Moin! Dieser thread hat mich dazu bewegt, mich überhaupt in diesem Forum anzumelden.
Ich entdecke darin mein Leben. Dieser etwas längere Beitrag sei gewissermaßen mein Einstand hier. 
Den Führerschein habe ich als junger Mann in einem der damals kommunistisch diktierten, heutigen EU-Länder. Die achteten mehr auf die Theorie und die ärztliche Untersuchung, die Praxis war eher „ferner liefen“. Ein eigenes Auto hatte eh kaum jemand, auch ich und meine Eltern hatten keines, auf den Straßen stellten eher unbeleuchtete Pferdefuhren eine Gefahr. Die Schulen waren staatliche Stellen und hatten es nicht nötig, Leute durchfallen zu lassen – im Gegenteil, sie hatten ihren Plansoll zu erfüllen… Nach bestandener Prüfung (da hatte ich noch keine Diagnose, ADHS bei Erwachsenen gab es damals offiziell gar nicht) bin ich jahrelang nicht gefahren, danach das Land gewechselt. Erst Anfang 30 musste ich auf einmal beruflich ans Fahren denken, zu Kundenterminen konnte ich nicht immer einen Kollegen als Chauffeur buchen.
Da habe ich ein paar Nachholstunden gebucht. Genauer: so um die 20. Die haben schon sehr geholfen, ich fühlte mich auf deutschen Straßen nicht mehr so voll panisch. Irgendwann kam mit der Praxis noch mehr Sicherheit. Das war alles noch vor der Diagnose. Ich fahre seitdem sehr viel, sehr gern, gern schnell, gern Langstrecken. Jahrelang pendelte ich 70 km zur Arbeit, ergab jährlich samt Urlaubsreisen und Familienbesuche einmal um die Welt (am Äquator) pro Jahr.
Es gibt inzwischen viele Erfindungen, die uns das Autofahren erheblich erleichtern. Ich habe zB immer das Kuppeln/Schalten gehasst. Wie die Pest und Cholera in einem! Ich fand und finde dieses Gefuchtelt absolut vorsintflutlich, entwickelt noch, als die Menschen mindestens drei Beine und drei Arme hatten. Also bin ich irgendwann auf Automatik umgestiegen und will nach einer halben Mio. km damit nie wieder zurück.
Das ging weiter mit all den modernen Assistenten, das geht mit GPS, die einem das Achten auf die Straßennamen, Abbiegungen etc. abnimmt… ich fahre inzwischen ein unauffälliges deutsches Auto, das aber technisch ausgestattet ist fast wie ein James-Bond-Bolide (ok, Raketenwerfer hat es nicht…), sogar mit Radar und LIDAR, und finde diese Helferlein sehr praktisch, überhaupt nicht ablenkend, extrem hilfreich.
Aber auch das eigene Empfinden, das Fokussieren ist im Auto etwas anderes. Ich bemerke als Fahrer Dinge, die ich sonst nie bemerke. Ich kann mich auch nicht durch irgendwas ablenken, weil ich ja ADHS habe – so kann und muss ich mich voll aufs Fahren konzentrieren. Aber dann wie! Das geschieht ganz von alleine. Ich höre zB nur selten Musik im Auto, obwohl ich Musik liebe und die Audioanlage eine ganz gute ist. Radio höre ich sowieso nie.
Wie gut ich fahre, kann ich nicht beurteilen. Doch wenn ich Leute mitnehme, z.B. auf Dienstreisen, wollen dieselben Leute später von selbst gern mit mir mitfahren. Ob das nur an meinem Auto mit allen Annehmlichkeiten der vier Ringe liegt? Obwohl ich, wo es geht, recht zügig fahre, schlafen die Passagiere bei mir im Auto manchmal einfach ein. Das macht niemand, der Angst hat 
Inzwischen habe ich mehr als eine Million km im Auto absolviert, ohne einen einzigen Unfall verursacht zu haben. (Die zwei Male, dass mir jemand hinten reinfuhr, war ich nachweislich ohne eigene Schuld.) Seit mehr als 10 Jahren mit Medikation (erst Medikinet, dann Elvanse).
Zwischendurch habe ich mal eben auch noch meinen Sportpiloten-Schein gemacht
– das hätte ich vor der Medi-Zeit auch nicht im Traum gedacht.
Ich will vor allem denjenigen Mut und Zuversicht zusprechen, die meinen, sie würden es nie lernen. Auch mit 30+ läßt sich das Autofahren bestens erlernen. Und mit 50 das Fliegen auch noch!