Nun gut, aber der Unterschied ist ja auch, dass die ADHS-Symptome bis spätestens zum 12. Lebensjahr über einen längeren Zeitraum in mehreren Bereichen aufgetaucht sein müssen; aufzeigbar z.B. an den schriftlichen Ergüssen der Lehrkräfte in den (Grund-)Schulzeugnissen und „unangepasstem“ Verhalten in verschiedenen Lebensbereichen. Neuhaus führt in ihrem Buch „Lass mich, doch verlass mich nicht“ auf den Seiten 80-82 z.B. auf, welche Merkmale schon im Kleinkind(st)alter für eine „Dysregulation der autonomen Selbststeuerung“ sprechen, die auf mich fast durchweg zutreffen - z.B. auch so etwas wie als dass man den Rücken gekrault bekommen möchte, was bei mir extrem der Fall war. Und was ich bis heute in Liebesbeziehungen weiterhin sehr, sehr, sehr mag. :mrgreen:
Ich hatte als Kleinstkind zwar mal einen Badeunfall, aber ich denke nicht, dass das - zumindest allein - ADHS bei mir erklären würde bzw. dies als Ursache für meine Probleme für eine frühkindliche PTBS statt ADHS sprechen würde, die behandelt und damit geheilt werden könnte. ADHS ist im Gegensatz dazu für mich „pur“ vorhanden. Ich hoffe, es ist verständlich, was ich meine.
Bei mir ist es z.B. so, dass ich ADHS-Symptome habe, auch wenn es wirklich gar keinen, nada, niente, null, zero Stress gibt. Das war übrigens für mich so ein „Aha-Erlebnis“, was sich meine Therapeutin, die von ADHS - und bei mir stattdessen stets eine Hochbegabung vermutete - nichts hielt als Erklärung - , vor der Diagnose ADHS sich dann aber auch nicht mehr erklären konnte. Man hat dieselben Probleme - bei mir eben vor allem mit der Hibbeligkeit, obwohl es als Auslöser z.B. derzeit dafür überhaupt keine objektiven oder subjektiven Stressoren gibt. Ich bin auch nicht als Kind misshandelt, missbraucht o.ä. worden; dazu würde für mich auch eine nähere Abklärung im Sinne eines Traumas in Abgrenzung zu ADHS gehören - natürlich kann auch beides zugleich vorliegen. Bei meinem ADHS ist für mich jedenfalls Fakt, dass die ADHS-Symptome eben bleiben, auch wenn ich z.b. eine entspannte Lebensphase habe. Hinzu kommt bei mir familiär eindeutig ein Dopamin-Problem, dass sich mE in Erkrankungen wie Depression, Schizophrenie und Parkinson zeigt ( = genetische Komponente).
ADHS ist ja weiterhin auch insgesamt betrachtet eine sog. Ausschlussdiagnose. Ich kann mir - in meinem Fall - daher auch durchaus vorstellen, dass es bei „uns“ schlicht ein Dopaminproblem gibt, dass sich eben in unterschiedlichen Erkrankungen zeigt. Mit meiner Mutter sprach ich z.B. mal über die ADHS-Symptome, woraufhin sei meinte, sie hätte es dann wohl auch. Offiziell hat meine Mutter aber eine Depression…
Viele Nicht-Betroffene meinen ja auch ADHS- Symptome zu haben/kennen, wenn man ihnen davon berichtet. Nur ist mE der springende Punkt, dass die bei denen eben nur in Stressphasen auftauchen und kein durchgängiges Bild darstellen.
Großes Missberständnis ist mE auch, dass viele bei ADHS an Konzentrationsprobleme denken. Das ist ja aber nicht der Fall. Das Problem ist ja diesbezüglich u.a. der Fokus und dessen Steuerungsfähigkeit, aber nicht die Konzentrationsfähigkeit an sich.