Diskussion zum Beitrag "Bupropion bei AD(H)S" auf ADxS.org

Hi, sorry, aber manche Fragen kann man so nicht einfach beantworten.
ATX und Nortriptylin sind reine Noradrenalinwiederaufnahmehemmer. Die erhöhen DA und NE also nur im PFC über den Noradrenalintransporter und nicht im Striatum, weil es dort keine gibt. Daher ist ATX auch kaum antriebsteigernd (im Vergleich zu MPH). Und dass Nortriptylin antriebsteigernd wäre, wäre mir auch neu.
Bupropion ist auch ein Dopaminwiederaufnahmehemmer und adressiert damit dann den DAT, der sich überwiegend im Striatum findet und kaum im PFC.

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Stille Ergänzung weil ich das wirklich wichtig finde: Wobei Bupropion laut der Metastudie eben seeehr wenig beim Dopamin hilft, salopp gesagt.
Außer man ist ein Affe.

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Jau, oder man dosiert es eben wirklich ziemlich hoch.

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Heyho,
Ich habe mich hier nun ein bisschen durchgelesen und wollte mal nach persönlichen Erfahrungsberichten fragen.

Ich habe seit August meine ADS Diagnose und seit fast zwei Monaten nehme ich Bupropion ein. Die Ärztin sprach davon, dass das i. d. R. das erste Medikament ist, was sie bei ADS verschreiben, daher habe ich es erstmal so angenommen.
Nach ca. 1 Woche habe ich erste kleine Verbesserungen bemerkt (z. B. fällt es mir ein wenig leichter aufzuräumen bzw. direkt Dinge zurück zu räumen anstelle sie einfach stehen zu lassen, ich bin „ausgeglichener“ und weniger reizbar). Seitdem hat sich allerdings nicht viel getan.

Ich hatte heute einen Termin zur Zwischenkontrolle und ich erzählte, dass ich die Veränderungen durchaus positiv empfinde, allerdings zu gering als ich erwartet hätte. In dem Gespräch wirkte es nicht so, dass sie bereit wäre ein anderes Medikament auszuprobieren und sprach eher von einer Dosis Erhöhung (Ich nehme bisher 1x tgl 150mg). Wir haben uns darauf geeinigt dem Medikament noch eine Chance zu geben und uns im Februar nochmal zu treffen - bei gleichbleibender Dosierung. Eigentlich möchte ich die Dosis nicht erhöhen, da ein paar meiner Leberwerte nicht ganz so optimal sind und Bupropion eben auch über die Leber verstoffwechselt wird.

Daher habe ich nun selbst recherchiert und bin dabei auf dieses Forum und diesen Beitrag gestoßen und gelesen, dass Bupropion eher als letzte Wahl gewählt wird und ggf. bei so einer Dosierung gar nicht richtig wirkt.

Neben der positiv Veränderungen, hat sich leider im Bereich Konzentration gar nichts verändert. An manchen Tagen hatte ich sogar den Eindruck, dass ich mich sogar schlechter konzentrieren konnte und unaufmerksamer bin als vor den Tabletten.

Hat hier vielleicht jemand ähnliche Erfahrungen und/oder kann mir evtl. eine Alternative zu Bupropion nennen, damit ich das bei der Ärztin das nächste Mal direkt ansprechen kann?

Vielen Dank schon mal :heart:

Bupropion ist kein ADHS-Medikament. :adxs_ai:

Das verschreibt „man“ nicht zuerst. Du kriegst seit zwei Monaten nichts Anderes? :adxs_redface:

Genau, ich nehme es seit dem 15.09. ein. Die Ärztin, die mir das verschrieben hat, ist auch eine andere gewesen als die bei der ich die Diagnose bekommen habe (neuro-psychatrische Gemeinschaftspraxis), die war mir auch deutlich sympathischer. Bei der jetzt hatte ich das Gefühl als ob sie sich eigentlich gar nicht richtig mit ADHS/Autismus auskennt und quasi von der Praxis gesagt bekommt, welche Medis sie verschreiben soll.
Aber versteh mich nicht falsch, sie wirkte durchaus kompetent… Nur eben nicht auf diesem Gebiet.

Hi Träumchen,

mir geht es genauso wie dir. Ich nehme es allerdings auch erst seit 2 Wochen. Der Antrieb ist gesteigert und Dinge zu erledigen ist einfacher, aber die Hyperaktivität ist gleichgeblieben. Ich habe auch die gleiche Erfahrung mit Ärztinnen gemacht. Du wohnst nicht zufällig in BW?

Hey Pilea,

Ne ich wohne in Niedersachsen und war in Hamburg bei den Ärztinnen.
Ich habe heute auch nochmal drüber nachgedacht, weil ich tatsächlich einiges schaffe, was vorher nicht ging, aber es ist mir einfach nicht genug.
Mein Leben lang wollte ich „normal“ sein und hatte gehofft, dass es mit Medis funktioniert. Ich habe Erfahrungsberichte auch von einer Freundin, die direkt Ritalin (o. Ä.) bekommen hat und sie war damit so happy und hat erzählt, wie einfach alles plötzlich ist. Das hatte ich für mich auch gehofft, zwar ist das Chaos im Kopf ruhiger/leiser, aber es ist einfach immer noch da.

Ich kann daher echt nicht nachvollziehen, wie die Ärztinnen diesen Leidensdruck nicht verstehen/sehen können.

Bupropion wirkt bei ADHS erst so bei 300 mg.
Und ja, es ist 5. Wahl.

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Gibt’s da Studien oder ist das ein klinischer Eindruck?

Ich kann für meinen Teil sagen, dass 150mg Bupropion keinerlei Wirkung auf meine ADxS Symptome hatte, als ich es damals vor meiner Diagnose mal bekommen hatte. Könnte also was dran sein. Habe die Aussage schon öfters gelesen, aber keine Quelle dazu.

Auf der Seite wofür dieser Thread ist sind Studien zur Wirksamkeit angegeben:

Brauchbare Ergebnisse bei der alleinigen Verwendung bei ADHS wurden in der Praxis erst bei recht hohen Dosen von 400 bis 450 mg / Tag gefunden, weshalb der aktualisierte europäische Konsensus zur Diagnose und Behandlung von ADHS bei Erwachsenen empfiehlt, Bupropion nur dann zu verwenden, wenn weder MPH noch Amphetaminmedikamente Wirkung zeigen (doppeltes Nonresponding).15

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Hier wurden 6 Studien verglichen, ist eine Übersichtsarbeit von 2017. Ingesamt kommt Buproprion da aber nicht gut wech:

Hauptergebnisse

Wir haben sechs Studien mit insgesamt 438 Teilnehmern aufgenommen. Fünf Studien wurden in den USA und eine im Iran durchgeführt. Alle Studien bewerteten eine lang wirkende Version von Bupropion mit einer Dosierung von 150 mg bis zu 450 mg täglich. Die Dauer der Studienintervention variierte von sechs bis 10 Wochen. Vier Studien schlossen Teilnehmer mit psychiatrischer Komorbidität ausdrücklich aus und eine Studie umfasste nur Teilnehmer mit Opioidabhängigkeit. Vier Studien wurden von der Industrie finanziert, aber die Auswirkungen auf die Studienergebnisse sind unbekannt. Zwei Studien wurden öffentlich finanziert, und in einer dieser Studien war der Hauptautor Berater für mehrere Pharmaunternehmen und erhielt auch eine von Forschern geleitete Finanzierung von zwei Unternehmen, aber keines dieser Unternehmen stellt Bupropion her. Wir beurteilten keine der Studien als frei von Voreingenommenheit, da die Studienberichte für die meisten Risikobereiche nicht genügend Details lieferten. Mit dem GRADE-Ansatz haben wir die Gesamtqualität der Beweise als niedrig bewertet. Wir haben die Qualität der Beweise aufgrund des ernsthaften Risikos von Verzerrungen und ernsthafter Ungenauigkeit aufgrund kleiner Stichprobengrößen herabgestuft.

Wir fanden minderwertige Hinweise darauf, dass Bupropion den Schweregrad der ADHS-Symptome verringerte (standardisierte mittlere Differenz -0, 95% Konfidenzintervall (CI) -0,86 auf -15, 3 Studien, 129 Teilnehmer) und den Anteil der Teilnehmer erhöhte, die eine klinische Verbesserung erzielten (Risikoquote (RR) 1,50, 95% CI 1,13 bis 1,99, 4 Studien, 315 Teilnehmer) und eine Verbesserung der Clinical Global Impression ‐ Improvement-Skala (RR 1,78, 95% CI 1,27 bis 2,50, 5 Studien, 337 Teilnehmer). Es gab Hinweise auf minderwertige Hinweise darauf, dass der Anteil der Teilnehmer, die sich aufgrund einer nachteiligen Wirkung zurückzogen, in den Bupropion- und Placebo-Gruppen ähnlich war (RR 1,20, 95% CI 0,35 bis 4,10, 3 Studien, 253 Teilnehmer). Die Ergebnisse waren sehr ähnlich, wenn wir ein Zufallseffektmodell verwendeten und nur Studien analysierten, die Teilnehmer mit einer psychiatrischen Komorbidität ausschlossen.

Schlussfolgerungen der Autoren

Die Ergebnisse dieser Überprüfung, bei der Bupropion mit Placebo für ADHS bei Erwachsenen verglichen wurde, deuten auf einen möglichen Nutzen von Bupropion hin. Wir fanden Hinweise auf minderwertige Hinweise darauf, dass Bupropion die Schwere der ADHS-Symptome verringerte und den Anteil der Teilnehmer mäßig erhöhte, die eine signifikante klinische Verbesserung der ADHS-Symptome erzielten. Darüber hinaus fanden wir Beweise von geringer Qualität, dass die Verträglichkeit von Bupropion der von Placebo ähnlich ist. Bei der pharmakologischen Behandlung von Erwachsenen mit ADHS kann Bupropion mit verlängerter oder anhaltender Freisetzung eine Alternative zu Stimulanzien sein. Die Beweise von geringer Qualität deuten auf Unsicherheit in Bezug auf die gepoolten Effektschätzungen hin. Weitere Untersuchungen werden diese Schätzungen sehr wahrscheinlich ändern. Mehr Forschung ist erforderlich, um konkretere Schlussfolgerungen zu ziehen und die optimale Zielpopulation für dieses Medikament zu klären. Das Ansprechen auf die Behandlung bleibt in einer DSM5-diagnostizierten Population zu melden. Es gibt auch einen Mangel an Wissen über langfristige Ergebnisse.

Die Qualität der Beweise wird mit gering angegeben. Die Studienlage scheint da insgesamt bescheiden zu sein. Es sei denn es gibt was aktuelleres.

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Aus der: Aktualisierte europäische Konsenserklärung zur Diagnose und Behandlung von ADHS bei Erwachsenen

7.4.6. Bupropion

Es gibt widersprüchliche Ergebnisse für Bupropion aus einer kleinen Anzahl von Erwachsenenstudien. Positive Ergebnisse wurden mit höheren Dosen (400-450 mg pro Tag) [263.264] berichtet. Aufgrund einer begrenzten Evidenzbasis sollte die Verwendung von Bupropion auf Fälle beschränkt werden, die andere ADHS-Medikamente nicht vertragen.

Das wird auch als Quelle im Artikel auf ADxS.org angegeben.

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0924933818301962

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@UlBre

Vielleicht sollte man auf der Seite noch ergänzen, dass es für die Behandlung von ADHS mit Buproprion keine Zulassung gibt und es als Off-Label- Use verordnet wird? :thinking:

Ich glaube es ist nirgendwo zugelassen.

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Hallo spannend das es hierzu einen Thread gibt und super wie gut sich viele hier auskennen. :smiley:

Ich hätte auch einen kleinen Erfahrungsbericht beizutragen.
Ich hab jetzt 3 Tage 150mg Elontril genommen und es hat mich total aus dem Leben gehauen. Ich hatte mir das Medikament von einer Psychiaterin verschreiben lassen, bei der ich vor 15 Jahren mal wegen Depressionen war und Remergil bekommen habe was meiner Stimmung gut tat.
Da ich grade eine schwere Phase im Leben durchmache und phasenweise viel traurig bin und antriebslos, meinte sie, dass mir Elontril helfen könne. Ein Freund von mir, der kein ADHS hat, hatte damit auch gute Erfahrungen gemacht.

Leider fand ich die Wirkung der letzten Tage so unangenehm das ich nun gestern keine Tablette genommen habe und zum Glück recht schnell wieder „normal“ war. Die letzten Tage lag ich nur apathisch rum, konnte keine 2 Sachen gleichzeitig, hab Löcher in die Luft gestarrt und war total ruhiggestellt und alles andere als ich selbst, lachen ging nicht mal richtig. Alles war meh. Mein Körper war schwer.

Ich hab meiner Ärztin geschrieben das ich es gerne absetzen würde.
Sie sagt „ihre Beschwerden sind vermutlich die „normalen“ Nebenwirkungen mit Verschlimmerung der Symptomatik. Grundsätzlich sollte man dem Medikament 4-6 Wochen Zeit geben für die Entfaltung einer Wirkung. Das wäre bei einem Alternativpräperat nicht anders.“

Im Vergleich zwischen Mo.-Mi. mit Tablette und gestern ohne, kann ich mir nicht mal eine weitere Woche mit dem Medikament vorstellen.

Habt ihr Ideen oder Erfahrungen wie sowas sein kann?
Auf mein Blutzucker habe ich geachtet, wegen der Müdigkeit, hatte aber keinen Einfluss.

Meine ADHS Diagnose habe ich vor 5 Jahren in einer anderen Praxis bekommen, aber dort wird mir nicht zugehört, die verschreiben auch nur Medikinet, was bei mir auch nur phasenweise ok war und andere wieder furchtbar, nur müde etc. aber wie schon gesagt, leider interessiert die das da überhaupt nicht und darum bin ich mit dem Anliegen meiner Depression nicht dort hin. Ich hätte so gerne noch mal ein anderes ADHS Medikament ausprobiert aber so sitze ich doomed mit meiner Erschöpfungsdepression rum und bin Gefühlt alternativlos :confused:

Was?
Das glaube ich nicht.

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Und hast du bei der Stimulantieneindosierung Koffein komplett weggelassen?

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Koffein hab ich nicht zu mir genommen. Mache ich eh nur super selten.

Immerhin hat sie noch mal geschrieben das ich die Tabletten absetzen darf wenn es zu schlimm ist mit den Nebenwirkungen. Na immerhin. Habe ich ja aber eh abgesetzt.

Frage mich nur wie die Alternativen grade aussehen.

Ich weiß auch nicht was der schlauere Behandlungsansatz wäre, Antidepressiva versuchen in der Hoffnung das sich darüber Motivation und Antrieb wieder regulieren.

Oder es nochmal mit Medikinet versuchen - was aber sicher auch 4 Monate dauert bis ich einen Termin = das Medikament bekomme :frowning:

Wisst ihr ob Neurologen die nicht auf AdHS spezialisiert sind auch entsprechende Medikamente verschreiben dürfen?

Ja, dürfen sie.

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