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Hier ein poetry-slam-artiges Gedicht über Unzulänglichkeiten, Leistungsdruck und den Zusammenhang von ADxS-Symptomatik und Depressionen:
Vertonung: SndUp | Post info
Was niemand sieht.
Mein Leben alles nur Fassade
Innendrin ein Haufen unorganisierter Gedanken
Den ich nur ab und zu zu präsentieren wage
raus kommt dann meistens nur Gelaber
Wie ich es hasse
Nachts wach zu liegen und nicht zu wissen
Warum ich das mit mir selber mache
Und dann schrei ich in mein Kissen
Damit meine Eltern nicht wach werden
Manchmal möcht ich einfach nur sterben
Aber das wäre unfair
So viele Leute lieben mich
Genau den Leuten schau ich so oft ins Gesicht
Und frage mich ob sie mich echt verstehen
Oder ob sie nur wie Efeu an der Fassade hängen
und gar nicht merken was ich mach um die Fassade zu stämmen
Das ich ständig mentalen Zusammenbruch und Leistung balancier
Und mich deshalb dann einfach nur dumm fühle
Weil ich anstatt die Dinge einfach zu machen
Stunden durchs Internet wühle
Weil ich nur so tun kann als würds mich nicht interessieren
Um zu verstecken, dass ichs nicht auf die Reihe kriege
Und so kommt es dann, dass ich jedes mal wenn etwas ansteht
Stundenlang wach in meinem Bett liege
Und wenn auf dem Zettel krank steht
Dann heißt das, dass ich nicht geschlafen hab
Und wenn ich zu spät bin, dann hab ich am Morgen noch ein Projekt geschafft
So vermittel ich die Illusion alles wäre schon okay
Aber deshalb tuts dann auch so weh
wenn ich alle Jahre wieder höre
ich verkaufe mich unter meinem Preis
Ich hab ja so viel Potenzial
Und es wird nicht bemerkt, das ich mich heimlich selbst zerstöre
Ich will schließlich funktionieren, weil ich funktionieren muss
Ich will normal sein
Aber wenn ichs nunmal nicht bin ist irgendwann mit normal sein Schluss
Dann such ich mir ein Ventil
Dann geh ich jedes Wochenende tanzen
Dann ist mir alles viel zu viel
Dann such ich nach Heilung in Amazonaspflanzen
Und lieg dann Nachts in meiner eigenen Pisse
Dann müssen mich andere wieder aus der Scheiße ziehn
Dann muss das Schloss aus der Tür
Und ich bedanke mich, doch schäme mich so sehr dafür
Denn ich will niemanden belasten
Ich will einfach nur funktionieren
Ich will gerne der Typ auf der Fassade sein
Aber der ist halt nur Phantasie
Und sicher können die Leute von Außen auch einiges erahnen
Wenn ich wieder ohne Schlaf, Dusche, Frühstück da bin
Doch am Ende sehen sie nur das Produkt und nicht das Wie
Am Ende fühl ich mich allein mit meinem Wahnsinn
Das war ja auch das Ziel
Genau das will ich ja
Weil meine Stacheln nicht durch den Ring durch passen
Durch den jeder hier springen muss
Versuche ich die Stacheln abzuflachen
Weil ich sonst hängen bleibe
Doch das dauert halt ne Weile
Und langsam auch zu lang
Schließlich muss es jetzt passieren und nicht nur irgendwann
Und so verzichte ich wieder auf meine Gesundheit
Obwohl ich weiß, das ich die Fassade am Ende wieder nicht ewig aufrecht erhalten kann
Doch bin ich noch nicht bereit
Noch hab ich noch ein paar Zentimeter auf meinem Nervenkleid
Und bis auch die zerfetzen ist sicherlich nur eine Frage der Zeit