Zerrissenheit

Ich kenne das Gefühl auch, @AlphaCentauri. Ist mir aber so richtig erst durch Deinen Beitrag klargeworden :slight_smile: Ich finde die Idee, Wohnung und Arbeitsplatz zusammenzulegen auch immer attraktiver.

Da es Dir auch bei Dir oft in Verbindung mit einer neuen Lebenssituation (Umzug, Jobwechsel…) auffällt: Kann es vielleicht einfach sein, dass es mit dem Reizfilterproblem zusammenhängt?

Sehr gut schildert das Lachenmeier m.E. in dem von @Overthesky verlinkten Beitrag zu „ADHS und Beruf“ oder aber hier anzuschauen mit ähnlicher thematischer Ausrichtung:
<LINK_TEXT text=„https://adhs20plus.ch/media/filer_publi … er2015.pdf“>https://adhs20plus.ch/media/filer_public/b8/36/b8369727-f071-4865-8b4b-245237dcda92/adhsjoblachenmeier2015.pdf</LINK_TEXT>

Die für mich wichtigste Skizze habe ich mal angehängt. Es geht darum, dass neurotypisch viele dieser ganzen sich (jeweils!) zu einem Besen auffächernden Gedankenbäume durch ausreichende Botenstoffe wieder zu einem einzelnen Strang zurechtpriorisiert werden. Bei „uns“ fächern die sich hingegen munter weiter auf.

Auch weil Du schreibst, in Phasen, in denen das Haus ordentlich ist, geht es leichter zu ertragen: Wahrscheinlich verzweigt sich im gedanklichen Arbeitsspeicher jede unerledigte Aufgabe (Wäsche muss noch vom Ständer, Altpapier könnte auch mal wieder weg…) und jedes „Ist das Bügeleisen echt raus?“ munter vor sich hin. Und wenn man gedanklich parallel „den Raum halten muss“ für dieses Hintergrundrauschen und den beruflichen Alltag, dann ist das eben noch anstrengender, wenn sich dieser Raum/Aktionsradius über diverse Kilometer erstreckt. Ist eigentlich auch logisch. Man kann ja nicht mal eben zurück und nach dem Stecker gucken… und v.a. nimmt man auf dem Weg von A nach B zusätzlich noch 137 weitere Gedankenbäume auf. (Bzw. vielleicht etwas weniger, wenn das Auto zumindest nah bei der Autobahn ist…, passt auch.)

Und was Lachenmeier in (in der Präsentation) als Coping-Strategie schildert, ist vielleicht Deine Auto-Technik: So eine Art „Enklave“ oder Strukturbahnung durch künstliche Begrenzung. Ein Raumschiff, das Dich unterwegs von Reizen abschirmt… Wenn das stimmt als Theorie, lässt die Zerrissenheit mit Gewöhnung an die neuen Reizen von selbst (etwas) nach.

Seine Sichtweise finde ich ohnehin extrem konstruktiv. Sie zeigt auf, wie sich das alles zu etwas Positivem wenden lässt, aber nicht von selbst.