Hey @Evimon
Es tut mir wirklich leid, dass du diese Situation durchmachen musst und dass sie dich so belastet. Ich kann gut nachvollziehen, wie es dir gerade geht.
Ich möchte dir kurz einen Gedanken mit auf den Weg geben: Bei ADHS gibt es diese besondere Sensibilität für Ablehnung (Rejection Sensitivity) die sich aus den vielen Verletzungen über Jahre hinweg entwickeln kann – oft aufgrund unserer Andersartigkeit. Diese Sensibilität führt dazu, dass wir bei der kleinsten Abweichung viel stärker reagieren und urteilen, als es vielleicht nach einer Nacht drüber schlafen oder aus der Perspektive eines Außenstehenden der Fall wäre.
Was ich damit sagen möchte: Es gibt immer zwei Seiten in einer solchen Situation. Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass eine Kollegin oder ein Chef oder eine Buchhalterin dich so behandelt, unabhängig von ihrer oder seiner Verantwortung. Aber ich möchte dir raten, hier vorsichtig und mit Bedacht vorzugehen. Überlege dir genau, welche Strategie du verfolgen möchtest. Hol dir Unterstützung – vielleicht von Verbündeten im Team, oder, falls du einen Schwerbehindertenstatus hast, nutze die Schwerbehindertenvertretung. Geh zum Betriebsrat, zur Gewerkschaft, oder initiiere ein Gespräch, in dem du erklärst, wie sehr dich diese Situation krank macht. Nicht, weil du bereits krank warst, sondern weil die Situation selbst krankmachend ist. Das könnte ein wichtiger Warnschuss sein.
Ich bin mir sicher, dass ein durchdachtes und strukturiertes Vorgehen, bei dem du diese Themen sichtbar machst, dazu beitragen wird, die Situation zu deeskalieren – und im besten Fall sogar Verständnis zu wecken. Viele Unternehmen bieten in HR Abteilungen Zusatzqualifikationen wie Mediation an, um Konflikte zu lösen. Vielleicht gibt es bei euch auch jemanden, der als Vermittler auftritt und beide Seiten zusammenbringen könnte?
Ich finde es sehr mutig von dir, dass du die Dinge ansprichst, die dich verletzen und die dich in deiner Arbeit behindern. Es ist mir wichtig, beide Perspektiven zu berücksichtigen, da du ja selbst beschreibst, dass dir der Job schon etwas bedeutet, du die Kollegen magst und du nicht einfach so weggehen willst. Es gibt definitiv noch Wege, die du gehen kannst, um die Situation zu entschärfen.
Ich drücke dir ganz fest die Daumen. Ein wertschätzendes und freundliches Arbeitsumfeld ist für unser menschliches Wohlbefinden extrem wichtig – und mit ADHS ist das noch so viel mehr der Fall.