Du hast ADHS wenn du völlig abgehetzt an der Tür deiner Therapeutin ankommst, stolz bist dass noch 5min Zeit sind und dann merkst dass die Praxis abgeschlossen ist und niemand da ist, du auf der Handynummer der Therapeutin anrufst und diese sehr verwirrt aber belustigt erklärt dass sie Sonntags grundsätzlich nicht arbeitet, ich aber gerne morgen wie vereinbart zur Therapie kommen darf!
Da war ich 19 und das war die Therapeutin die mich diagnostiziert hat. Ich glaube nach der Aktion war jeder Zweifel beseitigt :nothere
Das könnte absolut ich sein. Ehrlich. Wir haben eine Couch, da sind die metallenen Füße zu 90% UNTER dem Sofa nur die letzten paar Millimeter gucken raus. Habe mir schon mehrfach den Zeh gestoßen. Und einmal an den Steinplatten für die Küche. Ich WUSSTE dass die da stehen hab aber die Kurve nicht gekriegt.
So ähnlich ist es mir auch schon ergangen, habe oft die Tage oder Uhrzeiten verwechselt.
Z. B.hatte ich noch so eine Terminvereinbarung die am Kühlschrank hing, ich gucke drauf und denke "Oh stimmt ja, ich habe noch einen Termin!, Okay : Di. 10:00.
Gehe also Dienstags hin aber meine Psychologin ist ganz erstaunt das ich im Wartezimmer sitze.
Dann holt sie den Terminkalender und sagt : „Hä?, der Dienstag Termin den hätten wir doch erst letzte Woche gehabt warum ich denn schon wieder hier sei?, und unser nächster Termin ist erst wieder im nächsten Monat, allerdings dann an einem Donnerstag um 11 Uhr!.“
Was haben wir gelacht, weil es mir immer wieder gelang meine Termine durcheinander zu würfeln, oder eben 2 x zu erscheinen, oder im falschen Monat, oder garnicht, Hauptsache irgendwie chaotisch.
Wenn ich es geschafft habe zum „vereinbarten“ Termin mit ihr zusammen zu treffen, das war schon was besonderes.
Ich wusste jahrelang oft nichtmal welcher Wochentag ist.
Meine Mutter war mal ziemlich sauer weil ich ihr an zwei völlig falschen Tagen zum Geburtstag gratuliert hab und den eigentlichen Geburtstag vergessen hab :jammer
Das hat sich tatsächlich damit verändert dass ich meine Handys mit Alarmen und Kalendereinträgen gefüttert hab.
An Sonn- und Feiertagen stand ich oft vor Supermärkten und kratzte mir am Kopf.
Ich habe auch ständig Termine verpasst oder kam zu spät weil ich mich verlaufen habe (mitten im Weg plötzlich völlig verplant gewesen) und zusätzlich den Zeitrahmen viel zu eng gesteckt habe („das reicht ja locker aus…“).
Der bei dem ich diagnostiziert wurde war ein Arzt der eigentlich nur ein Gutachten machen wollte. Der war angesäuert weil ich viel zu spät kam und ich war völlig frustriert und hab mich erstmal ausgekotzt dort…
Irgendwie ging dem da wohl ein Licht auf.
Bin ich froh dass ich diese Probleme endgültig los habe! Ok, ganz selten steh ich Feiertags noch vorm Supermarkt…
„Das hat sich tatsächlich damit verändert dass ich meine Handys mit Alarmen und Kalendereinträgen gefüttert hab.“
War bei mir auch die Rettung. Alle Termine SOFORT in Handy Kalender mit Erinnerung eintragen. Anders gehts nicht.
kann nur nochmal empfehlen, ein einziges Medium als zentrales Notizbuch zu verwenden, in dem alle Termine und ToDos an einer Stelle versammelt sind.
Ein einziges Medium deshalb, weil es dann keine Frage gibt, wo es steht.
Alle ToDos und Termine deshalb, weil es dann nicht die Frage gibt, ob man was aufschreibt oder nicht.
Das Ganze eine Zeit lang (6-8 Wochen) hochkonsequent durchziehen schafft Gewohnheit (aka Automatisierung) und muss dann nicht mehr bewusst angesteuert werden. D.h. die Steuerung wurde von dem bei AD(H)S anfälligen dlPFC (der das Arbeitsgedächtnis beheimatet) in laterale Gehirnregionen verschoben, die von ASD(H)S weniger betroffen sind.
Als Medium empfiehlt sich das Handy, und dort der Handykalender.
Termine mit Uhrzeit vornedran im Text machen sie von ToDos unterscheidbar (keine Uhrzeit vornedran im Text). Mit Uhrzeit vornedran = Termin, ohne Uhrzeit vornedran = ToDo.
Beispiele für Termine:
„11:00 Klempner kommt“
„14:00 Oma abholen“
„21:00 Harry im Eberkopf“
Beispiele für ToDos:
Einkaufen
Reinigung
Geld holen
Termine und ToDos können in (Handy-)Kalendern gleich für so lange eingetragen werden, wie sie wohl Zeit brauchen (ggf incl. Hin- und Rückfahrt).
Start im Kalender kann um 13:30 sein (wenn man 13:30 losfahren muss), der Text heisst aber „14:00 Oma abholen“, denn Oma wartet um 14 Uhr. Die Erinnerungsfunktion des Handys ist ja nicht an den Text gekoppelt, sondern an x Minuten vor dem Beginn des Eintrags (bei eingestellten 15 Min Erinnerungsvorlauf hier also 13:15). Sprich: Optisch belegt ist der Termin ab 13:30 (man sieht, dass man sich da nichts hinpacken sollte, weil man schon weg sein muss), weiss, wann der Termin stattfindet (ggf auch wo) und wird eine Viertelstunde vor dem Losmüssen automatisch erinnert,
Vorteile:
Nicht erledigte ToDos (die ohne Uhrzeit im Text ) können mit einem Fingerwisch auf den nächsten (passsenden) Tag verschoben werden. Mach das mal mit nem Papierkalender…
Kalender kann mit Erinnerungsfunktion verknüpft werden, die x Minuten vorher bimmelt.
Verschieben auf neuen Tag geht mit einem Fingerwisch
Erfolgskontrolle:
erledigte ToDos nicht löschen, sondern auf eine sehr frühe Uhrzeit des Tage schieben, an dem man sie erledigt hat (und dort ggf klein machen, also auf ne halbe Stunde schrumpfen). Gibt ein gutes Gefühl, was man schon alles geschafft hat.
Handy hat den Vorteil
dass man es (meist) immer bei sich trägt
dass man es via Cloud mit weiteren Kalendern abgleichen kann, auf die man auch vom Desktop/Tablet aus zugreifen kann, was zugleich eine Sicherung der Daten bewirkt, falls man das Handy verliert oder verlegt
Klappt bei Verwendung des Google Kalenders, ich habe auch alle drei Welten in Benutzung.
Weiterer Vorteil der Cloud: geht ein Gerät verloren, sind die Daten wenigstens nicht verloren.
Ich habe es früher auch so gemacht wie von Ulbre vorgeschlagen, aber ich hatte Probleme mit zu vielen To Dos und Terminen, haben die Termine nicht mehr gesehen vor lauter To Dos.
Jetzt habe ich im Kalender nur Termine.
To Dos und Notizen in der App Elisi, die auch in allen drei Welten super funktioniert.
I love Elisi.
Dabei bin ich ein totaler Papier-und Mit-Der-Hand-Schreibe-Freak… ich male und zeichne gerne und arbeite mit Farben…
Im virtuellen Notizbereich fehlt mir die räumliche Dimension der Papierwelt… aber ich habe mich nach vielen Jahren allmählich dran gewöhnt und lebe meine haptischen Bedürfnisse einfach zusätzlich in Papiernotizen aus, deren Wichtigste Erkenntnisse ich dann in Elisi einpflege.
…du keinen Bock hast nach der Anleitung zu suchen und deshalb einfach irgendwo einen Post hinterlässt, möglichst, in einem Thema was dich gerade interessiert, Hauptsache es fällt jemandem auf!
Hallo @Corvuskat mir ist es jetzt aufgefallen Herzlich Willkommen :winken
Nur Geduld, Du wirst nicht vergessen.
Ich persönlich verabschiede mich für heute an dieser Stelle, aber irgendjemand geistert immer im Forum rum. Ich wünsche Dir einen guten Start und viel Spass im Forum. :knuddel
Ich probiere grade die Tiimo App aus, die für ADHSler gemacht und für ASSler… ich glaube, die kann sehr sinnvoll sein, wenn man sie vielleicht als separaten Kalender zur Strukturierung des Tages mit Routinen benutzt.
Ich habe aber erst gestern angefangen und mehr im Hinblick auf meinen ADHS-ASS Sohn.
Man kann zwei Wochen lang kostenlos testen und dann kostet es 20 Euro im Jahr. Das ist sie meiner Meinung nach absolut wert.
Es kommt nur drauf an, dass man sie wertschätzt, ernst nimmt, also sich selber klar macht, wieviel man profitieren könnte, wenn man die paar Sachen darin als unumstößlich für sich definiert - und - nicht überfrachtet!! und das ist ja immer mein Problem. Mal schauen, ob ich das nicht für mich irgendwie hinkriege…
Toll ist zB die fertige Routine für den Wind-Down am Abend zum Insbettgehen… und es gibt auch noch andere Schritt-Für-Schritt-Routinen …
… du irgendwas siehst oder irgendwo bist und dich sofort von der Stimmung mitreißen und für die Sachen begeistern lässt, aber nach relativ kurzer Zeit das Interesse verlierst oder es dich direkt nach dem Event nicht mehr interessiert…
Langsam glaube ich, Dein Unterbewusstsein will Dir da zu einer neuen Erfindung verhelfen. In Kreuzberg z.B. hätte man ein paar Gewürze hinterhergeschüttet, einmal in die Mikrowelle und schon eine sündhaft teure „Chai Cereal Bowl“ daraus gemacht.
Die ganze Geschichte des Tees ist doch voll von solchen ADHS-charmanten Schöndeutungen ursprünglicher Versehen: Kaiser Sheng Nung fiel vor 5000 Jahren versehentlich ein Teeblatt in sein abgekochtes Wasser. Und er fand es super. Und vor 100 Jahren hat doch ein Teehändler Teeproben in Mullsäckchen an seine Kunden verschickt, die die dann versehentlich direkt zum Aufbrühen benutzt haben. Und sie fanden es super. (Habe ich alles von @Koo gelernt, natürlich. In Haikus vorgetragen.)
Was wäre der Welt entgangen, wenn die sich alle einfach für ungeschickt gehalten hätten?