ADHS bei Frauen gute Beiträge aus der Presse

Hier ein Beitrag über die Häufigkeit von Suizidversuchen bei Frauen mit ADHS: <LINK_TEXT text=„https://www.eurekalert.org/pub_releases … 121520.php“>https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-12/uot-oif121520.php</LINK_TEXT>

Sehr krass. (Fast zu krass vielleicht, um es hier einfach als Link reinzuwerfen?)

Denklogisch müssten das ja zudem Werte von Diagnostizierten sein? Also von solchen, die wenigstens eine Antwort für ihr Anderssein haben. Ich würde das Risiko eigentlich im Dunkelfeld fast höher vermuten. Irgendwie müssten sich da doch auch die Statistiken gegenseitig zerschießen?

Ich glaube nicht, dass die Häufigkeit von Suizidversuchen bei Frauen mit ADHS bei 25% liegt. Bei denen, die mit Diagnose ADHS (plus Depression, Bipolare Störung, Schizophrenie als denkbare Komorbiditäten) in der stationären Psychiatrie bzw. gar auf der „Geschlossenen“ dort landen wohl ja,aber… aber wie so oft unterliegt auch die verlinkte Studie wahrscheinlich dem Kardinalfehler der Prävalenzstudien zu ADHS: ADHS haben nicht nur die, die als äußerlich sichtbarer gänzlich neben der Spur laufender Totalchaot bzw. - chaotin durch die Welt torkeln, sondern das Gros der Symptomatik wie auch der Anzahl der Betroffenen läuft bei ADHS subtil, unter der Oberfläche und ist erst auf den 2. oder 3. Blick sichtbar, erst recht bei Mädchen und Frauen mit ADHS. Anderswo hab ich schon mehrmals gezogen den Vergleich zu Michael Moore 2016 voller Angst über die Wahlumfragen im Rust Belt in den USA, in denen überall Hillary Clinton führte, (wo dann aber in fast allen Staaten im Rust Belt bei der Wahl selber Donald Trump gewann) :„I don’t believe any of these Rust Belt polls.“…im Prinzip ist es mit den methodisch unzulänglichen Prävalenzstudien zu ADHS ähnlich… I don’t believe any of these ADHD prevalence studies. "

Ebenfalls ist es eben abhängig (Schweregrad, Umweltbedingungen, Sozialisation und etwaige primär vorhandene Komorbiditäten) auch von der Umwelt und von der Sozialisation, ob ADHS zu Krankheit führt oder nicht und somit mit erhöhter Häufigkeit von Suizidalität einher geht oder nicht…

Dennoch liegt die Häufigkeit von Suizidversuchen und Suiziden bei ADHS in der „modernen Zivilisation“ aller Wahrscheinlichkeit nach weit über dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung.

Zur Abhängigkeit des Krankheitswerts von ADHS von den Umweltbedingungen noch hier wieder als copy paste:

Zur Hunter-Farmer-Theorie:„…Cultural anthropologist Jay Fikes, Ph.D. , points out that members of traditional Native American hunting tribes normally behave differently from those who have traditionally been farmers. The farmers such as the Hopi and other Pueblo tribes are relatively sedate and risk-averse, he says, whereas the hunters, such as the Navajo, are „constantly scanning their environment and are more immediately sensitive to nuances. They´re also the ultimate risk takers. They and the Apaches were great raiders and warriors.“…“ auf das bin ich heute gestoßen, als ich nach „apaches adhd“ gegoogelt habe, ist aus „ADHD and the Edison Gene“ von Tom Hartmann von 2015. https://books.google.de/books?id=wmAoDw … hd&f=false "

Hier noch der funktionierende Link: <LINK_TEXT text=„https://books.google.de/books?id=wmAoDw … hd&f=false“>ADHD and the Edison Gene: A Drug-Free Approach to Managing the Unique ... - Thom Hartmann - Google Books</LINK_TEXT>

Das Problem ist, dass ja durch den Versuch vom Behandeln der Komorbitäten meist keine wirkliche Verbesserung erfolgen kann, was wiederum als Indiz für mögliche andere Diagnosen gesehen wird.
Man zweifelt immer mehr, macht sich selbst vorwürfe das trotz Therapeien nichts besser wird , alles schaukelt sich immer mehr hoch und man verzweifelt daran warum man das einfachste einfach nicht kann.
Die Erlösung die durch eine Mögliche ADHS Diagnose und der Medikation erfolgen kann gibt es nicht und ich glaube manchmal will man dann einfach sich erlösen von dem was nicht gelingt ohne zu wissen, da ist nur was im Gehirn nicht richtig verlinkt.

In dem Artikel stand noch, dass, wenn man die Unterschiede hinsichtlich sozioökonomischem Status und Komorbiditäten zwischen den Personen mit und denen ohne ADHS herausrechnet, die Frauen mit ADHS ein ca. 1,5faches Risiko eines erfolgten Suizizversuchs hatten im Vergleich mit denen ohne ADHS.
Das ist schlimm genug, aber deutlich weniger als das zunächst angegebene 8fache Risiko.
Probanden waren übrigens Personen mit erfolgter ADHS-Diagnose.

LG
Cassiopeia

Moin,

andere Quellen benennen bis zum 4-fachen Suizidrisiko bei Frauen mit AD(H)S.
https://www.adxs.org/folgen-von-adhs/
dort Fussnote 43 bis 45.

Ausreichend erhöht jedenfalls, um hier vorsorglich mal die Erreichbarkeiten der Telefonseelsorge zu hinterlassen:

Per Telefon 0800 / 111 0 111 , 0800 / 111 0 222 oder 116 123
per Mail und Chat unter online.telefonseelsorge.de

Die Homepage ist bezeichnenderweise aktuell im Eichhörnchen-Look: https://www.telefonseelsorge.de/
Wenn das mal kein Zeichen ist, das Risiko nicht auszureizen…

Hier das nächste Update <LINK_TEXT text=„https://www.watson.de/leben/watson-kolu … eben-nicht“>Frau mit ADHS: "'Mach deine Post doch einfach auf', funktioniert eben nicht" - watson</LINK_TEXT> , die dortige Person hat wiederholt in den Medien aus ihrem Leben mit ADHS plus Asperger-Syndrom berichtet, hier eben der jüngste Beitrag von ihr…

Sehr interessanter Artikel!

Auch Forbes <LINK_TEXT text=„https://www.forbes.com/sites/graisondan … finds/amp/“>https://www.forbes.com/sites/graisondangor/2021/12/31/24-of-women-with-adhd-have-attempted-suicide-study-finds/amp/</LINK_TEXT> hat die Studie zur Häufigkeit von Suizidversuchen bei Frauen mit ADHS jetzt aufgegriffen und erweitert.

Dank Dir für den Link.

Das ist doch mal eine „Glas ist dreiviertel voll“-Sichtweise: "Despite the risks, Fuller-Thomson emphasizes the positives: The flip side of one in four women with ADHD attempting suicide is that three in four do not. "

Uff. Fragt sich, wie leer das Glas getrunken werden muss, bevor sich etwas ändert.

Und großartig auch der Abschluss. Zweifellos hilft es, wenn sich jemand kümmert. Aber wie liest sich das für Leute, die bis kurz vor Selbstaufgabe geliebt und sich gekümmert und trotzdem jemanden verloren haben. (Eher rhetorische Frage. Ich kenne die Antwort. Nur „übertroffen“ von der Spiegel-Berichterstattung zu dem Tod einer Jugendrichterin: Jemand, der sich erhängt, möchte seinen Angehörigen einen Tritt mitgeben. Zum Glück schützt uns der Respekt vor dem Werther-Effekt ja indirekt weitgehend vor solchen Berichten.)

Seh ich auch so. Man verrät bzw. vergisst die eigenen Interessen meistens nicht als Ganzes, sondern der Gegner knappst sie ab als Salami-Scheiben. Das ist auch gängige Verhandlungstaktik in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft insgesamt, siehe Brexit. Man stellt am Anfang Maximalforderderungen auf und muss dann Stück für Stück davon abrücken… sofern die Gegenseite das umgekehrt auch tut…

Wer handelt gemäß der Denke: „Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen. Und ich lächelte und war froh und es kam schlimmer.“, wer so agiert hinsichtlich der Verteidigung bzw. Durchsetzung der eigenen Interessen, der hat schon verloren. Insofern ist dieses wie toll, 3/4 keine Suizidversuche bzw. Glas 3/4 voll in der Tat perfide…

Ich danke auch für den Link (ausnahmsweise mal :wink: ) und wünsche ein gutes neues Jahr!

Also ich finde das sehr erschreckend und sehe kein „dreiviertelvolles Glas“! Ist es jetzt schon eine gute Nachricht, dass dreiviertel aller ADHS-Frauen keinen Suizidversuch machen?

Nein, es ist unglaublich traurig, dass 24 % aller ADHS-Frauen das tun. :shock: :cry:

Hätte ich nicht gedacht. Da muss ja viel passieren, ich meine, auf einen Menschen, der Suizid versucht, kommen schon eine Menge Menschen, die sehr unglücklich sind, ohne das zu tun.

Gott sei Dank gelingt nicht jeder Suizidversuch, aber viele doch und viele gehen mit schweren Folgen aus.

Die Studie fragte ja nach ADHS-Diagnose und Suizidversuchen. Wobei das nichts über die Reihenfolge aussagt, d. h. einzelne Befragte begingen diesen eventuell sogar nach ihrer Diagnose und trotz Behandlung. Betroffene, deren Suizidversuch tödlich endete, konnte man logischerweise nicht mehr befragen, d. h. die eigentliche Prozentzahl müsste noch höher liegen. :cry:

Und 9 % bei Männern ist auch keine wirklich beruhigende Zahl.


Ja, echt Hammer. Wer schreibt sowas? Das ist doch, mit Verlaub, geschmacklos.
Aber die Tatsache der erbärmlichen, peinlichen, rückständigen Versorgungslage in Deutschland ist ja auch geschmacklos, was will man erwarten.

Ich bin übrigens nicht der Ansicht, dass die Zahlen übertrieben sind.
Das ist eine kanadische Studie, in Deutschland (oder schlimmer noch in Frankreich) wirds noch schlimmer sein - nur misst das keiner, da heißt die Ursache dann Depression, denn ADHS gibt es ja nicht bei a) Erwachsenen b) Frauen…

Frauen mit ADHS haben doch die doppelte Arschkarte:

  • sie verstoßen in vielfacher Hinsicht gegen soziale Normen (Haaaaaushaaalt…)
  • meist sind sie aufgrund dieser Normen Gewissenhafter, was das Ding noch verschärft. Als Mann bist ein liebenswerter Hallodri, als Frau ne Schlampe. Und den Schuh ziehst Du Dir dann an.
  • sie bekommen deutlich!!! weniger Hilfe, bleiben deutlich!!! länger undiagnostiziert. Ich verknüpfe mal hier ein anderes Thema: <URL url="AD(H)S Fremdbild und Realität/oftmals eine ziemliche Diskrepanz]<LINK_TEXT text=„viewtopic.php?f=18&t=1602“>AD(H)S Fremdbild und Realität/oftmals eine ziemliche Diskrepanz] - das Schubladen- und Stereotypen-Thema.
  • sie sind höchstgefährdet in der Zeit von Pubertät, PMS, Wechsel - zumindest ohne Diagnose.
  • sie bekommen früher mehr Kinder, können diesen aber weniger gerecht werden…

Männer haben andere Arschkarten - sie sind aufgrund von Sensation Seeking hochgefährdet, landen häufiger im Knast oder saufen sich häufiger zu Tode. Wahrscheinlich gibt sich das nichts…

Bei Depressionen hat man die Gefahr mittlerweile erkannt und handelt.

Irgendwie geht mir das Thema „PatientInneninitiative“ schon seit längerem nicht aus dem Kopf.

Ohne das Engagement derer, die selbst von ADHS betroffen sind (das fängt an mit den Pionieren der ADHS-Forschung seit ungefähr den 50er Jahren bzw. ohne dass man damals von ADHS sprach, mit Heinrich Hoffmann, dem Chefarzt der KJP in Frankfurt um 1850, der laut seinem Nach-Nachfolger Andreas Reif selbst subklinisch von ADHS betroffen gewesen sein soll) für die Belange von ADHS, für die Therapie und Betreuung von ADHS und für die Erforschung von ADHS wären wir hinsichtlich ADHS noch in der Steinzeit…

Kurzum: wenn ADHS das Thema und die Belange von ADHS nicht selbst in die Hand nimmt (wozu auch dieses Forum dient) dann tut es niemand… bzw. dann kann man ewig warten…

Und lande mal mit einem Suizidversuch stationär, da ist ADHS bestimmt das letzte was als Diagnose in Betracht genommen wird.


Das Gute ist ja, dass die Art unseres „Problems“ dieses Engagement eigentlich ziemlich gut ermöglichen kann…


… man müsste vermutlich dort nicht landen, wenn im Vorfeld entsprechende Äußerungen nicht unter „dreht sie mal wal wieder durch?“ / „jaja, kriegt wohl ihre Tage“ / „ah, diese Wichtigtuerei!“ /" will sich mal wieder in den Vordergrund drängen!" / " :roll: :roll: :roll: :roll: :roll: " verbucht wurde. Oder unter unsympathischer Charakterzug.

Umso wichtiger, eine angemessen Sprache zu entwickeln - und das gehört zur Psychoedukation. Die eigenenen Bedürfnisse überhaupt selbst erkennen und angemessen verständlich artikulieren zu können, undundund… solange es da noch keine Hilfe gibt, müssen wir uns dabei gegenseitig unterstützen und gleichzeitig dafür eintreten, dass es mehr Hilfe gibt.

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Ehepaar Krause hatte mal einen aufschlussreichen Text über Heinrich Hoffmann geschrieben:
<LINK_TEXT text=„Der Psychiater Heinrich Hoffmann, Autor des "Struwwelpeter" - selbst ein Betroffener? - Hyperaktiv.de … troffener/“>Der Psychiater Heinrich Hoffmann, Autor des "Struwwelpeter" - selbst ein Betroffener? - Hyperaktiv.de</LINK_TEXT>

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass so mancher Suizid gar nicht „angekündigt“ war und plötzlich geschah , viele das mit sich abgemacht haben so wie man eben im Hintergrund fleißig kompensiert.

additude hat die Studie zur Häufigkeit von Suizidalität bei Frauen mit ADHS jetzt auch aufgegriffen <LINK_TEXT text=„ADHD is Different in Women: Recognizing the Signs … -risk/amp/“>Women with ADHD and Comorbid Depression at Higher Risk for Attempted Suicide</LINK_TEXT>

Ich halte fast 25% nach wie vor für zu hoch gegriffen, da, wie ich zuvor schon geschrieben hab, die Dunkelziffer an ADHS bei Frauen ohne klinisch relevanten Verlauf recht hoch sein dürfte (ich tippe deshalb ganz grob auf 10% Häufigkeit von Suizidversuchen bei Frauen mit ADHS und nicht 25%)…