ADHS Diagnose Jahrelang ignoriert

Liebe Abrissbirne,

wenn dir jemand erzählt, wie ihr Leben mit Behandlung seit der Kindheit verlaufen ist, weißt du aber leider trotzdem nicht, wie es bei dir gewesen wäre. Denn sie ist ja nicht du und war es nie.

Und wäre die ADHS deiner Eltern früh behandelt worden, hätten sie sich vielleicht nicht scheiden lassen. Aber vielleicht hätten sie auch andere Partner gehabt und du wärest nicht entstanden?

Das philosophische Problem ist ja, dass man immer nur weiß, wie das Leben so wie es war verlaufen ist, aber nicht wie es gewesen wäre.

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Wie auch immer, eine rückblickend konsequente und durchgängige ADHS-Behandlung vom Kleinkind bis zum Erwachsenenalter ist immer noch eine große Seltenheit und vermutlich bisher fast nur in den USA anzutreffen. Denn die größte Schwelle ist die Transition, d. h. der Weg von der Pubertät zum Erwachsenenalter und damit verbunden der Wechsel von der KJP- zur Erwachsenenpsychiaterpraxis.

Denn erstens nehmen viele Betroffene oder ihre Eltern durch den Wandel der Symptome das Fortbestehen der ADHS nicht wahr; d. h. ihnen fällt spät auf, dass ihr „Erwachsenenproblem“ etwas mit dem „Kinderproblem“ zu tun hat.

Und zweitens finden Viele nicht nahtlos eine Erwachsenenpraxis, die die ADHS-Behandlung fortsetzt, auch wenn sie sich das wünschen.

Jedenfalls: Fast alle, die hier im Forum aufschlagen, erzählen Geschichten, wo dieses auf die eine oder andere Weise misslungen ist. Die Anderen haben vielleicht kein Problem und suchen keine Hilfe im Forum. :adxs_grins:

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Das könnte eine Überdosierung gewesen sein.
Oder du bist einer von den ganz seltenen Fällen, die auf MPH in dieser Weise sehr empfindlich reagieren.
Dann wären andere Wirkstoffe sinnvoller, wie Amphetaminmedikamente oder eine Kombination von Stimulanzien mit Atomoxetin oder Guanfacin.

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Hallo :slight_smile:

hoffe euch geht’s gut. Hat schonmal jemand von euch
„Neurofeedback“ ausprobiert ? Und wie sind da eure Erfahrungen ? Mein Therapeut hat es heute zum ersten Mal mit mir gemacht und ist davon total überzeugt.

In der ersten Aprilwoche habe ich Urlaub und soll dort dann mal das Elvanse ausprobieren :slight_smile:

Ich bin gespannt. Hoffe das es auch bei den Zwangsgedanken und Ängsten hilft.

Das dachte ich auch. Ich war immer ein sehr guter Schüler und habe eine glänzende Unikarriere. Deshalb hat der erste Neurologe AHDS ausgeschlossen, obwohl die Symptome vorhanden waren (immerwieder schlimme Aussätzer wie liegengelassene Rucksäcke und Geld im Automaten (bei Hyperfokussierung, wenns um Konzentration bei der Arbeit geht), innere Getriebenheit, Impulsivität, andern ins Wort fallen, nicht warten können…Der zweite Spezialist hat genauer nach der Kindheit gefragt, da zeigten sich dann genügend Hinweise, die aber durch die Schulleistungen u.a. verdeckt wurden.
Was ich sagen möchte: die Symptome äußern sich sehr unterschiedlich und man muss sehr genau hinschauen/nachfragen. Meine Diagnose habe ich jetzt mit 86 und ich profitiere jetzt von der Elvansetherapie. Ein Durchschnittspsychiater/-neurologe, der nach Schema vorgeht, kriegt daseinfach nicht hin. Und Leute die sich spezialisiert haben, sind leider schwer zu finden. Dehalb ist das Forum so verdammt wichtig.

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Wow. Du hast mit 86 Jahren eine ADHS Diagnose bekommen und mit Elvanse gestartet? :+1:

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Habe in den letzten Tagen oft an meine Kindheit / Pubertät zurückgedacht. Hatte ja damals unter anderem Medikenet genommen. Ich kann mich dran erinnern wie ich unter Medikenet stundenlang vor der Waschmaschine saß und es interessant fand wie diese am schleudern war.

Man hätte mich stundenlang in die Ecke setzten können und ich hätte irgendwas gefunden worauf ich mich konzentrieren hätte können. Ich war in der Lage mich wirklich sehr gut zu konzentrieren selbst auf Kleinigkeiten. Aber Rückblickend kam mir das auch sehr zwanghaft vor ? Habe teilweise mir Aufgaben gestellt. Wie viele grüne Autos fahren hier vorbei und ich hätte stundenlang alle grünen Autos zählen können.

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Danke für diesen Beitrag! Genauso ist es. Als Mutter ( selbstbetroffen), mit zwei Söhnen, beide adhs kann ich das 1:1 bestätigen.
Wenn mit 18 dann alles selbst entschieden werden kann, auch eine gewisse Medikamenten u Therapiemüdigkeit dazu kommt, weil schon im Kindesalter Medikamente etc der Alltag waren, dann wird die Therapie erst mal auf Eis gelegt.
Die Pubertät/ Entwicklung aber noch sowas von im vollen Gange…
Dann auf einmal hoppla ist das 21 Lebensjahr nah m der Kipsy kann nur noch einen Abschlussbericht schreiben- und da ist man aus der Schule raus, darf alles, weiss aber eigentlich nicht was man selbst will, Muddi ist eh lästig, die Selbsttherapie mit zb Cannabis hilft ja auch irgendwie und… dann platzt die Bombe, Komorbiditäten etablieren sich, Angst, Depression, das schwanken zwischen Identität und Selbstbestimmung, Freiheit und alles in Frage stellen und Eigenverantwortung, dann aber auch Überforderung…etc.

An der Uniklinik Frankfurt gibt es mittlerweile eine Transitionsforschungsschwerpunkt, etc.
Aber man kommt teilweise nicht mehr an die Jungerwachsenen ran…

Die Zeit ab spãtem Teenageralter, Volljährigkeit ist eine total kritische Phase…!
Die Transition Schule, Ausbildung/ Studium einfach zu oft absolut unbegleitet…

Ich befürchte grade, dass ich nur hilflos zusehen kann, wie schon länger …da eben ausgeheblt bei volljährigen beratungsresistenten Söhnenund hoffe, dass ich mit ab und zu einem „ lästigen“ Input zu Wiederaufnhame von multimodaler Therapie ermutigen kann.

Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass der Auszug aus dem Elternnest ein freies Gefühl war, ( war undiagnostiziert), aber das richtige Chaos, Zerpflückung, Überforderung die ich aber nicht gesehen und wahrgenommen habe, verdrängt und maskiert habe, dann volle Fahrt aufnahm und seinen Tribut zollte, leider schlägt der bis ins höhere Erwachsenenalter noch durch und ich bin selbst nun erst in multimodaler Therapie.

Wurde aber auch erst mit Mitte 40 diagnostiziert, vor 7 Jahren- obwohl schon vor 17 Jahren einePsych/ Ärztin adhs Verdacht in den Raums stellte…

Ich „ verfluche“ die Volljährigkeit mit 18… ;-j
Natürlich bindet man aber auch einen 14 jährigen auch in die Entscheidungen ein, zb Medikamente ( weiter) zunehmen…
Aber man ist einfach als Eltern total aussen vor, wenn dann der 18. Geb. da ist…
Einfach mittendrin in der heissen Phase… ausgehebelt…
Schwer…

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Lese hier auch grade in diesem älteren Thread. Mit 86 adhs Diagnose und dann noch mal Therapie! Wow!
Der Facharzt muss aber auch ein GUTER sein!

:adxs_wink: @Femme

Bin ja noch nicht lange auf diesem Weg und hier bei mir läuft es auch irgendwie anders herum.

Mein Sohn scheint auch betroffen zu sein, aber ich habe es einfach nicht erkannt, was mir heute viele schlaflose Nächte bereitet hat.

Aber wie sollte ich etwas erkennen, was mir als „normal“ erscheint? Ja ja, das hast du von deiner Mutter :adxs_grins:

Jetzt so langsam erarbeiten wir gemeinsam unsere Zeit, wo wir hätten hellhörig werden sollen, aber auch, wo wir nicht ernst genommen wurden.

Unterscheiden tun wir uns aber tatsächlich im Nestflüchterverhalten, ich war mit achtzehn sofort raus, aber er ist ein Nesthocker.

Ich bewundere hier alle Eltern, die zeitig mit ihren Kindern unterwegs waren :white_heart:

Wir zäumen das Pferd nun von hinten auf, es ist nicht zu spät :four_leaf_clover:

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Danke für deine liebe Nachricht.
Das Gras ist aber hier nicht grüner…

Bei meinem ersten Sohn war und ist die Symptomatik einfach hochgradig ausgeprägt …
Vom Tag eins seines Lebens… eigentlich schon pränatal.

Was mich wirklich z zt fertig macht, ist dass ich vor über 7 Jahre meine Diagnose hatte und nicht dran geblieben bin, zudem die Zeit der Pubertät bei beiden Kindern im vollen Gange war, trotzdem lief alles einigermaßen. Aber beide haben dann die Medikamente abgesetzt, Therapie auch nicht mehr… also irgendwie waren wir ziemlich unbegleitet. Ich als single mum mit einer komplett beruflichen Veränderung ( Nochmal Ausbildung), einer total occupierenden Beziehung total überlastet und in höchsten Drehzahlen.
Ich hadere extrem mir mir…
Alles lief jahrelang engmaschig und dann ist s mir entglitten irgendwie und ich dachte es läuft…

Nun schlägt es zurück,
Dazu muss man trotzdem sagen, dass sich in den letzten 5 Jahren soviel auch an awareness etc getan hat… als ich vor 20 Jahren die Diagnose meines Sohnes bekam, war Deutschland noch so ein Entwicklungsland, betreffend neurodivergence und Angeboten, Aufklärung, Unterstützung… auch die Stigmatisierung war krass.
Zu sagen, mein Kind im KiTa Altee wird mit Medikamenten eingestellt, uff… was musste man sich alles anhören…
Naja, das Leben war echt prall…
Will nicht jammern, aber bei all den Anstrengungen und Stehauffrauchen- Bemühungen hätte ich mir die Gegenwart etwas smoother vorsgestellt.
Bleibt dran und ich wünsche euch alles alles Gute!

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Mein Therapeut sagt immer ich würde sehr gut im Alltag klar kommen und ich benötige keine Medikamente fürs ADHS. Er rät mir davon auch ab und sagt ich müsste die dann quasi immer nehmen und ob ich das wirklich will. Wie ist eure Meinung dazu ? Seit ich mich wieder mit ADHS beschäftige merke ich doch das ich viele Sachen mittlerweile als normal eingestuft habe, die mich trotzdem im Alltag enorm fertig machen und eben nicht normal sind. Ich habe halt nur gelernt es zu kompensieren. Ich weiß garnicht mehr was richtig oder falsch ist.

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Hallo,

das ist, zu Ende gedacht, ein seltsames Argument. Das bedeutet: Schlaf niemals in einem weichen Bett, mach niemals einen Urlaub in einer wirklich schönen Gegend, iss niemals den allerbesten Käsekuchen, triff niemals liebe und freundliche Menschen - denn dann weißt du wie gut dir das tut und dass du da nicht mehr drauf verzichten willst.

Das Leben ist hart und freudlos und so soll es bleiben. Schließlich kommst du gut im Alltag klar.

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Hallo,
was bedeutet für ihn denn „klar kommen“?
Ich komme auch klar. Ich bleibe aber ständig unter meinen Möglichkeiten, weil ich vor jeder Aufgabe/Anforderung erstmal ein großes Schwungrad in Bewegung setzen muss. Was für andere leicht von der Hand geht erfordert bei mir enorme mentale Anstrengung. Ich bin vom Arbeitstag oft unglaublich kaputt und müde, obwohl ich noch Zeit und Lust hätte ein paar Dinge zu tun, auch schöne Dinge wie Hobbys. Ich kann aber nicht, weil ich mein Pulver fürs „klar kommen“ verschossen habe.
Man will ja nicht nur funktionieren, man will auch leben und sein Potential nutzen.
Faulenzen kann man mit Medikamenten trotzdem noch. Aber dann sucht man es sich bewusst aus.

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Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Wenn sie dir helfen würden, würden sie dir dein Leben lang helfen. Egal ob du sie ausprobiert hast oder nicht.

Es wäre doch viel sinnvoller, sie einmal in Ruhe zu testen - denn erst dann kannst du wissen, ob du das wirklich willst.

Die Argumentation des Therapeuten wirkt auf mich irrational, wie von jemandem, der etwas nicht will, aber keine Argumente dafür hat.
Das ist etwas, was für mich sehr gegen jemanden (und ganz besonders erst recht bei einen Therapeuten) spricht. Nichts dagegen, wenn jemand dafür oder gegen etwas ist. Aber dazu unsachliche oder irrationale Argumente zu verwenden, spricht nicht für denjenigen. Und das betrifft nicht nur dieses Thema.

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Woher will dein Therapeut das wissen? Begleitet er dich auf Schritt und Tritt?

Und ich sag dir etwas aus der Perspektive einer spät-behandelten Person: ich hätte lieber früher als später mit Medikamenten angefangen. Es hätte mir vieles erspart.

Leider kommen diese „guten“ Tipps von Betroffenen immer retrospektiv. Nachher ist man halt immer schlauer…

Heute sage ich dir: lass dir keine Behandlungsoption vorenthalten die dir wirklich (nachweislich–> Studien!) helfen kann!

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Wie kann ich das denn mit den Medikamenten am besten angehen? Ich habe hier einen Psychiater der ja auch auf ADHS spezialisiert ist. Soll ich da nochmal hin ?

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:adxs_wink: @Magic1337

Wenn du dort einen Termin bekommst, dann los.

Ich gehöre auch zur Retrospektive Truppe und gehe mit @Lea, nachher ist man immer schlauer.

Und sollte sich heraus stellen, passt nicht für dich, ok.

Aber diese Chance auslassen, nö…der Zahn der Zeit knabbert ja auch überall und die Sache mit der Energie…

Versuch macht klug :four_leaf_clover:

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Muss ich dann Urlaub für die ersten Tage nehmen ? Oder was ist der beste Zeitpunkt um das mal auszuprobieren ? Sry bin etwas unsicher :slight_smile:

Hab damals ja in der Kindheit unter anderem Medikenet genommen. Wüsste garnicht womit ich jetzt starten soll.

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