Bitte um Hilfe - Antrag auf Schwerbehinderung

Hi Leute,

ich war lange nicht hier und es hat sich bei mir viel getan, positiv und negativ - denke ich jedenfalls. Die Zeit wird zeigen, was davon überwiegt, aber darum soll es hier nicht gehen.

Nach langem Überlegen habe ich mich nun dafür entschieden, einen Antrag auf Schwerbehinderung zu stellen (ADHS ist leider nicht mein einziges und auch nicht das größte Problem). Dem Antrag möchte ich gern ein Schreiben mit einer Auflistung meiner Beschwerden beifügen, allerdings habe ich derzeit so viele Dinge im Kopf, dass ich irgendwie ein wenig blockiert bin. Da dachte ich mir, wenn der ein oder andere seine Einschränkungen/Probleme im Alltag schildern würde, dann würde mir vielleicht auch wieder einfallen, was ich da eigentlich rein schreiben wollte …

Keine Sorge, ich habe nicht vor, eure Probleme als meine zu verkaufen, aber es gibt mit Sicherheit einige Parallelen - nur fallen sie mir aktuell einfach nicht ein.

Liebe Grüße und vielen Dank für eure Hilfe,
Daydreamer

Hallo Daydreamer

Ich selbst habe mich mit der Sache noch gar nicht auseinandergesetzt… aber unser @desteny ist glaub ich zZt ganz gut in der Materie drin! Bestimmt kann er dir ein paar gute Tips dazu geben, wie man das am Besten schreibt…

So ins Blaue würde ich mir erstmal Stichpunktartig aufschreiben, welche gesundheitlichen Einschränkungen deine aufgeführten Diagnosen mit sich bringen… (Konzentrationsprobleme? Impulsivität? Antriebslosigkeit? Depressive Phasen/Verstimmungen? usw.) und dann, womit du deswegen im Alltag Probleme hast… ( Desorganisation? Haushaltsführung? Zeitmanagement? Sozialkontakte? Beruf? Finanzen? etc.) wie sehr dich das belastet und welche Medikamente du deswegen einnimmst… und das Ganze dann in einem Text zusammenzuschreiben. Aber wie sowas genau auszusehen hat… :expressionless: Hmmm, hoffentlich haben hier andere schon mehr Erfahrung mir so’nem Antrag!?

Kann/ sollte der behandelnde Arzt einen dabei nicht unterstützen?

LG, Andreas

Hallo @Anders und danke für deine Antwort. Ja, das ist mir bewusst, dass ich es in einem Text zusammenschreiben muss und ich weiß auch im groben, wie es aussehen soll. Mir ging es hier eigentlich nur darum, ob der ein oder andere vielleicht beschreiben kann, wie sich das ADHS bei ihm/ihr auswirkt - weil mir die passenden Formulierungen gerade nicht so richtig einfallen wollen (typisch halt, wenn man mal eine Erklärung braucht, hat man sie nicht, aber wenn man sie nicht braucht … :wink: )

Hab gestern mal ein paar Stichpunkte aufgeschrieben (zu allen meinen Problemen) und allein damit habe ich schon mehr als 1 Seite, wobei da mit Sicherheit nicht alles drin steht…

Aber auch so generell bin ich dankbar für hilfreiche Tipps.

Hallo daydreamer,

du solltest alle deine Beschwerden, also auch wenn du z.B. Rückenprobleme usw. hast in dem Antrag angeben und auch alle Ärzte benennen. Am Anfang ist es schwierig direkt im ersten Anlauf
einen GdB von 50 zu bekommen. Aber du hast ja die Möglichkeit einen Widerspruch gegen den Bescheid ein zu legen. Bist du vielleicht in einer Gewerkschaft oder beim VdK dann können die dir
dort auf jeden Fall mit dem Widerspruch weiterhelfen.

Wünsche dir gutes Gelingen.

LG Murmel

Guten Morgen,

also das Verfahren ist an sich ziemlich einfach (in Niedersachsen).

  • auf die Seite vom Landesozialamt gehen
  • Antrag öffnen
    (ab hier wird es gleich, ob schriftlich oder elektronisch)
  • Antrag ausfüllen
  • freiwillig: Berichte mit Anfügen
  • freiwillig: (ich habe Zeugnisse mit angefügt wegen den Bemerkungen)
  • ab/versenden
  • fertig.

Dann bekommt der behandelne Arzt einen Brief, in welcher er eine erneute Einschätzung abgeben muss, welche gesellschaftsspezifischen Einschränkungen vorliegen.
Das ganze geht dann zum medizinischen Dienst und hier prüfen Gutachter das und stellen fest wie behindert man ist.
Nach 2-3 Monaten gibts dann Post mit dem Feststellungsbescheid.

Ich habe also - nach aktuellem Stand - ausschließlich durch ADHS einen GDB 40. Hoffe meinem Widerspruch auf 50 wird stattgegeben.

Hallo zusammen,

Das was ich eigentlich mit meiner Frage meinte, war etwas anderes, aber ich denke, ich lasse das jetzt einfach mal so stehen.
Danke trotzdem für eure Antworten und Tipps.

Ich drücke dir die Daumen, dass es klappt. Da ich noch andere Erkrankungen habe, wäre ein GDB von 50 durchaus im Rahmen des Möglichen - zumindest laut Tabelle. Mal sehen wie das Amt das sieht.

Lg, Daydreamer

Meine Formulierung, jetzt NUR auf ADHS bezogen (andere Schwierigkeiten sollten entsprechend ergänzt bzw. die Welchelwirkungen dargestellt werden), war in etwa so:

Ich bin im Alltag nicht konzentrationsfähig. Auf dem Weg zur Arbeit (bis zu 1,5 Std.) bin ich durch die Lichter, Bewegung, ggf. Regen schon so reizüberflutet, dass ich da-
nach nicht mehr i.d. Lage bin in einer weiteren reizüberfluteten Umgebung meine Arbeit zu erledigen. Die Tätigkeit findet in einem Großraumbüro mit Klimaanlage
statt.
Neben meiner Berufstätigkeit ist der häusliche Alltag im Haushalt sowie den organisatorischen Dingen, Therapien von mir selbst und meinen ebenfalls an AD(H)S
erkrankten Sohn, sowie den nicht planbaren Abläufen auch bedingt durch Schichtarbeit meines Mannes eine große Herausforderung, der ich häufig nicht gerecht werde.

Medikamentöse Behandlung mit Methylphenidat. Strenge zeitliche Anpassung der Medikamenteneinnahme und Wiederholungseinnahmen im Tagesverlauf an die Schicht-
zeiten meines Mannes bzw. an die verschiedenen Kinderbetreuungszeiten am Morgen, die nur mit Erinnerungsfunktionen zu managen sind. Ebenfalls tägliche Anpassung der
Erinnerungsfunktion während der Schulzeit für meinen Sohn, sowie Überprüfung, dass die Morgen-Medikation eingenommen wird.

Medikament fällt unter das BTM und muss regelmäßig beim Facharzt (Entfernung 70 km) direkt abgeholt werden. Ebenso kann i.d.R. das Medikament nicht in der örtlichen Apotheke bestellt
werden (weitere Fahrwege).

Regelmäßige Anpassung von Methylphenidat an den weiblichen Zyklus notwendig. Durch Zyklusschwankungen ist die Dosishöhe unterschiedlich.

Bei mir liegen nicht nur ADHS sondern auch Orthopädische und Rheumatische Störungen vor. Im ersten Schritt war ich bei GdB 40 gelandet, im zweiten (Widerspruch) dann bei GdB 50.

Stell dir einfach mal einen Tagesablauf vor, wie er ist und wo du Schwierigkeiten hast, schreibe alles auf, was dir einfällt und formuliere. Dann schläftst noch eine Nacht darüber und schaust, ob isch noch was ergänzen lässt. Solche Schreiben mach ich nie an einem Tag. Manchmal sogar in mehreren Tagen. Alles was aufgeschrieben ist, geht nicht verloren und ich bekommen wieder Platz für neue Gedanken und Zusammenhänge, die ich noch nicht notiert habe.

Viel Erfolg!

@Maya18Max vielen Dank für deine Antwort! Das ist schon mal sehr hilfreich. Ich hab schon mit dem Schreiben angefangen, aber fertig ist es längst nicht.
Da bei mir neben ADHS noch drei weitere Erkrankungen vorliegen (deren Therapie Wechselwirkungen mit den anderen Erkrankungen haben können was aber keiner so genau weiß) ist es schwierig, das richtig zu formulieren. Dazu kommt noch, dass ich aufgrund der letzten OP noch Schmerzen habe und nicht so lang sitzen kann … . Am Dienstag gehe ich deshalb erst mal in Reha. Aber vielleicht schaffe ich es ja am Wochenende, es fertig zu formulieren, dann kann ich wenn ich zurück bin nochmal drüber schauen.

Nimm dein Entwurf mit und vielleicht haben die in der Reha kompetente Sozialberater. Die können dir dann helfen zu formulieren oder auch den Antrag mit zu unterschreiben bzw. den Stempel drauf zu machen. Das gewichtet auch höher. Haben wir in der Reha damals auch so gemacht.

Oh das ist gut zu wissen. Gibt nur ein kleines Problem: unser Drucker funktioniert derzeit nicht und meinen PC wollte ich eigentlich nicht mitnehmen…

Zieh es doch auf einen Memory Stick… oder sende es dir als Email an dich selber, dann kannst du es abrufen, wenn du in der Kur bestimmt irgendwo mal online gehen darfst, für so einen Zweck… oder dein Freund schickt es wenn du in der Kur bist, an einen bestimmten Account… dazu müsstest du ihm die Datei schicken vorher…

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Das ist eine gute Idee @Nono danke dir (komisch, dass ich darauf nicht selbst gekommen bin). Ich werde es ohnehin einer Freundin zum Korrekturlesen per Mail schicken, dann hab ich es ja in meinem Postfach und kann die Mail dann ganz einfach weiterleiten, wenn dort jemand helfen kann/will.

@Maya18Max hast du das dann so geschrieben, wie ein Tag abläuft? Also vom Aufstehen bis zum ins Bett gehen? Oder eher allgemeiner, also auf den ganzen Alltag bezogen?

Ich habe jetzt nicht direkt einen Tagesablauf geschrieben. Könntest du aber machen. Ich bin kn Gedanken jedoch meinen Tag durchgegangen und hab alles mal aufgeschrieben, was mir einfiel. Anschließend hab ich dann Sachen zusammengefassten, die die gleichen Schwierigkeiten machen, aber im Tagesverlauf an unterschiedlichen Zeitpunkten auftreten.

Du könntest dir das alles auch vorher in einem Shop (evtl. Post?), die geöffnet hat ausdrucken lassen. Oder auch aufs Handy schicken. Vielleicht kannst du auch am Handy weiter bearbeiten bzw. Notizen sammeln .

Hm okay, dann muss ich schauen wie ich das letztendlich schreibe.

Ich glaube nicht, dass aktuell irgendein Laden offen hat, in dem man was kopieren kann …

frag doch vorher mal in der Reha-Einrichtung an, ob die dir evt. etwas ausdrucken können.

Hab jetzt eine Lösung gefunden - mein Freund kann es in der Arbeit ausdrucken.

Andere Frage: wie würdet ihr das beschreiben, dass der Alltag mit Medis einfacher wird, die Einschränkungen jedoch nicht vollständig verschwinden?

Das willst du nicht ernsthaft schreiben(dass es einfacher wird)?! Ich würde nur sagen, dass du Medikamente nimmst, auch wie oft am Tag und ich meine, bei dir ist es ja auch an Schichtzeiten angepasst, sprich es ist ein enorm hoher Aufwand das daran anzupassen. Ich würde allenfalls erklären, dass es kein spiegelmedikament ist, das irgendwann am Tag eingenommen werden kann, sondern die Einnahme neben den Tagesablauf auch an das Auswirken der einzelnen Dosen angepasst werden muss.

@Maya18Max stimmt, du hast Recht. Könnte ja wieder mildernd aufgefasst wirken, wenn die Medis helfen …

Von Medikamenten würde ich nichts erwähnen, sonst denken die noch alles läuft super.

Doch natürlich. Weil wenn Schichtarbeit da ist und du täglich dich neu strukturieren musst und das mal klappt bzw. Auch nicht klappt, macht das Sinn das zu erwähnen. Vor allem, auch auf die Probleme eingehen, wenn es nicht klappt. Gerade auch, wenn es im Zyklus noch mal angepasst werden muss und du Tage hast, wo du unter oder überdosiert bist.