Anzeichen auf ADHS oder doch nur überstarke Faulheit?

Guten Tag,

ich bin vor kurzem auf ein Video gestoßen, in welchem ADHS thematisiert wird. Es handelt sich um ein Video von Dr. Tracey Marks, in dem sie darüber spricht, warum Menschen mit ADHS prokrastinieren. Das Video kam bei mir im Autoplay Modus und ich dachte mir nichts dabei. Ich höre generell alles was im Hintergrund per YouTube Autoplay schaltet, ich nutze es wie ein Radio, damit es nicht still ist.

Um nicht vom Thema abzuschweifen: Was im Video erwähnt wurde, hat mich schockiert. Obwohl es sich nicht um ein Video gehandelt hat in dem man für sich selbst herausfinden kann, ob man ADHS hat, hat sich vieles nach meinem Leben angehört. Ich konnte für mehrere Minuten nicht aufhören zu lächeln, denn plötzlich stand im Raum ein neuer, möglicher Grund für meine absurde Motivationslosigkeit gegenüber alles. Ich wurde 2016 mit einer Zwangsstörung diagnostiziert, auf die ich Jahrelang die folgenden Probleme geschoben habe aber selbst nach einer 4-Jährigen Medikation, sind diese Probleme geblieben. Ja, meine Zwangsneurose habe ich nun irgendwie unter Kontrolle, aber die war anscheinend nicht der Grund für meine monströse Faulheit.

Ich würde gerne mein Verhalten in den letzten Jahren beschreiben, damit ihr euch ungefähr ein Bild von mir machen könnt. Ich beschreibe nur Dinge, die ich persönlich als mögliche Symptome von ADHS sehe.

1.) Während ich arbeite (Programmierer), vergesse ich schnell, an was ich gerade arbeite. Mal angenommen, ich muss ein Programm programmieren, welches mehrere Routinen erledigt. Diese Routinen brauchen ihre eigenen Funktionen. Während ich die Funktionen programmiere, weiß ich noch um was es sich handelt, aber plötzlich… aus dem Nichts: Leer. Mein Kopf ist leer. Ich weiß nicht mehr, was ich gerade programmiere. Und da hilft leider auch nicht mit den aktuellen Code anzusehen oder mich daran zu erinnern, an was ich gerade gedacht habe. Erst nach ca. 10 - 20 Sekunden fällt mir wieder ein, woran ich arbeite. Das passiert aktuell sehr oft und stört mich massiv.

2.) Ich verliere sehr schnell die Motivation. Ein super Beispiel ist zum Beispiel folgendes: Neben programmieren, designe ich auch. Immer wenn ich eine richtig tolle Idee im Kopf habe, bin ich richtig euphorisch und mache das Programm (Photoshop) am PC auf in dem ich meine Vorstellung realisieren kann. Doch nach bereits wenigen Minuten, ganz egal wie motiviert ich war: Keine Lust mehr. Und das seltsame dabei ist, dass ich im inneren weiß, dass ich es noch umsetzen will, aber irgendwas sagt mir, dass ich es gar nicht erst versuchen muss. Leider hat diese „Angewohnheit“ dazu geführt, dass ich im gesamten Mai überhaupt nicht produktiv war und statt meine Arbeiten zu erledigen, lieber irgendwelche Spiele gespielt habe oder meine Zeit anderweitig verschwendet habe.

3.) Ich ziehe Aufgaben unglaublich lange hinter mir her. Als Freelancer erledige ich Aufträge für Kunden, welche mir dafür etwas Geld zahlen. Aber aus irgendeinem Grund ziehe ich Aufträge unglaublich lang. Ich weiß in meinem Kopf, dass ich es innerhalb 30 Minuten erledigt habe, aber ich komme nicht über diese „Schwelle“ drüber. Es ist wirklich schwer zu erklären. Ich weiß das es super einfach ist, aber ich kriege es einfach nicht gebacken, diese dämliche Aufgabe zu erledigen. Sehr oft reiche ich Aufträge in der letzten Minute ein.

4.) Ich habe ein Programm geschrieben, welches ich unbedingt veröffentlichen möchte. Aber ich kriege es einfach nicht hin. Ich wünschte, ich könnte erklären wie sich das anfühlt, aber irgendwie finde ich nicht die passende Worte dafür. Das Programm ist komplett fertig und ich brauche es nur noch hochladen und öffentlich stellen. Das ist innerhalb 10 Minuten getan. Aber. ich. kriege. es. einfach. nicht. hin.

5.) Ich singe sehr viel, während ich mit Freunden übers Internet rede (z.B Discord oder TeamSpeak). Ich rede irgendeinen Müll, mache seltsame Geräusche und störe oft meine Sprechpartner.

6.) Ich ignoriere gesagtes sehr oft. Ich würde fast schon behaupten, dass ich ein Meister darin geworden bin. Ich kann es so gut, ich weiß nicht mal wann ich es tue. Mal angenommen, jemand möchte mir etwas erzählen. Etwas sehr wichtiges. In 25% der Fälle endet das Gespräch von mir aus mit: „Kannst du mir das nochmal erklären? Ich will mir nur sicher sein, dass ich es verstanden habe.“. Dabei habe ich von vornerein einfach nicht zugehört. Nicht, weil es mich nicht interessiert, sondern einfach weil ich nicht fokussiert war oder nicht realisiert habe, dass mit mir gesprochen wird (obwohl wie die einzigen im Gespräch sind).

7.) Ich werde sehr schnell reizbar, wenn mein Gesprächspartner zu langsam redet, obwohl ich weiß, dass die Person schneller reden könnte, wenn sie es versuchen würde.

8.) Ich „raste“ bei den kleinsten Dingen aus. Mal angenommen, ich möchte eine Flasche zu machen. Ich nehme den Deckel und versuche ihn in richtiger Drehposition zu positionieren. Ich drehe, jedoch merke ich das sich die Flasche nicht schließt, weil der Deckel nicht richtig draufliegt. Passiert das 3x, kriege ich leichte Wutausbrüche.

9.) Ich habe fast immer ein Auge geschlossen (das Rechte), besonders am PC. Das könnte auch meine Zwangsneurose sein, ich bin mir da wirklich nicht sicher.

10.) Kaffee hat eine unglaublich seltsame Wirkung auf mich, die ich noch nie gehabt habe. Wenn ich Kaffee trinke, fühle ich mich für 2 - 3 Stunden verdammt produktiv. Es ist immer noch schlimm, aber es ist 100x besser. Aber das funktioniert nur einmal am Tag und auch nicht immer. Ein zweiter Kaffee macht mich verrückt.

11.) Ich muss irgendwie immer meine Beine bewegen. Auch beim schlafen muss ich am besten meinen ganzen Oberkörper in einem regelmäßigen Takt bewegen um einschlafen zu können. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, „stillstehend“ einzuschlafen.

Und noch vieles mehr, aber das sind die häufigsten Auffälligkeiten.

Meine Frage an euch ist nun: Was denkt ihr? Könnte ich ADHS haben? Oder bin ich einfach nur überwiegend faul? Ich kann es einfach nicht mehr unterscheiden. Ich WILL Dinge UNBEDINGT machen, aber ich kann einfach nicht mehr. Ich habe Mitte Juni ein Termin mit meinem Psychotherapeuten, ihm werde ich dann von meiner „Befürchtung“ erzählen. Meinen Hausarzt kann ich auch leider erst am Donnerstag sehen. Ich dachte die letzten Jahre immer wieder mal, dass ich verdammt faul geworden bin. Ich dachte sogar mal eine Zeit, ich werde dümmer. Ich verlerne Dinge, die ich mal gut konnte. Ich verliere die Interesse am Programmieren / Designen. Ich dachte einfach, ich sei der faulste Mensch auf Erden. Und sogar eine Hirnkrankheit kam für mich in Frage. Es ist wirklich schlimm gewesen. Bis ich dieses Video gesehen habe.

Ich bedanke mich für jede Antwort. Ich hoffe, ich bin hier auch richtig. Ich habe mich beinahe ein Monat vor diesem Post gedrückt, weil ich es einfach für verrückt halte. Was ist, wenn es einfach nur eine Faulheit ist? Dann stehe ich da wie ein Trottel. Das dachte ich mir ständig.

Mit freundlichen Grüßen,

Thomas

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Hallo Neuling,

ich rate Dir, dass du deinen wirklichen Namen nicht öffentlich machst.
Ich habe meine ADHS Diagnose quasi in der Tasche und kenne einiges von Dir beschriebene:

Ja, ich lasse es auch inzwischen sein, weil ich weiß: machste eh nicht zu Ende.

Die gesamte Bildungskarriere war bei mir so. Erst wenns eng wurde, habe ich was gemacht. Ergebnis: überall Durchschnitt

Hast du Angst, dass es schlecht ankommt?

Singen tu ich nicht, aber ich bin, wenn ich mich nicht verstelle, auch ein eher lauter Mensch. Rumalbern, zu allem eine Meinung beitragen etc

[XXXXXXXXXXXXXX]

Auch schlimm: wenn man schon in der Mitte verstanden hat, was die Person eigentlich sagen will.
Noch schlimmer: Personen, die nichts sagen, sich aber gerne reden hören.

8.)
Geringe Frustrationstoleranz habe ich auch. Aber ich schreie nicht, weil ich das partout nicht leiden kann. Aber geflucht wird schon.

Ich trinke 1-2l Kaffee am Tag. Damit habe ich im Abitur angefangen und bin nicht mehr davon weggekommen.

100% Zustimmung. Ich schaukel mich mit leichten Bewegungen in den Schlaf. Oder drehe meinen Fuß etc. So, dass es meinen Partner nicht stört. Auch wenn es ihn manchmal trotzdem stört.
Die leichte Bewegung entspannt mich.
Ich kann nur still sitzen, wenn ich gestreichelt oder massiert werde xD oder ich esse. Deswegen verschlinge ich im Kino immer eine große Portion Popcorn.

Könnte sein. Eine gewisse Schnittmenge gibt es. Ich selber bin mir inzwischen sicher, dass ich es habe. Aber das ändert zB nichts daran, dass ich mich trotzdem für sehr disziplinlos und faul halte :frowning:

Ich lese in deinem Text, dass du zockst. Habe ich auch mal getan. Exzessiv. Dummerweise genau im Abitur xD
ADHSler sind sehr anfällig für stimulierendes Zeugs - oder auch Süchte genannt.
Bei mir war es auch mal das Zocken. Heute ist es Essen, Netflix, Internet, Kaffee und Zucker.
Das sind alles „milde“ Süchte.
Ich bin mir sehr sicher, dass mein Vater es auch hat. Er hat aber zum harten Zeug gegriffen: Alkohol und Zigaretten.

Ich bin froh, dass ich davon die Finger gelassen. Pummeligkeit ist mir lieber als Leberzirrhose.
Trotzdem habe ich eine gesteigerte awareness weil ich weiß wie anfällig ich dafür bin.

Toll ist trotzdem anders.

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Ich hoffe, ich trete dir nicht zu nahe und ich bin selber noch nicht lange im Forum aktiv…

Abgesehen vom Inhalt deines Posts kann ich Irrlicht nur recht geben - einen Klarnamen zu nutzen, der auch im Nutzernamen schon angedeutet wird, ist nicht ratsam und widerspricht auch den Nutzungsbedingungen.

Du schadest im Zweifel dir selber und wenn der Threadersteller nicht identisch mit dem genannten Namen ist, wäre es sowieso ein schlimmer Verstoß gegen den Persönlichkeitsschutz.

Dabei sprichst du ja viele wichtige Themen an, die alle mit Sicherheit nichts mit Faulheit zu tun haben (wenn ich das so salopp sagen darf)…

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Hallo und herzlich Willkommen @Thobeck . :grinning:
Sorry wenn ich jetzt einleitend gleich von mir spreche, leider geht es nicht anders um Dir meine Gedanken zu Deinen Fragen zu beantworten.
Ich selbst bekam meine Diagnose Adhs über einen Umweg, heisst weil ich mir aufgrund einer Erschöpfungs Depression psychologische Hilfe suchte.
Bereits bei meinem ersten Gesprächstermin mit meiner Ärztin sagte diese „ich vermute als Ursache hinter ihrer Depression ein Adhs“, Bumm🤯.

Obwohl: und jetzt wird es spannend!, ich bevor ich zu meiner Ärztin ging bereits selbst Hinweise darauf gefunden hatte, heisst „insgeheim“ bereits den Verdacht hatte, dass ich Adhs „haben könnte“!.

Deshalb musste ich plötzlich richtig von einem Ohr zum anderen, über das ganze Gesicht Grinsen :grinning:, denn ich selbst hatte ihr gegenüber mit KEINEM Wort über meinen Verdacht gesprochen, und dann das!, haut die doch tatsächlich raus das sie Adhs bei mir vermutet, und ich war danach einfach nur baff.

Auf was ich hinaus will: wenn Du selbst bereits den Verdacht hast, dass Du Adhs „haben könntest“, dann ist oft auch was dran, dann verfolge Dein Bauchgefühl weiter wenn Du das möchtest.
Ich möchte nicht aufdringlich erscheinen, aber wie kommst Du im zwischenmenschlichen zurecht, kommt es da zum Beispiel oft zu Missverständnissen?.

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Hi @Thobeck
Ich war/bin auch extrem faul, hab auch noch andere Probleme gehabt. Ich habe selber den Verdacht gehabt, dass ich ads habe. In der adhs ambulanz wurde ich nicht diagnostiziert, sie meinten mein ergebnis war zu uneindeutig.
Ca. 1 ½ Jahre später habe ich dann einen Termin bei einem Psychiater bekommen. Von ihm habe ich meine Diagnose dann erhalten.
Ich nehme seitdem 30mg Elvanse und meine Probleme wie Angst oder prokrastination sind seit dem so gut wie verschwunden. Ich habe mittlerweile wieder die Ressourcen die ich benötige. Darüber hinaus sogar noch viel mehr.
Ich hab auch aufeinmal wieder Ideen was ich privat mit mir anfange, wissen anzusammeln macht mir aufeinmal voll Bock.
Bleib dran, vertrau deiner Intuition, man hat viel mehr Potenzial als man denkt.
Es lohnt sich den suchradius zu erweitern für die Diagnose. Ich bin auch 150km dafür gefahren.

LG Rocco

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Guten Tag,

bei „Thomas Herbeck“ handelt es sich um ein Pseudonym, aber ich schätze die Warnungen dennoch wert. Ihr hättet es ja nicht wissen können.

Ich bedanke mich für jede Antwort! Ich glaube, ich habe jetzt die Vergewisserung die ich brauchte. Jetzt hängt es wohl nur noch von der Diagnose ab. Ich werde langsam wirklich verrückt und ich zweifle immer noch daran, irgendwas im Leben erreichen zu können. Selbst, wenn ich ADHS habe, habe ich große Sorgen, dass sich mit einer Medikation nichts ändert. Ich kannte das Leben nie anders, ich kann mir nicht vorstellen das sich jetzt etwas wegen ein paar Medikamenten ändern wird.

Wie sieht das bei euch aus? Habt ihr bei eurer Medikation viel gemerkt? Hat es eure Hoffnung wiederbelebt? Ich habe das Gefühl, dass die Medikation bei mir sehr viel bewirken muss, damit sich irgendwas an meinem Leben ändert.

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Also Elvanse ist Lisdex"amfetamin"dimesilat oder wie auch immer das geschrieben wird.

Also am Anfang hast du die krasseste Wirkung bei diesem Medikament auch bekannt unter honeymoon.
Ich war sehr euphorisiert, nachts komisch geschlafen aber auf der Arbeit super duper im Fokus.
Ich bin jetzt 2 Monate eingestellt. Und diese Wirkung ist jetzt weg, bzw nicht mehr so stark wahrnehmbar, ich bin jetzt halt einmedikamentiert, wie es sein soll würde ich mal behaupten.

Mein Alltag bekomme ich jetzt viel besser geschissen. Ausflüge im Netz, wie zum Beispiel was für Insel gibt es auf der Antarktis oder „was gibt es auf Google maps in nordkorea zu finden“ und all der andere Kram den man so macht während man prokrastiniert ist jetzt deutlich besser geworden. Ich arbeite jetzt richtig, nicht wie so ein 7 jähriger, der eine aufmerksamkeitsspanne von 10min hat und sich bei den kleinsten Problemen die auftauchen die Flucht ergreifen möchte.
Ich hab richtig Spaß daran gefunden auch für komplizierte Aufgabe die Lösung herauszuarbeiten und versuche es wirklich so gut es nur geht zu machen, weil ich sonst mit dem endergebnis unzufrieden bin.

Ich gehöre zu den unaufmerksamen Typen. Allerdings stimmt das ja gar nicht. Nur die Aufmerksamkeit ist viel mehr nach innen gerichtet gewesen, dass ich meine Umwelt nicht so richtig wahrgenommen habe.
Ich denke gar nicht mehr so viel nach, Katastrophieren hat wohl auch meine ängstlichkeit gefördert.

Also ich wünsche dir viel Erfolg.
Gute Nacht. :v:

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Das war die Wirkung bei dir, das ist aber nicht bei jedem so. Daher solltest du das bitte nicht verallgemeinern.
Jeder spricht auf die Medikation verschiedenen an und es kann passieren, dass man etwas herumprobieren muss.

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Auch von mir herzlich willkommen! Ich denke, es gibt viele Eigenschaften, die auf ADHS zutreffen, so dass es eigentlich erstaunlich ist, dass du seit zwei Jahren behandelt wirst, ohne dass jemand daran gedacht hat.

Klar kannst du deinen Therapeuten und deinen Arzt fragen, und du kannst auch Glück haben. Aber sei nicht enttäuscht und lass dich nicht von weiteren Schritten abhalten, wenn sie es abwegig finden. Du wirst eher herausfinden, was sie von ADHS bei Erwachsenen halten.

Was Medikamente bei dir bringen können, kann natürlich niemand vorher sagen. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass du zumindest in den Punkten Reizbarkeit und Ausrasten Linderung erfahren wirst.

Ich bekam meine ADHS-Diagnose mit 37 und nehme seitdem Ritalin, jetzt bin ich 56. Ich möchte auf die Lebensqualität, die es mir bringt, nicht mehr verzichten.

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Den Weg kannst du Dir für eine Diagnose sparen.
Fang lieber jetzt schon einmal an nach einem auf AD(x)S-spezialisierten Psychologen/Psychiater in deiner Region zu suchen.

Die Punkte 1, 2, 3, 4 und 6 kenne ich zur genüge. Wobei die 6 nichts mit ignorieren zu tun hat sondern mit fehlender Fokususierung. Wenn Du dich mit AD(x)S beschäftigst, stößt Du schnell auf die Probleme mit dem Arbeitsgedächtnis. Das erklärt dann auch wieder die ersten 4 Punkte.

Hier im Forum hast Du schon einmal eine gute Basis gefunden um dich mit dem Thema zu beschäftigen. Sei willkommen in unserer lustigen Runde!

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Na herzlichen Dank. Ich bin dann mal im Tunnel!

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Faulheit geht anders. Im Grunde ist der Aufwand für die ganze Aufschieberei beträchtlich. Wer faul ist, macht die Dinge gleich und hat dann frei. Funktioniert nur leider für uns ADHS-ler viel zu selten.

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Lieber Thomas,

vorab: ich bin zu ungeduldig gewesen, alle Antworten zu lesen;). Ich hoffe also, dass ich nicht etwas wiederhole, was schon geantwortet wurde. Ich habe Adhs und Depressionen und weiss daher, dass diese insbesondere in puncto „Faulheit“ ( die es übrigens meiner Überzeugung nach gar nicht gibt, also sagen wir lieber Antriebslosigkeit oder Motivationsprobleme ) und Gereiztheit/Ungeduld viele Gemeinsamkeiten haben. Auch das restless-legs-Syndrom kommt bei Depressionen vor. Mit anderen Worten: du könntest ggf. auch „nur“ depressiv sein. Es gibt verschiedene Formen chronischer Depressionen, die sich im Verlauf des Lebens unterschiedlich schwankend bemerkbar machen können. Natürlich könntest du auch beides haben oder nur ADHS, aber ich würde keine voreiligen Schlüsse ziehen. Ärzte können da auch empfindlich reagieren. Ich würde dir raten, dich direkt an einen Psychiater mit ADHS Erfahrung zu wenden. Dann kannst Du Dir viele Umwege sparen. Wenn du hier schreibst, wo du wohnst, erhälst du sicherlich auch dahingehende Empfehlungen. Ich wünsche dir viel Glück bei der Diagnosefindung und Behandlung. Dein Leben wird sich ändern, freu Dich darauf!

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Ist das wirklich so? Das sind dann aber die effektiven Faulen. :wink:

Ein für mich sehr viel wichtigerer Faktor ist der Leidensdruck. Faule haben keinen inneren Leidensdruck. Der kommt lediglich aus der Umgebung, wenn das Umfeld an der Faulheit des Faulen verzweifelt und ihm bzw. ihr Vorwürfe macht.

Die vermeintlich „faulen“ ADHSler/-innen haben dagegen einen starken inneren Leidensdruck, weil sie wollen und nicht können. Die wirklich Faulen wollen ja gar nicht.

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PS:
Was die Frage aufwirft, ob es wirkliche Faulheit überhaupt gibt oder ob die von ihrer Umgebung als Faule wahrgenommenen Menschen nicht doch alles undiagnostizierte und verzweifelte/resignierte AD(H)Sler/-innen sind.

Grübel!!!

@Andromache das sehe ich auch so, mit Adhs ist man nicht faul aus „Lebenseinstellung“, viele von uns „wollen“ ja aber „können“ oftmals einfach nicht, aus vielen bekannten Gründen die ich auch nicht zum 100tausensten mal aufzählen möchte, man kann ja hier im Forum immer wieder mehr als genug zu diesem Thema lesen was die vermeintliche „Faulheit“ bei Adhs angeht.

Also ich zumindest wehre mich dagegen mich als faul von wem auch immer bezeichnen zu lassen, denn ich persönlich bemühe mich wirklich sehr meinen Verpflichtungen nachzukommen, auch wenn es mich doppelt und dreifach so viel Kraft kostet als es vermutlich einen Nicht-Adhsler kostet. Und der Umstand das ich mir trotz allem jeden Tag den Allerwertesten aufreisse, sollte deutlich zeigen das ich alles andere als faul bin, ich bin einfach schneller erschöpft, seit meiner Erschöpfung Depression (Burnout) sowieso.

Es ist im Grunde einfach schlimm das man sich als Adhs’ler immer rechtfertigen muss.

Na gut, das ist dann eher eine philosophische Frage.

Sagt jemand von außen, jemand sei faul, dann ist da immer schon eine negative Bewertung dabei. Wer das sagt, meint ja, der Kritisierte müsse die Dinge eigentlich machen, die er nicht macht. Und es ist eine Schuldzuweisung. Es wäre ja sehr ungehörig, über einen objektiv Gehbehinderten zu sagen, er sei zu faul zum Laufen.

Wenn ich sage, für dies oder das bin ich zu faul, dann bin ich meist auch der Meinung, die Sache ist mir nicht wichtig und gleichzeitig lästig. Dann ist das eigentlich negative Wort eher ironisch gemeint.

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Ja, so geht es wohl den meisten von uns.
Und es ist immer wieder interessant, dass wir - was, das erhöhte Energiepotential, um wie Neuronormale zu „funktionieren“ betrifft- dies fast alle mit 2 bis 3mal höher bemessen.

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Für uns ist das leider keine philosophische, sondern eine sehr praktische Frage, denn sie bewertet uns negativ, wie du ja selbst sehr treffend beschrieben hast.

Ganz allegemein hast du natürlich recht, denn wenn jemand in den 50er oder 60er Jahren als faul bezeichnet wurde, dann war er das meistens auch nicht, sondern entsprach nur nicht dem Bild des braven fleißigen Spießbürgers.

Heute ist der Begriff der Faulheit - meiner Wahrnehmung nach - so gut wie ausgelöscht, denn jeder tut zumindest so, als sei er mega gestresst oder zumindest mega busy. Da kann man gar nicht mehr zwischen real und eingebildet bzw. vorgeschoben unterscheiden.

Die Faulheit scheint in der heutigen Arbeitswelt ausgerottet zu sein. Dafür sorgen die meisten Unternehmen schon, indem sie zumindest die Produktionsprozesse derart durchtakten, dass Faulheit kaum mehr zu realisieren ist.

Und aufgrund des sehr stressigen Arbeitslebens nimmt es einem auch kaum einer mehr krumm, wenn man den Haushalt nicht zu 100% gebacken bekommt und der Rasen mal nicht gemäht wird.

Und diejenigen, die das tun, sind entweder hoch effizient oder sind die wirklich Faulen, weil ihre Lebensumstände es ihnen ermöglichen, alles zu wegzudelegieren und daher die Zeit haben, sich das Maul über andere zu zerreißen. :wink:

So ist es! Du setzt eben andere Prioritäten! :wink:

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Und genau so geht es Menschen, die eine ( unentdeckte?) Depression, HST, Erschöpfung oder andere Erkrankungen dieser Art haben. Bevor Sie eine Diagnose hatten mussten sie sich auch mit diesem Stigma „ Faulheit „ belasten. Und viele auch danach. Grade wir ADHSler sollten wissen, wie furchtbar das sein kann.

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