Aufschieben trotz Medis

Hallo, nehme jetzt seit ein paar Wochen Elvanse, zusammen mit Venlafaxin. Bin deutlich klarer und weniger Gedankenkarussel. Aber geblieben ist das Prokastinieren und die Unordnung. Ich steh im Zimmer und weiss nicht wie Aufräumen effektiv geht, wichtige Aufgaben wie Finanzamt blende ich komplett aus. Meine erste Psychaterin hat mich zu einer Ergotherapeutin geschickt. Die meinte tatsächlich, ich soll mir Aktenordner kaufen! Hääähh??

Also sicher gibts auch gute Ergos, aber welche Rezepte habt Ihr Leidensgenossen? Ich will das endlich in den Griff kriegen! To do Listen hab ich angefangen, mehrfach! Entweder ich finde sie nicht wieder oder ich gucke gar nicht rein.

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Hallo Bewegungslehrer

Vielleicht helfen dir ein Paar Tipps die mir helfen.

Wirkbeginn der Medikation abwarten.
Zettel und Stift nehmen.
Chaos anschauen.
Von groß zu klein, Gegenstände aufschreiben. z.B. Kleidung, Flaschen, Geschirr, Müll usw.
Dann Stück für Stück abarbeiten und immer ein Schritt abschließen und nichts anderes anfangen, das ist wichtig.
Im genannten Beispiel erst nur Kleidung, dann einen Haken dran und die nächste Kategorie. Fang mit 5 Kategorien an das reicht, vielleicht auch 3 auf jeden fall nicht Stundenlang eine riesen Liste schreiben.

WICHTIG!!! Jeden Gegenstand nur einmal anfassen. Aufräumen nicht umräumen. Im genannten Beispiel, T Shirts, Hosen, etc. einsammeln und in den Schrank oder Wäschekorb legen und weiter geht es.

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Es ist ein Weg. Du wirst hier im Forum diverse Ansätze finden. Der Weg ist: Try and error.

Also probieren und scheitern bis du dein System findest. Teilweise sind es am Ende Kombinationen aus unterschiedlichen Sachen die dann funktionieren.

Beim Aufräumen ist es relativ leicht:

Einfach mit irgendetwas anfangen, dann geht der Rest schon einfacher. Wichtig ist da, nicht zu viel zu machen. Das macht auch kaputt. Oder mit jemanden telefonieren und währenddessen aufräumen. Schwieriger wird es dann eher mit dem Einhalten der Ordnung. Aber das kommt dann auch mit der Zeit wenn man sein System hat.

To-Do-Listen bringen mir nichts wenn dahinter kein Zeitplan steht.

Finanzamtangelegenheiten kann man über Steuerberater delegieren

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z.B. 4 Ordner anlegen, Bank, Versicherung, Wohnen, Gesundheit. Dort wird auch nur das entsprechend passende unter dem Oberbegriff eingeheftet. 2 Office Depots/ Briefablagen in den Farben Rot und Blau kaufen. In Rot kommt dringender zu bearbeitender Papierkram rein, in Blau Unwichtiges bzw. nicht so wichtiges. Sich ein Zeitfenster einplanen wo man Rot Regelmäßig abarbeitet und mal durch Blau durchschaut und Entsorgt etc.

Das Medikament ist eine Krücke, Organisieren und Strukturieren, abarbeiten muss man leider selber immer noch. Kann man aber Lernen, da wo es hakt. Das Medikament hilft dir dabei. Bleib dran, vielleicht findest du auch eigene Ideen die für dich funktionieren und Teile die gerne hier im Forum. Viele von uns sind recht Kreativ in der Selbstorganisation, Ideen Teilen ist erwünscht :slight_smile:

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Body doubling klappt für sowas gut!

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Ihhhh Fremde Menschen :grin:, dass ist natürlich auch sehr gut und Funktioniert, dafür kommt bei mir aber dann meine Sozialarbeiterin vorbei und erledigt mit mir den Papierkram, den ich nicht peile oder aufschiebe. Aufräumen geht aber alleine :smiley:, dazu nutz ich dann die, von mir genannten, Techniken oben :point_up_2: und einen nervenden Timer, MP3 Player sowie natürlich regelmäßige Pausen alle 20-30 Minuten. :grin:

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Ja vielen Dank, das interessiert mich!

Ja danke! Die Tipps probier ich aus.

Einmal anfassen, genial. Mein ganzes Leben stell ich Sachen von hier nach da :disappointed:.

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Hat bei mir 40 Jahre gedauert, dann bin ich über diesen Tipp gestolpert, der hat mein Leben verändert, so blöd es klingt. Anfangs muss man sich noch ermahnen es nicht abzulegen, irgendwann bleibt es in der Hand und am lustigen ist, wenn man was anderes macht und auf einmal merkt, „huch wo kommt denn jetzt die Socke in meiner Hand her, ach ja bin am Kleidung einsammeln“ :rofl:

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Au Mann, das bin ja ich :stuck_out_tongue_closed_eyes:, also mit dem Sich wundern, was man grad in der Hand hält!

Das kann man auch nutzen :grin: Das passiert unwillentlich vielen ADHSlern, kann man halt als, sozusagen, natürliche Erinnerungsfunktion nutzen beim Aufräumen. Antrainieren den Gegenstand nicht abzulegen bis er am Platz ist wo er hingehört.

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Ich probiere es gleich heute aus, nix mehr hin und her zu legen :slightly_smiling_face: Danke!

Ich teile mein Chaos manchmal in Cluster auf und fange dann im Uhrzeiger Sinn an.
Räumlich z.B Bad, Schlafzimmer, Küche, Wohnzimmer, Flur und dann im Raum selber auch noch mal.
Z.B. in der Küche > Küchentisch, links neben dem Herd, Herd, rechts neben dem Herd , Spüle, Spülbecken,rechts neben der Spüle, kleiner Schrank

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Wenn ADHS etwas gebannt ist, heißt das nicht die Lösung aller Probleme, sondern das Du eher in der Lage bist daran zu arbeiten.

Ich habe es über eine toDo Liste gemacht und diese über Monate aufgebaut. Als ich dann mein Leben mehr oder weniger im Griff hatte, konnte ich mir hin und wieder auch eine zusätzliche Aufgabe vornehmen.

Wichtig für mich war die Bedingungslose Akzeptanz. Also wenn es mal schlecht läuft, keine Selbstvorwürfe. Alle Menschen haben Schwankungen.

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Ja danke!

Selbstvorwürfe-90 % meiner Gedanken!

Jetzt weiss ich wenigstens, warum ich alles irgendwo hinlege und nicht gleich weglege: um mich jedesmal wenn ich das sehe, mich daran zu erinnern, dass ich es doch aufräumen wollte :joy:. Also tatsächlich nicht nachdenken sondern einfach abarbeiten

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… und vielleicht beobachten, ob es Dir gut tut, wenn Du Dir „einfach abarbeiten“-Arbeitsanweisungen gibst.

Und im Hinterkopf haben, dass mit ADHS Einfaches manchmal am schwersten fällt.

Wenn ich darf, noch eine weitere Beobachtung: Wir stehen uns gerade mit so einem aufgebauten Erledigungsberg oft im Weg, weil so vieles „alles“, „nichts“, „ab jetzt immer“ aufkommt im Selbstgespräch.

Ist auch verständlich, wenn der status quo unerträglich drückt. Vielleicht lohnt sich trotzdem die Stellschrauben in Richtung „klein“ und „langsam“ und „heute nur halbe Stunde“ zu drehen statt alles-nichts-immer. Nur mal so als Selbstexperiment. Klar, wir haben Zeitdruck, enormen sogar, aber vielleicht überholen wir uns unbemerkt links mit dieser Taktik.

Ich will es nicht verkomplizieren. Für mich klappt das nur mit der Vergebung und der Selbstakzeptanz besser, wenn ich akzeptiere, dass für mich gar nichts davon „einfach“ ist, vor allem das Anfangen nicht. Sonst hätte ich es ja gleich besser gemacht… Und sonst redest Du selbst mit Dir wie die Aktenordner-Ergotherapeutin. (Die es im Übrigen ja zweifellos gut meinte und Dir einen galanten neuen Anfang ermöglichen wollte. Jetzt findest Du eben experimentell raus, wie der für Dich konkret aussieht und dann kannst Du ihn hier sogar teilen. Wie Alexander von Humboldt als Naturforscher auf Expeditionsreise bei der Vermessung der inneren Landschaft, auf der Suche nach possierlichen Prokrastinationsraupen, die zum Erledigungsschmetterling werden.)

Wow, was für ein wichtiger Thread… Danke.

PS/Edit: Mir helfen diese Ergotherapie-Materialien über Erledigungsblockaden und den schrittweisen Weg raus manchmal ein bisschen weiter: Publikationen - dieergopraxis

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Ihr wisst gar nicht, wie gut mir das hier mit Euch tut!

Seit gestern angemeldet und ich bin nicht alleine!

Meine Psychiaterin ist schon ok, aber richtig fühlen wie das ist, kann sie nicht. Aber Ihr!

Danke für Eure Tipps!

Kleine Schritte machen auch Grosses :smiling_face:

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Der Tip Dinge nur einmal in die Hand zu nehmen klingt super, das merke ich mir (hoffentlich)!

Momentan lähmt mich das Thema auch total, ich habe das Gefühl, ich räume zwar ständig irgendwas rum aber es wird nicht besser. Allerdings habe ich auch 2 reichlich chaotische Grundschulkinder, meinen eigenen Kram würde ich vielleicht mit der Zeit wirklich schaffen aber stattdessen komme ich im Kinderzimmer und mit der Wäsche einfach nicht hinterher. Dafür macht mein Mann wirklich viel im Haushalt, er neigt allerdings auch sehr dazu, Dinge irgendwie zu stapeln oder außer Sicht zu deponieren, anstatt sie wirklich an ihren Platz zu bringen, davon fühle ich mich manchmal total ausgebremst.

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Ich will endlich ne aufgeräumte Bude haben!

Ich hab so die Schnautze voll!

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Also ich sehe Aktenordner im Bild… Und ich habe hier auch viele stehen.

Trotzdem hat mich Dein Thread jetzt motiviert, mir heute drei neue zu besorgen. Nicht aus fehlender Kaufimpulskontrolle. Das geht gerade. Sondern weil wir ja alle nicht beratungsresistent sind, eher im Gegenteil. Alles Mögliche ja schon versucht. Also warum nicht doch nochmal versuchen, ob eine frische Ladung irgendwas ändert. Und sei es nur 2 cm mehr Spielraum, der die Blockade löst.

Vielleicht sind die neuen ja papiermagnetisch und ziehen lang gesuchte Dokumente magisch an… Und wenn nicht? Dann hatten wir immerhin Recht. Lieber würde ich mich aber irren. Ich würde mich echt so gern irren…

Bei mir steht auch ein neues „Mach Deine Scheiße“-Wochenende an. Ich brauche das dringend, damit mich die Aussicht auf Weihnachten nicht länger aus dem Takt bringt. Wie das abläuft, überlasse ich meinem Gehirn, voller Verständnis dafür, dass es sich anstrengt.

Auch wenn ich leider wenig Talent zum Study Buddy habe, weil mich das zu sehr von mir selbst wegbringt… Falls Du zeitweise auf Expeditionstour und Schatzsuche gehst, gehst Du in den nächsten 3 Tagen jedenfalls nicht allein.

Und ich weiß nicht, ob es hilft… Es ist jedenfalls nicht invalidierend gemeint Deinem Leidensdruck gegenüber: Es gibt Menschen, für die ist Dein „Vorher / vor dem Aufräumen“-Bild schon der Dreamcase ihrer kühnsten „Nachher“-Bilder. Und die müssen auch weitermachen und wieder aufstehen. Alles auch eine Frage der Perspektive.

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