit der Zeit eingestellt haben und mir teilweise nicht direkt bewusst waren: Weniger emotionale disregulation, bessere Verarbeitung von Informationen.
Viel bessere Identifikation von Stressoren und Situationen in denen ich maskiere die dann enorm viel Energie fressen.
Selbstorganisation und Konzentration lassen immer noch sehr zu wünschen übrig bei Dingen die ich eben machen muss, trotzdem merke ich wieviel weniger kaputt ich aus einer Vorlesung rauskomme und mich sogar hinterher an den Inhalt erinnern kann.
Soziale Interaktion in Gruppen erfordert auch weniger Energie, ich kann Gesprächsverläufen folgen und je nach Umgebung auch Störfaktoren besser ausblenden.
Überhaupt hilft mir Medikinet meine Impulse besser zu steuern (bspw. nicht dauernd mein Gegenüber zu unterbrechen), mal einen Gedanken zu behalten bis ich „dran bin“.
Habe sicher einiges vergessen und mein adhs verschwindet nicht während der Wirkdauer, ich bin aber insgesamt etwas weniger gestresst vom Leben/existieren.
Ich würde dir empfehlen abzuwarten und mal zu schauen was am Alltagsgeschehen sich für dich verändert oder auch nur anders anfühlt.
In der Eindosierung habe ich natürlich nicht ausgesetzt, heute merke ich den Unterschied wenn ich mal kein Medikinet nehme (weil krank oder vergessen) den Unterschied sehr deutlich und mein Partner auch :face_with_peeking_eye:
LG und ich drücke die Daumen, dass es positive Veränderungen für dich werden

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Ich war an meinem ersten Tag mit Medikinet so aufgeregt, dass es mich nicht wundert, dass ich da keine verbesserte Konzentration für irgendwas anderes als meine Selbstbeobachtung aufbringen konnte :melting_face:

Ja, ich war schon seit Dienstag ziemlich aufgeregt. Ich konnte es eh erst am Tag darauf abholen und weil ich nicht wusste was mit mir passiert, wollte ich bis zum Wochenende warten.
Ich dachte mir ich, ich knall mir eine richtige Droge rein, weil mein Psychiater auch meinte, das würde wie Speed wirken :man_shrugging:
Aber wenn das in Zukunft so subtil bleibt, könnte ich mich daran gewöhnen… hab auf jeden Fall gemerkt, wie gegen 15/16 Uhr, meine Reizbarkeit langsam zurück kam.

Hallo,

hier ein paar allgemeine Infos zur Eindosierung von Stimulanzien bei ADHS.

1. Koffein komplett vermeiden
Wirklich wichtig: kein Koffein bei der Eindosierung von Stimulanzien. Nicht nur weniger, sondern ganz konsequent: Gar keines.

Koffein ist ein Adenosinantagonist, d.h. es hemmt Adenosin. Und Adenosin hemmt Dopamin. Im Ergebnis fördert Koffein Dopamin.
Oft werden Koffein und Stimulanzien jeweils allein gut vertragen, führen aber bei gemeinsamer Einnahme zu Kreuzwirkungen (z.B. einer Zittrigkeit wie bei einer Stimulanzienüberdosierung und/oder anderen gravierenden Nebenwirkungen).

Nach der Stimulanzien-Eindosierung, also wenn das passende Medikament und die passende Dosis gefunden wurden, kannst du bei neuem Koffeinkonsum problemlos erkennen, falls Nebenwirkungen aus diesem resultieren und nicht aus den Medikamenten.

Koffein findet sich in Kaffee, Schwarztee, Grüntee, Cola, Energydrinks; verwandte Stoffe finden sich in dunklem Kakao.

2. Eindosierungsleitfaden lesen

3. Eindosierungshilfetabelle verwenden
Besonders wichtig für Frauen aufgrund des Monatszyklus.
Download hier:

https://adhs-forum.adxs.org/t/ein-dosierungshilfetabelle/7270

Dokumentiere deine Einnahme, Symptome und Nebenwirkungen täglich.
Bewerte immer nur den Durchschnitt von 3 Tagen und frühestens ab dem 5. Tag auf derselben Dosishöhe.
Bitte sieh von Anfragen im Forum zur Wirkung von Medikamenten ab, wenn du die aktuelle Dosis noch keine 5 Tage nimmst.

4. Arzt ist der Maßstab
Und klar: Alle Hinweise und Informationen hier im Forum und bei ADxS.org dürfen nie dazu führen, ärztliche Anweisungen zu missachten, sondern dienen stets nur dazu, mit dem Arzt besser kommunizieren zu können.

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