Ich bin irgendwie zu anspruchsvoll, um mich auf eine Therapie einzulassen. Kennt das noch wer?
Hier in der Gegend gibt es genau drei Therapeuten für Erwachsene. Wenn ich weitere Fahrten in Kauf nehme, natürlich auch ein paar mehr, aber auch nicht viele.
Ich recherchiere die Personen natürlich. Und was soll ich sagen… Keiner dieser Personen möchte ich mein Innenleben anvertrauen. Die Therapeuten geben Dinge in ihrer Weiterbildung und Einstellung an, bei denen ich mir die Haare raufen muss.
Die Einen legen Hände auf und sprechen von Energie-Meridian-keine-Ahnung was… Die Anderen geben irgendwelche angeblichen Ergebnisse von „Studien“ an, die eher einer Beleidigung von wissenschaftlichem Arbeiten gleichkommen… Wieder Andere scheinen halb so alt wie ich und noch sehr unerfahren zu sein… Und es gibt anscheinend welche, die Psychologie mit Wellness verwechseln… Es muss verdammt viele Scharlatane geben, die viel Geld mit solchen „Weiterbildungsangeboten“ für Psychotherapeuten verdienen.
Wenn das anderen Menschen hilft, ist es ja auch gut. Aber mein Gehirn bekommt Krämpfe bei so Sachen. Und ich werde sogar aggressiv, wenn andere Menschen solche unseriösen Methoden auf meine Psyche anwenden wollen.
Vielleicht habe ich auch durch dreißig Jahre Falschbehandlung kein Vertrauen mehr, wenn ich mir nicht ganz sicher bin, dass jemand professionell mit meiner ADHS und Traumafolgestörung umgeht.
Ich überlege, ob ich wirklich eine Therapie brauche.
Gerne würde ich meine Geschichte erzählen. Vielleicht schreibe ich sie auf.
Selbstedukation kann ich ohne Therapie betreiben. Ich lese Studien und Literatur und schaue mir Vorträge an, höre Podcasts.
Die Strategien anderer ADHSler sind sicher hilfreich. Dafür sind Communities sicher gut geeignet.
An sich wäre es schon gut, eine gut ausgebildete Fachkraft würde von außen auf meine Copingstrategien, Schutzreflexe usw. schauen. Aber dafür müsste sie halt vernünftig ausgebildet zu ADHS sein und am besten auch noch erfahren. So Therapeuten scheint es hier nicht zu geben.
Ich lese immer wieder, nur Medikamente ohne Psychotherapie seien nicht gut. Ist das wirklich so? Kann es nicht sein, dass man selber mit Lernen und Selbstbeobachtung, Selbstreflexion und Austausch mit Anderen genauso gut vorankommt? Oder sogar besser, als wenn man zu Therapeuten geht, die mir dann Waldbaden, auf meine Stimme hören und Symbolinterpretation empfehlen?
Ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu abwertend für Menschen, denen das etwas bringt. Also ich meine, es gibt ja auch Menschen, denen Religion und Glauben etwas bringt. Für mich ist das halt gar nichts.