Bullshit.
Anekdotische Evidenz zu kritisieren und dann mit Behauptungen, die schon anhand der Diskussionen, an denen der Behauptende selbst teilnahm, widerlegt sind, zu argumentieren, zeigt, dass die behaupteten Werte selbst nicht gelebt werden.
Die Frage der Eindosierung von Amphetaminmedikamenten wurde hier so lange und so ausführlich diskutiert, dass ich auf diese pauschalen Unsinn eigentlich nicht mehr eingehen mag.
Aber so ist es nun mal: indem man pauschale, allgemeine, unqualifizierte Kritik raushaut, zwingt man andere, die sachlichen Argumente immer wieder zu wiederholen. Dann wird zu den einzelnen Sachfragen wieder geschwiegen, bis es vergessen ist, und dann geht der Zirkus von vorne los.
Aber das Muster hatten wir auch schon zu anderen Themen.
Also:
Es gibt keinerlei wissenschaftliche Studien, dass ein Eindosieren mit 30 mg richtig ist. Es gibt keine Eindosierungsstudien. Die 30 mg bei Elvanse sind schlicht eine Folge von: isso, weil es keine Studien dazu gibt und der Hersteller mangels Studien das einfach mal so gesagt hat.
Es gibt zudem eine Vielzahl von Studien, dass ein langsames Eindosieren von Medikamenten (niedrige Erstdosis, kleine Stufen) besser ist. Das ist pharmakologischer Standard.
Es gibt zudem einen wissenschaftlichen Konsens, dass MPH möglichst niedrig gestartet und in kleinen Stufen erhöht wird. Dazu gibt es massig Studien und offizielle Leitlinien.
Nur zu Elvanse gibt es nichts.
Was macht man, wenn man keine spezielleren Studien hat?
Man hält sich an den Standard. An die Grundlagen.
Eine Abweichung von den Grundlagen der pharmakologischen best practic müsste begründet werden. Das Nichtbegründen der Abweichung von den Standards ist fahrlässig, nicht deren Einhaltung.
Wir haben also einen Standard für Medikamente allgemein und einen Standard für das Stimulanz MPH.
Zu Elvanse gibt es nur die Zulasungsstudien (mit fixen Zieldosen) und die Herstellerangaben.
Eindosierungsstudien sind sauteuer (zig Millionen) und für eine Zulassung eines Medikaments nicht erforderlich. Daher ist es für den Hersteller einfacher, auf die Ergebnisse der für die Zulassung vorgeschriebenen Studien mit Zieldosen abzustellen.
Das hat auch Haftungsgründe.
Die gehen, meiner Überzeugung nach, allerdings hier auf Kosten der Betroffenen.
Thematisieren kann es ein Hersteller ohne Studien nicht. Das eine erlaubt ihm die Rechtsabteilung nicht, das andere das Management und die Aktionärsversammlung nicht.
Wer die Zusammenhänge versteht, kann erkennen, dass Meinungen keineswegs immer am Wohle der Betroffenen orientiert sind.
ADxS unterliegt solchen Einflüssen nicht.
Als es die Eindosierungsempfehlungen von ADxS noch nicht gab, hatten wir hier im Forum massenhaft Berichte von Leuten, die mit den Herstellerempfehlungen massive Probleme hatten, die durch kleinere Dosen behoben werden konnten.
Das zu ignorieren wäre unangemessen gewesen. Auf der Erfahrung dieser vielen Betroffenen wuchs die Meinung von ADxS.
Erst nachdem es die daraus entstandenen Eindosierungsempfehlungen gab, kamen Berichte auf, von Betroffenen, die mit niedrigen Erstdosen Schwierigkeiten hatten, die dann bei höheren Dosen weggingen. Gleichzeitig gab es weniger Berichte von Problemen mit zu hoher Erstdosis.
Seither wurden die Eindosierungsempfehlungen von ADxS.org angepasst: man kann links rum oder rechts rum um den Baum gehen.
Lesen hilft.
Unabhängig davon sind Eindosierungsnebenwirkungen natürlich unschön, aber grundsätzlich ungefährlicher als Überdosierungsnebenwirkungen.
Wenn man also die Wahl hat, welches Risiko man eingeht - welcher Weg wäre dann fahrlässig?
Weiter hat ADxS immer empfohlen: bei Nebenwirkungen beim Eindosieren immer erst noch mal höher gehen, weil es dann auch besser werden kann. Erst wenn die zweite Erhöhung in Folge die Nebenwirkungen verschlimmert, runtergehen.
Und ohnehin: der Arzt hat die Führung, niemand sonst. Weder der Betroffene selbst, noch ADxS.
Inzwischen hat der Hersteller in Deutschland übrigens auch 20 mg für Erwachsene auf dem Markt, und für Erwachsene sind inzwischen alle 10 mg Stufen zwischen 20 und 70 mg verfügbar.
Der Hersteller hat zudem seine Eindosierungsempfehlungen überarbeitet:
Nun heißt es:
„Zu Behandlungsbeginn beträgt die empfohlene Dosis 30 mg, Ihr Arzt kann aber auch entscheiden, dass Sie die Behandlung mit 20 mg beginnen sollen.“
Immerhin ein Schritt, wenn auch nur ein halber.
Meine Wette ist: in 5 Jahren gibt es endlich auch in Europa 10 mg und die Eindosierungsempfehlung des Herstellers wird sich weiter angepasst haben.
Warten wir es ab.
Bis dahin führen wir diese Diskussion weiter. Jedes Jahr von neuem, schätze ich.
Ich speicher die Argumente dann mal als Textbaustein ab.