Das Thema zieht sich durch viele threads und ich hab lange überlegt, ob ich einen neuen öffnen soll oder das Update bei meiner Neuvorstellung dran hängen soll. Hab mich nun für einen neuen thread entschieden.
Ok, los gehts:
Ich habe in meiner Neuvorstellung Ende Oktober letzten Jahres von meinen, gelinde gesagt, gemischten Psychiatererfahrungen berichtet. Habe nun seit einigen Jahren die ADHS-Diagnose (auch das damals eine Oddysee) und wurde da bisher in Psychiatriepraxen nicht wirklich ernst genommen. Eventuell spielts mit rein, dass ich selbst halb vom Fach bin und Deutsche in Österreich, beides kombiniert stößt leicht mal auf Widerstand im professionellen Kontext. Im Oktober hab ichs dann dennoch endlich gewagt einen neuen Psychiater zu suchen.
Letzten Freitag hatte ich meinen zweiten Termin bei diesem neuen (privaten) Psychiater. Dazwischen fiel es einmal aus weil ich in Quarantäne war, dann weil er einen Notfall hatte. Somit waren nun 2,5 Monate Pause und ich bin seither mit dem von ihm verschriebenen Bupropion unterwegs. Bupropion machte mich, wie im Forum erwähnt LINK, eher unrund. Mein Geduldsfaden ist mit Bupropion tatsächlich eher kürzer geworden und ich hibbeliger. Dafür wieder Energie, aber mein geringer Filter (für Reize, Impulse etc.) ist weiter runtergefahren und… Naja, das kann ja dann nicht das wahre sein.
Habe in einem Review Artikel zudem gelesen, dass Bupropion als NDRI eigentlich noradrenerg und dopaminerg wirken soll, es das aber bei Menschen nur unzureichend tut was Dopamin angeht (LINK ; DAT Belegung ca. 20% im Schnitt, Dopamin im Blut ohne Unterschied). Na jedenfalls, nachdem Wellbutrin zumindest wieder ein wenig Energie gab, wollte der Psychiater mir das erhöhen und gucken was dann passiert ODER, Achtung festhalten, Quetiapin dazu geben, gegen die Gereiztheit. Haben darüber gesprochen und ich sprach mich gegen Quetiapin aus, durch Erfahrungswerte aus der Arbeit; unter anderem fragte ich mich auch, warum ich zwei Medikamente nehmen soll, wenn es eventuell eines geben könnte das ausreicht - wenn dieses dann nicht ausreicht, kann man immer noch weiterschauen. Er war überraschend offen und fragte tatsächlich nach meiner Meinung darüber was ich mir erhoffe, wenn ich ein Stimulans kriegen würde und welches. Nachdem ich ADHS mit nicht unwesentlichem Dysphorieanteil habe (bzw. Depressionen die u.a. aus der ADHS rührten, wie ich vermehrt merke), sprach ich mich für Elvanse aus und zählte die Vorteile auf, als ich merkte, dass er tatsächlich zuhören will und interessiert ist. Ich war echt überrascht, dass er das alles so nehmen konnte und in Betracht zog, habe da einfach wirklich schon GANZ andere Erfahrungen gemacht und mittlerweile gelernt reinzufühlen was ich wie sagen kann oder wo die Tür zugeknallt wird. Haben uns dann tatsächlich noch unterhalten über Symptome, meine Erfahrungen, zwischendurch hab ich nur kurz geweint weil das Thema einfach so nahe geht (ärgert mich leider jedes mal, aber es war immerhin besser als beim vorigen Termin), konnte Sachen ergänzen, wurde quasi… gehört. Auch weil ich ihm genau meine Bedenken und meine Unsicherheiten darlegte / darlegen durfte. Er verstand glaub ich nicht alles perfekt (meinem schnellen Reden und unseren FFP2-Masken verdankt, hab mich eh zu bremsen versucht, aber ihr wisst, versuchen heißt nicht immer gelingen, immerhin nuschelte er auch #greatTeam), aber fragte dann nach und es klappte in Summe recht gut, würd ich sagen. Bin vorsichtig zuversichtlich, dass es anscheinend Psychiater geben kann, bei denen man sich nicht zensieren muss. Wo man auf Augenhöhe fast schon reden kann, es ein Dialog sein darf.
Ja, und nun zum Ergebnis: Ich soll Leber, Niere, Blut untersuchen und ein EKG machen lassen und seh den Psychiater in drei Wochen wieder. Wenn die Werte passen, zieht er Elvanse/Lisdexamfetamin (musste mein Sprechtempo 3 mal anpassen bis er das Wort verstand) in Betracht. Ich weiß, es kann immer noch passieren dass ich mich dafür nicht eigne (hab einen eher hohen Puls) oder das Medikament nehme und merke, dass es nichts für mich ist. Aber es ist ein Schritt in eine gute Richtung, endlich, nach Jahren. Es ist schon ein gutes Gefühl, wenn man ein validierendes Gespräch führen kann.
Was habt ihr so an Erfahrungen mit diesen (Leber etc.) Untersuchungen?
Wie streng sind Psychiater:innen da?
Danke euch im Voraus für alle Rückmeldungen.
Bin immer wieder im Forum, meist dann gleich Stunden, schwupps ist die Zeit weg - es ist alles so ungemein interessant zu lesen und schön zu sehen wie man in der community hier füreinander da ist. Habt einen schönen Sonntag!