Huhu…
Hier mal meine Erfahrung:
Seit Anfang Oktober erhalte ich Elvanse adult 30mg.
Von Beginn an löse ich Elvanse in Wasser auf und nehme die Dosis direkt nach dem Frühstück ein.
Im Aufklärungsgespräch mit meinem Arzt,
meinte dieser bereits, dass
a) bei Frauen mit den Schwankungen im Zyklus unterschiedlich hoher Bedarf an Stimulanz entstehen kann
b) dass es sein kann, dass 30mg sogar zu hoch seien. Ich solle das mal ausprobieren und es sei möglich, die Dosis nicht ganz zu nehmen (mit Verweis, dass 30mg aktuell Initialdosis sei, aber der Hersteller gerade daran ist, auch 20mg-Dosen auf den Markt zu bringen)
Beides entspricht in Etwa dem, was hier im Forum ja auch immer wieder diskutiert wird. (Ob er wohl das Forum kennt?)
Kurzfassung: meine Idealdosis liegt im größten Teil des Zyklus zwischen 20mg und 30mg. An 2-3 Tagen in der 2 Zyklushälfte ist der Bedarf etwa bis 45mg zu vermuten. (Noch in der Erprobung!)
Lange Fassung:
Für die Eindosierung hatte ich zunächst 2 Monate Zeit, in denen ich ausdrücklich selbst beobachten und die Dosierung (unterhalb von 30mg!) selbstständig anpassen dutfte/sollte. Sollten Nebenwirkungen nicht verschwinden oder Wirkung nicht einsetzen, sollte ich mich in der Akutsprechstunde auch schon vor dem nächsten Termin melden.
Am Anfang hatte ich noch etwas Bedenken und habe mich entschieden mit niedriger Dosis zu starten:
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Start: 15mg mit Nebenwirkung: Kopfschmerzen, Müdigkeit am Tag, Reizempfindlichkeit, Kieferpressen (Dosis zu gering!)
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nach 7 Tagen: 20mg: erster Tag noch Kopfschmerzen, die dann weggingen; insgesamt mehr Konzentration, Antrieb, innere Ruhe, leichter stimmungsaufhellender Effekt,
teilw.gegen Nachmittag motorische Unruhe, Reizempfindlichkeit (Wirkung tendenziell gut, aber zu kurz)
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nach weiteren 5 Tagen: 25mg: positive Wirkungen halten länger an, insgesamt ausgeglichenes Gefühl (schien als Idealdosis…bis der Zyklus seine Tücken zeigte)
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30mg in PMS-Zeit und Beginn Menstruation - schienen teilweise zu gering: kaum Wirkung bemerkt, außer etwas bessere Stimmung (immerhin!) - bis plötzlich ein Tag kam an dem ich überreizt, getrieben, unruhig war (Dosis schien also plötzlich zu hoch!)
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dann nochmal mit Zyklus/Östrogenpegel befasst (Eindosierungstabelle hilfreich!) und entsprechende Anpassung auf 20mg, 25mg, 30mg je nach Zykluszeitpunkt :
Die 5mg-Schritte habe ich angepasst nach der „Formel“
Tendenz der DA-Erhöhung in Tabelle+ Wirkung des Vortages = Startschuss für 5mg-Schritt nach oben oder unten
(Beispiel: wenn Tabelle sagt: DA-Erhöhung gering- dann tendenziell nach oben dosieren, aber Dosisschritt erst machen, wenn Tag vorher leichte Einbußen in Wirkung deutlich wurden(bei mir z.B. sichtbar durch motorische Unruhe))
Für die Aufteilung der Dosis löse ich Elvanse in Wasser auf. Hierfür nutze ich eine kleine Glasflasche (Sylter-Salatsauce ;)), in die sehr knapp 300ml passen. Die unterschiedlichen ml Schritte (100, 150, 200, 250) habe ich einmalig abgemessen und auf der Flasche markiert. Ich trinke dann die entsprechende Dosis ab. Rest: Wegschütten oder für Folgetag aufheben (wenn es rechnerisch Sinn ergibt;) - ich habe 2 identische Flaschen präpariert, sodass ich Reste nicht nochmal umschütten muss).
Die Flasche ist unauffällig und neutral. Ich kann die Dosis so auch offen und „so nebenbei“ bei der Arbeit (sogar in der Teamsitzung) nehmen. Enge Kolleg*innen weihe ich mit der Zeit ein, für alle anderen ist das ein Nahrungsergänzungsmittel. Die wenigsten interessieren sich aber wirklich dafür
Durch Zufall (ich wurde beim Abtrinken unterbrochen) habe ich bemerkt, dass mir Elvanse am besten bekommt, wenn ich zunächst 20mg abtrinke (meine Mindestdosis!) und nach Bedarf (Zyklus!) dann ca. 4 Stunden später 5mg/10mg.
Das habe ich so auch mit meinem Arzt im Auswertungstermin besprochen und es wurde so von ihm abgesegnet!
Da ich an 2-3 Tagen in der PMS-Zeit das Gefühl habe, dass 30mg nicht ganz ausreichen, habe ich außerdem die Erlaubnis probeweise an diesem Tagen bis 45 mg nach oben zu dosieren. Das war jetzt in diesem Zyklus aber nicht nötig (hatte schon immer starke Schwankungen von gar kein PMS bis starke psychische Symptome (Verdacht PMDS)).
Mein Arzt und ich vertrauen da auf mein Körpergefühl, meine Erfahrung, meine Dokumentation und den großen Respekt mit dem ich Stimulanz von Anfang an (auch kritisch) gegenüberstehe. Sowohl er als auch ich sehen das nach dem Motto: so viel wie nötig und so wenig wie möglich.
Erfahrung:
Im Moment profitiere ich von der positiven Wirkung, merke
- höhere Energie-Kapazitäten im Alltag: bin nach der Arbeit dazu in der Lage den Feierabend bewusst zu genießen (statt Zwangserholung, weil kaputt), „Freilauf“ (fehlende Struktur) an Wochenende/ freien Tagen/ in Urlaub stützt mich nicht mehr in Stimmungstief
- plane, beginne,beende Projekte (beruflich&privat)
- merke dadurch deutlich mehr Selbstwirksamkeit, Selbstbewusstsein dadurch gesteigert
- Kontakte zu Mitmenschen verbessern sich im Akkord (kann Gesprächen besser folgen, aktiv zuhören, unterbreche nicht mehr impulsiv, schaffe es, die eigene Story zurückzuhalten und an der passenden Stelle zu platzieren, maskiere viel weniger und bin dadurch authentischer)
- ich bin klarer in meiner Haltung und Meinung = entwickle plötzlich eine Art „Führungskompetenz“ (bzw.wird diese sichtbar!) = werde plötzlich als „Fels in der Brandung“ wahrgenommen
- großes Bedürfnis offene Themen zu klären, dadurch schwierige, intime teilw. emotionale Gespräche geführt und dabei Emotionen gut wahrnehmen und regulieren können (ohne etwas unterdrücken zu müssen)
- Zugriff auf kreative Ideen und außergewöhnliche Lösungen effektiv „kanalisiert“, sodass ich diese auch anderen angemessen mitteilen kann
- endlich (!)innere Ruhe (außer, wenn Dosis falsch)
- Nagelhaut, Fingernägel nicht mehr angeknibbelt (außer, wenn Dosis falsch)
- insgesamt bessere Laune, mehr Genussfähigkeit, Offenheit, Zugriff/ Zugang zu Emotionen & diese regulieren können
- insgesamt das Gefühl viele „Kontrollmechanismen“ und bisherige Copingstrategien loszulassen, das bringt viel Leichtigkeit, Lebensfreude und meine Persönlichkeit schält sich mehr und mehr heraus.
Gerade lichtet sich mit Hilfe der Diagnose und Medikament also der ganze Nebel, der bisher über meinem Leben lag.
Erst letztes Wochenende habe ich meine Geschwister und Eltern über die Diagnose informiert. Nach kurzem Überraschungsmoment kam heraus, dass mein Bruder als Kind eine Autismus/ADHS-Diagnose erhalten hatte, die aber innerhalb der Familie nicht kommuniziert wurde. Die Info hätte mir natürlich einige Zweifel auf dem Weg zur Diagnose gespart, aber ich bin stolz auf mich, meinen Verdacht auf eigene Faust verfolgt zu haben. Ich hab das Gefühl aktuell 1000 Entwicklungsschritte in kürzester Zeit zu machen, nachdem ich zuvor über mehrere Jahre in Therapie mit falscher Diagnose nicht voran kam. Aktuell sehe ich in der Stimulanz eine große Unterstützung und gleichzeitig sehe ich auf fast 37 Lebensjahre zurück und kann mir nur selber „High-Five“ geben, wie ich TROTZ der ADHS alles bisher hinbekommen habe. Ich trauere keiner Sache hinterher und spüre auch keine Vorwürfe gegenüber Familie/ ehemaligen Lehrkräften/…, dass niemand das früher erkannt hat, sondern genieße die Klarheit jetzt.
Langfristig kann ich mir vorstellen auch wieder ohne Medikamente den Alltag zu gestalten oder diese nur für bestimmte Phasen zu nutzen. Im Moment bin ich jedoch dankbar für die hilfreiche und positive Unterstützung.