Zweitmeinung nach erfolgloser Erstdiagnostik

Hallo,
mit meinem Psychiater komme ich leider nicht weiter. Er hat mich an Kollegen verwiesen, die sich besser mit ADHS auskennen würden. Witzig in dem Zusammenhang ist nur, dass er „ADHS“ auf seiner Homepage stehen hat. Naja, das muss ich jetzt abhaken.
Ich habe auch schon einen Termin aber nun wollte ich in die Runde fragen, wer auch mit dem ersten Psychiater keinen Erfolg hatte und warum und welche Tips ihr habt.
Eigentlich würde ich gerne nochmal bei Null anfangen weil ich wenig Wert auf die Einschätzung des ersten Psychiaters lege der für mich offenkundlich wenig Ahnung von ADHS hat. Aber geht das überhaupt? Fordert der zweite Psychiater nicht alle Infos des ersten an?

Also der zweite Psychiater wird die Unterlagen und Arztbriefe nur anfordern, wenn er keine Ahnung hat was mit Dir eigentlich los ist, zumindest war das bei mir so.
Normalerweise wird der erstmal unvoreingenommen versuchen rauszufinden was mir Dir los ist. Wenn er davor schon Arztbriefe liest, könnte ihn das ja beeinflussen und es muss ja überhaupt nicht sein, dass die vorherigen Fachleute richtig gelegen haben.
Zudem musst Du natürlich erstmal was unterschreiben, damit er die Unterlagen von deinem Hausarzt etc. anfordern kann.

Gut dass Du bereits einen Termin hast. Das ist dann für eine ADHS Diagnostik denke ich mal?

Ich denke je weniger Ahnung und Erfahrung ein Arzt bzgl. ADHS und Stimulanzien hat, desto vorsichtiger sind sie mit Stimulanzien verschreiben, gerade wenn jemand quasi Selbstmedikation betreibt.
Ich habe damit aber selber keine Erfahrung.

Hast Du denn schon mal den Screenigtest auf adxs.org gemacht? Also nicht dass Du für den Arzt das als Beweis vorzeigen sollst, aber es könnte Dir selber mehr Sicherheit geben.

Es ist ja jetzt noch gut Zeit bis September(?) da kannst Du ja anfangen zu sammeln, was bei Dir so an Symptomen da ist. Also von denen Du weißt. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass man über die Zeit immer mehr sieht und versteht was man alles für Symptome hat.

Vllt gibt’s ja auch die Möglichkeit, dass Du mal mit Dir nahestehenden Personen, Partnerin oder vllt sogar einem Elternteil, mal einen Fragebogen (vllt auch der auf adxs org oder auch einer bzgl Kindheit) durchgehst und mal von außen draufschauen lässt wie andere das bei Dir einschätzen. Ob das alle Eltern selbst so gut einschätzen können, muss sich zeigen, weil die ja selber auch ADHS haben könnten.

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Hallo , ja hier ich. Ich hatte bei dem ersten Psychiater einen Griff ins Klo gemacht. 3 Fragebögen, ein EEG (das dann unter einem andern Patienten abgespeichert wurde und dann nicht mehr gefunden wurde) und 15 minuten Interview mit sage und schreibe 2 Fragen. Ergebnis: könnte sein, aber für eine gefestigte Diagnose reicht es nicht.
Hab dann zum Glück eine Psychiaterin gefunden,die etwas mehr Ahnung hat.
Für die zweite Diagnostik bzw für das Erstgespräch hatte ich Symptom- Tagebuch geschrieben. Bzw alles was mir einfiel zum Thema Adhs…im Alltag, in meiner Kindheit , Macken ,Ecken und Kanten.
Ich hatte allerdings nicht erwähnt, dass ich bereits einen Versuch schon hatte.
Es war dann doch sehr eindeutig. Und fühle mich jetzt gut betreut.

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Warum legst du da wenig Wert drauf? Hauptsache, er schreibt du hast ADHS. Außer wenn du selbst unsicher bist natürlich.

Deshalb…

@DivergentThinker 2 Fragen an dich:
Wieso erwähnst du den September, bis dahin habe er noch Zeit, und
Kannst du mit Marihuana besser denken? Ich hatte immer das Gegenteil erlebt. Völlig abgeschweift.

Anderer Thread vllt war’s auch Oktober…

Für mich kein Marihuana

Danke für die Info.
Ja, das ist dann eine ADHS Diagnostik.
Die Vorsicht kann ich verstehen und wenn ich die Zusage für eine medikamentöse Behandlung hätte dann hätte ich kein Problem damit, eine Abstinenzzeit einzuhalten.
Ich habe diverse Screeing Tests gemacht, die alle recht eindeutig ausfielen. Der alte Psychiater hat aber nichts dergleichen abgefragt, sondern war überzeugt, dass ich eine langanhaltende Depression habe → Dysthymie.
Unsicher bin ich trotzdem weil ich ja auch ziemlich gut Bescheid weiß über ADHS und ja vielleicht unbewusst falsch ankreuze.
Andererseits kann ich mir schlecht vorstellen, dass ich bereits als Kind einfach nur suchtkrank war oder unter eine Depression litt, wie es der Psychiater offenbar glaubt. Ich war eigentlich immer relativ normal und niemand würde mich als Depri wahrnehmen. Aber ich habe als Kind schon krass Zucker gebincht (viel extremer als alle die ich gefragt habe) und früh mit Alkohol angefangen.
Meine Eltern waren zwar getrennt aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich wegen irgendwas traumatisiert gewesen wäre.

Ist ne gute Idee, dass ich das jetzt noch ein bisschen aufarbeite. Ich krieg das im Kopf eh nicht gut sortiert und muss das immer eher schriftlich mit mir aushandeln.
Meine Mutter ist da leider keine Hilfe, die hat bei mir keine Anzeichen gesehen, ich wäre nur etwas lebhaft gewesen meinte sie.
So ein Schulwechsel wegen schlechtem Benehmen (1. Klasse) machte sie da offenbar auch nicht misstrauisch. Meine Mutter war Lehrerin und ich vermute mal, dass sie das nicht verkraften konnte, dass ihr eigenes Kind auch eins von den furchtbar nervigen ADHS-kindern sein sollte.
Zum Glück habe ich das mit so acht Jahren relativ gut in den Griff gekriegt und bin nicht mehr im Unterricht vom Stuhl gefallen und habe den Unterricht gestört. Ich habe wohl auch gelernt, heimlicher zu zeichnen, so dass die Lehrer mir nicht ständig auf den Wecker gehen.
Also von da an gut unterm Radar gefahren.
Aber meine Frau kann ich mal fragen. Die fand zwar auch nicht, dass ich ADHS habe aber ich bin halt vordergründig sehr ruhig und introvertiert, was allgemein nicht so mit ADHS verbunden wird.

Und hat der zweite Psychiater das gelesen?
Ich habe auch schon viel aufgeschrieben aber bisher eher um meine Gedanken selbst zu organisieren.

Natürlich habe ich eine starke Meinung/Vermutung davon, was mit mir los ist aber ein Stück weit muss ich diese Kontrolle immer abgeben wenn ich zu jedwedem Arzt gehe, denn die sind die Profis, die die Diagnosen machen und nicht man selber . Von daher kann ich mir nicht ganz sicher sein. Und es kann ja auch sein, dass ich mich selber manipuliere. Ich bin relativ klug und könnte jeden Fragebogen so ausfüllen, dass ich eine hohe Punktzahl für ADHS kriege.
Ich mein, ich würde mich gerne selbst diagnostizieren und mir Ritalin verschreiben, einfach um es auszuprobieren. Ich verstehe den ganzen Missbrauchsverdachtsmist nicht so ganz. Wenn es mir hilft mit dem Großteil meiner Probleme dann ist es letztendlich doch egal, ob ich ADHS habe oder nicht. Ist auch egal, ob ich davon süchtig würde weil ich das ja eh schon nach anderen Dingen bin. Entweder es hilft oder halt nicht.
Aber was bleibt mir übrig als artig das alberne Spiel mit zu spielen und mich brav der professionellen Durchleuchtung zu unterziehen?

Ich hatte es vorgelesen. War auch nur in ein Notizbuch gekritzelt. War für mich eine Gedankenstütze. Sicherlich könnte man das auch irgendwie geordnet, hübsch aufschreiben und abgeben.

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Hallo Lieber @Traumfresserchen , bei mir war es so das bei meiner Psychiaterin unter vielem anderen ebenfalls Adhs auf ihrer Homepage aufgeführt war, dass sie dann allerdings auf meine Frage hin sagte das sie aber nicht spezialisiert auf Adhs sei und sie mich deshalb zur Abklärung/Testung an eine Psychologin überweisen würde die auf Adhs spezialisiert sei.
Jedenfalls ging ich dann abwechslungsweise zu beiden, die Psychologin machte die Adhs Abklärung mit mir, ausserdem ging ich zur Psychiaterin und erzählte ihr wie es voran ging und was mit der Psychologin lief.
Die Psychologin führte dann mit mir auch eine Therapie durch und die Psychiaterin verschrieb mir die Medikamente, weil Psychologen:innen das ja nicht dürfen, von daher ging das gut so, war total okay.

Die Diagnose ist wichtig weil Du halt dann normalerweise nie mehr Probleme damit hast das irgendjemand Dich und Deine Diagnose „anzweifeln“ kann oder darf, und Du ausserdem aufgrund Deiner Diagnose auch jederzeit Adhs Medikamente verlangen darfst, sagen wir mal Du müsstest in einen längeren Spital Aufenthalt oder sowas, auch die Krankenkasse kann sich dann normalerweise nicht quer stellen und muss Dir die Adhs Medikamente bezahlen.
Ausserdem hast Du dann das Recht Dein Adhs psychologisch behandeln zu lassen, also Dich therapieren zu lassen, was jetzt zum Beispiel meiner persönlichen Sicht nach auch noch wichtig ist.

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Das geht mir genauso. Völlig abgeschweift und die ‚innere Unruhe‘ wurde oft viel schlimmer. Kenne allerdings auch einen diagnostizierten ADHSler der hat vor seiner Führerscheinprüfung (und vor jeder Fahrstunde) ein fettes Köpfchen geraucht.

Ich würde wahrscheinlich heute noch vergessen wie das mit dem Schalten funktioniert wenn ich vor dem Fahren kiffen würde :slight_smile:

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So ganz verstehe ich diesen Diagnose Hickhack auch nicht. Bei mir ist es so, dass mich geringe Dosen Amphetamin sehr ausgeglichen machen. Exzessiven Konsum habe ich nie betrieben und mir auch nie was selbst gekauft, da ich nicht abhängig werden möchte…

Legal kriege ich das Zeug aber nur wenn ich einen Arzt/Psychologen überzeuge, dass ich schon in der Grundschule dieselben Probleme hatte → sonst keine Therapie.

Bei den Diagnosebögen (WURS usw.) habe ich das Gefühl, ein erheblicher Teil der Fragen zielt auf Hyperaktivität und Impulsivität ab. Fällt man damit als überwiegend unaufmerksamer Typ nicht sehr leicht durchs Raster? Und alle Fragen beginnen mit „Im Alter von 8-10 Jahren“. Davon weiß ich leider nüscht mehr bzw. kann oft nicht sagen ob ich zu dem Zeitpunkt 10 oder 12 war.

Meine Mutter ist auch keine große Hilfe. Sie kann sich nicht mal erinnern, dass ich mit 13 Jahren eine Hausdurchsuchung der Polizei hatte wegen Sachbeschädigung und Diebstahl (dazu habe ich aber noch Unterlagen). Sie sagt ich wäre immer ein pflegeleichtes und fröhliches Kind gewesen. Das hab ich leider ganz anders in Erinnerung. Zumindest das ‚fröhlich‘… na ja.

Wünsche uns beiden viel Erfolg bei der Diagnose, und wenn ich sie kriegen sollte schaue ich ob die Medikamente helfen, ohne schlechtes Gewissen :slight_smile:

Gruß

Ich hab gerad gedacht, das ist irgendwie so als würde man einem Schmerzpatienten sagen: „Es gibt ein tolles Medikament gegen ihre Schmerzen, wir könnten mal probieren ob es wirkt. Leider kann ich es ihnen nur verschreiben wenn sie beweisen können, dass sie schon als Kind diese Schmerzen hatten“ :smiley:

na ja, vielleicht macht es auch Sinn, k.A. aber ich verstehe es nicht.

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Hallo Lieber @sims , warum das so ist das Adhs Symptome seit der Kindheit vorliegen müssen ist halt weil das nach ICD erforderlich ist, ansonsten könnte es sich um Störungen oder Erkrankungen mit ähnlichen Symtomen handeln wie z.B. Depressionen, Borderline oder Bipolare Störung, soviel ich weiss gibt es auch da gewisse Symptome wie bei Adhs.
Aber auch durch eine Suchterkrankung können sich psychische Störungen entwickeln wo Ähnlichkeiten aufweisen können, andererseits gilt die Suchterkrankung häufig als Zusatz oder Begleit Erkrankung bei Adhs, wie auch Depressionen.
Wegen der Nachweisbarkeit seit der Kindheit hängt das meines Wissens auch damit zusammen weil man heute weiss das Adhs weiter vererbt wird.

Hallo @AbrissBirne (cooler Name übrigens :smiley:) und danke für die Antwort.

Den Grundgedanken kann ich schon nachvollziehen. Aber gerade bei ADHS ohne Hyperaktivität sagt man doch, es fällt in der Kindheit oft nicht auf. Da finde ich es schwierig sich so auf das Grundschulalter zu fixieren. Hier im Forum liest man, dass manche Ärzte die Diagnose verweigern wenn nicht sämtliche Grundschulzeugnisse eindeutige Hinweise auf ADHS liefern.

Gleichzeitig darf jeder Hausarzt Opiate/Opioide nach Lust und Laune verschreiben. Meine Mutter bekam bei einem Bandscheibenvorfall z.B. Tilidin vom Hausarzt mit dem Hinweis „nehmen Sie 6 Stück davon am Tag“. Über Monate. Sie hat versucht so wenig wie möglich zu nehmen, sonst wäre sie vermutlich abhängig geworden.

So ganz passt das für mich nicht, dass man dann wegen Cannabis(bis vor kurzem) und Stimulanzien so ein riesen Trara macht.

Gruß

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@sims ich verstehe Deine Einwände, die Bedingungen wie Adhs diagnostiziert werden sind ja nicht auf meinem Mist gewachsen. :wink:
Ich glaube halt das sich einige Psychiater:innen, oder vielleicht allgemein viele Ärzte: innen halt leider immer noch schwer mit Adhs tun, weil von wegen „Mode Krankheit“ und solchen lange überholten Vorurteilen, denke das dass leider immer noch ein sehr grosses Problem ist wenn es darum geht eine Adhs Diagnose bekommen zu können.
Wegen dem „Trara“ wegen der Drogensucht, falls Du damit auf meine Reaktion in einem Cannabis Thread ansprichst, dann gebe ich gerne zu das ich dort überreagiert habe, weil mich solche Themen aufgrund trauriger Erfahrungen mit ehemaligen Kollegen:innen, aber auch Schilderungen von meinem Freund, der aufgrund seiner Drogensucht echt dem Risiko ausgesetzt war das er irgendwann total daran zu Grunde geht, naja das alles hat mich leider total getriggert, und dann kann man nicht mehr sachlich bleiben, weil man dann halt zu stark in die eigenen negativen Erfahrungen involviert ist.
Jedenfalls ja, es wäre besser gewesen ich hätte mich dort raus gehalten und das Thema ignoriert, leider ist mir das nicht gelungen wegen meiner Impulsivität, aber Hey ich arbeite an mir, mache wieder täglich Achtsamkeits Übungen, und Gott sei dank, es hilft.

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Hallo :slight_smile:,

nein, auf deine Kommentare im Cannabis Thread habe ich mich nicht bezogen. Kann mich aber dunkel erinnern :smiley:

Im übrigen will ich überhaupt keine Drogen, ob Cannabis oder Amphetamin oder sonst was verharmlosen. Bei manchen Leuten, und da kenne ich genug von, richtet das großen Schaden an.

Die Frage ist ob so ein Cannabisverbot irgendjemandem etwas nutzt (hält ja niemandem vom Konsum ab). Und eine ganz andere Frage ist dann der medizinische Einsatz.

Aber das ist jetzt bissl Off-Topic… :slight_smile:

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Eine Weile nach meiner Diagnose habe ich auch den Eindruck gewonnen, dass die Fragen in den WURS und HASE Fragebogen vermutlich weniger bei vorwiegend unaufmerksamem und eher beim hyperaktiven/impulsiven ADHS geeignet zu sein scheinen. Laut meinem Psychiater war ich bei der Auswertung ein einigen Bereichen unter einer Grenze, weiss die Details aber nicht mehr. Er ging (offenbar aufgrund der Gespräche während und nach der Diagnose) dennoch davon aus, das ich ADHS habe.

Rückblickend ist mir auch aufgefallen, dass ich ich einige Fragen nicht richtig beantwortet habe b.z.w. konnte, was an meiner späten Diagnose und den damit einhergehenden unterbewussten Kopensationsmechanismen lag aber auch an Dingen wie meinem (durch sehr viel Glück erlangtem) beruflichen Erfolg. Nur eines, aber vermutlich das einfachste Beispiel dafür ist die Frage nach der Ungeduld, warten bis man an der Reihe ist, z.B. beim Einkaufen. Vor meinem ersten iPhone im November 2007 war ich da sehr genervt. Mit Smartphone hab ich halt nach Mails geschaut, Nachrichten gelesen usw.

Bei mir ähnlich. Bei jeder dieser Fragen nach Dingen im Alter 8-10 im WURS Fragebogen dachte ich mir: Verdammt, ich bin 50, das ist 40-42 Jahre her.
Obwohl ich mich schon knapp 6 Monate vor dem Diagnosetermin begann mich mit ADHS zu beschäftigen sind mir erst Wochen oder Monate danach kleine Dinge aus der Zeit 8-12 wieder eingefallen.

Auch jetzt noch fallen mir Dinge aus der Vergangenheit ein oder werden mir Kompensationsmechnismen bewusst die ich bisher für „normal“ hielt.

VG
SD

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