ADHS-Superkraft - was soll das sein?

Ich denke, das Problem dabei ist hauptsächlich die Abgrenzungsdynamik zusammen mit Ausweitung von Begriffen. Das wurde nebenan ja auch gerade erst diskutiert.

Welchen Wert haben Begriffe noch, wenn sie alles und nichts bedeuten können? Ich kriege übrigens auch die Krise bei Sprüchen wie „Irgendwie sind wir doch alle ein bisschen behindert.“ Deswegen bin ich beim Spektrumsgedanken auch eher gespalten, der passt sehr gut in das Thema Persönlichkeitsmerkmale, bei Diagnosen und Behinderungen fühlt er sich eher unbehaglich an. Irgendwie verwenden die Leute heute ständig klinische Begriffe für alles Mögliche statt Begriffe wie Introversion. Das finde ich eine Verarmung der Sprache.

Das Problem „Ich werde häufig im sozialen Umgang zu wenig akzeptiert/anerkannt“ ist real, aber es ist schon rein qualitativ etwas anderes als „Ich erlebe ständig irgendwelche Showstopper, die mich an der Bewältigung eines selbstbestimmten Alltags hindern“, oder „Ich muss Angst davor haben, dass mich kein Arzt mehr bei normalen Beschwerden behandent.“ Und wenn sich zu unterschiedliche menschen einen Begriff teilen müssen, führt das zu Abgrenzung der Fitteren und medial Selbstbewussten von den Unfitten. Die Unfitten sind zu stereotyp, zu klischeehaft, zu peinlich, zu behindert, zu schwach, zu problembeladen, zu unpride.

Medien bevorzugen Pride und Diskussionen über Diskriminierung gegenüber praktischen Problemen. Erstere kannman endlos diskutieren, letztere müsste man ja lösen (um Hillemls willen), und dann wäre die aufgebaute Social-Media-Präsenz quasi hinfällig. Ich kann diejenigen „extremeren“ Autisten da gut verstehen, wenn sie sich dabei nicht mehr willkommen und in ihrem Leidensdruck nicht validiert fühlen.

Das Absurde dabei ist: Wenn man die welt für die Vulnerabelsten besser macht, profitieren i.d.R. auch die weniger stark Beeinträchtigten davon.

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