Alternativen zu Medikinet & co

Hallo ihr Lieben :slight_smile:

Ich wurde vor einer Weile mit dem unaufmerksamen Subtyp diagnostiziert und sollte eigentlich eine medikamentöse Behandlung, entweder mit Methylphenidat oder antriebssteigernden Antidepressiva, beginnen. Leider hat ein Routine-EKG vor kurzem gezeigt, dass ich nicht ganz harmlose Herzrhythmusstörungen habe. Deswegen kann ich leider keines der angedachten Medikamente einnehmen und musste sogar mein bisheriges Antidepressivum absetzen.
Jetzt bin ich etwas verzweifelt auf der Suche nach Alternativen. Vorhin sagte ich etwas trotzig, eher aus Spaß, zu meinem Arzt: „Dann fange ich halt an zu rauchen“, weil ich weiß, dass vielen ADxSlern Nikotin hilft, und habe gar keine ernsthafte Antwort erwartet, aber er hat vorgeschlagen, es mit Nikotinpflastern zu versuchen. Im Moment bin ich ziemlich begeistert von der Idee, meine bisherige Recherche hat ergeben, dass Nikotin sehr effektiv sein kann. Laut meinem Arzt macht es zwar abhängig, regelmäßiger Konsum von reinem Nikotin sei aber nicht wirklich gesundheitsschädigend und er hätte deshalb nichts dagegen einzuwenden.
Was denkt ihr dazu? Habt ihr Erfahrungen damit? Welche relativ „harmlosen“ Substanzen können noch helfen? (Koffein nehme ich schon massenweise zu mir).

Danke für eure Hilfe! :slight_smile:
Ava

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Herzlich willkommen, @Ava.

Vielleicht hilft Dir dieser Thread rund um Selbstmedikation: <URL url="Selbstmedikation bei AD(H)S - #32 text=„viewtopic.php?f=8&t=932&p=7762&hilit=Ni … ster#p7762“>Selbstmedikation bei AD(H)S - #32

Sei es auch nur, um zu sehen, dass Du nicht allein bist. Ich habe Nikotinpflaster auch ausprobiert - in einer recht verzweifelten Phase, trotz strikter Nichtraucherfamilie. Ob leider oder zum Glück weiß ich nicht: Ich habe davon heftige Kopfschmerzen bekommen, bevor ich Langzeiterfahrungen sammeln konnte, aber ich will eine gewisse Wirksamkeit zu Beginn meiner Experimente nicht verneinen. Vielleicht hätte ich auch nicht gleich mit der vollen Dröhnung einsteigen sollen, aber hey, ich habe ADxS. :nothere

Tim Ferriss hat ebenfalls Methoden gesammelt, wie sich seine Follower ohne Medikation im engeren Sinne behelfen: <LINK_TEXT text=„https://www.facebook.com/TimFerriss/pos … 7181172241“>Redirecting...</LINK_TEXT>

Ob davon einiges nicht noch mehr auf den Organismus geht als Medikation, wirst Du sicher gewissenhaft prüfen. Vielleicht ist etwas Ermutigendes dabei. Es ist Maßarbeit, so oder so. Wichtig finde ich zB Eisen, B12, D, Magnesium, Selen, etc. Wenn das alles richtig eingestellt und aufgefüllt ist, kann das auch schon viel Veränderung bringen.

Möglicherweise ist es sogar eine glückliche Fügung, einen Weg versperrt zu wissen und sich deshalb auf andere - zB individuelles Coaching mit maßgeschneiderter Psychoedukation und/oder deutlich mehr Ausdauersport und Ernährungsumstellung - konzentrieren zu müssen/können/sollen.

Hier stehen manchmal Momentaufnahmen von Medikation, die wie Wundergeschichten aus Hollywood anmuten. Das mag es auch geben, für manche Glückspilze sogar dauerhaft, sehr schön. Häufig sind aber gerade die Teilnehmer mit solchen Berichten so schnell verschwunden wie sie gekommen sind. Es mag für viele einen ersten Honeymoon des Wirkungshochs geben. (Den hatte ich mit Nikotinpflastern auch.) Aber oft genug laborieren viele von uns mittelfristig hin und her, haben eher einen Nutzen durch eine Weckfunktion, die auch starker Kaffee mal bringen mag. Und manchmal weiß man nicht, ob man nicht alles schlimmer macht oder nicht andere Wege außer Acht lässt vor lauter Fokus auf Medikation.

Jessica Mc Cabe, die ADxS-Youtuberin, hat kürzlich in einem ziemlich bewegenden Video gesagt, dass sie seit Jahren Medikamente nehme, die auch wirklich helfen, aber „my life is still a mess“.

Du wirst Deinen Weg finden. Schon die Diagnose selbst programmiert das Navi neu.

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Kurzes PS noch mit Link zu einem Video, in dem Ferriss seine Methoden gegen Prokrastination zusammenfasst / passend zu dem vorherigen Facebook-Link oder diesen ersetzend: Tricks for Combatting Procrastination | Tim Ferriss | Big Think - YouTube

Vielleicht erzählst Du auch noch ein bisschen, wie es sich bei Dir äußert - Prokrastination, Impulsivität, innere Unruhe, etc.

In guten Momenten „ermahnen“ wir uns hier immer zu sehr genauem Hingucken und Analyse (Voraussetzung für dieses bisweilen quälende Unterfangen ist Selbstakzeptanz und „Vergebung“, um sich das überhaupt antun zu können.) Wenn das klappt, hilft das oft sehr weiter.

Ich meine konkret so etwas wie: nicht genervt die Flinte ins Korn werfen, wenn es „wieder nicht klappt“ mit irgendeiner Pflichtaufgabe, sondern genau zu gucken, was man sich da erzählt an negativem Selbstgespräch. Oder auch: Ist die Aufgabe zu groß und noch nicht gut unterteilt, ist sie zu fordernd, zu langweilig, ist insgesamt zu viel oder zu wenig zu tun, usw.

Stimmen die Umgebungsbedingungen oder will man sich mit Medis letztlich durch einen Großraumbürojob oder Schichtarbeit quälen können, der eigentlich für viele Menschen keine artgerechte Haltung ist. Hat man die für sich richtige Tageszeit zum Arbeiten gefunden?

Startet man mit Social Media in den Tag und verglichen mit so einer Dopamin-Dusche ist dann alles danach dröge?

Das gleiche geht auch in anderen Bereichen: Liegt ein schwieriges Gespräch, bei dem man austicken möchte, vielleicht terminlich genau im Tagestief; wie lässt sich sowas ermitteln und vermeiden.

Je weniger man einfach einen quick-fix in Medikamenten suchen kann, desto eher profitiert man von so einer Detail-Analyse. Aber eigentlich profitieren wir alle davon.

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Ja das Video fand ich auch sehr bewegend und fand so einige von uns darin wieder. Leider tauchen wirklich viel nach dem Medi-Honeymoon wieder ab, so dass man nie weiß wie es weiterging.
Vielleicht geht das auch nur wenn man wirklich keine Komorbitäten hat ???
Nein, ich glaube nicht weil das Leben ja auch ständig in Bewegung ist. Diabetiker sind auch nie geheilt , bei denen ist auch trotz Insulin nicht immer alles ok.

Spannend wäre ja mal was mit Jessica Mc Cabe geschieht , wenn sie in die Wechseljahre kommt. :mrgreen: :wink:

Ich finde gerade bei den Videos von Jessica Mc Cabe kann man gut die Auf und Abs verfolgen, weil sie schon lange postet. Das ist was anders wie jemand der zu seiner ersten ADHS Diagnose Zeit ein paar Videoas macht und dann nicht mehr. Wenn dieser gerade so voll auf Honeymoon eines dreht wo grade alles gelingt und danach keine Video mehr, dann erweckt es schnell den Eindruck das alles mit den Medis ganz easy ist. Man weiß aber nie wie es weiterging.

Ich finde deutlich bekommt man es ja auch bei Dr. Martin Winkler mit. Er coacht selber, hat meag Wissen, sitzt an der Quelle aller Medikamente und seine Spuren im Internet zeigen sein ADHS nach wie vor eigentlich voll auf.

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Hallo Ava,

das ist aber allein deswegen keine Alternative, weil Nikotin und Koffein ebenso Stimulanzien sind wie Methylphenidat. Das heißt, wenn deine Herzrythmusstörung wirklich so gravierend ist, dürftest du - vermutlich, so genau kenne ich Nikotin nicht - dir kein Nikotin zuführen, aber ganz sicher auch nicht „massenweise Koffein“! :shock:

Ich gehe davon aus, dass dir Methylphenidat verwehrt wird, hat eher damit zu tun, dass keiner der Ärzte die Verantwortung tragen möchten, als mit einer realen Gesundheitsgefahr. Eine mäßige, genau abgestimmte und täglich gleichbleibende Dosis Methylphenidat ist mit Sicherheit besser für dein Herz als viel Koffein!

(Mein 2003 gestorbener Vater war ja auch herzkrank, Koffein durfte er gar nicht zu sich nehmen - und hielt sich auch daran. Methylphenidat kriegte er natürlich auch nicht, obwohl das vermutlich gut gewesen wäre, denn ich bin sicher, dass ich meine ADHS von ihm geerbt habe. Geraucht hatte er nur als Soldat im Krieg, später nicht mehr.)

Vielleicht kannst du deinen Arzt irgendwann doch noch dazu bringen, ganz vorsichtig und ganz kleinschrittig und mit enger Blutdruck- und Herzüberwachung MPH zu probieren?

Das ist mir jetzt zu relativierend. Ja selbstverständlich wird durch Medikamente nicht alles mit Fingerschnipp gelöst, und wir sind immer noch ADHS-ler. Dennoch erlebe ich durch Methylphenidat eine Lebensqualität, wie ich sie vorher nicht kannte.

Ich bin immer noch Aufschieber, mein Schreibtisch ist voller Papierberge, unsere Wohnung ist chronisch unaufgeräumt, aber ich ernähre meine Familie durch meinen Beruf, das ist ja schon mal ganz gut. Ich bin viel gelassener und emotional ausgeglichener, meine Frau und ich streiten weniger und ich fahre sicherer Fahrrad und Auto.

Von daher würde ich mich entschieden wehren dagegen, wenn gesagt würde, die Medikamente machen nicht so viel aus.

Diabetiker sind nicht mit Insulin geheilt und immer ok, aber ohne Insulin wären sie schneller tot.

Hallo @Elementary ,

vielen lieben Dank für deine Antworten und die Links/Ressourcen!
Du hast sicher Recht, dass es auch eine gute Sache sein kann, dass ich jetzt gezwungen bin, mir Fertigkeiten anzueignen um mit dem ADxS umzugehen, statt mich erstmal nur auf Medikation zu verlassen und dann nach einer Weile zu merken, dass das nicht genug ist. Ich hatte nur so große Hoffnungen, dass mit die Medikation helfen könnte, mir diese Fertigkeiten anzueignen. Ich habe in den verggangenen Jahren immer wieder verzweifelt versucht, mein Verhalten zu ändern, ohne Erfolg, und hatte Hoffnung es könnte mit Unterstützung der Medikamente jetzt anders verlaufen, deshalb ist die Enttäuschung trotzdem groß. Allerdings wusste ich bis vor kurzem ja auch nicht, dass ich ADxS habe - Deinen Satz „Schon die Diagnose selbst programmiert das Navi neu“ finde ich sehr schön und ermutigend :slight_smile:
Ich habe mir auch schon einen Haufen Bücher zu dem Thema bestellt (und natürlich angefangen, alle zu lesen und dann zum nächsten über zu gehen ohne jemals eins zu Ende zu lesen :wink: ). Einen tagelangen YouTube-Marathon mit tausenden Vorträgen (z.B. von Russel Barkley) und natürlich allen Videos von Jessica McCabe habe ich auch schon hinter mir. Sehr hilfreich und informativ fand ich übrigens auch die Dokus von totallyADD, mit viel Humor gedreht von zwei Comedians, aber mit zahlreichen Interviews mit Experten.

Wie sich ADxS bei mir äußert, ist eine gute Frage - Nachdem mir erstmal klar wurde, wie weitreichend ADxS das Verhalten und Fühlen beeinflussen kann, habe ich fast schon den Überblick verloren :wink:
Oft finde ich es auch sehr schwer, zu unterscheiden, was ADxS ist, was Depression und was vielleicht einfach pure Faulheit.
Hier mal mein Versuch, die Auswirkungen meines ADxS’ zu analysieren (tut mir leid, das wird jetzt etwas länger…):

  • Chaos ist für mich ein riesen Thema. Ich habe vor ein paar Jahren fast alle meine Sachen hergegeben, um es halbwegs in den Griff zu bekommen, aber irgendwie sammelt sich immer wieder Zeug an und ich schaffe es selbst mit ein paar Sachen riesiges Chaos anzurichten

  • Ich kann einfach keine Tagesstruktur entwickeln. Was es erschwert, ist auch die Tatsache, dass ich leider mein Studium abbrechen musste und der Lockdown natürlich auch nicht gerade hilfreich ist. Meistens schaffe ich es überhaupt nicht, mich zu irgend etwas aufzuraffen, liege den ganzen Tag im Bett herum und suche auf Social Media und co nach dem schnellen Dopamin-Hit. Dabei gibt es eigentlich viele Dinge, die ich gerne tue, aber viel zu oft kommen mir meine Hobbies vor wie Arbeit. Manchmal habe ich dann für ein paar Tage einen Motivations-Schub, vor allem wenn mich irgend ein Thema gerade begeistert oder ich eine Aufgabe habe, die mir Freude bereitet. Das will ich dann unbedingt ausnutzen, powere ein paar Tage durch und bin danach vollkommen ausgebrannt. Regelmäßigkeit oder Routine sind für mich Fremdwörter.

  • Im Zusammenhang damit stört mich auch extrem meine Unfähigkeit, an etwas dran zu bleiben. Das geht so weit, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, wieder zu studieren, weil ich weiß, dass jeder Studiengang mich total schnell langweilen wird, oder Angst davor habe, Beziehungen aufzubauen und Menschen an mich ran zu lassen, weil ich solche Angst vor der Unbeständigkeit von Beziehungen habe. Ich sehne mich total nach Stabilität, aber ich finde nicht die Motivation, mir etwas aufzubauen, weil ich so oft die Erfahrung gemacht habe, dass alles wieder auseinander fällt…

  • Prokrastination und Motivationsproleme jeglicher Art sind für mich ein großes Problem. Ich brauche ewig, um mich in eine Aufgabe einzufinden, und wenn ich mal drin bin, komme ich nicht mehr raus. Wenn ich dann z.B. tagsüber endlich etwas produktives mache und dann abends verabredet bin, merke ich, dass ich eigentlich nur zurück an meine Aufgabe will und gedanklich viel mehr dabei als bei den Gesprächen bin

  • Generell finde ich es total schade, wieviel ich durch meine Unaufmerksamkeit verpasse, wie oft ich in Gesprächen mit anderen nicht wirklich da bin etc. Außerdem mag ich eigentlich auch „leise“ Dinge wie lange Musikstücke, Kunst etc., wenn ich mich mal darauf konzentrieren kann, haue mich meistens aber lieber mit Schrott-Sendungen zu, weil mich alles andere zu Tode langweilt, wenn ich gerade nicht in den Flow komme.

  • Oft bin ich total innerlich unruhig, wenn das mit schlechter Stimmung zusammen trifft, ist das leider eine Mischung, die ziemlich schnell zu Angstzuständen und extremer Schlaflosigkeit führt

  • Äußere Reize können mir ganz schön zu schaffen machen. Manchmal fällt es mir echt schwer, nicht super aggressiv zu werden, wenn Menschen Geräusche produzieren, die mich nerven (kauen ist gaz schrecklich für mich). Außerdem verstehe ich Menschen kaum, wenn die Umgebung laut ist, z.B. in Restaurants, was aber zumindest während des Lockdowns weniger ein Problem ist

  • Ich bin total vergesslich - Verpeile ewig, mich bei Freund*innen zu melden, vergesse Verabredungen und Verpflichtunge, Rechnungen zu bezahlen… Das ist zum Glück ein Punkt, bei dem mir die Diagnose allein schon viel geholfen hat, weil ich jetzt erst realisiert habe, wie viel Schaden meine Vergesslichkeit anrichtet und mir angewöhne, alles sofort zu erledigen oder irgendwo einzutragen

  • Ich hasse meine Dopamin-Suche-Gewohnheiten wie extrem hoher Medienkonsum, viel zu viel und viel zu ungesund Essen, zu viel Geld ausgeben…

  • Dazu: Ich habe kein Gefühl für die Konsequenzen meines Handelns, ich weiß, dass mir schlecht wird, wenn ich zwei Schachteln Kekse auf einmal esse, aber gefühlt ist mir das egal bis es zu spät ist…

Uff, tut mir leid, dass es so lange wurde, es tut aber auch ziemlich gut, das alles irgendwie mal rauszulassen… Vor allem denke ich, dass mich hier keiner dafür verurteilt.
Ich habe übrigens kurz nach meiner Diagnose einen Text dazu geschrieben, wie ADxS für mich ist und in der Uni-Zeitung veröffentlicht, falls es jemanden interessieren sollte:

<LINK_TEXT text=„Wir müssen über ADHS reden. | La-Uni … dhs-reden/“>Wir müssen über ADHS reden. | La-Uni</LINK_TEXT>

So, das sind also meine Baustellen, an denen ich zu arbeiten habe… Leider ist vieles ein ganz blöder Teufelskreislauf (das klassische Struktur brauchen, um zu funktionieren, aber nicht genug funktionieren, um Struktur aufzubauen), deshalb hatte ich gehofft, dass mir die Medikation vielleicht da raus helfen könnte, damit ich zu mindest anfange könnte, diesen zu durchbrechen… Na ja, dann werde ich wohl andere Wege finden müssen.

Was ich auf jeden Fall ausprobieren werde, ist Neurofeedback, das habe ich Jahre lang gegen Migraine trainiert, was für ich unglaublich effektiv war. Für ADxS gibt es scheinbar eine andere Art von Training, ich werde mal schauen, wie das hilft…

So, tut mir leid für dem Roman :oops:

Liebe Grüße
Ava

Hallo @Falschparker ,

danke für deine Antwort!

Mensch, so etwas hatte ich mir leider schon gedacht… Ich werde die Nikotin-Idee am Montag auf jeden Fall auch noch mit meinem Kardiologe besprechen, aber das bestärkt meine Annahe, dass er davon nicht allzu begeistert sein wird… Von meinem hohen Kaffee-Konsum weiß er noch gar nichts, hoffentlich wird mir nicht auch noch mein geliebter Kaffee genommen! :expressionless:

Eigentlich war tatsächlich geplant, dass ich stationär anfange, Methylphenidat zu nehmen und dabei kardiologisch überwacht werde… Leider war ich stattdessen nur ein paar Tage für Untersuchungen im KH und wurde gestern mit der Aussage, man müsse jetzt die Ergebnisse auswerten und dann weiterschauen, entlassen. Die Entscheidung, ob ich Methylphenidat nehmen darf, liegt laut meinem Kardiologen eher noch in weiter Zukunft… Da in meiner Familie ziemlich viele Menschen am plötzlichen Herztod gestorben sind und die Ursache für diese Häufung nie so ganz geklärt wurde, ist es wohl im Moment zu heikel. Er will unbedingt erst heraus finden, was dahinter steckt. Seufz
Leider habe ich das Gefühl, dass psychische Gesundheit für ihn ganz hinten steht. Er hat mich einfach angewiesen, mein Antidepressivum abzusetzen und war nicht offen, Alternativen zu besprechen. Ich verstehe, dass er keine Risiken bezüglich meines Herzens eingehen will, aber dass Depressionen auch eine potentiell tödliche und dringend behandlungsbedürftige Krankheit sind, scheint er nicht auf dem Schirm zu haben.
Na ja… Da muss ich jetzt wohl durch.

Es lag bestimmt nicht daran, dass diese Verwandten Methlyphenidat bekamen. :wink:

Wie gesagt - wenn MPH lebensgefährlich wäre, wäre es viel Kaffee auch. Und wenn maßvoll Kaffee ginge, wäre maßvoll MPH wohl auch möglich.

Und der Vorteil von MPH wäre ja, dass es viel zielgerechter eingesetzt werden könnte, eine genaue Dosis möglich wäre (oder könntest du mit Kaffee milligrammgenau und uhrzeitgenau täglich dieselbe Menge nehmen?) und dass Koffein zwar für kurze Zeit die Aufmerksamkeit erhöhen, aber nicht kontinuierlich Aufmerksamkeit, Impulsivität und emotionale Ausgeglichenheit auf einem Niveau halten kann.

Das sicher nicht, aber irgend eine genetische Disposition für Herzprobleme scheint es zu geben, und da viele durch verschiedene Medikamente verstärkt werden können, muss das leider wohl erst geklärt werde.

Ich wäre ja auch mehr als glücklich über die Behandlung mit Methylphenidat, ich weiß, dass das am besten erforscht und die Effektivität vielmals belegt wurde. Aber leider sind eben alle Ärzte, die meine bisherigen kardiologischen Untersuchungsergebnisse gesehen haben, dagegen, dass ich es nehme. Und meine Psychiaterin wird es auch nicht verschreiben, bis mein Kardiologe sein ok gibt. Außerdem glaube ich schon, dass Methylphenidat eine andere Nummer ist als Koffein… Welches ich tatsächlich in Tablettenform ziemlich genau einnehmen kann :wink:
Trotzdem wäre mir Methylphenidat lieber, und wenn ich könnte, würde ich es sofort einfach auf eigene Gefahr hin nehmen… Aber wie gesagt, bis die Herzgeschichte geklärt ist, komme ich gar nicht an ein Rezept.

Hallo Ava,

wer hat dich denn ins KH überwiesen? Wenn es um die Einstellung mit MPH ging, würde ich jetzt denken, der/die behandelnde Psychiater/in?

Wieso sagt dein Kardiologe, du sollst das Antidepressivum weglassen? Gibt es keinen Austausch mit dem/der behandelnden Psychiater/in??? Das kann man ja, soweit ich das weiß, nicht einfach so weglassen.

Wann bekommst du die Ergebnisse aus dem KH?

Hallo @tosh !

Das war mein Hausarzt, da es ja auch um die Klärung der Herzrhythmusstörungen ging.

Die meisten Antidepressiva können wohl Herzrhythmusstörungen auslösen (ich habe Mirtazapin genommen, da ist das auf jeden Fall bekannt), deshalb muss man ja während der Behandlung sowieso öfter mal ein EKG machen lassen. Aus kardiologischer Sicht macht es also schon Sinn, das abzusetzen, aus psychiatrischer Überhaupt nicht… Meine Psychiaterin habe ich per Mail informiert, bekomme wohl aber vor Montag keine Antwort.

Ich hoffe morgen vormittag.

Sind die trotz Behandlung (Herz) gestorben ? Bzw sind nach dem plötzlichen Herztod des ersten Familienmitglieds ,die Anderen der Familie zum Kardiologen gegangen und wurden behandelt.? Falls die behandelt wurden, hat der Arzt eine eindeutige Ursache/Grund gefunden ? Oder hat der Arzt/die Ärzte zwar Herzrhythmusstörungen entdeckt und behandelt, hat/haben aber nie den Grund/Ursache gefunden?

Stichwörter für mich : Oberarzt mit Herzrhythmusstörungen .Leinölkapsen ,Omega 369 . Nimmt der Herzmedikamente und die Kapseln. Harmlose von gefährlichen Herzr. unterscheiden .Aok einschalten. Erinnere Dich an das Gerät ,dass man mit sich führt (oder befestigt ist ),und bei Problemen die Schläge direkt an die Leitstelle sendet.
Immer mehrere Gutachten einholen, siehe Erich.
Problem Wenn bei einem psy.Patienten internistische Probleme auftreten, selbst bei Blutdruck.

Liebe @Ava,

das ist phantastisch geschrieben, vielen Dank. Als Betroffene/r findet man sich darin längs und quer wieder und möchte sich in die Texte reinlegen und die Decke über den Kopf ziehen, bis… ja, bis in der nächsten Staffel eine Lösung für die Heldin gefunden ist und sie sich angenehmeren Abenteuern zuwenden kann in ihrem Leben.

Und obwohl da gerade viel Schatten um die Seele sein muss, ist da doch auch Licht: Die ganze Befassung mit Barkley und Co. hat Dir doch auch schon riesige Störungsbild-Einsicht verschafft.

Barkley z.B. löst bei mir immer hohen Erkenntnisgewinn aus (Stichwort: extern sichtbares Gerüst, weil intern keins da ist) und gleichzeitig mit seiner Nüchternheit auch immer Besorgnis und Bewusstsein für den Ernst der Lage.

Im Ergebnis bin ich bei @Falschparker:

Ich bin zwar weiterhin fest der Ansicht, dass es besser ist, eine Kerze anzuzünden als über die Dunkelheit zu klagen. Wenn es wirklich, wirklich nicht gehen sollte mit Medis, dann werden sich gute Alternativen finden. Non-Responder müssen das auch.

Aber den Weg sollte man Dir - auch das wirklich, wirklich - nur vorenthalten, wenn man weiß, was das bedeutet für Dich… und nicht nur, weil es „Standardprotokoll“ und für die Ärzte der leichtere Weg ist. Selbst, wenn Du unterschreibst, dass Du über die Gefahren informiert bist und die Verantwortung übernimmst.

Und wenn man dabei mitdenkt, so bitter das ist: Ein Leben ohne Medikation ist eben auch (und gerade) lebensgefährlich. Das zeigen Deine Verwandten. Meine Verwandten zeigen das auch. Selbstmedikation kann auch das andere Wort mit Selbst- sein, ob auf Raten durch Kaffee-Nikotin-Alkohol oder auf direkterem Weg. Es geht hier schon ums Ganze irgendwann.

Es geht vor allem darum, dass Du Dir eine Lebensgrundlage aufbauen kannst, die im Idealfall die bestmögliche Potentialentfaltung erlaubt (wäre sonst einfach wahnsinnig schade bei diesem Talent…), aber im Mindestfall, wie von @Falschparker geschrieben, ein Auskommen, mit dem Du Dich ernähren und Deine Krankenversicherung zahlen kannst.

So einfach. Und so schwer. Und jeder unbedachte Neustart, der auch erstmal wieder zu einem Abbruch führt, wird den Rucksack noch schwerer machen.

Zur Wahrheit gehört eben auch, dass viele, viele von uns Spätdiagnostizierten ihre Ausbildung gerade noch so in den Zeiten von 56k-Modem hinbekommen haben. In den kritischen Phasen hatte ich das Geld für zwei Hörbücher, die ich im Wechsel gehört habe. Das Fernsehprogramm war irgendwann zu Ende geguckt. Die Bibliotheken waren dopaminerg überschaubar.

Ein bestimmter Schweregrad und YouTube, Netflix und Co`… kann ich nicht garantieren, dass das gut ausgegangen wäre.

Ich finde, dass Du schon enorm viel erreicht hast. Arbeit und Hobby fließen zusammen. Selbstfürsorge findet irgendwo an der Schnittstelle davon statt und vielleicht ist genau das Dein Weg. Vielleicht führt Dich das Navi da auch sinnvoll weiter.

In eine WG mit Buddy-Prinzip, bei der viel in Internet-Blocker investiert wird und jeder auf den anderen aufpasst. Oder in ein Fernstudium in der Pampa, bei dem Du nachts lernst und schreibst. Oder werde die deutsche Fassung von YouTube-Jessica mit einem Kanal „Durch das Studium mit ADxS“, der auch gleich ein Patreon-Bezahl-Coaching anbietet. Und vor allem in ein Studium/Ausbildungsinhalte, für die Du brennst.

Oder in eine Ergotherapie-Ausbildung als ADxS-Coach.

Dann tüftelst Du das gelingende Leben nicht nur „für Dich selbst“ aus, was uns ja leider dopaminmäßig nicht immer so richtig kickt, sondern „für andere Betroffene“. Da geht viel mehr. Und das muss ja seit der Diagnose auch klar sein: Es hat Dich erwischt, aber: Du bist nicht allein.

Ich habe es vielleicht unglücklich ausgedrückt , ich würde ja auch nicht weiter Medikamente nehmen wenn die mir nicht trotzdem helfen.

Medikament lösen nicht alle Probleme aber sie helfen damit besser klarzukommen und entlasten einen , nehmen die Spitze aus allem und Puffern mehr ab.
Man benötigt Weniger Kompensationsenergie und kann immer wieder ein Stück den Alltag auf ADHS anpassen.

Nur die „Honeymoon-Schreiber“ und danach „Verschwinder“ erwecken manchmal den Eindruck , dass ab der Medikation alles „easy“ wird.

Aber diese Diskussion hilft ja nicht .

Erstmal noch ein Willkommen hier von mir. @Ava

So wie du dich und dein ADHS beschreibst erkenne ich mich in vielem wieder und klar wäre Medikation genau das was eine wichtige Option wäre die nun anstände.

Der Neurologe will es dir ja nicht grundlegend verwehren , ich denke der hat einfach Angst dass du einen plötzliche Herztod erleidest und sieht ein schweres Leben ohne Medikation als nicht so bedrohlich an.
Mein Psychiater hat z.B. als Elvanse zugelassen wurde dies noch nicht verschrieben weil er keine Ahnung davon hatte und vor allem die Nebenwirkung auf das Herz im Kopf hatte. Er wollte auch keine Klienten mit Herztod. Nun hat er sich damit auseinandergesetzt und verschreibt es.

Er hat ja noch nicht grundsätzlich nein gesagt und will ja noch beobachten. Was du auch machen kannst ist eine Zweitmeinung einholen , vielleicht gibt es ja auch einen Neurologen der es anders einschätzt oder eine zusätzliches Medikament verschreiben kann.

Du könntest auch nochmal im USA Sektor googeln wie die dort solche Dinge Medikamnetieren.
Ich habe leider nicht im Kopf ob hier nicht auch immer mal eine Medikament was bei Herzproblemen genommen werden kann genannt wird ?

Auf jeden Fall haben dein „Roman“ und dein Bericht an der Uni mir sehr gefallen und zugleich @Falschparker Reaktion auf meine Posting mir noch mal geholfen mich noch mal wieder realistischer im ADHS zu sehen. Ich war mal wieder dabei zu viel von mir zu erwarten .

Mir geht es auch so, und an meiner Reaktion auf solche easypeasy-Begeisterung kann ich immer(hin) auch ablesen, wie schwer „es“ mir gerade fällt. Ist ja vielleicht auch tröstlich für @Ava, dass wir immer in Bewegung bleiben und damit auch Fortschritt möglich ist. Somit hilft auch diese Diskussion… vielleicht doch. :stirnkuss

Ich kann dazu nur sagen, wenn wir alle gute Ärzte hätten, wäre die Medikation sehr effektiv. Selbst die, welche meinen gut/mittelmäßig etc eingestellt zu sein, hätten bei einem richtig guten Arzt noch viel Spielraum nach oben.
Es hängt auch damit zusammen,
wie stark deine Symptome ausgeprägt sind.
Jmd mit leichten Symptomen findet die Wirkung selbst bei optimaler Medikation nicht so großartig.
Dann kommt hinzu, wann wurde dein Ads „entdeckt“. Je später, desto größer die Schäden (Schule,Beruf ) Das lässt sich dann nicht mehr reparieren.

Ich sehe in diesem Forum die Tendenz, dass viele Verhaltenstherapie/Coaching etc fast wichtiger einschätzen, oder genauso gut, wie die Medikation
Das ist übrigens in Ordnung, jedem seine Meinung.

Bilde ich mir das ein, oder gab es hier nicht mal einen Thread, nicht so negativ über Medikation zu urteilen (offener zu sein). Ich glaube der war an alle User gerichtet.?

Viele hier sind ja spät diagnostiziert und dementsprechend die Baustellen. Medikation ist ja meist der erste Schritt um überhaupt vom Coaching etc… profitieren zu können. Wir versuchen glaube ich hier die Waage zu finden zwischen dem was Medikamente machen können und wo eben noch andere Dinge passieren müssen. Ob Medikation oder nicht ist in diesem Forum nicht das Thema sondern was kann ich zur Medikation noch tun. Das Coaching/Therapie alleine reicht , aus der innern Diskussion sind glaube ich alle hier raus .

Meine Frage war eher, dass durch die Ärzteproblematik (einen Guten zu finden und wie schwer selbst die sich mit der Medikation tun),ob man in vielen Bereichen mit Coaching etc gegen Windmühlen kämpft, weil das grundsätzlich nur über die Medikation/körperlich zu regeln ist. Ich würde mir bei einem schlechten Arzt immer die Frage stellen, versuche ich über den Kopf Verhalten etc Dinge zu steuern, obwohl das mit richtiger Medikation gar nicht notwendig wäre, und über Willen etc gar nicht geht, weil es körperlich ist.

Das kommt mir in Foren oft so vor, als würde ein Typ 1 Diabetiker Unterzucker haben ( zu wenig gegessen, zu viel Insulin genommen)…

Bei Unterzucker wird dir schwindlig,bist ängstlich/nervös ,kannst nicht klar denken ,weil es körperlich ist, und jetzt würde ein Therapeut/Coach genau diese Symptome mit Willen, über den Kopf ,Yoga ,Verhalten zu beseitigen, obwohl es körperlich ist, und auf seine Weise gar nicht steuerbar/geht.

Ein Arzt sagte mal, wie will den ein Laie wissen, ob ein Arzt gut ist. Der kriegt ja nicht mal mit, was mit ihm gemacht wird.

Hallo ihr Lieben! @Elementary @Nelumba_Nucifera @Falschparker @GEISTERFAHRER

Ich schaffe es gerade nicht, euch allen zu antworten, bin aber wirklich SEHR dankbar für eure tollen Antworten und rege Beteiligung am Thema. Ich merke, dass ihr euch alle wirklich Gedanken darüber macht, das ist sehr schön und hilfreich. :knuddel
Tut mir leid, dass ich gerade nicht die Kapazitäten habe, genauer darauf einzugehen - Ich werde mich die Tage noch mal ausführlicher melden.

Ganz liebe Grüße
Ava