Ich habe Hirschhausen immer noch nicht gesehen. Vermutlich ist dieser Thread gar nicht richtig für meine Frage. Denn wer „immer noch nicht“ geguckt hat, beteiligt sich vermutlich nicht.
Versuche es trotzdem: Geht es noch jemandem so, dass sich da fast eine Art Vermeidungsverhalten zeigt und ein Widerwille, solche reichweitenstarke Formate zu gucken?
Erst dachte ich, ich mag nur Hirschhausen nicht (ähnlich wie schon mal bei Kuttner beschrieben vielleicht… weil vielleicht gefühlt zu viel Wiedererkennung in der Nerivgkeit oder zu humorig oder was auch immer. Nicht mal das kann ich sagen.).
Mischkes Folge von heute (ungehört, aus den hier gesuchten Gründen) heißt nun auch „Haben wir alle ADHS?“
Und ich merke irgendwie ein Muster: Je mehr das in Richtung mainstream / Abendprogramm / große Reichweite geht, desto eher flüchte ich, schalte weg, jedenfalls nicht hin.
Fürchte ich, dass mir der Ernst der Lage / die Störungsbildeinsicht noch mal neu um die Ohren fliegt?
Ist es irgendein unsympathisches „Besonders-bleiben-wollen“? Kann sein.
Aber ich fürchte, die Erklärung ist noch verzweifelter: Vielleicht habe ich Angst, dass „das dann bald alle haben“ und dann kürzt es sich raus aus der Gleichung und ich muss mir meine Alien-Artigkeit doch wieder anders erklären…
Ist ja hochgradig schwachsinnig. Man nimmt mir ja nichts weg, wenn möglichst vielen geholfen wird. Das kann man ja nur wollen. Und ich will auch keine Nabelschau betreiben über meine Gefühligkeit… Ich muss bei Vermeidungsverhalten nur immer sehr aufpassen, weil es schnell um sich greift.
Noch eine Option: Ich denke oft an YouTube-Jessica… In einem Video sagt sie, wie sehr sie sich anstrengt, versucht, an sich rumzuschrauben und „My life is still a mess“. Vielleicht habe ich Angst, Beispiele zu sehen, bei denen das … nicht auch so ist. My life is still a mess.
So reagiere ich manchmal auch auf Honeymoon-Berichte hier und dafür schäme ich mich oft ein bisschen. Ich will das ja gönnen können. Aber ich habe auch dann vielleicht primär Angst, dass die mühsam zusammengepuzzelte Gebrauchsanweisung zu mir immer noch nicht stimmt.
PS: @theunfedmind: Das war mein stream of unsortiertes Bewusstsein als Textmauer… und erinnert mich an das, wovor Du hier davonläufst. Ich kann es gerade nicht besser. Habe zur Deko Bullet Points eingefügt. Fake it til you make it.
Das ist ein wichtiger Punkt, der bei der in Deutschland häufig vorherrschenden Aversion gegen Psychopharmaka etc. leider unter den Tisch fällt
Das Leid und die Probleme, die bei unerkannter und unbehandelter - Ich sag jetzt mal allgemein - Neuro Diversität entstehen, das wird überhaupt nicht wahrgenommen.
Ich habe ja viele Jahre mit Therapien gegen P TBS und Depressionen verschwendet und dabei Probleme und Verhaltensweisen entwickelt, die bei frühzeitiger richtiger Diagnose gar nicht hätten aufkommen müssen
Von den (auch finanziellen) folgen für Betroffene und die Gesellschaft durch zum Beispiel Alkohol Missbrauch Ganz zu schweigen
Geht mir ähnlich
Die einzige Sendung, die ich in der Art wirklich gerne sehe, ist „Scobel“ auf ARTE oder ARD Alpha
Der lädt echte Experten aus verschiedenen Bereichen ein, informiert sich über das Thema und da wird auch sachlich und wertschätzend mit dem Thema und miteinander umgegangen
Wobei, ich glaube es ist nicht die Reichweite, sondern auch das Medium. Ich habe mich bei meinem Auszug aus dem Elternhaus 1988 bewusst dafür entschieden, keinen Fernseher in meinen Haushalten haben zu wollen, und habe das auch bis jetzt durchgehalten. Allerdings gibt es ja jetzt Mediatheken, und mein Sohn und meine Frau gucken diese ausführlichst, aber ich immer noch nicht. Ganz selten, dass ich mal mehr als 15 Minuten Video aushalte.
Ich bin aber ein Hörfunk-Junkie und regelmäßiger Podcasthörer.
Ich befürchte bei mir auch eine ordentliche Portion „Overdose“ an diesem medialen Zeugs. Es nervt, wenn Hinz & Kunz dann wieder grossräumig philosophieren „ach guck mal, deshalb kannst du nicht die Zahnpastatube zuschrauben, du hast Adhs Schatz!“
Es ist der Kampf da draussen „unser“ Thema in 45 Min. Sendezeiten zu quetschen,
Adhs wird großzügig „vermarktet“. Meine Ärztin sprach von „Hype“.
Dazu passen selbsternannte Adhs Coaches, Seminare & Co, die alle wie die Pilze aus dem Boden sprießen und nur unser Bestes wollen: unser Geld.
Auf der anderen Seite finde ich die Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit für unser Thema wichtig und freue mich, dass es Menschen gibt, die sich dieses Themas annehmen. Hirschhausen hat natürlich diese Reichweite, genau das zu tun.
Geht mir auch so…
Ich hab es auch (noch?) nicht gesehen und das geht mir mit sehr vielen aktuell populären Sachen zu ADHS so.
Vielleicht aus den Gründen, die du ausgeführt hast. Vielleicht weil ich mich nicht aufregen will, falls da Quatsch verzapft wird (da regen mich schon Titel auf…). Ich weiß es nicht, aber in mir verweigert sich da auch etwas.
Heute wurde mir was ganz Feines im Podcast-Feed vorgeschlagen: Kuttner spricht über die Hirschhausen-Doku.
Vielleicht möchte/kann ja jemand von Euch das hören. Mich hindert mein seltsames Vermeidungsverhalten. Vielleicht neutralisiert es sich ja noch im Doppelpack.
Ach Quatsch. Habe es jetzt angehört beim Abspülen schwieriger Töpfe. Wenn man genug Vermeidungsverhalten aufeinanderstapelt, stürzt es ein…
Geht im Podcast darum, dass auch sie selbst fast durch ihr ADHS abgehalten worden wäre - wegen „weiß ich doch vielleicht schon“ und "will ich nochmal auf alles gestoßen werden?". Ein ADHS-Kreis eben.
Und die Doku sei sehr dicht und wertvoll im Hinblick auf den Abbau von Schuld und Scham, usw.
Gestört habe sie v.a. der Hinweis auf „Sport hilft“. Man könne sich eben zum Sport nicht aufraffen und auch das ein anderer ADHS-Kreis.
Niggemeier steuert die „Wer hat denn jetzt noch alles ADHS?“-Genervtheit der aktuellen Welle bei, auch das sinnvoll. Und auch noch, dass er als Auftraggeber von Samira keine wirkliche Veränderung im Abgabeverhalten bemerkt. Überrascht mich auch nicht, finde ich tröstlich.
Weiterhin nervt mich, mit welchem Sendungsbewusstsein für alle ADHSler Kuttner oft spricht: „ADHSler räumen ihren Schreibtisch vorher auf, weil sie sonst nicht arbeiten können…“ „ADHSler sind superoft hochbegabt. Das geht alles ineinander.“
Ich will von ihrem „Wir“ und „uns“ nicht mitgemeint sein, aber ja, bin ich wohl. Interessant, muss ich mit umgehen.
Vermeidungsverhalten lohnt sich jedenfalls auch dafür nicht.
Ja, stimmt. Ich kann in Chaos nicht arbeiten, dann ist ja das Chaos beseitigen auch Arbeit und deswegen sitz ich dann heulend irgendwo vor diesem Berg an To Dos und mache gar nichts davon.
Danke, Sarah Kuttner… dass du mir eine Stimme gibst
Vielleicht hör ich mir das auch mal an. Vielleicht.
Interessanterweise erzählt sie selbst, dass sie dachte „Ich habe doch viel länger ADHS diagnostiziert als die. Ich mache diese Videos. Warum werde ich denn jetzt nicht gefragt?“ oder ähnlich… Ist ja sehr ehrlich.
Aber sie sagt später im Pocast auch „wir“, wenn sie „Robbie Williams und ich“ meint oder wohl „Wir Promis“. Darf man vielleicht alles etwas egozentrisch finden, alles immer zur eigenen Person in Beziehung zu setzen. Das muss wohl nicht mal an ADHS liegen…