ADHS bei meinem Sohn - Fragen, (Ver)Zweifel (ung)

Hallo zusammen,

Ich bin neu hier weil ich einfach noch weiß wo ich mich noch hin wenden soll.

Ich habe einen 8 Jahre alten Sohn, der nun die 3. Klasse besucht.
Kaum kam der junge Mann in die Schule gingen auch schon die Probleme los - es hat keine 2 Monate gedauert kam die Schule auf mich zu und meinte mit meinem Kind stimme etwas nicht. Wir baten um etwas mehr Zeit, Sohn solle doch erstmal richtig ankommen.

Etwa einen Monat später erneut Termin in Schule, man müsse unseren Sohn unbedingt bei einem Psychologen vorstellen, er hätte eine geringe Frustrationsgrenze, er könne sich nicht ausreichend konzentrieren - sie vermuten eine Impulskontrollstörung und die Schule will unbedingt einen Schulbegleiter für unseren Sohn erhalten.
Versucht einen Termin beim Kinderpsychologen zu bekommen, Umkreis 100km aber niemand wollte uns annehmen - jede Woche wurden wir von der Schule gefragt ob wir nun endlich einen Termin hätten.

Auf Umwegen sind wir dann endlich an einen Termin gekommen und dort wurde mein Sohn getestet und ADHS diagnostiziert. Man kam uns sofort mit Medikamenten aber das lehnen wir bis heute ab. Die Empfehlung für den Schulbegleiter hat die Psychologin ausgesprochen weil die Schule es so will.

Trotz Diagnose wurde es in der Schule nicht besser. Dann kam Corona und wir mussten alles im Homeschooling wuppen - wir haben auch alles gut gemeistert aber nur mit viel gutem Zureden und extremer Geduld (von 8-16 uhr Homeschooling)

Wieder ein paar Wochen in der Schule ging das Theater weiter - Kind verweigert die Mitarbeit und alles müssen wir zuhause machen (wir gehen auch beide Arbeiten, wobei ich inzwischen auf 450€ Job umgestellt habe um Sohnemann gerecht zu werden).

Es kamen die Sommerferien und jetzt haben wir endlich eine Schulbegleitung - eigentlich ein Grund zur Freude wären da nicht heute so viele Einträge im Hausaufgabenheft, was er alles nachholen muss trotz Schulbegleitung…. Ich bin schlichtweg am Ende meiner Kräfte, fühle mich von der Schule extrem unter Druck gesetzt - mein Kind soll heute alle Aufgaben machen die er in 5 Unterrichtsstunden nicht gemacht hat - Schulschluss 15:30 Uhr… was sie nicht schaffen soll ich schaffen?

Das ist ein kleiner Teil unseres Weges bisher mit ADHS - hat jemand Erfahrungen was die Verweigerung der Schule angeht? Er macht dicht sobald er schreiben muss - mündlich kann er alles wenn man ihn fragt.

Ich weiß inzwischen nicht mehr an wen ich mich wenden soll, wo kann man da noch Hilfe bekommen?

Psychologe fühlt sich leider erst wieder zuständig wenn wir Tabletten wollen. :woman_shrugging:

Vielen Dank
Gruß Assla

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Hallo. Leider sind Medikamente in der Regel der einzige Ausweg - auch für die Eltern, die irgendwann einfach nicht mehr können und regelrecht auf dem Zahnfleisch gehen.

Ein Schulbegleiter ist immer nur eine Notlösung. Er macht das, was eigentlich die Medikamenten übernehmen sollen, mit einem entscheidenden Unterschied: Mit Schulbegleiter bleibt ein Schüler auf die Steuerungshilfen von außen angewiesen, mit Medikamenten ist er zunehmend in der Lage, sich selbst zu steuern.

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Hallo,

ja, leider sind Medikamente in diesem Zustand das zentrale und gebotene Mittel.

AD(H)S-Medikamente wirken vor allem dadurch, indem sie den Dopamin- und Noradrenalinspiegel anheben - ganz langsam, ganz leicht - nur gerade soeben, dass das bestehende Defizit ausgeglichen ist.
Um lernen zu können, ist ein optimaler Dopaminspiegel für das Gehirn unerlässlich. Die AD(H)S-Lernprobleme entstehen zu einem guten Teil aus dem Dopaminmangel. Dopamin ist ein neurotropher Stoff, d.h. zur Bildung neuer Nervenzellverbindungen erforderlich.
Lernen meint dabei nicht einmal das Schullernen iSv 1x1, Lesen, Schreiben etc., sondern das Adaptieren auf neue Umgebungen und Reize ganz allgemein.
Insofern hat der Psychologe schon recht: Medikation stellt oft genug überhaupt erst die Therapiefähigkeit her.

AD(H)S-Medikamente sind für AD(H)S-Betroffene nichts anderes als Insulin für Diabetiker: etwas. das ein bestehendes Defizit ausgleicht. Für andere wären sie schädlich. Insulin nimmt ja auch keiner, der es nicht braucht.

Ein Schulbegleiter wird bei (schwerem) AD(H)S auch nur wenig ausrichten können. Die subjektive Reizüberlastung in der Schulsituation kann eine weitere Person nicht verringern. Sie kann allenfalls den Lehrer entlasten. Das hilft aber nun mal mehr dem Lehrer als dem Kind…
Das Kind ist weiter in Not, weil es reizüberflutet ist und seine Impulse nicht steuern kann.

Sorry, das ich Euch nichts anderes sagen kann. Es ist leider so.

Das zweitbeste, was es nach Medikamenten gibt, ist: Sport. Bewegung, Viel und ausgiebig und immer wieder. Mit Sportarten, die dem Kind Spass machen. Mindestens jeden 2. Tag 1 - 1,5 Stunden, besser jeden Tag mind 1 Stunde.
Aber selbst das ausgedehnteste Sportprogramm wird alleine nicht reichen.

Beste Grüße

UlBre

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Hallo Assla und herzlich willkommen,

erstmal eine virtuelle Umarmung knuddel

  • es ist schwer, ein Kind mit ADHS zu haben, und es ist mindestens so schwer, lauter Lehrer, Ämter, Krankenkassen, Ärzte um sich herum zu haben, die alles besser wissen.

Und die Coronazeit ist für unsere Kinder richtig richtig doof. Da ich zwei AD(H)S-Kinder habe, 26 und 9 Jahre alt, weiß ich gut wovon ich rede. Unser Kleiner hatte seit seiner Einschulung 2019 nur im ersten halben Jahr „normal“ Schule.

Nein, du musst mit deinem Kind nicht alles nachholen, was die Schule nicht geschafft hat. Was nicht geht, das geht nicht. Lehrer sind keine Eltern, und Eltern sind keine Lehrer. Und dein Sohn hat offensichtlich ganz andere Probleme als mit dem Schulstoff durchzukommen.

Wie bei deinem Sohn die Medikamente wirken werden, weiß natürlich niemand vorher genau; aber einen Gefallen tust du ihm jedenfalls nicht damit, sie ganz abzulehnen. Bei unseren Kindern haben sie sich als sehr vorteilhaft erwiesen, auch für sie selbst ist bzw. war es sehr entlastend, sich besser unter Kontrolle zu haben.

Ich selbst bin ja derjenige, der ihnen die ADHS leider vererbt hat, und wurde 2003, da war ich 37, selbst diagnostiziert und nehme seitdem Methylphenidat ein. Man kann die Zeit ja nicht zurückdrehen, aber ich glaube ich hätte mit dem Medikament (was in den 70-er Jahren natürlich noch nicht üblich war) eine glücklichere Kindheit gehabt.

Ich hoffe sehr, wir schrecken dich nicht ab und du kommst nie wieder, weil wir so ziemlich das Gleiche sagen, aber es ist wirklich das was wir erlebt haben, uns schmiert keine Pharmafirma. Selbstverständlich lösen Medis nicht alle Probleme, und es kann auch lästige Nebenwirkungen geben, aber sie sind erst mal das bei ADHS wichtigste Hilfsmittel, ohne die alle anderen meist nicht viel bringen.

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Vielen lieben Dank für die netten Worte.

Ich selbst habe kein ADHS und finde es schwer zu verstehen wie mein Kind sich fühlt. Wobei ich aber auch der Part in der Familie bin, die sagt wenn er zappelt ist es halt so. Mein Mann hat nie ADHS diagnostiziert bekommen aber vermutlich hat/hatte er das auch, meint er zumindest. Das heisst leider aber nicht, dass er viel Verständnis aufbringt. Mein Mann möchte keine Medikamente weil er der Meinung ist, es geht auch ohne sie. Meine Zweifel habe ich da schon lange aber solang einer dagegen ist wird’s wohl schwer das umzusetzen.

Die Coronazeit war verdammt schwer, kaum Eingeschult ging’s ja dann im März los - alles was das Kind bisher gelernt hat, hat er zuhause gefühlt gelernt.
Jetzt läuft auch noch ein sonderpädagogisches Gutachten - weil die Schule es so wollte - ein geplanter Schulwechsel zum Schuljahresende wurde damit blockiert. Unsere Schule tut dem armen Kerl hier leider gar nicht gut. Er kommt fast jeden Tag mit negativen Einträgen im Hausaufgabenheft nach Hause - für mich ein absolutes No Go zumal es wirklich nur negativ ist und niemals etwas positives drin steht. Das geht seit Klasse 1 so. Egal wie sehr ich meinen Sohn motiviere - Die Freude an der Schule wurde ihm von Anfang an genommen. Ein Therapeut meinte, es ist ein Wunder dass er überhaupt noch zur Schule geht :confused:.

Ich seh mein Kind nicht auf einer Förderschule - keine Ahnung ob es naiv ist so zu denken. Der kleine Kerl ist verdammt schlau - mündlich kann er alles. Schriftlich leider absolute Verweigerung. Machen Medikamente das dann besser? Wir bekamen leider nur serviert vom Arzt er soll Medis nehmen aber so wirklich aufgeklärt fühlte ich mich da nicht.

Leider fühle ich mich als Mama inzwischen absolut ausgelaugt - ich tue wirklich alles für meine Kids aber inzwischen bin ich beim kleinen zumindest an meinen Grenzen angekommen. Mein Großer hat „nur“ eine LRS vererbt bekommen - das ist aber das kleinere Problem hier.
Mein Mann meint ADHS wächst sich aus - sprich je älter er wird umso besser wird es. Irgendwie habe ich da so meine Zweifel.

Viele Grüße
Assla

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Auch von mir eine dicke Umarmung zur Begrüßung!!!

Ich bin auch so eine ausgelaugte Mama!!

Da ich so viel gepuffert habe, hat man im SPZ unserem Sohn Medikamente gar nicht angeboten… Diagnose ADS schon vor der Einschulung gestellt und dann nix weiter.

Lesen schreiben rechnen - nix ging. Und mein Sohn bekam vor Überanstrengung nachmittags Kopfschmerzen, musste sich erbrechen und schlief ein bis zum nächsten Morgen.

Also haben wir mit Homöopathie und Akupunktur und Ergotherapie das Beste versucht… aber alles war viel zu schwach bei echtem ADHS!!!

In einem Buch zum Thema Lernen mit ADS Kindern habe ich gleich vorne gelesen, dass es häufig Probleme mit der visuellen Wahrnehmung gibt.

Ich habe dann über unseren homöopathischen Arzt, der für mich wenigstens immer ein Ansprechpartner war, eine Empfehlung zu einer Ärztin mit Spezialisierung auf sowas bekommen.

Die mühsame Therapie hat auch gut geholfen.

Aber da war immer noch was.

Er wurde wieder in die 2. Klasse zurück versetzt, dann habe ich Schulassistenz und Medikation veranlasst - ab da konnte er am Unterricht teilhaben. Erst nach vier Jahren Grundschule…

Heute ist er in der 7. Klasse und leider fehlt ihm immer noch vieles, das in der Grundschule an ihm vorbei gegangen ist, bevor Assistenz und Medikation losgingen.

Rückblickend bedauere ich es total, dass ich nicht so ein riesen Tamtam gemacht habe im SPZ . Aber dort war man auch generell nicht so für Medikation. Und da meine Familie und die meines Mannes klar durch ADxS gekennzeichnet sind, fanden wir das halt auch alles gar nicht so ungewöhnlich…

Heute würde ich sagen - ab Einschulung Medikamentierung, wäre die gesamte kognitive Entwicklung natürlicher verlaufen.

Für meinen Sohn sind die Medikamente ein wahrer Segen.

Sie verändern ihn null - er ist einfach entspannter, klarer, kann sogar umsetzen, was er selber möchte und ohne Medikamente nicht hinbekommen würde.

Ich glaube, ich kann mich nach diesem Marathon plus Corona-Wahnsinn heute getrost als „Wrack“ bezeichnen… meine Diagnose ADS habe ich nach Lektüre im Vorgängerforum selber gestellt und problemlos ärztlich bestätigt bekommen. Aber es war schon zu spät… die Medikation hilft mir zwar, aber ich habe sozusagen „nervöse Zuckungen“ , weil unserer jüngeres Kind im Verlauf dann auf andere Weise in die Krise geraten ist.

Also probiert es einfach erstmal aus.

Dann könnte ihr eigentlich erst wissen, wofür oder wogegen Ihr euch entscheidet.

Und anfängliche Aggressivität oder Kopfschmerzen - die gehen meist wieder weg.

Rückblickend vermute ich, dass solche als „normal“ angesehene Reaktionen mit einer zu hohen Anfangsdosis zu tun haben könnten.

Leider dosieren viele Ärzte zu schnell und zu hoch ein…

Wenn man ganz geduldig sehr sehr niedrig anfängt, dann langsam steigert… dann kann es besser laufen.

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@Assla
Nein, ADHS wächst sich nicht aus. Nach außen scheint es oft so, weil die Hyperaktivität mit zunehmendem Alter abnimmt, aber die anderen Probleme bleiben oft, sprich Aufmerksamkeitsprobleme, Motivationsprobleme sowie emotionale Probleme wie geringe Frustrationstoleranz usw.

Grundsätzlich ist es so, dass man als Kind mit ADHS nicht automatisch zur Förderschule muss. Aber: Häufig passiert genau das, wenn Eltern lange Zeit eine Medikation ablehnen und die sozialen Probleme und Lernrückstände immer größer werden. Ein Wechsel zur Förderschule ist dann oft die einzige Chance für einen Neuanfang, nachdem das Kind an der alten Schule viele Konflikte mit Lehrern und Mitschülern hatte, die die Situation für alle sehr belastete.

Ein sonderpädagogisches Gutachten bedeutet zunächst einmal nur, dass ein sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt werden kann. Nach dem was du schilderst, ist es offensichtlich, dass dieser Förderbedarf bei deinem Sohn besteht. Das bedeutet aber nicht, dass er dann zur Förderschule wechseln muss, im Gegenteil: In NRW z.B. sollen Kinder mit Förderbedarf grundsätzlich an den allgemeinen Schulen gefördert werden und nur im Ausnahmefall an Förderschulen.

Der Verbleib an der allgemeinen Schule ist bei Kindern mit ADHS aber in der Regel nur mit Medikation möglich, da sie dann die Selbststeuerung erlernen können, die in so einem System verlangt werden - es sei denn, es handelt sich um leichte Fälle, was bei deinem Sohn aber offensichtlich nicht so ist.

Leider zeigt die Praxis, dass Eltern und Schule mit der Medikation oft viel zu lange warten - so lange, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist. Das ist für die Kinder tragisch, da sie mit medikamentöser Unterstützung oft eine deutlich unbelastetere Schulkarriere durchlaufen und ihr intellektuelles Potential voll abrufen können. Ohne Medikation bleiben sie in der Regel unter ihren Möglichkeiten und viele schaffen noch nicht einmal einen Schulabschluss, obwohl dieser möglich gewesen wäre.

Es ist aber auch tragisch für die Eltern. In dem Glauben, ihrem Kind etwas Gutes zu tun, indem sie auf Medikamente verzichten, schaden sie nicht nur dem Kind, sondern auch sich selbst. Besonders die Mütter gehen an die Grenze ihrer Belastbarkeit und erschöpfen sich völlig. Eltern mit ADHS-Kinder müssen sich nicht aufopfern und als Märtyrer sterben. Es ist ein unnötiges Opfer ist, das niemandem nutzt.

Ritalin und co sind vergleichsweise harmlose Medikamente, die jahrzehntelang eingesetzt und erprobt wurden. Gerade, weil sie so sehr in der Kritik stehen, wurden sie intensiv auf Nebenwirkungen und Langzeitfolgen untersucht. Das Ergebnis ist, dass keine Langzeitfolgen bekannt sind und sich die Nebenwirkungen oft in einem Rahmen halten, der bei weitem durch den Nutzen des Medikaments aufgewogen wird. Also keine Angst vor den Medikamenten.

Du sagst, dein Mann möchte auf keinen Fall Medikamente. Wie sehr belastet ihn die Situation denn, wie sehr muss er sich im Vergleich zu dir mit den Problemen herumschlagen? Es ist einfach, diese Position einzunehmen, wenn man selbst keinen Leidensdruck hat, weil man nur am Rande damit zu tun hat.

Ich möchte euch in eurer Situation ausdrücklich zu Medikamenten raten. Wartet nicht zu lange. Bei den Psychologen seid ihr zudem offenbar in guten Händen, da Profis wissen, dass ihre Therapie ohne Medikation als Basis erfolglos bleiben wird. Von daher ist es konsequent, dass sie ihr weiteres Vorgehen von Medikation abhängig machen.

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@Nono
Ich habe bezüglich ADHS auch viele negative Erfahrungen mit verschiedenen SPZ gemacht, mit denen ich beruflich zu tun hatte. Dort ist man ja eher auf Entwicklungsdiagnostik und weniger auf psychiatrische Störungen spezialisiert, so dass eine ADHS-Diagnose oft nicht gestellt wird, obwohl einen die entsprechenden Symptome in den Befunden regelrecht anspringen. Man kann nur mutmaßen, ob Ignoranz oder Unwissenheit die Ursache dafür sind. Für die Kinder und Familien ist es auf alle Fälle eine Katastrophe.

Ich würde bei einem ADHS-Verdacht daher immer dazu raten, sich nicht auf die Diagnostik eines SPZ zu verlassen, sondern das Kind bei einem Kinder- und Jugendpsychiater oder einer ADHS-Ambulanz vorzustellen.

@Assla
Eine LRS kann ein Hinweis auf eine verborgene, leichtere Form der ADHS sein. Daher solltest du mMn das Thema auch bei deinem älteren Sohn auf dem Schirm haben. Auch wenn er jetzt in der Schule gut klarkommt, kann das in ein paar Jahren ganz anders aussehen.

Möglicherweise braucht er keine Medikamente, wobei die frühere Maxime, wonach Medikamente nur bei schweren Fällen einzusetzen seien, inzwischen überholt ist. Es kommt auf den individuellen Leidensdruck von Kind und Familie an, es ist also vom Einzelfall abhängig.

Grundsätzlich ist es eher ungewöhnlich, wenn ein Elternteil betroffen ist und das Kind keinerlei Hinweise auf ADHS zeigt, da ADHS ja über die Gene vererbt wird.

ADHS wächst sich aus?..bei mir nicht, im Gegenteil, es wird immer heftiger, weil ich kaum noch Kraft habe die Maske zu tragen…ich bin 54 Jahre, bereits in Rente und bis vor 1,5 Jahren ist noch nie jemand auf die Idee gekommen, das ich ADHS habe.

Helft eurem Sohn, er hat es verdient!

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Ich bin jetzt 47 und habe ADS ohne H vor zwei Jahren diagnostiziert bekommen. Im Alter von 16 Jahren hätte mir ein Arzt beinahe eine Therapie beim Psychotherapeuten verschrieben und hat dann doch gemeint, durch die Mühle solle ich besser nicht gehen. Aus heutiger Sicht kann ich nur sagen: Schei**e dass ich das damals nicht stärker eingefordert habe, es hätte vermutlich vieles zum Besseren gewendet.
Nun nehme ich ab und zu ein Medikament (Ritalin), wenn der Alltag mich schafft, uns es tut gut. Meinem Sohn hilft es auch, der hat das ADS von mir geerbt.
Warum nicht Methylphenidat einmal probieren und das Kind dabei gut beobachten? Wieder Absetzen ist kein Problem, wenn es nicht gut tut. :tipping_hand_man:

Hallo @Assla und herzlich willkommen!

Ergänzend zu den Vorrednern möchte ich euch bitten sich mit dem Thema intensiv zu beschäftigen, d.h. viel qualitative Literatur zum Thema lesen, eventuell Selbsthilfegruppen besuchen etc. Und besonders zum Thema Folgen einer unbehandelten Adxs im Kindesalter u.a. Drogen, (Alkohol)Sucht u.v.m.

In dieser starken Form der Störung wie bei eurem ist der Verzicht auf Medikamente einfach nicht fair ihm gegenüber. Und ich glaube nicht, dass dein Mann ihm keine Medikamente gegeben hätte, falls euer Sohn Diabetiker wäre? Warum ist hier die Psyche weniger behandlungsbedürftig seiner Meinung nach? Und bitte lasst die Finger von allen Adxs „Wunderpillen“ aus dem Netz.

Warum genau ist denn dein Mann gegen Med? Viele Halbwahrheiten und Horrorgeschichten im Internet zum Thema Adhs Medikamente haben wenig bis nichts mit der Realität gemeinsam.

Ich wünsche eurem Kind alles alles Gute. Euch viel Kraft.

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Der kleine Kerl ist verdammt schlau - mündlich kann er alles. Schriftlich leider absolute Verweigerung. Machen Medikamente das dann besser? Wir bekamen leider nur serviert vom Arzt er soll Medis nehmen aber so wirklich aufgeklärt fühlte ich mich da nicht.

Hallo Assla,

das ist leider nicht sicher. Medikamente können Vieles verbessern, den Überblick, die Ablenkbarkeit, die Impulsivität, wenn es gut läuft dann auch die Motivation und die Freude an der Schule. Von daher empfehle ich es euch, weil es die Situation deutlich entspannen kann, aber ob und wie schnell seine Verweigerungshaltung dadurch verschwindet, hängt ja auch davon ab was dazu geführt hat.

Er hat vermutlich „gelernt“, dass er das sowieso nicht kann. Die Verweigerungshaltung geht dann nicht schlagartig weg, sondern nur indem er die gegenteilige Erfahrung macht.

Es ist immer schön sich überraschen zu lassen, welche Verbesserungen entstehen, aber wenn man schon unter Druck steht, dass bestimmte Verbesserungen in einer bestimmten Zeit kommen müssen, ist das natürlich ungünstig. Ich kann mir vorstellen, dass euer Kind - wie unseres - auf Druck allergisch reagiert?

Mein Mann hat nie ADHS diagnostiziert bekommen aber vermutlich hat/hatte er das auch, meint er zumindest. Das heisst leider aber nicht, dass er viel Verständnis aufbringt. Mein Mann möchte keine Medikamente weil er der Meinung ist, es geht auch ohne sie.
(…)
Mein Mann meint ADHS wächst sich aus - sprich je älter er wird umso besser wird es. Irgendwie habe ich da so meine Zweifel.

Wenn es so wäre, müsste er es nicht so abwehren und bagatellisieren. Aber das läuft unbewusst, das kannst du ihm nicht vorwerfen.

Wichtig ist erst einmal, dass seine Auseinandersetzung mit sich selbst, bzw. die Weigerung, sich damit auseinanderzusetzen, nicht auf Kosten eures Sohnes geht.

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Mein Sohn konnte schon am ersten Tag mit Medikinet auf Anhieb viel ordentlicher schreiben und auf einmal, oh welche Begeisterung, passte seine Schrift zum ersten Mal in die Lineatur!!

Also lasst euch einfach überraschen :grinning:

Ich hoffe, Ihr müsst jetzt nicht erst lange einem Rezept hinterherlaufen…

Erzähl, falls Ihr denn irgendwann anfangen wollt, dich bitte vorher mal, wie der Eindosierungsplan aussieht…

Wie gesagt, durch eine niedrige Anfangsdosis kann man sich viel Leid ersparen.

Und ganz am besten an einem Wochenende oder, noch besser, in den Ferien an. Dann könnt Ihr wenigstens selber sehen, wie es ihm geht und müsst nicht abwarten, ob den Lehrern was auffällt.

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Hallo und herzlich Willkommen, Assla,
Von mir auch noch eine Anekdote - Du Ärmste, wirst hier unter unserem Mitteilungsbedürfnis begraben…
Schreiben fühlte sich für mich körperlich immer „widerlich“ an, auch wenn ich eine sehr kultivierte Handschrift hatte (aus Ehrgeiz kompensiert). Bei meinem Kind habe ich dann die verkrampfte Handhaltung bemerkt und mir so gedacht: kein Wunder!!! Mir ist buchstäblich JEDER!!! Füller im Nullkommanix kaputt gegangen.
Einschränkungen beim Lesen habe ich nach wie vor - obgleich ich als Kind Vielleserin war und auch sehr früh gelesen habe. Hier ein Fred dazu, es gibt da auch noch andere. Hat keiner gemerkt, aber genaues Lesen habe eigentlich auch verweigert.

Neben der Frage ob Medikation oder nicht (die ich im Nachgang immer mit einem klaren Ja! beantworten würde - aber bei meinen Kindern sicherlich auch gezögert hätte…) steht auch immer die Frage nach technologischer Assistenz im Raum. Weit weit vor der Diskussion über Förderschule.
Hier mal ein Artikel.
Informier Dich, zitier die Lehrer:innen ran, besprech das und lass nicht locker. Deinem Kind steht es zu, die nötige Unterstützung zu haben - und wenns ein pfiffiges Kerlchen ist, dann brauchts da gar nicht so viel. Und wenn jemand kommt wie „wir machen das aber alle so!“ dann muss man halt informiert sein über das, was zusteht und darf sich auch nicht scheuen, das als das zu betiteln was es ist: eine Behinderung Deines Kindes mangels angemessener Umgebungsbedingungen.

Ich denke, je eher man auf dem Schirm hat, dass die Lütten einfach nicht so ticken wie die Norm am höchsten Punkt der Gauß’schen Glocke, desto selbstverständlicher und normaler können sie auch damit umgehen.
Das Einstehen für sich - ohne Gewese, unauffällig aber hartnäckig - könnt aber nur Ihr als Eltern vorleben.

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Ja und nicht zuletzt der Hinweis auf den Anspruch auf Nachteilsausgleich!

Da muss man auch in der Regelschule dann schon etwas aufpassen… „lernzielgleich“ ist OK, „angepasste Lernziele“ entspricht dann der Sonderschule. Und darauf würde ich mich nicht vorschnell einlassen.

Übrigens gibt es auch die „BFZ“, Bildungs- und Förderzentren, die ehemaligen Förderschulen - dort haben die Förderlehrer, die auf die einzelnen Schulen verteilt dezentral arbeiten, einen Vorgesetzten, den oder die Leiter/in des Förderzentrums.

Ich habe das viel zu spät begriffen, wie diese Hierarchie funktioniert.

Deshalb ist einiges verbaselt worden.

Bei irgendwelchen Unklarheiten bezüglich der Arbeit der Förderlehrer kann man einfach mal im Förderzentrum nachfragen. Bei uns gibt es in der Großstadt mehrere davon Nord, West und so weiter, so kann man dann sein zuständiges BFZ finden.

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Ja und dann schau mal in der Suchfunktion oben mit der Lupe nach unter den Stichworten Funktionaloptometrie, visuelle Wahrnehmung und Winkelfehlsichtigkeit…

Denn die Abneigung zu Zettel und Stift kann auch mit Sehproblemen zu tun haben…

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Sehprobleme sind es nicht - waren extra beim Augenarzt um das ausschließen zu können.

Bitte entschuldigt dass ich so wenig schreibe - die Schulaufgaben des gestrigen Tages mussten wir nachholen da er verweigert hatte (Unterricht bis 15:30 Uhr), dann noch Ergo heute und der Zahnarzt war heut auch noch dran. Sprich wir gehen in Terminen und Aufgaben unter :roll_eyes:.

Aber ich werde nachher trotzdem mal danach suchen.

Ich habe heute aber meinem Mann die Pistole auf die Brust gesetzt - ich bin jetzt an einem Punkt angekommen an dem ich nicht mehr kann. Ich sehe dass mein Kind alles tun will, er ist Ehrgeizig aber er steht sich selbst im Weg. Ich hab auch nochmal das Thema Ritalin etc. genauer betrachtet nach euren Infos. Ich habe wirklich immer nur schlechtes davon gehört und hatte Sorgen dass es Suchtpotential haben könnte - das es aber auch andersrum sein könnte, dass er weil er keine Medis bekam dazu greift auf die Idee kam ich nicht mal bis jetzt. :flushed:

Mein Mann sagte heute dazu, das ginge dann auf meine Kappe wenn’s schief geht. Ist natürlich tolle Unterstützung… :roll_eyes: ich bin dann schuld wenn doch irgendwas sein sollte. Aber eure Antworten waren sehr hilfreich und ich schaue jetzt wie ich weiter verfahre. Unsere Ergotherapeutin meinte, unser Sohn hätte kein ausgeprägtes ADHS. Die Probleme mit ihm sprechen aber eine andere Sprache.

Ich werde nun auch mal was für mich tun und mal 3 Tage wegfahren - mein Mann und die Kinder bleiben zuhause. Mal sehen wie mein Mann danach denkt :smiling_imp: denn bisher bin ich für alles zuständig. Ich habe wohl den Punkt Burnout erreicht - ist aber nur eine Eigendiagnose - mein Fass ist voll.

Auf jeden Fall ein großes Danke an alle und ich bin über jede Antwort weiterhin dankbar - das hilft es aus einer anderen Sicht zu betrachten!

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Du schreibst gar nicht wenig, kein Problem. :smiley:

Mit der Medikation könnt Ihr völlig locker sein, wenn sehr niedrig eingestiegen wird.

Und es sollte erstmal eine Woche lang bei dieser Dosis bleiben.

Niedriger Einstieg heißt:

2,5 mg unretardiertes Medikinet/Ritalin (Wirkstoff Methylphenidat = „MPH“) oder

5mg retardiertes, also Medikinet Retard, Ritalin Retard oder Equasym.

Das sind die Medikamente mit zwei Dosen in einer Tablette. Es gibt auch welche mit drei Dosen, aber die nimmt man normalerweise nicht zum Eindosieren.

Vom Unretardierten kann man - später - bis zu vier oder fünf mal am Tag nacheinander was einnehmen.

Vom zweifach Retardierten nimmt man üblicherweise eine am Morgen und im Verlauf des Mittags nochmal eine.

Am Anfang nimmt man - egal ob retardiert oder unretardiert - erstmal nur eine Dosis am Tag, weil es extrem wichtig ist, herauszufinden, wie lange genau die Gabe wirkt.

Denn je nach dem muss man eine halbe Stunde vor Wirkende die nächste Tablette/Kapsel nehmen! (Also eben genau nicht „zum Mittagessen“, sondern exakt soundsoviel Stunden nach der morgendlichen Einnahme!)

Am Ende der Wirkzeit tritt bei allen Methylphenidat Medikamenten meist der „Rebound“ ein, der „Rückschlag“. Da fühlt man sich total zerknautscht und braucht am besten Ruhe. Sonst gibt’s „Ärger“. :crazy_face:

Aber diesen Rebound gibt es höchstwahrscheinlich bei so einer niedrigen Dosis nicht und das ist der wichtige Punkt, weshalb es so wichtig ist, niedrig anzufangen.

Das Gehirn und der Mensch können sich dann in Ruhe dran gewöhnen.

Je höher die Dosis und je stärker dann der Abfall des Medikaments ist, kommt dann aber doch die Rebound-Problematik. Wenn es sehr schlimm ist, kann das abgefangen werden, in dem wiederum eine halbe Stunde vor Wirkungsende eine niedrigere Dosis nachgegeben wird. Und von der Dosis aus ist dann das miese Gefühl nicht mehr so schlimm.

Der Rebound ist auch nicht jeden Tag gleich schlimm.

Aber wenn zufällig genau zu der Zeit irgendwas nicht so gut läuft, ist man in dieser halben Stunde einfach nervlich total labil. Deshalb macht es Sinn, in dieser Zeit sowas wie Hörspiel hören, draußen sein oder Fernsehen einzuplanen. Also auf keinen Fall Hausaufgaben :flushed::sweat_smile:

Und je nach Problematik am Abend kann es sogar hilfreich sein, danach nochmal eine unretardierte zu nehmen. Aber das kommt meist erst später, wenn die Eindosierung gelaufen ist.

Manche kommen damit einfach besser zur Ruhe und ohne Streit ins Bett. Man muss halt beobachten, ob es das Einschlafen verhindert, dann sollte man die letzte untetardierte Dosis besser weglassen.

So, das war jetzt lang, aber ich hoffe, ich habe nix Wichtiges vergessen… und mit diesem Wissen kannst Du das verhindern, weshalb in den Medien diese angeblich so schlimmen Mittel so verteufelt werden.

Was die Medien berichten, sind bloß die Folgen, die eintreten, wenn die Ärzte von der Eindosierung keine Ahnung haben …

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