ADHS und Autofahren

Bevor ich in die Fahrschule bin (da hatte ich noch gar keine Diagnose), hatte ich große Bedenken … Ich und Autofahren, ausgerechnet ich, wo ich doch allseits für meine verpeilte Art bekannt war?

Es klappte dann jedoch erstaunlich gut (allerdings muss ich dazu sagen, dass ich damals schon Elontril bekam, völlig unabhängig von ADHS als Antidepressivum). Ich selbst hätte das nie gedacht. Abgesehen von einem Parkrempler, fahre ich seitdem auch unfallfrei.

Ich habe den B-Führerschein gemacht, danach C1 und bin eine Zeit lang Rettungswagen gefahren. Außerdem zu meiner Arbeitsstelle gependelt, manchmal bis zu 70 km eine Strecke (wenn ich auf der Außenstelle eingesetzt war).

Ich fahre gern, ich fahre nicht schlecht, bin allerdings ohne Navi aufgeschmissen. Leute, die mit mir mitfahren haben mir aber schon rückgemeldet, sie fühlten sich nicht so sicher. Das war noch vor Medikinet. Ich rede während der Fahrt oft mit mir selbst oder schimpfe über andere Autofahrer. Vor allem ersteres scheint die Leute zu verunsichern („wo war das nochmal, wo wir abbiegen müssen, war das hier… ach nee, doch nicht…“ …„komm, beknackte Ampel gerade auf Gelb, yeah, das schaffen wir noch…wuhuu“).

Medikinet hat meinen Fahrstil trotzdem stark verbessert, würde ich sagen (Gefahr: Rebound !!!). Ich fahre viel besonnener.

Gestern hatte ich ohne meine Medis tatsächlich auch eine blöde Situation, wo ich einen Radfahrer fast umgemäht habe. Der Vordermann fuhr auf einer Hauptstraße 40 oder so, ich bin zu dicht aufgefahren, weil ich mich so aufgeregt habe, dann Gas gegeben (2 getrennte Spuren, der Schleicher geradeaus, ich rechts). Dann kam dooferweise Vorfahrt beachten … ich gucke nach links, alles sieht frei aus, ich fahre schnell auf die folgende Straße … knapp da fährt der Radfahrer vorbei, 1 Sekunde später …

Egal, ein weiterer Grund bzw. Anlass, warum ich mich freue, das Medikinet übermorgen wieder anzusetzen.

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Auto fahren ist genau mein Thema, da muss ich einfach auch meinen Senf dazu geben. Bei meinem ersten Arztbesuch vor ca. einem Monat war meine Fahrweise auch ein ziemlicher Aufhänger.

Ich gehöre zu den Glücklichen, die anscheinend mit einem Übermaß an Geschick hinterm Steuer ausgestattet sind. Ich habe gleich mit 18 meinen Führerschein gemacht, was auch schon über 20 Jahre her ist, und seit dem terrorisiere ich meine Umwelt quasi unfallfrei (Parkrempler zähle ich mal nicht dazu). Ich hatte sehr schnell Zugriff auf recht potente Fahrzeuge, später kamen dann dank meines Berufs noch heißere Geräte dazu und ich habe sie alle ausgequetscht wie es nur ging. Landstraßentempo jenseits der 160kmh sind für mich normal, wilde Überholmanöver sind jederzeit drin, ich flippe aber auch schon total aus wenn ich am Horizont ein Fahrzeug erblicke, was mir demnächst vielleicht im Wege sein könnte. Und ich habe seltsamerweise keinerlei Schwierigkeiten mit dem Gesetz, weiß der Geier wie das möglich ist.

Mir macht meine Fahrweise mittlerweile nur ziemliche Sorgen. Mir ist schon sehr Bewusst, das mein Verhalten absolut riskant ist, ich auch Beifahrer und andere Verkehrsteilnehmer gefährde und meinen Job aufs Spielsetze. Als junger Kerl war die Gefahr überhaupt nicht präsent, da war alles nur ein Spiel, das Bewusstsein dafür kam erst mit zunehmendem Alter. Aber ich bin da völlig machtlos, wenn ich hinterm Steuer sitze setzt der Verstand völlig aus und so etwas wie ein Rennfahrerinstinkt übernimmt. Selbst wenn Frau und Kind mit dabei sind krieg ich mich nicht kontrolliert.

Ich hoffe, das hier meine endlich angelaufene Behandlung langfristig eine Besserung bewirkt. Ich hab schon Angst davor, das eines Tages der große Knall kommt, rein statistisch wäre der eh schon längst überfällig.

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Autofahren ist bei mir auch so eine niemals endende Geschichte.
Ich fahre beruflich viel mit dem Auto, auch längere Strecken.
Bisher glücklicherweise unfallfrei und sehr sicher.
Mitfahrende beschreiben mich als ruhige und gute Autofahrerin, allerdings bin ich hier und dort unaufmerksam, wenn es um Geschwindigkeitsbegrenzung geht.
Ich fahre nicht bewusst übermäßig schnell, aber die Routine schleift es ein bisschen ein und ich werde des Öfteren geblitzt.

Sonst entrinne ich das ein oder andere Mal brenzligen Situationen, die durch Andere ausgelöst werden, weil ich dann doch schnell und angemessen reagiere.

Ich habe bis eben gar nicht darüber nachgedacht, dass mein schlechter Fahrstil mit Adhs zusammenhängen könnte…

Meinen Führerschein habe ich mit 20 gemacht, vorher war kein Geld da. Wegen meiner Sozialphobie war das Fahren die Hölle, sobald mir etwas peinlich war (also praktisch alles) habe ich komplett die Konzentration verloren. 30 Stunden später hatte ich zwar keine Angst mehr vor meinem Fahrlehrer bzw. was er über mich denkt, war aber durch unsere Gespräche öfter abgelenkt. Auf Landstraßen oder Autobahnen konnte ich mich nie konzentrieren, weil das zu eintönig war, im Stadtverkehr bin ich eigentlich aufgegangen. Trotzdem gab es einige Moment wo ich wegen dem Fehlverhalten bzw. der Ungeduld der anderen total in die Luft gegangen bin und wahrscheinlich absichtlich einen Unfall verursacht hätte, wenn der Fahrlehrer nicht neben mir gesessen hätte.

Mein Hauptproblem war aber tatsächlich eher der Fakt, dass ich alles total schnell vergessen habe. Bis zur Prüfung wusste ich die meisten Verkehrsregeln schon nicht mehr, habe verpeilt zu schalten oder die Pedale verwechselt. Wenn ich mehrere Stunden in einer Woche hatte, ging es. Aber die zweimal die ich danach allein gefahren bin (jeweils mit mehreren Monaten Pause dazwischen), musste ich ständig rechts ranfahren und googlen (nachdem man mir vorher nochmal alle Pedale gezeigt hatte usw). An sich würde ich gern wieder Autofahren, aber es ist einfach zu stressig und ich müsste ja erstmal wieder Fahrstunden nehmen. Ich wünschte aber manchmal, ich könnte das anderen erklären ohne dass die mich schief ansehen oder sich über mich lustig machen.

Ich bin ein relativ ruhiger Autofahrer. Ich halte fast immer Sicherheitsabstand (ungewöhnlich in Berlin), mein Tempomat fährt sogesehen Tempolimit. Allerdings hatte ich es mal optimiert → 64,85,106,127 sind bei mir Blitzersafe, manchmal werde ich geblitzt nur kriege ich keine Post. xD Meine Reisegeschwindigkeit ist bei 127 km/h da ich nur beruflich fahre und die Fahrzeit ist Arbeitszeit, kein Grund zu hetzen. :smiley:

Aufmerksamkeitstechnisch geht es da ich gedanklich in Afrika sein kann, aber die grüne Ampel schaltet meine Synapsen gleich mit. Hin und wieder sehe ich Schilder nicht und vergesse in Kurven mal zu lenken (Jumpscare für Mitfahrer wenn ich schlagartig die Mikrokorrektur mache).

Meine Fahrprüfung habe ich beinahe versaut, als ich den Prüfer an einer Einbahnstraße nach rechts oder links gefragt habe. Er war so lieb und hat nichts gesagt. Mein Fahrlehrer hat einen halben Herzinfakt bekommen, weil wir ca. 600m vor dem Ziel waren.

Ansonsten trete ich mein Auto gerne mal, sprich auf die Autobahn fahre ich erstmal im 3. Gang und schalte dann direkt in den 5. Gang. Keine Lust darauf zu warten, dass ich auf Geschwindigkeit komme. ^^

Das geht mir auch so, ich habe schon gewisse Angst vorm Autofahren, weil mir da scheinbar auch die Konzentration fehlt.

Ich fahre sehr gerne Auto und bin da ziemlich aufmerksam. Es gibt ja auch viel zu beachten, was mich eher fokussiert sein lässt. Lange Strecken mit Podcast entspannen mich irgendwie auch… ist das irgendwie merkwürdig ? :thinking:

Vor meiner Diagnose bin ich nurin der Stadt Auto gefahren.
Autobahnfahren und besonders überholen war für mich immer der reinste Horror
Mit Medis habe ich jetzt seit ca 2 Jahren keinen Blechschaden mehr verursacht das ist enorm für mich
Habe in meinem Leben schon drei Gebrauchtwagen zu Schrott gefahren
Die Autos waren sehr alt daher war ein neuer Gebrauchter gündtiger als die Reperatur
Allerdings bevorzuge ich das Fahrrad oder die Öffiis da entspannter.

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Autofahren liebe ich (eigentlich). Ich bin aber auch ein Jahrgang, wo das Auto noch einfach dazu gehörte. Wo man als Kind vor der Röhre hing, wenn Thomas Magnum einen Dounut mit dem Ferrari machte oder Colt Sievers mit dem Pickup über irgendwelche Berge sprang. Das Auto bedeutete Abenteuer und Freiheit.

Ich fuhr schon ohne Fleppe und baute sinnlose Unfälle aus jugendlichem Leichtsinn :slight_smile:

Als ich es dann offiziell durfte (endlich Führerschein gemacht), ging es nie schnell genug. Keine Ahnung, wie ich es geschafft habe, dass mir nie der Führerschein entzogen wurde. In der Tat habe ich nur einen Punkt in meinem Leben erhalten und das auf dem Motorrad, kurz nachdem ich diese Klasse auch gemacht habe.

Ich muss aber auch sagen, dass ich Auto fahre, weil ich die Kontrolle behalten will/muss. Flugzeug, Bus oder Bahn lassen mich vollkommen verkrampfen. Ich vermeide die ÖPNV nicht, weil ich den vorhandenen Vorteil nicht sehe, sondern weil es wirklich extrem körperliche Anstrengung ist.

Im Auto rege ich mich doch oftmals über die anderen auf, auch wenn diese garnicht meinen Weg kreuzen, also deren angebliches Fehlverhalten mich überhaupt nicht tangiert. Das schlimme ist, ich bekomme das selten wirklich bewusst mit, sondern andere machen mich darauf aufmerksam, dass ich schon wieder das HB-Männchen spiele. Genauso schnell wie ich hochgehe, bin ich auch wieder ruhig.

Aber ich bin auch manchmal extrem defensiv und tiefenentspannt. Lasse andere vor, obwohl ich Vorfahrt habe. Fahre eine ganze zeitlang mit 140-160 auf der rechten Spur auf der Autobahn, bis es mich wieder überkommt :wink:

Ich weiß nicht, warum ich manchmal so und manchmal so bin.

Ich fahre gerne Auto, allerdings nur selber und im Idealfall alleine.
Als Mitfahrer bin ich die komplette Katastrophe, weil ich sehr schreckhaft bin und keine Kontrolle über die Situation habe.
ich fahre sehr gerne Autobahn, allerdings in meinem Alter nicht mehr schnell, sondern gemütlich. Höre Radio trinke Kaffee und genieße es.
Ansonsten bin ich eher der offensiv- riskante Fahrer, alle sind mir zu langsam, schleichen um die Kurven, setzen keine Blinker, bremsen aus dem Nichts usw. Dann bin ich auch verbal aggressiv und schnell genervt. Allerdings hört mein Fluchen keiner( meistens), weil die Musik zu laut ist :joy:

Seit der Diagnose und Medikation fahre ich besser Auto. Bin circa 6 Jahre nicht gefahren und Angst wurde stetig größer….nun haben wir die Kiste endgültig verkauft :hugs:

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Hallo in die Runde,

ich hoffe ich bin hier richtig. Ich bin 37 Jahre und wurde n nach jahrelangen Fehldiagnosen ( Depressionen und Angststörungen) nun mit ADHS diagnostiziert. War keine große Überraschung. Seit Juli probiere ich nun Medikamente und da kommt jetzt das Autofahren ins Spiel: Autobahnfahren löst plötzlich Panikattacken aus. Erst unter Elvanse 20mg ganz schlimm, habe es dann nach 2 Wochen abgesetzt, war aber auch sonst ganz schön fahrig und nervös und jetzt Ritalin adult 20 mg. Alles andere geht mit dem Auto, aber die Geschwindigkeit ist für mich plötzlich so schwindelerregend, dass ich Angst habe einen Unfall zu bauen oder von LKWs zerquetscht zu werden. Ich merke aber auch in der Stadt, dass ich irgendwie vorsichtiger fahre, weil mir die Umgebung unklarer erscheint. Das geht dann aber trotzdem ohne Panikattacken. Ich bin zuvor immer gerne und ohne Probleme Autobahn gefahren. Und habe das Gefühl, dass die Medikamente mir das jetzt nehmen. Auch wenn Ritalin adult mir im Beruf schon hilft. Ab morgen soll ich Concerta 18mg probieren.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder weiß einen Rat?

ich danke euch und sende liebe Grüße

Frieda

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Ein Bekannter von mir hatte auch das Problem.
Stehen bei dir auch Anzeichen von Autismus im Raum?

Vielleicht könnte auch eine niedrigere Dosis besser passen ?

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Danke dir für deine Antwort:)

ja, ich habe auch das Gefühl, dass ich eine niedrigere Dosierung bräuchte und habe 10mg morgens und zusätzlich 10 nachmittags ausprobiert. Mein Psychiater hat den Verdacht, dass ich super empfindlich für das An- und Abfluten des Medikamentes bin und daher jetzt Concerta. Leider gibt es ja keine niedrigere Dosierung. Da ich früher ja schon in anderen Bereichen Panikattacken hatte, hab ich die Hoffnung, dass mein Körper und meine Seele, jetzt einfach grundsätzlich irritiert sind und mit der Zeit damit klar kommen. Andererseits hab ich halt natürlich gehofft, dass die Medis Ruhe reinbringen. Aber wahrscheinlich bin ich zu ungeduldig.

Autismus steht erstmal nicht im Raum. Wie ist es denn mit deinem Bekannten weitergegangen? Hat sich das gelegt?

Dankeschön und noch einen schönen Tag

Frieda

Das mit Concerta ist auf jeden Fall einen Versuch wert,
Das Generikum Neuraxpharm kann man ab 27mg teilen (13,5mg) dann wärst du noch niedriger .

Medikinet Adult gibt es mit 5mg

Elvanse kannst du durchs Auflösen sehr niedrig dosieren.

Unretradiertes Methylphenidat wäre auch noch eine Überlegung wert . 5mg könntest du vierteln und kämst dann auf 1,25mg.
Damit könntest du dich langsam hochdosieren und ggf. den Rebound besser abfangen wenn du z.b 5mg nimmst und als zweites 2,5 mg und dann noch 1,25mg

Mit den unretradierten könntest du auch den Rebound bei den retardierten Medikamenten auffangen.

Es gibt auch einen Ritalinsaft.

Bleib dran, vermutlich benötigst du einfach das passende Medikament mit passender Dosis.

Ich habe so einige Präparate durch und nun passt es am besten.

Grundsätzlich fahre ich an dem Tag kein Auto wenn ich was neues eindosiere oder höher dosiere, meist warte ich drei Tage damit.

Das weiß ich aktuell nicht. Ich weiß nur das die erstmal pausiert haben, weil es noch zuviele andere Baustellen gab. Er hatte das Problem mit der Wahrnehmung auch beim Fahrradfahren und spazieren.

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Vielen lieben Dank erstmal. Bin mit den Medikamenten und Möglichkeiten noch ganz schön überfordert. Das mit dem Teilen von Elvanse und Concerta ist eine gute Überlegung. Nur weil es die Dosierungen so nicht gibt, heißt es ja nicht dass sie für mich nicht richtig wären.

Medikinet 5mg und 10 mg hatte ich vor 16 Jahren schonmal genommen und nicht gut vertragen und dann wurde daraus geschlossen, dass ich mit ADHS fehldiagnostiziert wurde. Was ja totaler Quatsch war.

Ich versuche jetzt mehr Geduld mit mir zu haben, dass das dauern kann usw. Eine Weile Bahn fahren bringt mich ja auch nicht um.

Und deine Worte machen mir auf jeden Fall Mut, Danke.

Liebe Grüße Frieda

Achtung!!! concerta darf man nicht teilen . Nur das Generikum von Neuraxpharm ab 27mg ,

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Alles klar, Generikum von Neuraxpharm ab 27mg ist nur teilbar. Hatte ich falsch geschrieben. Danke dir

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Ich habe in der ersten praktischen Fahrstunde total dissoziiert. Ich wusste gar nicht wohin mich das Auto gebracht hat. :grin:
Wenn ein Fahrlehrer neben mir sitzt, bin ich total unkonzentriert, weil ich mich bewertet fühle. Ich habe auf alles andere geachtet, nur nicht auf den Verkehr. Chaos im Kopf.
Ich konnte dann wissen nicht abrufen. Richtiger Blackout.

Und ich brauche Übersicht. Regennasse Außenspiegel und beschlagene Scheiben sind ein Graus für mich, denn ich habe das Gefühl, nicht genug Informationen zu bekommen. Am liebsten bin ich nachts gefahren, weil dann Außenreize auf ein Minimum reduziert werden.

Autobahnauffahrten sind auch ein Graus. Weil ich weiß nicht, pass ich noch in die Lücke? Bei langen Autobahnfahrten komme ich erst richtig in den Flow. Hinterher merke ich aber, wie erschöpft ich bin.

Stimmt es, dass wir Abläufe erst langsamer verinnerlichen?