Ausgangslage: Bin kein Trinker und habe keine relevante Substanzerfahrung. Ich bin ein Genussmensch und kann Betrunkene nicht ausstehen. So eine Zigarette kann mir in der richtigen Situation gut schmecken, aber eine Sucht habe ich die letzten 1,5 Jahrzehnte daraus nicht entwickelt. Beim Alkohol bin ich eher der Typ Genießer in guter Gesellschaft. Beim Cannabis habe ich einige Male etwas gezogen, aber nicht den Effekt gehabt den die anderen hatten. War also uninteressant für mich und ich uncool. Egal! Ähnlich bei Kaffee. Lieber ein oder zwei feine Espressi als ein Kübel Starbucks-Sangria oder x Tassen sauren Filterkaffee nur wegen dem Koffein.
Nach der Legalisierung in Deutschland habe ich wieder Cannabis probiert. Aber nur 3 ungeübte, dezente Züge am späten Nachmittag. Nach kurzer Zeit war ich schon high. Abends war ich noch verabredet. Ich war da nicht mehr high, aber die Wirkung war auf eine niedrige Konzentration abgeschwellt. Es war eine laute Umgebung die ich kenne und ich nicht lange ertragen kann. An dem Abend konnte ich es bis zum Schluss genießen, war gesellig und am nächsten Tag nicht erschöpft. Diese Erfahrung weckte mein Interesse. Nur wer kennt sich aus? Joints finde ich eklig. Wo bekomme ich das Material? Die Recherche hat begonnen, sich aber auch zufällig ergeben.
Ich experimentiere selbst herum, insbesondere um einen Nutzen aus dem Cannabis zu gewinnen. Ganz wenig Cannabis “aktiviert” anscheinend meinen Reizfilter ohne high zu sein. Lärm und Geräusche bleiben vorhanden, beherrschen meinem Fokus nicht. Ich werde “sozialer”, entspannter und kann Zusammenkünfte wirklich genießen. Meine soziale Batterie wird nicht leer, so dass andere Energiespeicher nicht verbraten werden. Am nächsten Tag habe ich nicht diese Ruhebedürftigkeit um die Akkus aufzuladen und kann ganz normal funktionieren. Da bringen Stimulanzien sonst nichts. Mit Ärzten sprach ich darüber ganz offen.
Die Schwelle zum High ist aber schneller erreicht als man es sich denkt. Ich bin echt vorsichtig und dosiere lieber unter und ziehe eine halbe Stunde später nochmal nachdem der gezielte Effekt noch nicht erreicht war.
Ich nutze einen Vaporizer. Damit habe ich nicht den ekligen Gestank und bin eigentlich inkognito. Theoretisch geht das auch in Innenräumen, praktisch wäre ich vorsichtig wegen Feuermeldern. Also insgesamt gesellschaftsfähig und ohne Kiffer-Image. Ein bisschen riecht man es schon, aber seit der Legalisierung rieche ich aus Fenstern und in der Öffentlichkeit den penetranten Gestank sehr oft.
Der Vaporizer erlaubt einen effizienteren Materialverbrauch und gesünder ist es auch. Die Steigerung meiner Lebensqualität ist hoch. Mir fehlt die Langzeitbeobachtung.
Natürlich war ich auch paar mal bewusst high. Einfach um herauszufinden was es braucht um dort hin zu kommen. Wichtig war mir aber das Setting. Eine positive Umgebung mit bekannten, sympathischen Menschen.
Aus dem Highsein habe ich auch Erfahrungen gemacht: Meine körperliche Reaktionsfähigkeit bleibt sehr gut ausgeprägt. Ich bin auch fähig normale Gespräche zu führen, zu argumentieren und nach wie vor sehr treffend schlagfertig. Wobei das auf Beurteilungen anderer (insgesamt nüchterner) Menschen basiert die mich gut kennen. Ich habe das bei anderen Konsumenten anders (gegenteilig) erlebt. Meiner Meinung nach war meine verbale Impulsivität erhöht, sozusagen der Sprechfilter war aus.
Dieses Highsein ist für mich eine Art von Genussmoment. Cannabis schmeckt mir nicht. Dieses trocken-klebrige Gefühl im Mund ist mit Vaporizer deutlich schwächer, aber dennoch eklig. Das kratzige bleibt bei Temperaturen bis 190 Grad weg. Der „Genuss” besteht aus dem Rauschgefühl.
Zurück zum therapeutischen Nutzen. Studien besagen, dass Cannabis bei ADHS und/oder Autismus keinen Nutzen haben. Mir ist natürlich nicht klar, wie diese Studien aufgebaut waren.
Faktoren können sein…
- das Individuum selbst mit Stoffwechsel und Verträglichkeit
- “Weed ist nicht Weed”: Es gibt nicht nur THC und CBD sowie Sativa und Indica, sondern auch miteinander agierende THC-CBD-Verhältnisse und Hybride aus Sativa und Indica.
- Die Temperatur steuert die Terpene
- Das Individuum braucht vielleicht eher mehr CBD als THC und umgekehrt
- Dosierung
- Das wichtigste scheinen Terpene zu sein. Manche machen THC stärker oder schwächer. Terpene haben ihre individuelle Wirkung die sich miteinander beeinflussen. Wie Hormone im Körper. Damit gibt es mehrere 100 Sorten.
Die Faktoren zeigen wie schwierig es sein wird einen medizinischen Nutzen nachzuweisen. Da funktioniert kein Schema F.
Generell empfehle ich Cannabis erst ab einem Alter von 25 Jahren (Gehirnentwicklung abgeschlossen) und nur mental stabilen Individuen.
Die Kombi Alter und Stabilität ist eine Grundlage für eine bewusste, schonende Therapie mit Cannabis. Denn es braucht einiges an Fingerspitzengefühl und Analyse um diese Faktoren herauszufinden. Online habe ich gelesen, dass einige 5 Jahre gebraucht haben um die optimale Therapie zu erforschen. Ich bin da bei weitem nicht so weit. Die Erforschung ist damit keine klassische Eindosierung. Denn einen Plan kann es da nicht geben, auch werden Ärzte nicht helfen können.
Ärzte sind und werden mit dem Thema auf lange Sicht überfordert bleiben. Studien sagen wenig aus, auch wenn sie auf den ersten Blick gut wirken. Als Patient ist man ziemlich auf sich allein gestellt und kann sich glücklich schätzen wenn er da nicht mit Negativurteilen kommt.
Da es so viele Sorten gibt - es werden mehr - ist es unmöglich alles auszuprobieren. Wobei ich den Verdacht habe, dass die Sorte keine so große Rolle spielt bei dieser niedrigen Dosierung um den Reizfilter anzuschalten.
Über die Auswirkungen auf den Schlaf kann ich wenig sagen. Ja, ich schlafe schneller ein. Aber die Schlafqualität scheint sich nicht zu verbessern (Smartwatch), ich erkannte eine leichte Tendenz zur Verschlechterung. Subjektiv wachte ich oft erholter auf.
Mein Glück liegt auch am Umfeld das mich nicht zu blöden Entscheidungen verleitet. Ich mach mein Ding und lass mir da nicht reinreden. Dazu gehören auch selbst gemachte Fehler.
Es gibt auch gegenseitige Beeinflussung von THC mit Alkohol und/oder Lisdexamfetamin (Elvanse).
Bitte beachten: Ich bin kein Profi. Das Thema ist neu. Mein Körper reagiert vielleicht anders als der Körper von jemanden anderen. Bitte meine Erfahrung nicht auf andere übertragen und die rechtlichen Sachen beachten.