Hallo,
Ich bin neu hier und glaube aus meinen Erfahrungen, vielleicht der ein oder anderen auf eine heiße Spur helfen zu können.
Ich habe noch keine ausführliche Vorstellung meiner Person geschrieben. Deshalb hier nur kurz zur besseren Einordnung: Ich bin 47 Jahre alt. Seit einem Jahr war ich auf der Arbeit im Dauerstress und wegen Überlastung nun zwei Monate arbeitsunfähig. Seit kurz vor der Arbeitsunfähigkeit habe ich die ADHS-Diagnose. Ritalin adult hat auf mich eine gute und bislang ausreichend retartierende Wirkung.
Schon immer hatte ich heftige PMS, die sich bei mir am störendsten durch heftige negative Hyperfokusse (auch als wenige Tage dauernde heftige depressive Verstimmung beschreibbar) ausdrückten. Seit einem Jahr kam zunächst Migräne dazu, in den letzten Monaten dann zunehmend heftige Unruhe, völlige Zerfahrenheit/Kopflosigkeit, extreme Vergesslichkeit, Schlaflosigkeit, Konzentrationsunfähigkeit und ein Gefühl als würden in meinem Körper dauerhaft alle Nerven vibrieren (andere könnten dies auch als bis zu 10 Tage andauernde Panikattacken deuten). Ein paarmal war ich deshalb kurz davor mich ins Krankenhaus einweisen zu lassen.
In zwei PMS-Phasen habe ich das Schlimmste mit einer 1,5-fachen Dosis MPH abmildern können.
Ich hatte bereits länger den Verdacht, dass mein Körper in der Prämenopause ist, wunderte mich aber darüber, dass bei anderen Frauen lediglich Symptomatiken wie Verstimmung, Schlafstörungen und Hitzewallungen beschrieben waren. Erst in der Kombination mit ADHS wurde ich rudimentär fündig.
Mein Neurologe brachte mich schließlich auf die heiße Spur: Er empfahl mir mich über die Monotherapie mit bioidentischem Progesteron an 7-10 Tagen vor der Mensis zu informieren. Im vergangenen Zyklus habe ich dies eingenommen und siehe da, die „Folter-PMS des Todes“ blieb aus und eine erhöhte Dosis MPH war nicht nötig.( Sollte sich das in den kommenden Zyklen wieder ändern, informiere ich euch hier darüber)
Was ich dazu an Infos gefunden habe erklärt leider bislang nicht alles (Schade, dass wir Frauen das Bias der Gendermedizin ausbaden müssen, dass für Forschung zu medizinischen Zwecken Männer als Maß der Dinge gelten!), aber ich trage mal meine Bruchstücke zusammen:
In der zweiten Zyklushälfte fällt der Östrogenspiegel stark ab(Folgen für dopaminerges System siehe oben). Gleichzeitig sollte in der 2. Zyklushälfte der Progesteronspiegel stark ansteigen.
Es gibt verschiedene Befunde, dass Frauen mit ADHS überproportional häufig und stärker von PMS betroffen sind und dass PMS-Symptome durch einen zu niedrigen Progesteronspiegel in der zweiten Zyklushälfte hervorgerufen werden. (Zu Beginn der Wechseljahre sinkt außerdem zunächst die Progesteronproduktion und erst (bis zu Jahre) später die Östrogenproduktion. Auch als Ursache für die sogenannte Stilldemenz wird Progesteronmangel vermutet). Dazu kann übrigens auch unter dem Stichwort Östrogendominanz gesucht werden.
Ungeklärt ist nach meinen Recherchen, ob Östrogenmangel oder Progesteronmangel ursächlich für die Symptome sind. Oder ob ADHS Hormonmängel und deren Symptome verstärkt. Dazu gibt es jeweils unterschiedliche Forschungsmeinungen.
Leider kennen sich oft Fachärzte für Psychiatrie nicht mit Hormonersatztherapien aus und umgekehrt Gynäkolog*Innen nicht mit special needs bei ADHS aus.
Wichtig zum Thema Hormonersatztherapie: Monotherapie mit bioidentischem Progesteron geht nicht mit erhöhtem Brustkrebsrisiko einher.
Welche also stark mit PMS, Wechseljahrespsychos o.ä. zu tun hat und auf dieser Spur suchen möchte, sollte möglichst am 21. Zyklustag einen Hormonstatus bestimmen lassen. Dann kann aufgrund des Verhältnisses zwischen Progesteron und Östrogen und den anderen Hormonen analysiert werden, ob ein Ungleichgewicht mögliche Ursache der Beschwerden sein könnte und eine hormonerfahrene Gynäkologin kann mögliche Schritte empfehlen.
Wesentliche QUELLEN für meine Recherchen, die ich noch rekonstruieren kann, sind:
Zu Progesteronmangel
Webinar von adhd europe zum aktuellen Stand der Forschung und Studienergebnissen (2020): Frauen, ADHS und Hormone (hier wird allerdings von Östrogen als Ursache ausgegangen)
dr. michael platt(2008) : " Die Hormonrevolution" (Buch eines amerikanischen Fachartzes für innere Medizin, der ein Unterkapitel zu Progesterongabe zur Behandlung von ADHS geschrieben hat)
https://www.vakverlag.de/31045-die-hormonrevolution.html