Hallo an alle, ich gebe zu ich bin ein wenig nervös, das hier ist mein erster Beitrag. Falls ich also irgendwas falsch mache (falsche Rubrik etc.) bin ich für jeden Hinweis dankbar!
Zu meiner Frage: bei mir wurde letztes Jahr ADHS im Erwachsenenalter diagnostiziert. Seit Anfang Dezember habe ich dann 2x täglich Medikinet adult (10mg) genommen. Leider war die Wirkung sehr unregelmäßig und schwankte ziemlich. (zu dem Zeitpunkt habe ich allerdings auch noch zusätzlich Protonenpumpenhemmer eingenommen) Wenn es denn mal gewirkt hat war es allerdings super, vor allem die Möglichkeit zur Emotionsregulation hat mich echt umgehauen. Ich habe auf einmal eine innere Ruhe gespürt, selbst in Univeranstaltungen oder im Straßenverkehr und war auch in Gesprächen nicht mehr ungeduldig oder habe Leute unterbrochen. Es gab Abende, da konnte ich außerdem zum ersten Mal seit über 10Jahren mit gutem Gewissen Feierabend machen weil ich doch tatsächlich das Gefühl hatte, tagsüber mal was geschafft zu haben.
Vor drei Wochen bin ich dann aber zu einem neuen (dieses Mal gesetzlichen) Arzt gewechselt und der meinte, ich solle mal Elvanse ausprobieren weil es gleichmäßiger und länger wirkt und hat mir 30mg Tabletten verschrieben. Die haben mich erstmal ziemlich umgehauen. Statt wie bei Medikinet als erste Wirkung die innerliche Ruhe zu spüren war es eher wie ein Energieschub. Teilweise wurde ich auch echt nervös bzw. habe mich ganz komisch gefühlt (irgendwie hibbelig oder als ob mein Puls ganz hoch wäre (was er mit 100-110 teilweise auch eher war)). Außerdem ist mir aufgefallen, dass (wieder im kompletten Gegensatz zu Medikinet) ich auf einmal Schwierigkeiten hatte andere ausreden zu lassen und ziemlich ungeduldig wurde, außerdem habe ich (noch) mehr geredet als sonst. Teilweise hatte ich auch das Gefühl gereizter zu sein als sonst. Mit Medikinet war wie gesagt genau das Gegenteil der Fall. Schließlich hatte ich sogar einen Autounfall während der Wirkzeit (zum Glück ist niemandem was passiert, nur ein winziger Blechschaden) was mich komplett geschockt hat. Danach habe ich die Tabletten sofort abgesetzt (was ziemlich suboptimal war, weil ich eine Klausur schreiben musste) und mich erst eine Woche später wieder getraut, sie nochmal zu nehmen. Dieses Mal dann aber nur die Hälfte (aufgelöst in Wasser). Das habe ich dann langsam auf ca. 20mg gesteigert und bin jetzt eigentlich ganz zufrieden.
Die Wirkung sieht bei mir jetzt allerdings so aus: morgens nehme ich die 20mg und es passiert erstmal nix. Nach 1-2h merke ich dann einen milden Energieschub/Nervosität und mir fällt auf, dass ich ein ziemliches Mitteilungsbedürfnis entwickle. Zuhören klappt aber trotzdem ganz gut und ich kann mich besser konzentrieren. Nach 3-4 Stunden setzt dann eine innere Ruhe ein, allerdings auch eine ziemliche Müdigkeit. Nach 5-6h bin ich dann so müde, dass ich am liebsten direkt ins Bett gehen würde. Entweder lege ich mich dann wirklich hin (komme dann vor ner Stunde aber auch nicht mehr aus dem Bett weil ich tief und fest schlafe) oder ich halte es aus und es verschwindet gegen Abend wieder. Konzentration ist aber eigentlich die ganze Zeit ganz gut, ich habe das Gefühl meine Gedanken besser ordnen/strukturieren zu können, auch in Unterhaltungen. Am angenehmsten ist es eigentlich so nach 10h da bin ich dann einfach ruhig und kann mich trotzdem noch ganz gut konzentrieren. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Ist das normal, dass das so wirkt? Ist das ein Hinweis darauf, dass es richtig/falsch wirkt?
Ich muss vllt noch dazu sagen, dass ich mich wegen der Diagnose immer noch ziemlich verrückt mache. Der Arzt hat zwar viel Zeit in die Diagnose investiert und ist auch qualifiziert dafür aber ich habe irgendwie trotzdem Angst, dass sie falsch sein könnte und ich dann Medikamente nehme, obwohl ich kein ADHS habe, was ich auf keinen Fall möchte (sowas wie einen Konzentrationstest haben wir zum Beispiel nie gemacht und es gibt Punkte die nicht ins Bild passen - ich war immer eine perfekt angepasste Schülerin die immer super mitgearbeitet hat. Zu Hause lernen konnte ich zwar nie aber das war notentechnisch egal, weil ich aus dem Unterricht genug mitnehmen konnte und die Lehrer (sein wir mal ehrlich) angepassten, mitarbeitenden Schülerinnen eh gerne gute Noten gegeben haben. Dabei sind gerade die Zeugnisse ja ein wichtiger Punkt bei der ADHS Diagnose und da findet sich bei mir, wie gesagt, gar nichts.) Darum horche ich auch beim Medikamente nehmen ziemlich stark in mich hinein (was sicher nicht optimal ist-ich versuche das auch zu ändern) und mache mich selbst völlig irre sobald ich irgendwas merke. Am Anfang mit Medikinet war mein Urteil glaube ich noch eher unvoreingenommen aber mittlerweile habe ich mich so erfolgreich selbst verunsichert, dass ich nicht mehr weiß wo oben und unten ist.
Daher hoffe ich hier im Forum auf erfahrene Menschen, die im Gegensatz zu mir einen kühlen Kopf bewahren können.
So, Entschuldigung für den viiiiiel zu langen Text, ich musste mir das einfach mal von der Seele schreiben. Irgendwie habe ich das Gefühl, meinen Arzt kann ich da nicht fragen, ich hatte ihm schon eine Mail geschrieben, dass ich Probleme hätte die richtige Dosierung zu finden und da war die Antwort einfach nur „Wieso Probleme, Sie nehmen einfach 30mg am Morgen. Da gibt es nichts zu finden.“ Fand ich jetzt so mittel hilfreich…