Wutanfälle richtig begleiten?

Hallo,

ich habe eine Frage zum Thema Wutanfälle.
Mein Sohn ist 9 Jahre alt und hat seit ein 2 Monaten die ADHS Diagnose. Die Häufigkeit seiner heftigen Wutanfälle ist dank der Medis stark gesunken.

Nun würde ich gerne anfangen mit Ihm zu üben auch durch Verhaltensänderungen, andere Methoden besser mit der Wut umzugehen. Das er sich nicht mehr so reinsteigert und festbeißt…
Er macht auch Ergo. Aber da ist noch nicht viel passiert. Da soll jetzt erstmal geübt werden, dass er spürt, wie die Wut kommt, wie er sich dabei fühlt, was er denkt, wann/warum die Wut kommt.

Das ist ja auch wichtig aber mir geht es eher darum, wie ich ihn in der Wut dazu bekomme sich zu beruhigen und nicht stundenlang reinzusteigern.
Als Beispiel:
Wenn er sehr lange selbst ausgedachte Legosachen (Roboter, Raumschiffe…) baut. Und nach Stundenlanger Arbeit sich herausstellt, es klappt nicht so wie er sich es vorgestellt hatte. z.B. nicht stabil genug, fällt ständig um oder auseinander… da ist Frustration und Wut ganz normal… ich sage dann oft, dass er mal eine Pause machen soll. Etwas essen, n bisschen draußen spielen. Das ihm dann später mit neuer Energie bestimmt eine Lösung für das bauliche Problem einfällt. Nein, will er nie. Er muss einfach weiterbauen.
Dann fängt er an zu schreien und auf biegen und brechen weiter an dem Lego zu bauen, bis er das Lego beim bauen oder durch Gewalt noch mehr kaputt macht.
Spätestens dann greife ich ein und nehme es ihm weg, weil er sich nur immer weiter reinsteigern würde. Dabei alles zerstört und dann Stundenlang schreit, weil es kaputt ist. Das erkläre ich ihm natürlich jedes mal. Das Lego geht jetzt in den Schrank, mit der Wut klappt es gerade nicht, du beruhigst dich und kannst später weiterbauen.
Das Wegnehmen des Wutgegenstandes (der dann meistens schon kaputt ist) sorgt aber dann dafür, dass er ewig schreit, das er weiterbauen will, dass er es reparieren will, es soll nicht kaputt sein und fertig werden.
Er macht dann völlig dicht und kann/will nicht verstehen, dass er es wiederbekommt, wenn die Wut vorbei ist und er wieder in der Lage ist ordentlich damit umzugehen.
Meistens lenke ich ihn nach dem Wutanfall aber erstmal mit etwas anderem ab, damit er wirklich wieder richtig runterkommt und nicht gleich wieder in die Wutspirale kommt. Wenn seine Akkus wieder voll sind, bekommt er es zurück und oft klappt es dann mit neuen Ideen beim fertig bauen.

So ein Wutanfall kann 2-3 Stunden dauern. Mittlerweile zum Glück nicht mehr Täglich. (während der Trotzphase hatte er sie 2-3 mal am Tag wegen allem und immer Stundenlang)
Trotzdem noch sehr herausfordernd. Vorgestern war ich super froh als er nach 40 Minuten schreien und weinen so weit war, dass er mit den Schwestern spielen konnte. Ohne diese dann zu terrorisieren.

  1. Beispiel
    Hausaufgaben. Immerhin macht er sie mit Medikation nun ohne Standard Geschrei. Fängt sogar immer öfter selbstständig an. Mathe geht oft schnell und sogar fast mit Spaß.
    Aber wenn der Tag anstrengend war, es ein neues Thema ist, viel abschreiben oder in Deutsch zu schwierig (er ist Legastheniker), dann kommt schnell der Frust. Besonders wenn er sich verschrieben hat und etwas verbessern muss. Und manchmal wird es dann auch zu viel für ihn und es Fliegen Stifte oder Zettel werden ausgerissen und zerknüllt. Wobei das immer seltener wird.
    Mein Problem?
    Ich habe einen Timer gekauft, gesagt wir machen nur 10-15 Minuten und dann Pausen…will er nicht. Dann würde er ja nie fertig.
    Wenn ich merke, er wird Wütend, sage ich: wir machen Pause!, er will aber unbedingt weitermachen.
    Selbst wenn er schon den Zettel zerknittert und zerissen hat (passiert zum Glück nur noch sehr selten)…er akzeptiert nicht, dass es in dem Zustand nicht funktioniert und nichts bringt weiterzumachen.
    Also nehme ich ihm die Hausaufgaben weg und zwinge ihn zur Pause und auch da steigert er sich oft rein. ES MUSS FERTIG WERDEN, JETZT. Und den Kaputten Zettel soll ich auch heile zaubern…

Nun also zurück zu meiner Frage.
Habt ihr das auch? Dieses reinsteigern.
Selbst wenn ich Vorschlage eine Pause zu machen. Mir den Mund fusselig rede, dass alle mal eine Pause brauchen. Man frustriert, müde oder wütend keine schwierigen Aufgaben schaffen kann… Diesen point of no return? Wo man weiß, das Kind wird jetzt einen Schreikrampf bekommen, eigentlich ist es egal was ich tue, aber ich rette mal wenigstens das Spielzeug/Schulzeug vor der Zerstörung.
Wie geht ihr damit um?

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Das kenne ich auch, bis auf die Hausaufgabe, die werden verweigert.
Leider haben wir keine Lösung dafür. Ich merke aber, dass er schneller darüber hinwegkommt, wenn man sich nicht einmischt. Irgendwas wegnehmen steigert nur die Wut.

Therapien haben auch nichts gebracht. In Theorie weiß er es, kann aber nicht umsetzen.

Hallo, ich habe zwarbein Kind das wesentlich jünger ist aber Wut ist auch ein großes Thema.

Wenn er lernen soll seine Wut zu regulieren brauchtber einen Dolmetscher für seine Gefühle. Er sieht das Lego funktioniert nicht, er ist frustriert, er war wahrscheinlich im Hypofokus und dann geht nicht. Ja da wäre ich auch wütend. Kenne das auch von mir. Das Lego wegnehmen wurde ich tatsächlich nicht. Ich würde ihn vermitteln, dass du seine Anstrengungen siehst, du ihm vielleicht auch verstehen kannst. Ich würde vorschlagen gemeinsam eine Lösung zu finden ,wie das gebaute stabil wird. Frag ihn,was er sich vorgestellt hat. Macht einen gemeinsamen Plan, erkläre warum vielleicht sein Plan nicht umsetztbar ist. Vielleicht machst du das auch alles schon,dass konnte ich leider nicht rauslesen. Also bleib bei ihm ,wenn er das zulässt.
Bei den Hausaufgaben ist es natürlich spannend, wenn du ihm Pausen einräumst und der aber so verbissen fertig werden will. Eigentlich eine tolle Eigenschaft und sehr reflektiert. Er will fertig werden. Kannst du ihm Helfen? Lässt er das zu? Dann würde ich auch hier gemeinsam durch diese Anstrengungen helfen. Hast du ihn mal gefragt,was er in den zwei Situationen braucht um " fertig" zu werden?

Da Lego nehme ich nur weg, weil er dann so wütend wird und anfängt es kaputt zu machen. Erfahrungsgemäß dauert dann alles noch viel länger, weil er dann wieder anfängt zu reparieren, um es sofort wieder rumzuschmeißen, weil reparieren in dem Zustand nicht funktioniert. Es entsteht ein Teufelskreislauf mit Spirale nach unten.
Ich gebe vorher aber meistens (wenn ich mitbekomme, was los ist) schon Tipps, Hilfestellung, wenn ich Zeit habe auch das Angebot gemeinsam weiterzubauen. Leider wird das meistens ignoriert, weil es dann so funktionieren soll, wie es sich ausgedacht hat.

Bei den Hausaufgaben…puhh…ich muss eh fast immer dabei bleiben. Und helfe auch. Aber manchmal klappt eben nicht viel. Dann sage ich schon, was wohin geschrieben werden soll und es geht trotzdem schief. Oder er hat falsch verstanden, was gemacht werden soll. Schreibt drauflos und wenn ich dann sage, halt stop, ich glaube das muss anders…dann ist er so in dem „es muss fertig, Augen zu und durch“ Modus…das er mich ignoriert oder davon erst recht wütend wird.
Beim letzten heftigen Wutanfall während der Hausaufgaben, hat er seinen Zettel zerknüllt und durch den Raum geworfen. Dann wieder geholt und versucht weiterzumachen. Was natürlich gar nicht ging. sofort wieder geknüllt-geworfen-wiedergeholt-versucht zu schreiben… Das ging mehrfach so.
Erst als der Zettel in 3 Teile gerissen war, habe ich ihm den Zettel, Ordner und Stift weggenommen und gesagt, dass nun wirklich Schluss ist. Vorher mit nur reden und Hilfe anbieten…das verdampft wirkungslos.

In so einem Moment kann man nichts ausrichten durch Reden. Es ist dann völlig gleichgültig was man sagt. Also ist nur Schadensbegrenzung möglich - kleine Geschwister oder wertvolles Geschirr in Sicherheit bringen und abwarten.

Aber wenn so etwas 2-3 Stunden dauert, kann die Medikation aber noch nicht optimal sein! Wir reden hier von 20-30 Minuten, und selbst die fühlen sich sehr lang an in solchen Situationen.

Die Wutausbrüche sind mit den Medikamenten tatsächlich kürzer und viel seltener geworden. Haben die Medikamente ja noch nicht so lange und auch schon das zweite. Und deshalb hab ich es wahrscheinlich nicht so gut auseinandergedröselt geschrieben.

Ohne Medikamente dauerten die heftigeren Wutanfälle Stunden. Und der ganze Tag war ein Minenfeld mit vielen mini Explosionen.

Tatsächlich war ich ja vorgestern sehr froh, dass der massive Wutanfall nur 30-40 Minuten gedauert hat. Hab nicht ganz genau auf die Uhr geschaut. Wobei die letzten 15-20 Minuten eher trösten und kuscheln waren.

Und ich fand es trotzdem soo anstrengend für ihn und mich. Kann mir kaum noch vorstellen, wie wir jahrelang so viel mehr aushalten konnten.

Ich bin mir jetzt nicht sicher aber ein Wutanfall, ist eigentlich vorbei wenn man Dampf abgelassen hat, der dauert soweit ich das weiß nicht ewig. Klingt für mich jetzt eher nach einem Meltdown ( Reizüberflutung, kann alles mögliche sein, sogar mit sich selbst überfordert sein in so einer Situation ), die gibt’s auch bei ADHS. Wichtig da wäre, vorher intervenieren sobald sich einer anbahnt aber bei Kindern ist das halt nicht so einfach.

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Naja, mit 9 Jahren hat man ja auch schon eine Weile Schule hinter sich. Und das wird auch kein Spaß gewesen sein.
Mit Medikation ist es besser, glaub ich sofort, aber es ist ja oft so ,dass nachdem man vorher ständig kritisiert wurde und nicht mitkam, einfach der Wutanfall schon eine Selbstsäufer aus Schutz ist…
Bevor man loslegt ist es manchmal günstig den Tag kurz mal Revue passieren zu lassen. Einfach dass er mal vorher loswird was ihn vielleicht ablenkt oder belastet oder worauf er sich freut.
Ich würde eventuell versuchen bevor man die Aufgaben beginnt, sich einen Überblick zu verschaffen. Man kann auch schon einmal drüber reden welche Aufgaben für ihn einfach sind und welche nicht.
Es wäre ja sinnvoll dass er mitteilt was er nicht versteht.
Dann hat er schon erstmal das Problem vor dem Ausraster selbst benannt. Kommunikation ist unheimlich wichtig, Kinder mit ADHS fühlen sich sowieso schon seltsam und sind recht verletzlich. Wut ist Schutz. Kein Junge riskiert es vor der Klasse zu heulen. Und wenn dann zu Hause wieder korrigiert wird, ist das einfach unerträglich …

Wut ist grundsätzlich schwierig, weil die Kids damit ja auch irgendwie durchkommen und es schaffen alles andere „niederzubrüllen“. Als Lehrkraft hat man Wenig Möglichkeiten. Strafen oder die Eltern bitten etwas zu unternehmen, wobei ersteres das Problem noch verstärkt.

Ergo ist super, das dauert allerdings. Ich finde dass ist neben der Medikation bei Kindern das wichtigste.
Habt ihr ein Rezept für sensomotorisch-Perzeptiv oder psychisch-funktionell? Letzteres wird von Kinderärzten irgendwie immer ignoriert oder sie haben keine Ahnung…
Allerdings sind Stress und Schulangst bei ADHS immer Thema ,wenn man z.B. erst in der 3. Klasse zum behandeln kommt. Also ist psych-funkt schon begründet. Das wären immer 60Min statt 45min. Die kann man brauchen, um mehr Wechsel zwischen Bewegung und Sitzen zu haben, oder mal mit der Mutter zusammenarbeiten.
Auch Entspannung für Kinder kann gut tun. Gern mit Gewichtsdecke o.ä. Danach ist es oft leichter für die Kids sich selbst zu spüren und dann bewusster in der aktuellen Situation zu bleiben.
Aber da muss auch der Therapeut schon ne sehr gute Beziehung haben. Bis sich misstrauische Bomben der nächsten fremden Fachperson anvertrauen oder sie sich auf Entspannung einlassen können muss man sich schon als würdig erweisen :sweat_smile::smiling_face:

Ich hatte einen ähnlichen Fall: Dritte Klasse, lese-Rechtschreib-Schwäche, bei Hausaufgaben nicht nur wütend sondern richtig aggressiv gegen beide Eltern…
Die Lehrkraft war auch richtig mies. Nicht nur die Hausaufgaben ALLE immer nachholen, sondern auch noch zusätzliche Strafarbeiten. Der Junge hat kein Ende mehr gesehen.
Der ist hochgegangen bei einem Blatt Papier vor ihm, schon bevor man die Aufgabe nennen konnte.

Wir kamen raus indem wir erstmal gar keinen Schulkram gemacht haben… Selbstwert aufbauen, Handwerk für die Frustrationstoleranz, Entspannung und klar auch Auspowern… Verlieren musste er lernen beim Boxball und weil es super Spaß macht hat er sich zusammengerissen und wurde besser.
Man braucht das Vertrauen. Ich musste immer versprechen niemandem zu erzählen dass er verloren hat. Wenn man sich an sowas hält kommen auch die heiklen Themen.

Und naja euer Legobeispiel ist auch wirklich klassisch. Ich hab zu Weihnachten Captain Rex vom Star Wars bekommen von Lego. Ich hab auch fast geheult und war gestresst weil ich irgendwann keine Lust mehr hatte aber es noch am selben Abend fertig werden musste.
Solang es nur Lego ist, kann man ja auch einfach drüber lachen. Das ist schon bisschen doof sich deswegen so fertig zu machen. Und auch Kindern wird das bewusst.
Wenn man drüber lacht hat man manchmal die Chance die Wut zu durchbrechen, einfach weil die Reaktion anders ist als sonst…
Aber man muss es auch wirklich so meinen. Die sehen den ganzen Tag unauthentisches Verhalten ihnen gegenüber.
Grundsätzlich muss man Kindern ja definitiv nicht alles erzählen, aber Emotionen und Stimmung muss man ehrlich teilen, wenn man das auch vom Kind erwartet, man ist selbst immer Anschauungsmaterial und Testperson für soziales.

Ach ja, die fehlen mir schon sehr. Das sind schon besondere Kinder mit ganz großem Herz.

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Wie habt ihr das gegenüber der Schule begründet? Oder gar nicht? Da kommen doch permanent Notizen, Briefe rein, wenn man regelmäßig Hausaufgaben nicht macht.

Naja, wenn das Thema emotionale Ausnahmezustände sind, kommen die ja nicht, weil das so Spaß macht.

Wut ist in der Regel, wenn sie ungerechtfertigt ist, auch keine Wut, sondern Enttäuschung, Angst vor Versagen, fehlende Kommunikationsfähigkeit um sich auszudrücken u.v.m
Man muss ja erstmal soweit kommen, dass ein Kind sich öffnet und mitteilt was los ist.
Das ist nicht, weil man in Deutsch ne schlechte Note hat, sondern weil z.B die Integration in die Gruppe nicht klappt und man sich doch irgendwo Freunde wünscht. (Das ist bei Kindern mit ADHS leider meistens mit dabei) womöglich möchte man auch die Eltern nicht enttäuschen.
Warum auch immer, es ist eben eine „kindgemachte“ Lösung um dem Moment des eigenen Scheiterns, oder Ungerechtigkeit , oder der genervten/enttäuschten Reaktion der Bezugsperson zu entgehen.

Es ist nichts Böses, nur das was sich das Hirn von Kindern in jungen Jahren eben im Rahmen der eigenen Fähigkeiten, ausdenken kann.

Für die Schule sinnvoll wäre es wenn der Ergo den Austausch mit der Lehrkraft sucht.
Es gibt auch die Möglichkeit n bestimmten Fächern mal für ein Jahr die Benotung sein zu lassen um den Druck zu mindern und von dem Thema wegzukommen zu Hause.
Oder man kann sich, mit dem Kind gemeinsam, überlegen ob man ein Jahr wiederholt. Das ist besser als die ganze Laufbahn ab der dritten Klasse zu versauen.
Wenn die Last leichter wird ist Zeit die Basis nachzubessern.
Für manche Eltern klingt das schlimm die Schule mal hinten anzustellen, aber es ist einfach wurscht. Wichtiger ist doch eine positive und stärkende Bindung zu Mama als der Übertritt ins Gymnasium.
Also natürlich muss man das was geht weiter machen, als komplett Befreiung soll’s nicht gelten :joy:

Edit: oh Mann, behaltet jetzt die Tipp-und Kommafehler… ich war eigentlich Wäsche aufhängen gerade :sweat_smile:

Freu dich dich doch über alle diese Fortschritte, die schon eingetreten sind .

Du bist present und bleibst am Ball lässt ihn nicht allein was ja auch sehr wichtig ist und Sicherheit gibt.

Ich würde eher es erstmal so als ersten Erfolg annehmen und schauen wie es sich weiterentwickelt und nicht gleich noch mehr optimieren zu wollen .
Man muss sein „neues ich“ Unter Medikation auch erstmal kennenlernen.

Schauen und benennen und gemeinsam mit deinem Sohn drüber freuen was sich in kurzer Zeit schon alles verändert hat. :muscle:

Vielleicht ein kleiner Verstärker wenn es so bleibt bzw besser wird das er dann was besonders von Lego bekommt ???

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Das klingt aber eben schon viel viel besser als 2-3 Stunden!! Bei uns ist die Dauer des Wutgeschreis sowie die Frequenz in der es auftritt, im Zuge der Medikation ohne weiteres Zutun viel geringer geworden. Ich schließe mich da Falschparker an.
Unterm Schnitt machst Du alles richtig:

  1. Du bist und bleibst wertschätzend, obwohl Dein Kind ausrastet. Das ist sooo wichtig für sein Selbstwertgefühl!!! Niemand ist im Nachhinein Stolz darauf, wenn er völlig die Kontrolle über seine Emotionen verliert. Da kommen schnell Schuld und Schamgefühle auf.
  2. Du begrenzt sachliche Schaden.
  3. Du bist da, um ihn zu trösten.

Es ist wahhhhhnsinnig schwer, das auszuhalten!!! Da ruhig und wertschätzend zu bleiben, wenn sich das Gekreische wie eine Kreissäge durch die eigenen Hirnwindungen fräst, ist eine unglaubliche Leistung!!!

Du verdienst einen Orden und eine dicke Umarmung :heart:!!!

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Ich schließe mich den Vorrednern an…
Bei uns hilft bei dieser Frustwut oft: fest in den Arm nehmen, sich gegenseitig richtig drücken, gemeinsam tief atmen und dadurch wieder „erden“. Dann kann man zusammen überlegen, wie es weiter gehen soll. Inszwischen fordert sie es teilweise selber ein…

Wut ist auch bei uns ein großes Thema, vor allem beim 5-Jährigen. Aber auch der 9-Jährige rastet regelmäßig aus.
Ich hatte das Gefühl, dass es minimal besser wurde, nachdem wir Wut und wie man darauf reagieren kann, oft thematisiert haben durch verschiedene Bücher (z.B. Ungeheuer Wütend).

Beim Jüngeren hat uns ein Punkteplan unerwartet gut geholfen. Zu der Zeit hatte er jeden Tag morgens und abends starke Wutanfälle, nach dem Aufstehen, weil er noch weiterschlafen wollte, und beim Richten im Bad abends, weil er noch wach bleiben wollte. Wir hatten mit ihm besprochen, dass er einen Punkt bekommt, wenn es „gut klappt“ und er friedlich mitarbeitet. Es war ihm so wichtig, seine Punkte zu bekommen, um für eine spätere Belohnung zu sammeln, dass es meistens gut funktioniert hat. Er hat am Anfang schon dann einen Punkt bekommen, wenn er sich Mühe gegeben hat und auch als er sein Ziel erreicht hatte, blieb es in den vorher schwierigen Situationen wesentlich besser als zuvor. Das hilft natürlich nicht in den vielen Situationen, in denen ihn spontan die Wut packt, aber immerhin sind die für uns anstrengendsten Tagespunkte mit ihm entspannter. Vielleicht wäre das bei euch einen Versuch wert beim Legospielen, wo euer Sohn ja selbst bestimmen kann. Also dass er einen Punkt bekommt, wenn er spürt, dass er wütend wird und dann eine Pause einlegt.

Bei den Hausaufgaben hat bei uns beim Größeren geholfen, dass mit den Lehrerinnen abgesprochen ist, dass er nur eine bestimmte Zeit an den Hausaufgaben arbeiten muss. 30 Minuten Mathe, 30 Minuten Deutsch, dazwischen x Minuten Pause. So die Theorie (ganz so unkompliziert funktioniert es dann doch nicht :slight_smile:). Wenn nicht alles geschafft wird und es unserem Sohn wichtig ist, schreibe ich eine Notiz ins Heft, dass er konzentriert 30 min gearbeitet hat. Vielleicht wäre eine solche Absprache mit den Lehrern auch für deinen Sohn hilfreich? Falls sie nicht so kompromissbereit sind, könnte das im Rahmen eines Nachteilsausgleichs wegen der ADHS eingefordert werden, soweit ich weiß.

Meditation und Atmen wäre sonst noch eine Idee, um mit Wut umzugehen zu lernen. Hat bei uns zwar bisher nicht geklappt, aber da bin ich auch nicht konsequent drangeblieben.

Meltdown ist ein gutes Stichwort.
Weil uns die Dauer, Intensität und Häufigkeit seiner Wutanfälle schon lange sehr beschäftigt hat. Eine ganze Weile bevor ADHS ein Thema wurde, kam von Bekannten schon die Vermutung das es Meltdowns sein könnten und das dies dann auf ASS hindeutet. Dies wurde aber erstmal nicht von der Psychologin ernst genommen. Dazu ist er zu angepasst. Selbst seine Wut und andere Besonderheiten lässt er fast nur Zuhause raus. In der Schule und Anderswo ist er nur langsam, schüchtern, leise, unauffällig.
Höre/lese hier nun das erste Mal, dass Meltdowns auch bei ADHS auftreten.

Zusätzlich sei gesagt, dass bei uns auch HB in der Familie vorhanden ist und auch mein Sohn in allen Bereichen außer Arbeitsgedächtnis (100) und Verarbeitungsgeschwindigkeit (78) sehr hoch getestet wurde. Haben bis zur Einschulung gedacht, es wären einfach krasse Probleme (besonders die Wut) wegen der vermuteten HB und Hochsensibilität.

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Danke für eure ganzen Antworten. Hatte am WE viel um die Ohren und keine Zeit zu Antworten. Aber danke, ich werde mir mal die Tipps durch den Kopf gehen lassen. Vor allem mal mit der Lehrerin reden, ob wir auch eine feste Zeit vereinbaren können. Damit es Nachmittags nicht zu lange dauert. Wobei das durch die Medis auch schon viel besser geworden ist.

Wenn ich merken würde, dass ich eigentlich viel kann aber irgendwas in mir selbst, mich daran hindert das zu nutzen, man auch noch eine geringe Frusttoleranz hat, ständig zu viel Reizen (kann alles mögliche sein, auch die eigenen Emotionen) ausgesetzt wäre, die man vielleicht nicht richtig wahr nimmt/ erkennt. Wäre ich auch ganz schön überfordert und würde immer wieder, Stundenlang ausrasten. Kann man alles mit ADHS Spektrum+HB erklären.

Nur so ein Gedanke, ist natürlich nur Spekulation. Bitte mit Vorsicht genießen.

Hallo @Naira :grinning:
Wow einer der besten Beiträge die ich seit langem gelesen habe, wirklich sehr schön geschrieben. :+1:
:heart:

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Ich sage ja schon lange, schafft endlich die Scheiss Hausaufgaben ab die Eltern dazu bringen ihre Kinder zu verprügeln, und bei Kindern für den Rest ihres Lebens nichts als Frust oder sogar Hass auf die Schule hinterlässt.
Und genauso dieser ganze Scheiss Noten Stress, und wenn man dann vielleicht noch Akademiker Eltern hat die es einfach nicht hinnehmen können wenn ihr eigenes Kind:er halt später vielleicht Brötchen in einer Bäckerei verkaufen, oder einen Handwerksberuf wie Sanitär oder Schreiner lernt, als sei das nicht gut genug für manche Herrschaften, dabei brauchen auch diese Leute mal einen Sanitär der ihnen ihre WC Schüssel ersetzt, oder einen Fensterschreiner der ihnen neue Fenster einsetzen kann.

Naja, ganz abschaffen wäre auch ungünstig… dann wäre der Übertritt ins Arbeitsleben wohl ne Katastrophe für alle :sweat_smile:
Ich fände ein Gesamtschule-Konzept bis zu 7. oder so ganz gut. Und natürlich ausreichend, gut geschultes pädagogisches Personal… aber da sind wir in Deutschland ja schon länger nicht mehr ganz am Start…

Ich mochte die Förderschule sehr. Die SVE kann richtig was bewirken, aber auch nur mit passendem Personal.
Ich hatte dort viele Kinder in Behandlung. Hab sie dort aus der Klasse geholt direkt und wieder abgeliefert.
Das war für viele schon ein Privileg die Ergo und so konnten die Kids, die am schlechtesten lange sitzen, einfach mal raus aus der großen Klasse und hatten jemanden für sich allein…
Das war für viele Eltern wichtig, vor allem wenn die nicht so viel Geld und eben kein Auto hatten.
Und für mich der perfekte Kontakt zur Lehrkraft.

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