Lieber @anon62616558 Concerta ist ja in der Schweiz angeblich die erste Wahl von Methylphenidat, warum das eigentlich so ist, dass würde mich irgendwie trotzdem mal interessieren, ganz ehrlich.
Was ich Dir eigentlich schon lange mal schreiben wollte, aber irgendwie unterging, ist das Thema Unzufriedenheit in der Schweiz.
Also ich bin ja eine sogenannte Ausland Schweizerin, heisst ich wurde in Deutschland geboren, habe in Deutschland meine Schule gemacht, war in Deutschland in den 80er Jahren in einem Jugendheim, hatte dann mit 18 keine Arbeitsstelle, oder eben Ausbildungsplatz, meine Aufenthaltserlaubnis lief dann aus.
Mit 16 lief ich bereits nicht mehr auf den Pass meines Vaters, der ebenfalls Ausland Schweizer war, meine Mutter hatte es „verpasst“ für mich und meine Brüder eine deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen.
Heisst: mit 18 musste ich dann Deutschland verlassen, da ich keine Aufenthaltserlaubnis mehr hatte, ich „musste“ in meine Heimat die Schweiz als „Rückwanderer“ „zurück kehren“, und DAS obwohl ich damals weder „Schweizerdeutsch“ sprach noch in Wahrheit „irgendwas“ „wirklich“ über meine Heimat die Schweiz WUSSTE!.
Wäre nicht mein 3 Jahre älterer Bruder, der gerade die RS absolviert hatte, und dort als „Schwoob“ fertig gemacht wurde, bereits einen Job und eine Wohnung gehabt, ich hätte nicht gewusst, wo ich hinsollte, wo ich wohnen sollte, wie ich mich in meiner „Heimat“ hätte zurecht finden sollen.
Ich habe eine „schwere Schule“ durchgemacht in meiner „Heimat“, wurde als „Schwoob“ beschimpft, weiss nur allzu gut, was es heisst, diskriminiert und ausgegrenzt zu werden, als Schweizer im eigenen Land, irgendwie paradox doch leider wahr.
Aber Gott sei Dank habe ich das Schweizerdeutsch schnell gelernt, so das mein „Akzent“ irgendwann nicht mehr allzu „auffällig“ war.
Dennoch stand ich immer aussen vor, hatte zwar den Pass, aber so „richtig akzeptiert“ war ich eigentlich irgendwie nie, und DAS unabhängig von meinem Adhs, sondern schlicht weil ich nie weder das eine war noch das andere, sondern „Heimatlos“.
In Deutschland nur irgendwie „geduldet“, in der Schweiz aber auch irgendwie nie wirklich „daheim“.
Trotz allem konnte ich mich mit der Zeit in der Schweiz behaupten, merkten die zumeist „misstrauischen“ Schweizer, dass ich eigentlich ein netter Mensch bin der ihnen nichts böses will.
So fand ich zumindest zeitweilig Anschluss, sogar sowas wie „Freunde“, wenn auch meistens nur sehr oberflächlich, auf einer tieferen Ebene, war eigentlich nie jemand wirklich „bereit dazu“ mich kennenlernen, mir zuzuhören, sich für meine Lebensgeschichte „wirklich“ zu „interessieren“.
Hauptsache war immer, du kannst was „positives“ erzählen, über beruflichen Erfolg, oder Minimum wie gut deine Ehe läuft, deine Kinder das Gymnasium besuchen, rundum alles auf Erfolg getrimmt.
Aber Wehe du hast mal gesagt „du Sorry, aber mir geht es gerade nicht so gut, wenn ich ehrlich bin fühle ich mich total überfordert“, dann waren auch diese wenigen vermeintlichen Freunde plötzlich weg, weil mit „so jemand“ will man dann doch lieber nichts zu tun haben, dann war die „Agenta“ plötzlich voll, hatte man „keine Zeit“.
Wie auch immer, meine „Rückkehr“ in die Schweiz, war alles andere als „leicht“, nicht desto trotz habe ich meine Heimat lieben gelernt, habe ich die Schweizer lieben gelernt, habe ich sehr vieles in der Schweiz lieben gelernt.
Und ich habe sehr schnell erkannt wie gut vieles in der Schweiz läuft, dass z.B. das Schweizer Gesundheitssystem eines der besten auf der Welt ist, dass wir politisches mitsprache Recht haben durch die Volksabstimmung, dass wir Initiativen gründen können und so weiter.
Wie auch immer, auf was es hinaus läuft ist das, dass wir die Vorzüge die die Schweiz zu bieten hat, immer erst richtig „begreifen“ wenn man auch mal „Auslandserfahrung“ hat.
Bitte Bitte nicht falsch verstehen, ich möchte hier kein anderes Land als schlecht bezeichnen, überall gibt es Vorteile und Nachteile, kein Land oder Nation ist besser als eine andere.
Um was es mir gegenüber Martin1 geht, ist nur das ich ihm sagen will das ich auch anderes kenne, und das ich ihm sagen will „sei nicht zu streng mit der Schweiz, die Schweiz ist ein tolles Land“.