Autistische und autismusgerechte Kommunikation, mehr Harmonie im Forum

Das ist leicht. Ganz aktuell hier:

Ah ok, da kommt es jetzt natürlich darauf an, wie @anon48277439 das gemeint hat.

Ich verstehe es so, dass ein Bewusstsein dafür da ist, dass es zu Missverständnissen und Unklarheiten kommt. Eine Feststellung erstmal. Es gibt Menschen, die fühlen sich in Gespräche außen vor. Das ist aber in der Regel gar nicht gewollt und nicht absichtlich passiert.
Um jetzt die Situation aufzuklären, braucht es Verständnis und Unterstützung. Dies nennt man im Schulkontext Nachteilsausgleich. Er kann dann z.B. in Form von einfacher Sprache oder nochmaligen Erklärungen ausfallen .

Der Begriff „betreutes Lesen“ sagt mir jetzt nichts und er hat für mich auch einen negativen Unterton.

Die Frage ist ja schon mal, wie man selber als Betroffener zu Begriffen wie „Nachteilsausgleich“ steht. Das impliziert halt ein Nicht-Können und irgendwie schlechter sein als Andere. Aber wenn man mal schaut, was damit in der Praxis gemeint ist, dann ist das ja eigentlich etwas sehr positives. Individuelle Hilfe unter Berücksichtigung der jeweiligen Stärken und Schwächen.

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Es ist doch genau das: Die Anspielung auf das Helfersyndrom ist ok. Da reihen sich jetzt noch weitere Kicher-Emojis dran.

Stattdessen wird die Person, die diese Anspielung angesprochen hat, jetzt problematisiert. Sie hat sich zu kompliziert oder zu uneinfach ausgedrückt und soll Kontakt meiden.

Schlingelprinz kann hier Witze machen über Leute, die ihm vor 2 Jahren versucht haben zu helfen. Das darf er. Da lacht Ihr.

Die Person, die versucht hat zu helfen - egal, wer das war -, die braucht vielleicht auch Schutz. Notfalls Selbstschutz durch Abwesenheit.

Macht Eure eigenen Erfahrungen. Diskutiert nicht meine.

Und es gibt sehr gute Gründe, so etwas nicht mehr per PN zu diskutieren.

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Wenn man das im Kontext des ganzen Beitrags liest, hat der ganze Satz einen sarkastischen Unterton. Verstehen Autisten Sarkasmus? Fragt man jetzt nach, wie es gemeint ist? Wieso deutest du das anders als ich? Und jemand drittes noch anders? Wieso muss man überhaupt deuten? Sollte nicht von vornherein das geschrieben werden, was gemeint ist?

Und jetzt ist genau das passiert, was ich vermutet habe. Jetzt fühlt sich @Elementary als Person problematisiert. Weil ich einen Beispielsatz zitiert habe, der von ihr stammt, habe ich automatisch die ganze Person gemeint? Sieht nur sie das so oder ihr andern auch?

Und jetzt die zum Thema passende Fragen: Versteht ein Autist, was hier gerade passiert? Muss er es überhaupt verstehen? Oder kann man das getrost ignorieren? Woran erkennt man das?

Ich bin raus. Keine Sorge. Ich werde mit meinen persönlichen Problemen klarkommen.

Das Muster ist leider noch da. Es ist personenunabhängig und war auch gestern im „Sinn und Zweck“-Thread Thema.

Versteht ein Autist, was hier gerade passiert?

Ich habe leider keine Kraft mehr, mich darum zu kümmern. Ich bringe mich selbst in Sicherheit.

Wünsche Euch alles Gute, immer genug Dopamin - und all das meine ich ohne Sarkasmus.

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Ich glaube, ein Missverständnis ist, dass jetzt alle immer einfache Sprache benutzen müssen.

Das ist bei mir in @Tamaracha s Entwurf (!!) auch kurz aufgeblitzt.

So war es von mir jedenfalls nicht gedacht.

Ich meine nur, dass wir in bestimmten Situationen mal die Perspektive wechseln sollten, nämlich, wenn wir merken, dass ein Konflikt oder Aufregung sich anbahnt.

Da ist ein Unterschied zur Situation von Menschen, die generell auf Barrierefreiheit angewiesen sind und der Situation von Menschen, die eine unsichtbare Behinderung haben.

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Eine der Personen ist glaube ich selbst Autistin gewesen glaube ich und ich habe mit der aussage mich auch über mich selber lustig gemacht. Was das ganze jetzt aber nicht besser macht, hätte ich nicht schreiben sollen wie so vieles andere auch.

Der Mist, bei der unsichtbaren Behinderung ist, dass diese mal stärker mal schwächer ins Gewicht fällt, über weite Strecken für die Umwelt eben unsichtbar ist.

Und dann, wenn eben der Asthmatiker den Asthmaanfall hat oder der Epileptiker den epileptischen Anfall hat oder der Autist ein Meltdown kriegt, dann wird auf einmal diese Behinderung sichtbar, aber eigentlich, wenn es schon zu spät ist.

Und wenn ein Autist kommuniziert, dann bewegt er sich permanent in dem Dunstkreis von unauffällig, merkwürdig, gestört.

Und die ganzen Missverständnisse, die werden dem Autismus gar nicht zugeschrieben.

Wenn ein Epileptiker ein epileptischen Anfall hat, oder ein astattischer Asthmatiker, ein Asthmaanfall, ist allen klar, was los ist.

Aber wenn ein Autist in Verzweiflung gerät, wird es in 80 % der Fälle gar nicht bemerkt.

Und in den anderen 20 % der Fälle wird es auch nicht im Autismus zugeschrieben, sondern seiner vermeintlichen Persönlichkeit zugeschrieben: der Mensch hat üble Absichten, ist kaputt, ist fies, hat eine Persönlichkeitsstörung, was auch immer.

Dies passiert blinden Menschen, wenn sie sich glücklicherweise gerade sehr gut zurechtkommen und dabei sehr viel Energie verlieren, vielleicht in etwas ähnlicher Weise?

Da hat @tamaracha vielleicht auch schon längst in ihrem Thread zur Barrierefreiheit oder im Tagebuch drüber geschrieben. Ich habe das leider nicht nicht von Anfang an mitgelesen.

Ich stelle mir diesen Zustand als ebenfalls sehr kritisch vor, wenn Blinde irgendwann an eine Grenze kommen, wo etwas definitiv nicht mehr möglich ist, ohne selber sehen zu können.

Wenn andere nicht merken, dass die blinde Person blind ist, dann muss man irgendwann die Notbremse ziehen und dann wundern sich alle, wenn man in dem Moment wahrscheinlich nicht mal mehr „piep“ sagen kann - vielleicht ähnlich einem Autisten? Oder zu Hause ankommt und „sich zerlegt“ - vielleicht auch teilweise so ähnlich wie ein Autist?

Aber - korrigiere mich, liebe @Tamaracha , wen ich falsch liege - einem Blinden wird wahrscheinlich - abgesehen von „Schwäche“, vielleicht „Faulheit“ (?) nicht sofort dieses breite Spektrum an psychischen Erkrankungen unterstellt wie einem Autisten?

Grundsätzlich wollte ich eigentlich herausarbeiten, dass die „Funktionalität“ von Autisten als eigene Voraussetzung schon extrem variabel ist und dann situativ extrem unterschiedlich gefordert wird.

Es braucht gar keinen keinen Meltdown, um immer wieder von anderen als Psychopath, Fiesling oder Depp angesehen zu werden - und das, auch ohne, dass es offen ausgesprochen wird.

Dann merkt man aber, dass die anderen einen nicht mehr für voll nehmen, einen meiden und so weiter. Oder man merkt es gar nicht mal bewusst und es gibt diese unsichtbare, unerklärliche „Distanz“…

Und das ist mein Gedanke, dass in dem Moment, in dem eine Person, die man ganz anders kennt, auf einmal voll abgeht oder voll in ein Kanonengewitter gerät, dass da ein kurzer „Freeze“ gemacht wird und - ggf in einem anderen Nebenthread oder wie auch immer - dann - und nur dann erst einfache Sprache angewendet werden sollte.

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Was ich damit nicht meine, ist die leider oft vorherrschende Unsicherheit der Sehenden und daraus folgende Ablehnung Blinden gegenüber.

Sondern ich meine die Reaktion auf so einen „unerklärlichen“ Zusammenbruch.

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ich denk zu kompliziert und manchmal gar nicht, bei ersterem verknüpfe ich dann die wildesten dinge, das zweite erschließt sich ja von selbst und ich kopier ständig leute, auch im schreiben.

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Dann hatte ich es wohl so interpretiert, dass es auf die neueren Turbulenzen und speziell diesen Thread hier bezogen war, und dass ich den aufgemacht hätte, um in erster Linie Autisten zu bashen. Dannn speist „hier im Forum“ sich also aus einer längeren Zeitspanne.

Ich fühle mich ja oft benachteiligt mit meinen Behinderungen, aber wenn ich mich dazu auch noch als Mensch problematisiert fühlen müsste …

Das ist für mich hier in dem Umfeld wirklich eine neue Erfahrung, weil ich in das Mindset reingewachsen bin, dass Probleme aus Verhalten oder nicht zusammenpassenden Bedingungen herrühren. Das kann natürlich trotzdem sehr frustrieren, wenn man es nicht passend gemacht bekommt. Es ist für mich dann i.d.R. nachvollziehbar, was genau anderen an mir nicht passt. Daran lässt sich dann entweder arbeiten, oder manchmal eben auch leider nicht.

Das hatte ich weiter oben hier mit @Nelumba_Nucifera auch schon, das hätte ich im Eingangsbeitrag besser eingrenzen sollen.

Einfache Sprache war als beispielhaftes Hilfsmittel für den Notfallkoffer gemeint, als Nachteilsausgleich, nicht als Dauermodus.

Das mit dem Helfersyndrom fand ich nur auf eine gewisse tragische Art ironisch, weil weil ein Helfersyndrom etwas sein kann, wobei jemand manchmal selbst Hilfe bräuchte. Vorausgesetzt, es liegt vor.

Nachtrag: Manchmal wünsche ich mir eine tragischere Alternative zu :laughing:. Bei den In-Group-Witzen finde ich :laughing: ok, die machen ein wohliges Gefühl. Der Grund für mein Lach-Emoji bei Bemerkungen wie zum Helfersyndrom ist aber eigentlich ein anderer, bitterer.

„Du hast doch bis jetzt funktioniert, warum auf einmal jetzt nicht mehr?“

Diese Dynamik gibt es bei Blindheit auch, läuft aber meistens subtiler ab. Kompensieren bis zum Umfallen, aber irgendwann geht es nicht mehr. Und dann kann sozial auffälliges Verhalten entstehen, auch wenn man neurotypisch ist.

Ich hatte mal zu Studienbeginn die ASTA-Beratung aufgesucht und brachte das Gefühl mit, dass ich einfach nur noch tot sein will, weil alles so schwer und mühsam und kräftezehrend war. Der komische Berater hatte nicht auf dem Schirm, dass das durch zu viel Kompensieren entstanden war.

  • „Tot sein ist doch langweilig.“
  • „Hm, langweilig klingt attraktiv.“

Wahrscheinlich konnte der sich nicht vorstellen, dass man mit Anfang 20 in so einer Verfassung sein kann.

Jedenfalls hatte das rückblickend sehr viel damit zu tun, dass du dir als blinde Person für viele Sachen den dreifachen Aufwand machen musst, um mit den anderen mitzuhalten. Das wiederum erschwert die soziale Integration und das Aufbauen von Kontakten, kann vielleicht das eine oder andere ausgelastete Elternteil oder Arbeitstier gut nachvollziehen.

Die Leute sehen die Blindheit und beziehen i.d.R. darauf, wenn etwas konkretes schief läuft, aber sie sehen nicht die Kompensationsleistung.

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Ja, wie mühsam in jeder Hinsicht für Dich…

Und da liegt eine der Schnittmengen, die uns alle hier verbindet - dieser Kompensationsaufwand, der für andere nicht nachvollziehbar ist…

Um um wieviel schwieriger für Dich, wenn schon alles andere, schon „das einfach nur da sein“ so viel „Rechenleistung“ verbraucht…

:people_hugging:

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Der wahre „blinde Fleck“ ist aber sogar die Mehrfachbehinderung, also die Kombi aus blind, schwerhörig und anderem Kleinkram. Manche Leute können vielleicht schon ganz gut einschätzen, was ein Standardblinder leisten kann und wo die Grenzen liegen, aber bei Mehrfachbehinderung blickt keiner mehr durch, was sich da intersektional gegenseitig blockiert. Ist ja vielleicht ähnlich mit der Kombi ADHS + ASS. Und dann sind sie beleidigt, weil ihr angelesenes Wissen nicht greift. :roll_eyes:

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Helfersyndrom ist etwas zutiefst tragisches und nicht witzig, erst recht in der rekursiven Form (Helfersyndrom möchte helfen bei Helfersyndrom). Gäbe es ein tragisches oder zynisches Emoji, ich hätte es gewählt.

Ehrlich, ich will ein tragikomisches Emoji, für Situationen, in denen einem das Lachen im Halse schecken bleibt. Doofe redewendung, ich weiß.

Ich weiß nicht mal, welches der vielen hier schriftlich nutzbaren Emojis geeignet wäre, diese Gefühlsregung auszudrücken (Mimikbehinderung).

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Das hatte ich damals auch gelesen… fand ich erstmal nicht lustig, da ich mich in so ein Mist Reinsteiger, vor allem im damaligen Zustand und auch heute immer wieder in irgendwelchen scheiß, dabei war ich nicht viel besser und habe jedem ASS an den Hals Gedichtet, weil ein paar Kommas zu viel verwendet wurden, beim schreiben.

Ich begreife nicht, wieso du jetzt gekränkt bist. Ich habe dir noch nie was getan, und trotzdem reagierst du auf mich immer wieder, als würde ich dir ständig am Zeug flicken wollen. Ravshned.

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das weißt du doch gar nicht, du nimmst es so wahr. GFK :heart:

Ich muss Ele aber auch rechtgeben, ich behneme mich öfters unmöglich und komm damit durch. Das war mal anders aber irgendwie habe ich mich nicht zum guten Entwickelt und ehrlich gesagt schreit in mir vieles gerade aus trotz noch gemeiner zu werden, aber so will ich bestimmt nicht sein, damals nicht und heute auch nicht.

Weil du stark auf der Sachebene unterwegs bist und evtl. lösungsorientiert knapp Feststellungen tätigst, da dann aber Appelle und ggf. Beziehungsanteile hineingelesen werden.

Aus „Jetzt kommt, was ich vermutet hatte und X fühlt sich wieder problematisiert“ wird dann

  • Appell: „Hör endlich auf, dich immer so fucking problematisiert zu fühlen!“
  • Beziehungsebene: „Du lernst es einfach nicht, ständig muss man dich verarzten.“

Das war jetzt nur geraten um die Dynamik zu zeigen, ich kann natürlich nicht Gedanken lesen.

Murphys Law gilt auch bei Kommunikation, nicht nur für Technik: „Was missverstehbar oder offene Freiheitsgrade zulässt, wird auf alle erdenklichen Arten unterschiedlich interpretiert werden.“

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