Hallo zusammen!
Der Thread ist zwar schon länger alt Aber ich wollte dennoch gerne meine Erfahrung teilen, da ich seit einer Woche zurück bin aus der Schön Klinik in BB.
Ich kann dazu nur sagen, dass es die beste Entscheidung meines Lebens war dorthin zu gehen!
Kurz zu meiner Vorgeschichte:
Ich bin w (37) und meine Diagnose zu ADHS wurde tatsächlich erst final in der Klinik bestätigt. Eine Vermutung lag vor aber der HASE Test bei meinem Neurologen fiel negativ aus. Dazu muss man sagen, dass in der Schön Klinik eine wesentlich größere Diagnostik durchgeführt wird, die nicht nur auf Frage Antworten Fakten basiert sondern auch ausgiebig durch Gespräche und Beobachtungen der Therapeuten untermauert wird.
Ich bin seid zehn Jahren in Verhaltenstherapie. Meine Psychologin äußerte die Vermutung über ADHS vor ca. einem Jahr, eventuell sollte auch Asperger Autismus eine Rolle spielen, das konnte aber in der Klinik ausgeräumt werden.
Naja besser die Vermutung später als nie….
Ich hatte immer soziale Schwierigkeiten(Mobben/Ausgrenzung), durchgehende Gewalterfahrungen im Elternhaus, in der Schule und bin einfach in meinem bisherigen Leben einem Haufen sehr vieler schlechter Menschen begegnet. Irgendwann dachte ich, es liegt halt an mir, weil ich scheisse bin und es verdient hätte so behandelt zu werden weil selber Schuld und so… Dieser Glaubenssatz hat mich mein ganzes Leben lang geprägt und sich in allen Bereichen in meinem Leben niedergeschlagen. Ich habe mich immer anders und nie dazugehörig gefühlt. Dazu muss ich aber sagen, dass ich daraus resultierend, sehr leistungsorientiert bin und entsprechend große Erfolge im Berufsleben zu verzeichnen habe - nur halt zum Preis meiner eigenen Ressourcen und Bedürfnisse. Ich wollte mir immer beweisen, dass ich gut genug bin. Und ich hätte nie gedacht, dass ich soweit komme.
So! Ich vermute, dass ich schon sehr lange eine Depression habe. Die letzen Jahre hat es sich immer mehr zugespitzt. Ich habe immer weiter perfekt funktioniert, zumindest auf der Arbeit. Zu Hause war dann nichts mehr…Ich konnte nichts mehr machen. Weder meine Ehe pflegen, sozialen Kontakte nachgehen oder einfach für mich sorgen.
Durch meine Theory of Mind konnte ich alle typischen ADHS Erscheinungen bei der Arbeit ausmerzen. Das hat mich den Rand der Erschöpfung getrieben. Ich habe mich immer durch meine Arbeit identifiziert, da ich dachte, das wäre das einzige worin ich gut bin. Also alles für den Club!!!
Meine Psychologin legte mir einen Klinikaufenthalt nah. Für mich ein Ding der Unmöglichkeit aus Angst der Stigmatisierung oder Ablehnung weil man mich für nicht fähig halten könnte, vor allem in meinem Job.
Ich arbeite in einem Bereich, wo es für so etwas augenscheinlich keinen Platz gibt und psychische Befindlichkeiten als Schwäche ausgelegt werden können. Aber die Zeiten haben sich Gott sei Dank geändert und auch dort ist angekommen, dass die mentale Gesundheit vorrangig zu behandeln ist! Nur das musste ich auch erstmal glauben und verinnerlichen. Ein Kollege verhalf mir zum letzten Schritt indem er sich einfach so von jetzt auf gleich mir gegenüber öffnete und von seinen Aufenthalten erzählte, obwohl ich von mir aus nie so etwas erwähnt hatte. Ein Zeichen!!!
So wagte ich dann den Schritt und meldete mich in der Klinik an. Lange Wartezeit - ok! Nahm ich hin und in mir keimte langsam Hoffnung auf. Die Verhaltenstherapie hat einiges regeln können aber nie meine Grundstruktur ans Tageslicht gebracht, mit der ich hätte arbeiten können.
Auf der Arbeit gab ich direkt Bescheid, dass ich in Kur gehe. Geht ja auch niemanden etwas an, warum und weshalb und jeder hat ein Recht und Anspruch darauf.
Der Anruf zum Antritt kam.
Zur Klinik:
Dort gibt es eine der wenigen renommierten ADHS Stationen in Deutschland und diese ist mit einer der besten. Das Konzept ist stimmig, die Therapeuten spezialisiert. Die Qualität ist einfach nochmal um ein vielfaches höher als wie ich es bei Fachärzten außerhalb erleben konnte. Der leitende Chefarzt selbst hat diese Station mit ins Leben gerufen. Eine Herzensangelegenheit sozusagen und das spürt und erlebt man dort.
Dort habe ich erfahren, was genau mit mir los ist. Welche Komorbidität, in diesem Fall die schwere Depression, mich begleitet und woraus was entstanden ist. Die Depression kam über das ADHS, darum entschied ich mich zu einer erstmaligen Medikation um die ADHS Symptome zu behandeln.
Man kann selbst entscheiden, ob man Medis nimmt oder nicht. Zuerst habe ich es abgelehnt aber wollte es dann doch versuchen. Man kann verschieden Variationen ausprobieren und in aller Ruhe beobachten, wie es einem damit geht.
Die Mitpatienten sind vom Altersdurchschnitt eine bunte Mischung. Von 20 bis 70 war alles dabei.
Ich habe dort gelernt, wie ADHS funktioniert, wer ich bin und was ich kann, wie sich Emotionen entwickeln und regulieren lassen, wie ich mich und mein Umfeld pflege, was wichtig und richtig ist, was meine Bedürfnisse sind und woher diese kommen, Achtsamkeit, Dankbarkeit, Akzeptanz, Selbstmitgefühl und vieles vieles mehr.
Alleine dort mit so vielen in einem Boot zu sitzen, die alle genau die gleichen Sorgen und Probleme haben und sich gegenseitig zu bereichern und aufzufangen, war eine Erfahrung, die mich so gestärkt hat und die ich nie vergessen werde.
Ich habe gelernt, dass ich mein Leben in der Hand habe und ich das Leben an mich anpassen kann. Und allem voran, dass ich sein darf, wie ich bin und ich toll bin! Ich werde mich nie wieder verbiegen oder verstellen.
Schlussendlich dann noch die Kirsche auf der Torte, ich werde meinen Job aufgeben und in eine ganz andere Richtung gehen. Ich bin gut und muss mir nichts mehr beweisen. Für mich aber als ADHS‘ler ist das nichts und das ist auch nicht schlimm. Denn es gibt Berufe und Umfelde, die einfach nicht gut für uns sind und die Lebensqualität dermaßen runterschraubt. Das ist es nicht wert. Ich habe meine Talente und Stärken gefunden und aufleben lassen in der Klinik und möchte diese auch in meinem Leben beibehalten.
Den Job aufzugeben, war ein Gedanke, der absolut unmöglich war vor meinem Aufenthalt. Niemals hätte ich das getan.
Ich bin einfach unendlich dankbar!
Mein Mindset stimmt nun, mein Selbstwertgefühl ist unheimlich gewachsen und ich weiß, wie ich mit mir und anderen Dingen im Leben umgehen kann.
Jetzt muss man noch sagen, es kommt auch darauf an, mit welcher Einstellung man in die Klinik geht. Ein „hier bin ich und jetzt heilt mich“ ist da fehl am Platz. Man muss wollen und Bock haben!
Ich weiß auch, dass ich noch länger mit meiner Depression zu tun haben werde und ich nicht geheilt bin aber ich habe jetzt genug Werkzeuge und Selbstvertrauen, dass ich weiß, dass ich es schaffen werde. Und dass ich ADHS habe ist vollkommen ok! Ich mag es auch, ich mag mich!
Alles Dank diesem Aufenthalt dort. Ich konnte mir einen neuen Weg schaffen.
Ich empfehle es jedem, es ist es wert! Wir leben nur einmal!
Sorry, dass es etwas lang geworden ist. Meine Hände sind jetzt auch teilweise taub, da ich alles auf dem Handy getippt habe
Für Fragen stehe ich jederzeit gerne zur Verfügung;)
Liebe Grüße an alle!