ADHS Bullshit Bingo

Meine beste Freundin hat mir gerade einen Beitrag geschickt „Bullshit Bingo Mental Health Edition“ :sunglasses:

„DU schaffts doch alles, warum fühlst du dich dann schlecht?“
Ja, richtig, ich schaffe alles, irgendwie, weil ich versuche mitzuhalten, und keiner sieht dass ich jeden Tag am Schreibtisch weine und nicht weiß wie ich das weiter so schaffen soll [ich weine nicht am Schreibtisch aber so etwa stelle ich mir den Gedanken dazu vor]

" Fahr mal in den Urlaub, danach gehts dir besser!"

" Zum Psychologen gehen? Du bist doch nicht verrückt!"
vielleicht, vielleicht auch nicht, hat mit verrückt sein gar nichts zu tun, jeder braucht mal Hilfe und man muss nicht erst dahin gehen wenn man schon krasse Sachen hat

" ADHS? Das ist reine Erziehungssache und keine Entwicklungsstörung"
Das ist auf so vielen Ebenen schwachsinn da weiß man ja gar nicht wo man anfangen soll. Vielleicht damit, dass man sogar im erstbesten Wikipediartikel lesen kann, dass ADHS eine neurologische Entwicklungsstörung des Gehirn ist

" Stell dich nicht so an, das ist doch nichts, wovor man Angst haben muss!
Ja, die Angst ist vielleicht nur im Kopf der betroffenen Person, das machts aber nicht besser, im Gegenteil?!!?

" Du machst es dir halt auch selber schwer und suchst immer nach Problemen!"
Teilweise ja, schon, aber die Frage ist ja eher wieso macht man das, Ursachenforschung, liegt da eine Krankheit oder ein Trauma zu Grunde?

Also deine beste Freundin hat all das zu dir gesagt, oder deine beste Freundin hat dir diese Sprüche geschickt, damit du sie hier veröffentlichen kannst? :thinking:

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ich habe zweiteres verstanden… Alles andere wäre befremdlich für mich. :thinking:

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Zugeschickt natürlich :laughing: das war ein Instagram Bullshit Bingo Beitrag

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„Du hast kein ADHS. Du bist nur traumatisiert. ADHS ist nicht angeboren.“

„Aber als Kind hatte ich keine traumatischen Erlebnisse.“

„War dein leiblicher Vater, den du nie kanntest, weg? Tja, liegt daran. Ganz unterbewusst.“

Eine Ärztin (für psychosomatische Medizin & PT), die mich seit 2 Minuten kennt (es war nicht mal mein Termin, ich habe nur meine Mutter begleitet).

Oder ganz klassisch von meiner Mutter: „Du hast dir das jetzt so lange eingeredet, dass du wirklich ADHS bekommen hast.“ Ja, genau, ist ja nicht so, dass ich seit der Grundschule Probleme hatte…

Oder meine Schwester: „Ach, wir alle haben ADHS.“.

Wer nimmt mich eigentlich noch ernst? xD

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Da bin ich ja beruhigt :sweat_smile:

Naja, in der Familie gar nicht so unwahrscheinlich :upside_down_face: Vielleicht sollte sie sich mal testen lassen :wink:

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Hat sie auch zu 100%. Aber bei uns in der Familie ist man direkt gestört, wenn man einen Psychologen oder Psychiater aufsucht oder gar eine Klinik besucht. Zumindest bei Iranern ist das ein bisschen schwierig, ernst genommen zu werden bzw. sich selbst und seine Probleme ernst zu nehmen :confused:

Und ich bin der erste in der Familie, der einen Psychologen aufgesucht hat und seine Probleme komplett offen anspricht, obwohl ich glatt behaupten würde, dass ich noch der normalste von allen bin.

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Das fühl ich :joy: ich hab wahrscheinlich noch den geringsten Dachschaden aber bin diejenige, die schon als Jugendliche zum Therapeuten ist… der Rest, von Autismus über Narzissmus bis schwere Depressionen, hAt Ja NiChTs :clown_face:

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Also streng genommen passt auch die Bezeichnung. Mich stört so einiges, das ist belastend und wenn ich Unterstützung dabei hätte, die Störungen in und außerhalb meines Kopfes zu reduzieren, wäre das sehr schön…

Gut, dass Du trotz Deines Umfelds geschafft hast, Dich um Dich selbst zu kümmern. :adxs_daumen:

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Das ist so typisch, oder? Die, die therapeutische Begleitung haben, sind meistens besser unterwegs als die mit dem „anti-Psychiater*innen“ Mindset…

Bei uns in der Familie (mütterliche Seite) gibt es in den Generationen über mir extrem ausgeprägten Narzissmus bei den Frauen. Ausnahmslos ALLE aus meiner Generation sind in Therapie und gehen so offen mit unseren Themen um. Ich behaupte, dass wir zu 100% besser mit dem Leben umgehen können, einfach weil wir auch einschätzen können, was wirklich Arbeit unsererseits bedarf.

Aber wehe, du sprichst darüber mit den älteren Generationen - dann sind wir alle undankbare Bälger, die sich nur für Aufmerksamkeit aufspielen. Mein ADHS wird dabei natürlich gekonnt geleugnet.

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Diesen Punkt checke ich nicht, ich checke nicht, wie man das nicht checken kann… :joy: wisst ihr wie ich mein ? Dass die Leute nicht verstehen, dass es dir nach/mit einer Therapie besser geht und man es deswegen macht (logisch! eigentlich…)

Ich wurde leider eher von Leuten in meinem Alter (Gen Z) dafür geshamed, dass ich in Therapie bin, das fanden sie „komisch“, ich seh doch glücklich aus usw.
Ich habe X mal erklärt, dass Therapie nicht heißt man ist schwer Depressiv, sondern einfach dass es Dinge gibt bei denen ich gerne professionelle Unterstützung hätte und professionelle Tipps /Hilfestellungen, damit ich dann irgendwann auch wieder alleine klar komme.

Hat wunderbar geklappt, jetzt 1,5 Jahre später ist meine Therapie beendet und ich konnte super viel mitnehmen! Generell für mein sozialleben und den Umgang miteinander. Und genau das täte so vielen Anti-Therapie-Leuten gut, ein paar Sitzungen beim Therapeuten um sich selber mal zu reflektieren und eigene Unsicherheiten aufzudecken usw. Aber auf die Idee kommen die natürlich nicht… :clown_face:

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Ja, I mean, ich bin nicht in Therapie, because GKV in Germany is useless. Stehe aber auf so 5 oder 6 Wartelisten.

  1. Solche Leute haben bestimmt mal einen Therapeuten aufgesucht und haben da schlechte Erfahrungen gemacht oder haben sowas öfter gehört. Einige Therapeuten sind noch verrückter als die Patienten und dürften ihren Job auf keinen Fall ausführen (Stichwort Narzissmus, Unfreundlichkeit, Lustlosigkeit usw.).
  2. Leute mit narzisstischen Tendenzen würden niemals zugeben, dass sie mental krank oder geschwächt sind. Sie würden allerhöchstens so etwas sagen: „Ich habe kreisende Gedanken.“ und nicht: (Achtung, TW!) „Ich kann seit Wochen nicht mehr schlafen, ich bekomme nichts hin, ich krieg kaum Luft, ich hab Suizidgedanken und ich hab keinen Appetit.“. Deswegen holen sich viele keine Hilfe oder merken jahrelang nicht, wie schwer krank sie eigentlich sind.
  3. Stigmatisierung der Gesellschaft: Grund dafür ist die Stigmatisierung der Gesellschaft. Jüngere Generationen nehmen mentale Krankheiten und Psychotherapie deutlich ernster, aber auch nicht alle. Oft spielen wie o.g. auch ein Egoproblem und hohe gesellschaftliche Standards eine große Rolle (uns allen geht’s ja perfekt und wir sind ja alle erfolgreich im Leben).
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Ja, Egoprobleme sehe ich da v a bei jungen Männern. Irgendwie gibts da gerade gefühlt nur zwei extreme, die linken Macker die freiwillig Therapie machen und mega offen sind für mental health, feminismus, queere Themen etc oder die rechts-konservativen alpha male Boys die denken sie sind der größte.

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Yep :upside_down_face: Selbstreflexion ist bei vielen einfach gar nicht vorhanden… Aber auch die in Therapie erlernten Werkzeuge finde ich so wichtig und hilfreich für das Leben generell, nicht nur für die akute Situation. So weit denken die nicht…

Die Stigmata, die leider immer noch herumschwirren bzgl. Therapie und/oder psychischer Gesundheit helfen nicht :roll_eyes:

THIS! Echt übel :joy:
und gerade diese „Alphas“ genau wie die selbsternannten „Nice Guys“ hätten es am nötigsten…

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Nuja, diese Gen LetztesJahrtausend ist halt noch mit ganz anderen Werten aufgewachsen.
Für die war krank nur Körper. Alle psychischen Probleme waren erst dann krank, wenn komplett Klapsereif. Bis dahin hieß es: leiden und schweigen.

Heute ist halt auch sehr vieles als psychisch behandlungsrelevant anerkannt, was deutlich unter sofortiger Psychiatrieeinweisung liegt. Damit verwechselt diese alte Gen das Thema.
Und sie denkt natürlich: wir haben die Zähne zusammengebissen und weitergemacht, ging doch auch.

Lass sie denken, dass sie denken.
Sie käuen nur Gedanken wieder, die sie vor langer Zeit irgendwann einmal gedacht haben. Weiterdenken tun sie nimmer.
Nur wenige bleiben so jung.

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Die gehen dann aber für viel Geld zum Coaching :laughing:

Ich sollte mal nen Thread für das Erfragen der Tools machen, die ihr so in Therapie gelernt habt… Würde gerne mal wissen, was das so beinhaltet.
Mit meiner Tochter treten wir in der Therapie nämlich ganz schön auf der Stelle. Momentan könnte ich nicht sagen, dass es wirklich hilft.
Es gilt noch der Grundsatz von vor einem Jahr: Mama, momentan bist du für mich die bessere Therapeutin.
Die positiven Therapieerfahrungen hätte ich hier auch gerne :face_with_diagonal_mouth:

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Fände ich gut! Was das ADHS betrifft hat mich die Therapie nämlich auch 0 weitergebracht, das lag an verschiedenen sachen, aber wäre ein guter Thread…

„Warum musst du immer, IMMER, wenn du einen Fehler machst, dich hinter deiner ADHS Diagnose verstecken?
Das Leben besteht nicht nur aus Spaß. Das geht uns allen so. Aber da beschwert man sich nicht, sondern erledigt die Sachen eben.
Ich hab dich nicht gebeten,den Mond vom Himmel zu holen, sondern 30-45 Minuten zu investieren.
Aber ich sollte nicht dir damit hinterher rennen. Du solltest mich selber um Hilfe fragen.“

Kontext: Ich habe einen Termin zum (online) Body Doubling vergessen.
Fürs Protokoll: Ich habe NICHT gesagt: „Oh, ja sry, ich habe ADHS, da vergesse ich halt mal was.“
Ich HABE gesagt: „Du hast recht, ich hab’s verkackt. Es tut mir wirklich leid. Ich versuche wirklich so sehr an diesen Sachen zu arbeiten, aber es fällt mir wirklich schwer.“

Antwort: „Du bist erwachsen. Du wirst das schon rausfinden.“

Ich verstehe ja, dass mein Partner frustriert ist und sich vermutlich selbst hilflos fühlt, zumal wir eine Fernbeziehung führen und er sehr weit weg ist. Ich verstehe sogar, dass er im aufgebracht wütenden Zustand vielleicht etwas über das Ziel hinausgeschossen ist und es vielleicht gar nicht mal so meinte.
Aber er hätte dann doch auch eben genau das sagen können: „Ich bin frustriert und fühle mich hilflos.“ Hat er aber nicht.
Und wenn ich sage, dass ich mich angegriffen fühle, bin ich gleich wieder überempfindlich.
Mal ehrlich: Wie kann ich mich dadurch denn nicht angegriffen fühlen?
Das ist schon eine Woche her, aber es nagt immer noch furchtbar an mir.
Diese Tirade so unfassbar viel kaputt gemacht. Insbesondere, da mein Partner bislang sehr verständnisvoll und geduldig war und immer versucht hat, das mit dem ADHS zu verstehen.
Aber dieser Ausbruch hat mir deutlich gezeigt, dass er im Grunde nichts verstanden hat. Zumindest fühlt es sich sehr danach an. Dieser Ausbruch tut auf so viele Arten weh.

Ich wollte euch nicht vollheulen, aber ich muss das einfach gerade mit jemandem teilen, der mich versteht. Danke.

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Ich kenne das und fühle mit dir.
Mein Mann hat auch lange nicht verstanden, was genau ich für Schwierigkeiten habe.
Inzwischen wird das aber schon sehr viel besser.
Ich habe oft mit ihm gesprochen und einmal ist mir dann auch der Kragen geplatzt.
Ich habe ihm klar gesagt, wie sehr mich das verletzt und ich immer wieder von ihm das Gefühl bekomme, mich rechtfertigen zu müssen. Ich bin es leid, jedes Mal aufs neue erklären zu müssen, wie mein Hirn funktioniert. Ich brauche eben manchmal seine Hilfe bei vermeintlich einfachen und alltäglichen Dingen. Fertig. Ist so und wird auch so bleiben, egal wie viel Mühe ich mir gebe.

Ihm fiel es eben unfassbar schwer zu akzeptieren, dass seine Frau, die er so liebt, Schwierigkeiten mit eben jenen „einfachen“ Dingen hat. Nicht aus Böswilligkeit und nicht aus Ignoranz. Aus der Tatsache heraus, dass er selber kämpft und seine eigenen Schwierigkeiten nicht ertragen kann, weil er sein Leben lang dafür verurteilt wurde und sie ihm jeden Tag aufs Neue „beweisen“, dass die Leute Recht hatten und er nicht richtig ist. Das ist psychologisch komplex und alles nicht ganz einfach, für uns aber irgendwann sehr klar gewesen. Außerdem sehe ich ihn inzwischen im Autismusspektrum, was erklären könnte, warum er sich manchmal nicht in Andere hineinversetzen kann, bzw. ihm manchmal nicht in den Kopf will, warum Andere die Dinge nicht „einfach“ mal so machen können wie er.

Inzwischen hat er wirklich Verständnis. Nicht nur oberflächlich und aus einem moralischen Anspruch heraus, sondern auch tiefer. Sich selbst kann er noch lange nicht akzeptieren, aber mit mir ist er wirklich nachsichtiger geworden. Ich muss mich auch nicht mehr so viel erklären. Manchmal tue ich es noch, aber nicht mehr aus der Not heraus.

Es braucht Zeit. Ich wünsche dir viel Kraft und den Mut, das Thema nochmal bei deinem Partner anzusprechen. Vielleicht kannst du ihm auch alles aufschreiben, wenn das für dich einfacher ist.

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